Paket 19

Bearbeitet von Matthias Bohle


Der Ständetag zu Elbing

Brief Gabriel von Baysen an den Komtur von Christburg

Gabriel von Baysen bittet den Komtur zu Christburg "daz ir wol wellet thun und wellet es zcum andern Tage lassen komen", weil viele, die zu dem Ständetag kamen gar nicht dazu auserkoren waren. Es ist dsa Anliegen Gabriels. dass "wir uns eyntrechtiglich mochten scheiden". Deshalb möchte er, dass neue Abgeordnete gewählt werden, die sie zum Ständetag senden können. Ferner möchte Gabriel von Baysen wissen, warum er nicht zum Ständetag geladen war.

Schreiben des Komturs zu Christburg an den HM

Die Anschuldigungen, die Gabriel von Baysen in seinem Brief erhebt, weist der Komtur zurück. Es seien bei ihm "dreye erbar Lewte" gewesen, die die Anschuldigungen widerlegen konnten. Warum Gabriel nicht zum Ständetag geladen war, hängt mit dem Schreiber des Komturs zusammen, der ihn lediglich vergessen hatte, einzuladen.

Brief des Voigtes von Leipe an den HM

Der Voigt vin Leipe schreibt dem HM, dass die zu Leissau am 6. und 7. Dezember versammelten Ritter und Knechte aus Thorn, Lippe, Golau, Papa und Althaus sich entschieden weigern, ihre zur Tagfahrt zu Elwingen erwählten Sendeboten unbeschränkte Vollmacht zu erteilen, weil sie nicht davon wußten, dass ein Tag abgehalten werden sollte, zu dem auch der Legat erscheine. Der Voigt von Leipe macht sie mehrmals darauf aufmerksam, dass dieses Anliegen mehrmals vorgebracht worden sei, u. a. auf auf einem Tag zu Mergenborg. Die Ritter und Knecht verweisen jedoch darauf, dass ihnen davon nicht bekannt sei und sie "keyne macht von sich senden [wolden]. Dornach mag sich ew. irw. gn. richten". Außerdem hätten sich sich mißgünstig über den Prälaten geäußert.

Städterezess der Tagfahrt zu Elbing (Mittwoch nach Conceptionis Mariae 1450)

Auf dem am 9. Dezember abgehalten Städtetag in Elbing waren folgende Vertreter der Städte des preussischen Landes anwesen: Kulmen, Thorn, Elbing, Braunsberg, Königsberg, Kneipphof, Danzig, "Grudentz", Strosburg, Neuweststadt-Elbing, Altstad-Danzig, Fredlandt, Allenburg, Zinten, Heiligenbiel, Swetz, Lauenburg, Melsak, Heilsberg, Resel, Wormenit, Guttenstadt, Allenstein, Holland, Morung, Liebenstadt, Mulhausen, Lobau, Marienwerder, Reden, Mewe, Stargart, Neumarkt, Landisberg, "Tokemite", Leue, Seburg, Wartenberg, Bartenstein, Neuburg.

Der päpstliche Legat ist ins Land gekommen, "umme etzlicher sache willen". Auf Wunsch es päpstlichen Legaten hat der Hochmeister einen Städtetag einberufen. Der Legat verlas eine Bulles des Papstes, die den Ständen vorwarf, eine Vereinigung gegründet zu haben, die "wider den heiligen cristengelowben" sei. Wenn die Stände diesen nicht auflösen würden, hätte der Legat die Macht, alle Mitglieder des Bundes sowohl zu bannen und mit einem Interdikt zu belegen als auch "die wertliche macht obir uns anzuruffen". Nachdem der Legat die Versammlung verlassen hat, schwört der HM die Anwesenden daruf ein, "ein antwort mit eintracht auff des herren legaten vorgeben und das mit eintracht von uns zu gebende, adir wellet ir unser antwort haben, dass wellen wir euch übergeben". Danach trafen sich die Vetreter der Länder und Städte und haben acht Personen (vier aus den Ländern, vier aus den Städten) bestimmt, die dem HM antworten sollten. Die acht Personen wollten vom HM wissen, wer sie beschuldigt habe und forderten ihn dann auf, "offenbaren und kund tun solle", dass sie gute Christen seien. Der HM gibt ihnen zur Antwort, dass sie eine Abschrift der päpstlichen Bulle mit sich nehmen sollten, aus der hervorgehe, wer sie vor dem Papst beschuldigt habe. Am nächsten Tag um sechs Uhr erfolgte die schriftliche Antwort der acht Vertreter vor dem HM. Sie machten den Hm darauf aufmerksam, dass er ihnen bei der Huldigung ihre Privilegien, Freiheiten und Rechte gelassen habe. Darum bitten sie den HM, dass er "geruhe zu beschirmen vor sulchen gedranck, alse uns itzunt ist vor augen, wente gnediger lieber herre, es ist gescheen bey ewren vorfaren her Conradt von Erlichshausen seligen gedechtnis gezeiten...das dier sache bisher gerueth sein gebleben". Sie baten den HM, dass er dem Legaten bestelle, dass sie durch den Leganten nicht mehr bedrängt werden. Ferner wiesen sie daraufhin, dass, wenn die Anschuldigungen nicht durch den HM abgeblockt werden, "so besorge wir uns des, das unserm heilgen vater dem pobest, keyser und churfursten und andern sulle offenbar und vorbracht werden, was nodt uns dorzu gedranget hat von langen zeiten bisher, das wir sulche eynunge und vorschreibunge vor gewalt haben gemacht, das wir doch ungerne thun welden. Also gnediger lieber herre, so haben wir forder kein befel von unsern eldesten eyngerley handelunge von der copia der bullen wegen zu habende, sunder was wir alhir gehort haben, habe wir befel, das henheym zu brengen an die unsern". Einige Stunden später schickte der HM den Großkomptur und den Komptur von der Balge zu den Abgesandten der Länder und Städte, um ihnen mitzuteilen, dass sie sich um 1 Uhr wieder bei ihm einfinden sollen. Zur verabredeten Zeit teilte der HM mit, dass er noch keine Antwort habe und sie sich morgen früh zwischen 6 und 7 Uhr bei ihm einfinden sollten.

Währenddessen erhalten die Städte im Rathaus von den Ratssendeboten Auskunft über die Tagfahrt zu Lübeck.

Am Samstag (12. Dezember) gab der HM den Ländern und Städten Antwort auf ihre schriftlichen Forderngen. Er stellte klar, dass der Orden Vorbehalte gegenüber dem Bund habe. Er forderte sie auf, "dem hern legaten gehorsam sein" und ihm selbst zu antworten. Am Samstag vormittag traten der Bürgermeister von Margenburge mitsamt den Städten Koniz und der Neustadt Thorn vor den HM und erklärten ihm, dass der Bund "nicht widdir der heilgen Kirchen gerechtigkeit in deme sulden haben gethan". Samstag abend hatten sich die kleinen Städte mit den großen beraten und beschlossen, beim Bund zu bleiben. Noch am selben Abend traten die Länder und Städte vor den HM und baten ihn, nach Hause reisen zu dürfen, "das sie die sache an ire eldesten heim mochten bringen". Der HM gab der Bitte nach und entließ sie mit der Forderung, diese Angelegenheit auf einen Tag, den Donnerstag "nach der heilge drei Konige", zu verlegen, an dem sie "mit voller macht auf den gelegten Tag kommen und den den legaten ein antwort zu brengen".