Paket 15

Die preußischen Ständetage des 15. Jahrhunderts. Exzerpt des Quellenpaket Nr. 15 aus: Acten der Ständetage Preußens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, hrsg. M. Töppen, 5 Bände, Leipzig 1878 – 1886, ND Aalen 1973 – 1974.

Bearbeitet von Normann Marksteiner


1. Quelle: Briefwechsel vor dem Ständetag zu Danzig

A. Bericht des Komtur zu Graudenz an den Hochmeister vom 21. Mai 1442, S. 475.

Comthur zu Graudenz schreibt, Vogt von Leipe hat dem Befehl des Hochmeisters (HM) gemäss je zwei Bevollmächtigte aus jedem Gebiet des Culmischen Landes nach Leyssaw berufen. Der gemeine Mann hat die Wahl nur mit Widerstreben vollzogen, da ihm von der zu behandelnden Sache nichts bekannt ist. Die Städte meinen, dass die ehrbaren Leute des Landes bei ihnen bleiben sollen, um sich des Pfundzolles zu entsetzen, andern Falles wenigstens eine Zeitlang noch Wiederstand leisten mögen. Es würde gut sein, wenn auch „slechte erbar lwte“ (S. 475), neben den ehrbaren, zu der Tagfahrt berufen werden würden, um den Städten entgegenzutreten.

B. Erste Zuschrift der Hansestädte aus Stralsund an die Preußischen Städte vom 22. Mai 1442, S. 475.

Ratssendeboten der gemeinen Hansestädte, zu Stralsund zu Tage versammelt, und der Rat von Stralsund schreiben den Ratssendeboten der gemeinen Städte in Preußen, zu Danzig zu Tage versammelt, sie möchten nach Kräften dahin arbeiten, dass der HM, an den auch sie in dieser Angelegenheit geschrieben hätten, den Pfundzoll nachlasse und übergebe und den Kaufmann der Deutschen Hanse bei solchen Freiheiten lasse, in deren Besitze er sie gefunden habe.

C. Zweite Zuschrift der Hansestädte aus Stralsund an die Preußischen Städte vom 22. Mai 1442, S. 475.

Ratssendeboten der gemeinen Hansestädte, zu Stralsund zu Tage versammelt, bitten den HM, in Anbetracht ihrer Verdienste um den Orden und das Land Preußen und zur Erhaltung freundschaftlicher Verhältnisse, von der Erhebung des Pfundzolles abzusehen und die Hanse bei solchen Freiheiten zu lassen wie er sie gefunden habe.

D. Privatmitteilung von Dytmar Keysser aus Lübeck an den HM vom 25. Mai 1442, S. 475f.

Der Verfasser antwortet auf einen Brief des HM. Er weiß nichts Gutes zu schreiben, berichtet von dem Gerede, unter den Kaufleuten und des gemeinen Volk, gegen den Orden. Die Bremer und Lübecker haben dem Orden geholfen, haben ihn in das Land gebracht, auf dass sie die Christenheit „vorfechten“ und keine Zölle erheben sollen. Die Kaufleute werden sich mit Herren und Städten beraten. Was die Räte der Städte sagen weiß der Verfasser nicht.


2. Quelle: Rezess des Ständetags

E. Rezess der Städte über die Tagfahrt zu Danzig, Trinitatis 1442, S. 476 – 486

  • Städte befragen die Abgeordneten des Landes am 27. Mai um ihre Vollmachten und teilen ihnen den Inhalt der Verhandlungen der vorigen Tagfahrt mit
  • Städte bitten die Abgeordneten des Landes am 29. Mai darum, gemeinsam dahin zu arbeiten: „des pfundczolles wegen [...], das her [der HM] dis land frey liesse bleiben, alsz her is gefunden hatte“ (S. 479)
  • Bischof von Ermeland und Johan von Baysen sind Vermittler
  • Städte teilen den Vermittlern mit: „das sie [die Städte] muchten die helffte des pfuntczolles, den vierden pfenning und ouch ganz den pfundczoll haben [...]“ (S. 479). Nach Besprechung der Vermittler antworteten diese: „ das en sulch entwert an den heren homeister zcu brengende nicht beqweme deuchte“ (S. 480) und argumentieren damit, dass der HM Geld haben müsse. Zur gütlichen Einigung hat man: „sechs person von den steten bey sie welde fugen umbe zcu vorsuchen, ab sie mit en wege und weise kunden fynden, das men die sachen zcum gutten ende muchte brengen.“ (S. 480)
  • Ausschuss einigt sich auf eine Tranksteuer, welche dem HM anstatt des Pfundzolles entrichtet werden soll („alse von dem getrenke das ein iglicher, der do bier verkaufte und schenkete, einen neuen schilling von einer tonne biers gebe, und von weyne und methe dergleiche, und dasselbe gelt solte dem hern homeister und den steten gefallen [...]“ S. 481)
  • HM wird von den Vermittlern insgeheim, über das Vorhaben der alternativen Tranksteuer, benachrichtigt („[...] umbe das under en beyden in geheyme an unseren hern homeister zcu brengen“ S. 481)
  • HM lässt am 30. Mai durch die Vermittler ausrichten: „das her den pfuntczol wil laessen anstehen“ (S. 482)
  • Nach Einladung des HM trägt der Bischof von Ermeland jenem, im Beisein der Großgebietiger, der Abgeordneten des Landes und der Städte, die Bitte um das Anstehen lassen des Pfundzolles vor
  • Gespräche über die Münze, wobei der Bischof vorträgt: „das wenig silbergeld im lande were“ (S. 483)
  • Vorlesen eines Briefes der Königin von Ungarn durch den HM. In diesem bittet jene um Hilfe gegen die Polen
  • Stellungnahme des HM zu den vorgetragenen Angelegenheiten (s.o.) erfolgt am 31. Mai: Der Pfundzoll wird zur Zeit anstehen, bzgl. der Münze: „hot der homeister gesprochen, das hers bestellen wil, das die muntcze in wirde sal werden gehalden, alse sie bis nw her ist gehalden, und meynet, nochdem das silber 6,5 mark gelt, und alsust lange 7 mark hot gegulden, das sy bey voreger wirde bleiben sal“ (S. 484)
  • Länder und Städte tragen dem HM, bzgl. des Hilfsgesuchs der Königin von Ungarn, vor: „das seyne genade wol weis, wie der ordo und dys land sich mit den Polen hot verbunden und vorschreben [...] [und] das seyne genade thun wurde, und mit seynem weysen rathe das also fugete, alsz seyner genade das rathsam duchte zcu siende, das wir [Länder und Städte] dorane besorget und vorwaret werden“ (S. 484)
  • Prälaten, Länder und Städte thematisieren den noch nicht beigelegte Zwiespalt im Orden. Aus ihrer gemeinsam verfassten Schrift, welche sie dem HM vortragen, geht hervor: „[...] so hore wir durch eyn gemeyne geruchte, das die dingk noch nicht gantcz gelegert seyn, sundir das do noch ist etliche bitterkeit und umwille [...] [ist]“ ( S. 484). Weiterhin raten sie ihm: „das euwer gnade das in czeithen store und nicht vorder laesse wachsen, umbe grosseren schaden zcu vormeyden“ (S. 485)
  • Ritter merken ihre Beschränkungen im Handel an und gaben vor: „[...], das das land frey seyn sulde eynem ydermanne zcu kouffslagen“ und beklagen: „wie der kouffmann deshalben vorhindert wurde“ (S. 485)
  • Labiauer Zoll wird von den Städten am 01. Juni angesprochen, eine Antwort hierzu soll je einem Gesandten aus Elbing, Königsberg und Danzig morgen, auf der Marienburg gegeben werden
  • Kulm wird durch die Städte abermals aufgefordert gegen den Pfundzoll zu wirken
  • Schreiben der Hanse