Forschungsgeschichte und Forschungsstand

Markian Pelech, Zur Rolle Danzigs unter den preußischen Hansestädten bis 1410, in: Danzig in acht Jahrhunderten, hg. B. Jähnig, P. Letkemann (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Westpreußens, 23), Münster 1985, S. 61-76. (Signatur: hil 271.8 dan 1c/1 REG)

Danzig bestand schon vor der Eroberung Pomerellens 1308-9 durch den Deutschen Orden. Auf Grund seines Widerstandes gegen den Orden wurde Danzigs Stadtmauer geschleift, was den Verlust des städtischen Charakters zur Folge hatte. 1342 bekam dann die Rechtstadt, eine neue Siedlung, eine Handfeste nach Kulmer Recht und wurde somit zu einer Stadt. Anfang des 15. Jh. war die Stadt auf Grund ihrer günstigen Lage an der Weichselmündung zur wirtschaftlich führenden Stadt des Ordenslandes aufgestiegen. Diese Entwicklung lässt sich schon im ausgehenden 13. Jh. erkennen, wo Danzig bereits „in Angelegenheiten der zukünftigen Hanse“ (61) erwähnt wird.

Auf den Seiten 61 bis 66 tätigt Pelech Ausführungen zu der Teilnahme Danzigs an Hansetagen, worauf an dieser Stelle nicht weiter eingegangen wird.

Pelech bietet eine Auflistung der 211 preußischen Städtetage von 1292-94 bis zum 10.8.1410. Hierbei zeigt sich, dass Danzig zusammen mit Thorn und Elbing ab 1401 an fast allen Ständetagen teilgenommen hat. Das kann auch daran liegen, dass zu den Tagen vorher oftmals unvollständigen Verzeichnisse der Teilnehmer überliefert sind. Gesandte aus Kulm nahmen im Laufe der Zeit an immer weniger Tagen teil, Gleiches galt für die Gesandten aus Königsberg und Braunsberg, allerdings nahm deren Teilnahme langsamer ab und blieb insgesamt höher.

Dies macht Pelech auch in der nächsten Tabelle deutlich. Hier zeigt er die Teilnahme preußischer Städte an Städtetagen in Jahrzehnten auf. In den drei Jahrzehnten von 1373 bis 1400 sind maximal 31,8% der Teilnehmerverzeichnisse noch überliefert. In den 16 Ständetagen von 1373 bis 1380 sind sogar nur drei Teilnehmerverzeichnisse erhalten geblieben. Erst von 1401 bis 1410 sind von 79 Städtetagen mit 65 Teilnehmerverzeichnissen 82,3% überliefert. Auffällig ist hierbei, dass aus den 100 überlieferten Teilnehmerverzeichnissen der 207 Städtetage Danzig bei allen 100 vertreten war. Thorn und Elbing waren mit 99 mal ähnlich häufig anwesend, während die anderen Städte nicht einmal an 50% der Tage teilgenommen haben. Grund dafür waren vermutlich die Kosten, die durch die immer häufiger werdenden Tage verursacht wurden. 1401 verlangte Thorn daher eine Subvention für ihre Gesandten, die der Stadt 1403 mit drei Mark pro Gesandtschaft von Danzig und Elbing zugestanden wurde. Da diese Kosten aber aus dem Pfundzoll gedeckt wurden, wurden die Gesandtschaften nur in den Jahren subventioniert, in denen auch der Pfundzoll erhoben wurde. 1410 verlangten dann die Königsberger eine äquivalente Subvention.

In der nächsten Tabelle zeigt Pelech, in welchem Umfang sich die sechs großen preußischen Städte an gemeinsamen Unternehmungen beteiligten. Die Unternehmungen sollten eventuell gemeinsam oder aus den Pfundzolleinnahmen beglichen werden, aber da die Bezahlung erst später erfolgte, mussten die einzelnen Städte die Kosten selbst vorstrecken. Außerdem waren die Einnahmen des Pfundzolls nicht ausreichend um alle Kosten zu decken. Jede Stadt hatte sich in einem festgesetzten nicht gleichmäßigen Umfang an den Unternehmungen zu beteiligen. Dieser hing davon ab, was für die Städte als zumutbar empfunden wurde. Danzig hatte die höchsten Leistungen aufzubringen, woraus man schließen kann, dass die Stadt ein größeres Vermögen als die anderen Städte hatte. Dies wird durch die Einnahmen aus den Pfundzöllen bewiesen, an deren Erhebung die Städte seit 1364 beteiligt waren. 1389 erhoben sie den Pfundzoll dann einseitig.

Der Vergleich, der für 1391 und 1396 überlieferten Pfundzolleinnahmen der preußischen Städte durch Pelech, zeigt, dass Danzig mit großem Abstand am meisten von den Pfundzöllen profitierte. 1391 nahmen die Danziger mit 550 Mark nahezu 68% der gesamten Pfundzolleinnahmen der sechs großen Städte ein, 1396 sogar an die 73%. Danzigs Bedeutung der Erhebung des Pfundzolls führte dazu, dass der Orden 1401 einen Beamten, den Pfundmeister, in Danzig einführte, der die Erhebung kontrollierte. Die anderen Städte sandten Beisitzer nach Danzig. In keiner anderen Stadt gab es das sonst. Danzig stand wirtschaftlich seit dem letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts an der Spitze der sechs großen preußischen Städte, gefolgt von Thorn und Elbing.