Vereinbarung der Städte Hamburg und Stade über die gemeinsame Befriedung der Niederelbe und über die Neutralität der Städte bei Streitigkeiten der beiderseitigen Landesherren. 1309, Juni 15

AD LAUDEM ET GLORIAM JHESU CHRISTI, qui est pacis auctor et humane salutis amator, ad salutem eciarn pauperum ac tocius populi christiani, qui pacis tranquillitatem surnmo desiderio sitiunt et expectant, nos consules et universitas civitatis Stadensis notum facimus universis presencia conspecturis, quod curn dilectis amicis nostris dominis consulibus Hamburgensibus et universitate civitatis eiusdem concordavimus et con-venjmus in hunc modum. Primo Dei clemencia rnediante Albiam ipsi et nos descendendo de civitate eorum versus mare pacificare volumus et decrevimus, ita quod si aliquis, cuiuscunque condicionis vel status fuerit, qui ipsos et nos aput aliquem mercatoretn in ea disturbare spolio presumpserit vel quomodolibet aliter aggravare, et si ob id removendutn et destruendurn aliqui etnittendi fuerint hotnines cum artnis bellicis preparati, ipsi tres et nos quartum emitternus, quotquot in numero necessarii fuerint ernittendi. Si vero dampna, quod absit, in hominibus vel rebus sumeremus, de eo quivis nostrum datnpna sua pro se solummodo sustinebit, sed si lucrum, hoc dividetur, ita quod ipsi tres denarios et nostri sumant quartutn. Quicquid autem in hiis ipsi sine nostro et nos sine eorum consensu et consilio facturi sumus, de eo, quicquid evenerit, pars, que id attemptaverit, tolerabit. Si autem requiritur a parte quieta, preces uberiores, quas potente, pro eis fideliter ordinabit, sicut tunc visum fuerit expedire. Quilibet eciarn nostrum suis providebit nuncciis in expensis. Preterea concordavimus cum eisdern, videlicet si, quod absit, inter dominos comites Holtsacie et ipsos ex parte una et futurum archiepiscopum dominum nostrutn et eius capitulum et nos ex alia aliquas iniinicicias, rixas vel bella contingeret suborini, ad hoc dicti amici nostri consules Hamburgenses toto sensu laborabunt interponendo partes suas, quod id in atnicicia componatur; quod idem aput nostros dominos efficaciter faciemus. Et si eo tnodo fieri non possit, ipsi et eorurn cives prefatos dominos suos comites et eorum coadiutores non confortabunt nec in aliquo penitus promovebunt in nostrum preiudicium et gravamen, hoc excepto quod ipsis pro sua parata pecunia extra civitatern eorum possunt cibania licite tninistrare, et nos pendente gwerra Bali securi et indempnes esse debemus in eorutn civitate in corporibus atque rebus. Sepedictis eciam atnicis nostris prernissa faciemus vice versa; si, quod Deus avertat, inter nostrum dominum et eius capitulum aput nostram civitatem ex una et prefatos dominos eorum comites et civitatem eorum parte ex altera guerre vel invidie nascerentur, aput nos eciam securi et liberi in rebus et corpore permanebunt. Volurnus insuper pro corroboracione nostre concordie, ut pacatis discordiis universis quocunque modo inter nos hactenus habitis unusquisque nostrum vel vestrum aliurn, ubicunque locorum potente, bono zelo, consuetis profectibus et mutuis obsequiis caritative semper studeat cum procuracione omnis commodi, prout vires suppetunt, prevnire. Talis quoque inter ipsos et nos unialis coniunctio a festo beati Johannis baptiste proximo usque ad annum eodem festo plenius perdurabit, quam postea, si utrobique placitum fuerit, possumus salubrius prolongare. Datum et actum cum appensione sigilli nostre civitatis sub anno Domini MCCC nono, Viti Modesti et Crescencie martirum beatorum.

ZU DEUTSCH:

Zu Lob und Ruhm Jesu Christi, der des Friedens Urheber und ein Liebhaber des Heils der Menschen ist, zum Heile auch der Armen und des ganzen Christenvolks, das mit höchstem Verlangen nach der Ruhe des Friedens dürstet und ausschaut: tun wir Ratsherren und Gemeinde der Stadt Stade kund allen denen, die gegenwärtige Schrift einsehen, daß wir rnit unseren geliebten Freunden, den Herren Ratsmännern zu Hamburg, und mit der Gemeinde derselben Stadt uns verglichen haben und übereingekommen sind auf folgende Weise. Zurn Ersten wollen wir und haben wir uns entschlossen, mit Gottes gnädiger Hilfe die Elbe von ihrer Stadt abwärts bis zur See zu befrieden. So zwar: Wenn irgend jemand, welcherlei Standes oder Wesens er sein möge, sich vermessen sollte, sie und uns oder irgendeinen Kaufmann auf der Elbe durch Raub zu vernichten oder sonstwie zu beschweren, und wenn, um dem wirksam zu begegnen, einige Mannschaften mit kriegerischer Wehr ausgesandt werden müssen, so sollen sie jeweils drei und wir den vierten aussenden, in wie großer Zahl auch die Mannschaften auszusenden sein würden. Wenn wir aber, was fern sei, an Menschen oder Sachen Schaden nehmen, so soll davon jeder von uns den eigenen Schaden für sich allein tragen; etwaiger Gewinn dagegen soll so verteilt werden, daß sie drei Pfennig nehmen und wir den vierten. Was aber in derartigen Dingen sie ohne unser und wir ohne ihr Zustimmen und Anraten unternehmen werden, davon soll derjenige Teil, der es unternirnmt, alles zu genießen haben, was dabei herauskommt. Wenn aber von einer ruhigen Partei ein Ersuchen kommt, so wird man die lebhafteste Verwendung für sie in Treuen in Aussicht nehmen, wie es dann für zweckdienlich scheinen wird. Jeder von uns soll auch für die Unkosten seiner Boten aufkommen. Außerdem haben wir uns mit ihnen darüber vereinigt: wenn einrnal, was fern sei, zwischen den Herren Grafen von Holstein und ihnen auf der einen Seite, und dem künftigen Erzbischof, unserm Herrn, seinem Domkapitel und uns auf der anderen Seite irgendwelche Feindseligkeiten, Fehden oder Kriege entstehen sollten, so werden unsere Freunde, die Ratsherren von Hamburg, rnit allen Sinnen darauf hinarbeiten und sich ins Mittel legen, daß dies in Freundschaft verglichen werde; dasselbe werden wir nachdrücklichst bei unseren Herren tun. Und wenn es auf diese Weise nicht geschehen kann, so werden sie und ihre Bürger ihre genannten Herren die Grafen und ihre Helfer nicht stärken noch irgendwie unterstützen zu unserem Schaden und Beschwer — nur das dürfen sie erlaubterweise: ihnen für bar Geld aus der Stadt Lebensmittel zuführen! — auch sollen wir während der Dauer solcher Fehde in ihrer Stadt an Leib und Gut sicher und schadlos bleiben. Wir wiederum werden auch den oft genannten unseren Freunden ein Gleiches tun: wenn, was Gott abwenden möge, zwischen unserem Herrn, seinem Domkapitel und unserer Stadt auf der einen Seite, und den genannten ihren Herren den Grafen und ihrer Stadt auf der anderen Seite Fehden oder Mißgünstigkeiten entstehen sollten, so sollen sie ebenso bei uns an Leib und Gut sicher und frei bleiben. Wir wollen darüber hinaus, zur Bekräftigung unserer Eintracht, daß nach Beilegung all und jeder Zwistigkeiten, die bisher zwischen uns so oder so bestanden haben, ein jeder von uns und von Euch dem anderen, wo er immer nur kann, in gutem Eifer, gewohntem Fortgang und gegenseitiger Hilfeleistung liebreich und mit Verschaffung jeglichen Vorteils nach Kräften zuvorzukommen strebe. Diese Vereinigung und Verbindung zwischen ihnen und uns soll vom nächsten Feste des heiligen Täufers Johannes (24. Juni) bis übers volle Jahr zu dem gleichen Feste dauern und kann in beiderseitigem Einverständnis weiter verlängert werden. Gegeben und geschehen mit Anhängung unseres Stadtsiegels unter dem Jahre des Herrn 1309, am Tage der heiligen Märtyrer Vitus, Modestus und Creszenzia.
Original in der Ratsthrese des Archivs der Hansestadt Hamburg Ee 21b. Hamburgisches Urkundenbuch Band II Nr. 185. {Als Vorlage für die Digitalisierung diente der Nachdruck in Reincke 1939, Nr. 32, S. 79}

Anmerkung zum Digitalisierungsprozess

Die Quelle wurde mittels Texterkennungsprogramm digitalisiert (Omnipage Pro 15). Aufgrund der teilweise schlechten Qualität des Druckbildes der Vorlage kommt eine automatische Texterkennung nicht ohne gründliche manuelle Korrekturen aus. Im Rahmen des OCR-Programms wurden zunächst grobe Fehler korrigiert, indem nicht eindeutig erkannte Textstellen geprüft wurden. Ein zweiter Korrekturschritt bestand im Lesen der erkannten Texte im direkten Vergleich mit den gedruckten Vorlagen, um auffällige Fehlschreibungen zu berichtigen. Auch weiterhin werden sich in den Texten Fehler finden. Der Leser hat im Rahmen dieses Wikis die Möglichkeit weitere Fehler zu beheben. Dafür dankt ihm der Autor dieser Seiten und jeder Interessierte, der in Zukunft mit den Volltexten der Quellen arbeiten wird.