Gründungsurkunde der Neustadt und des Hafens von Hamburg.
Vor 1189, Mai 7.

IN NOMINE SANCTE ET INDIVIDUE TIRINITATIS. Ego Adolfus, Dei gratia comes Wagrie Holtsatie et Stormarie, omnibus Christi fidelibus salutem. Quoniam omnis actionum qualitas in monimentum rescripta firmam date specialiter legis vel iuris generat observandi diligentiam, notum esse volumus tam presentibus quam futuris: Wiradum de Boyceneburg urbem Hamburg iuxta Alstriam sitam et terram proximam urbi libere incolendam sub iure fori usque ad medium rivi Alstrie hereditario iure suscepisse a nobis, ut ibidem ab eo suisque cohabitatoribus, quos illic adduxerit, aptus satis portus hominibus de multis circumquaque locis venientibus efficiatur. Ad hunc itaque locum benivole expetendum liberas areas secundum iustitiam Lubicencium concedimus, cum adiacente pallude et Alstrewerdere, et pascua et fructus arborum silvestrium habendos eque cum rurencibus. Preterea eosdem colonos ab omni theoloneo liberos esse volumus in omnibus castris et villis sive civitatibus seu quibuscumque locis, que ad dominium nostrum spectant. In delinquentibus vero hec erit iusticia, ut ubicumque quispiam peccaverit, ibi Lubicensi iure emendet. Preterea omnem iusticiam nostram incolentibus idem castrum tribus annis remittimus, preter delicta, que ad manum vel ad collum amittendum cedunt. Tribus annis transactis omnium, que illic in iudicio prefatus Wiradus vel successor eius lucratus fuerit, fruatur exceptis que ad manum vel ad collum cedunt, de quibus terciam partem habebit. Ad hec etiam omnem censum arearum pretaxatis incolis imperpetuum remittimus. Bis in anno forum habebunt, scilicet in assumptione sancte Marie et festo sancti Viti, pretei forurn, quod qualibet ebdomada die, qua decretum fuerit, fiet. Super he omnia eidem Wirado et suis cohabitatoribus privilegium nostrum, nec imposterum aliqua oblivione hec, que predicta Bunt, infringantur, contradidimus et spondernus pro alio privilegio a domino impratore optinendc medietatem exspensarum nos soluturos.

ZU DEUTSCH:

Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit. Ich Adolf, von Gottes Gnaden Graf von Wagrien, Holstein und Stormarn, entbiete allen Christgläubigen Heil. Weil jede Art von Handlung, wenn sie zum Gedächtnis niedergeschrieben wird, die gleiche sichere Beachtung findet wie ein gegebenes Gesetz oder ein zu beobachtendes Recht, so wollen wir allen Gegenwärtigen und Zukünftigen bekanntgeben, daß Wirad von Boizenburg die Burg Hamburg an der Alster und das der Burg benachbarte Gelände bis zur Mitte des Alsterflusses zu freier Siedlung nach Marktrecht und zu Erbrecht von uns empfangen hat, damit dort von ihm und seinen Siedlungsgenossen, die er dorthin bringen wird, ein Hafenplatz geschaffen werde; groß genug für eine aus vielen Orten zusammenflutende Menschenmenge. Um nun diesen Ort wohlwollend auszustatten, verleihen wir freie Bauplätze nach lübischem Recht, dazu die anliegende Marsch und den Alsterwärder, ferner Weidegerechtsame und Waldmast in gleichem Umfang, wie die Landleute sie besitzen. Außerdem wollen wir, daß diese Siedler in allen Burgen, Dörfern, Städten und sonstigen Ortschaften unseres Herrschaftsbereichs von allem Zoll befreit sein sollen. In Strafsachen soll dies Recht sein, daß ein jeder, wo er auch straffällig geworden ist, nach lübischem Recht büßen soll. Außerdem erlassen wir den Bewohnern der Burg auf 3 Jahre alle uns zukommenden Gefälle, außer den Strafen, die an Hals und Hand gehen. Nach Ablauf von 3 Jahren soll der genannte Wirad oder sein Nachfolger alle Einkünfte, die er aus der Ausübung der Gerichtsbarkeit ziehen wird, selbst genießen außer den Strafen an Hals und Hand, von denen er nur ein Drittel behalten darf. Überdem erlassen wir den vorbenannten Einwohnern für immer jeglichen Wort- oder Grundzins. Zweimal jährlich sollen sie Jahrmarkt halten, nämlich zu Mariä Himmelfahrt am 15. August und zum Feste des heiligen Veit am 15. Juni, außerdem einen Wochenmarkt an dem dafür angesetzten Tage. Über all diese Punkte haben wir dem besagten Wirad und seinen Siedlungsgenossen dieses unser Privileg ausgehändigt, damit die vorgenannten Bestimmungen späterhin nicht etwa aus Vergeßlichkeit gebrochen werden. Auch geloben wir, für ein zweites vom Herrn Kaiser zu erwirkendes Privileg die Hälfte der Unkosten selbst übernehmen zu wollen.
Original verloren. Nach dem 1842 verbrannten Kopialbuch des Jordan von Boizenburg gedruckt: Hamburgisches Urkundenbuch Band I Nr. 285, danach hier.
{Als Vorlage für die Digitalisierung diente der Nachdruck in Reincke 1939, Nr. 1, S. 1}

Anmerkung zum Digitalisierungsprozess

Die Quelle wurde mittels Texterkennungsprogramm digitalisiert (Omnipage Pro 15). Aufgrund der teilweise schlechten Qualität des Druckbildes der Vorlage kommt eine automatische Texterkennung nicht ohne gründliche manuelle Korrekturen aus. Im Rahmen des OCR-Programms wurden zunächst grobe Fehler korrigiert, indem nicht eindeutig erkannte Textstellen geprüft wurden. Ein zweiter Korrekturschritt bestand im Lesen der erkannten Texte im direkten Vergleich mit den gedruckten Vorlagen, um auffällige Fehlschreibungen zu berichtigen. Auch weiterhin werden sich in den Texten Fehler finden. Der Leser hat im Rahmen dieses Wikis die Möglichkeit weitere Fehler zu beheben. Dafür dankt ihm der Autor dieser Seiten und jeder Interessierte, der in Zukunft mit den Volltexten der Quellen arbeiten wird.