Hamburg und Lübeck im Spätmittelalter

Bearbeitet von Lars Pischke

Einleitung

In diesem Teil werden die Beziehungen zwischen Hamburg und Lübeck im Hoch- und beginnenden Spätmittelalter bearbeitet. Dabei liegt der Schwerpunkt auf die außerhalb der Hanse getroffenen Vereinbarungen, denn die Hamburger Rolle innerhalb der Hanse wird in einem anderen Teil bearbeitet.

Der zeitliche Schwerpunkt liegt dabei in der Zeit vom Anfang des 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts, da sich danach das Verhältnis grundlegend änderte. Bis zu diesem Zeitpunkt ging es um den Aufbau und die entstehung des Verhältnisses. Danach gab es zunehmend Probleme, und das Verhältnis wurde lockerer.

Es sollen dabei verschiedene Aspekte der Zusammenarbeit dargestellt werden, die letztendlich das Gesamtverhältnis der Kooperation zwischen diesen beiden Städten im Norden verdeutlichen.

Entwicklung Lübecks im Mittelalter

Aus den ersten slawischen Besiedelungen (seit 700) an der Ostsee im heutigen Schleswig-Holstein hatten sich bis etwa 1100 mehrere kleinere Ortschaften in diesem Bereich entwickelt. Im Jahre 1143 wurde die Stadt Lübeck von Adolf II. Graf von Schauenburg und Holstein

Aspekte des Verhältnisses zwischen Hamburg und Lübeck

Die Beziehungen zwischen Hamburg und Lübeck haben sich aus vielen einzelnen Aspekte nach und nach entwickelt, so dass dann daraus das Gesamtbild entstand.

Die Handelsströme zwischen Hamburg und Lübeck

Es hatten sich schon früh zwischen Kaufleuten aus diesen beiden Städten wirtschaftliche Kontakte ergeben, da viele Waren über beide Städte gehandelt wurden, wenn sie aus dem Nordsee- in den Ostseeraum verschifft wurden. Denn in Hamburg kreuzten sich verschiedene Handelsrouten nach Norden und in Ost-West-Richtung und Lübeck hatte eine gute Lage an der Trave.

Aus dieser Zusammenarbeit auf privater wirtschaftlicher Ebene ergab sich dann eine auf der Ebene zwischen den beiden Städten als Völkerrechtssubjekten. Im Jahre 1230 wurde ein erster Vertrag zwischen den beiden Städten geschlossen. Dieser sah Freizügigkeit für die Kaufleute in der jeweils fremden Stadt vor. So konnten sich die Kaufleute fernab von Handelshemmnissen wirtschaftlich betätigen, da sie genauso zu behandeln waren wie einheimische Kaufleute. So erhielten sie Rechtssicherheit, die für ihre Geschäfte wichtig war, da sie keiner Willkür mehr ausgesetzt waren. Diese Zusammenarbeit auf städtischer Ebene wurde wahrscheinlich auch aufgrund der innerstädtischen Strukturen gefördert. Denn die herrschenden Kräfte in den Städten setzten sich aus der Schicht der Kaufleute zusammen.

Hamburg und Lübeck ergänzten sich von ihren Handelsströmen sehr gut. Hamburg handelte aufgrund der geographischen Lage insbesondere im Nordseeraum (siehe dazu den Teil). Wogegen Lübeck vornehmlich mit den Ostseeanrainer handelte. Zwei starke Handelspartner waren dabei Nowgorod und Bergen. Die Waren wurden von Hamburg nach Lübeck vor Allem auf dem Landwege verbracht. Da es sich dabei um einen unsichern Weg handelte, wurde der Vertrag von 1241 geschlossen, der ein gemeinsames Vorgehen gegen Straßenräuber und zum Schutz der eigenen Kaufleute vorsah. Dadurch wurde die Ebene der der reinen Wirtschaftsbeziehungen verlassen und es kam zu einer Zusammenarbeit in sicherheitspolitischen Fragen. Wobei auch der Beginn einer Expansion deutlich wird. Denn es werden Gebiete in diesen Vertrag einbezogen, die nicht direkt zum Herrschaftsbereich einer der beiden Städte gehörten.

Im Jahre 1255 wurde diese Zusammenarbeit durch einen weiteren Vertrag noch vertieft. Dieser sah unter anderem den Schutz des freien Handels zwischen den Städten gegen jegliche Art der Störungen vor.

Durch diese sich ergänzenden Handelsrouten gelang es den beiden Städten zusammen ein weit reichendes zusammenhängendes Handelsnetz zu haben, wodurch sie den Handel in besserer Art und Weise durchführen konnten, als wenn sie nur den Einfluss auf einen Teil gehabt hätten, denn so hatten die Kaufleute in der fremden Stadt dieselben Rechte, wie in ihrer eigenen, so wurden sie z.B. nicht durch ein Stapelrecht behindert.

Hamburg und Lübeck in der Hanse

Hamburg und Lübeck gehörten in der Hanse zu den treibenden Kräfte. So war Lübeck die heimliche Hauptstadt, denn sie hatte die größte wirtschaftliche Macht und exzellente Beziehungen zu vielen anderen Hansestädten, da diese von ihr abhängig waren, da Lübeck den Ostseehandel von Deutschland aus kontrollierte. So wurde zum Beispiel das Salz aus Lüneburg hierüber in den Ostseeraum zu den Fischverarbeitungszentren verschifft.

Viele der anderen Hansestädte waren wirtschaftlich von mindestens von einer der beiden Städte wirtschaftlich abhängig, da große Teile des Außenhandels über diese zwei Hafenstädte abliefen. Deshalb gab es auch keinen ernsthaften Widerspruch gegen die doch enge Zusammenarbeit innerhalb der Hanse, obwohl so eine sehr starke Machtposition entstand.

In der Gruppe der wendischen Staaten hatten sich nach und nach bis in das 15. Jahrhundert hinein weitere Absprachen und bi- bzw. multilaterale Abkommen entwickelt, die einen engeren Zusammenhalt zwischen diesen bedeuteten, wobei die Städte Hamburg und Lübeck mit ihren Abkommen den Kern bildeten. Die Gründe für die enge Zusammenarbeit in der Hanse sind besonders in den gleichen Interessen zu sehen, die die Kaufleute aus den Städten hatten. Es gab eigentlich keine weitgehende strategische Planung.

Das Handelskontor von Brügge

Ein weiterer Aspekt der gemeinsamen Zusammenarbeit innerhalb der Hanse war die Gründung und der Betrieb von dem Kontor von Brügge.

Die Hafenstadt Brügge in Flandern war Anfang des 13. Jahrhunderts ein bedeutsames Zentrum für die Herstellung von Stoffen. Im Jahre 1252 begannen Verhandlungen zwischen Hamburg und Lübeck und der Landesherrin Gräfin Margarethe II. von Flandern über den Aufbau eines Handelsplatzes in Brügge, an dem die Kaufleute aus den Hansestädten besondere Rechte haben sollten. Auf der Seite von Hamburg und Lübeck wurden die Verhandlungen von dem Ratsherrn Hermann Hoyer aus Lübeck und dem Ratsherrn Jordan aus Hamburg geführt. Ein Jahr später wurden dann Kaufleuten aus diesen beiden Städten und anderen damit verbundenen Hansestädten besondere Handelsprivilegien eingeräumt. Infolge dessen wurde dann das Kontor gegründet, welches sich zu dem wirtschaftlich bedeutendsten der Hanse entwickelte.

Mit diesen Kontoren trat die Hanse in einer Rolle auf, die sich von einem reinen wirtschaftlichen Bündnis hinausgingen, denn es handelte sich auch um Institute mit denen eine gewisse Machtposition in den jeweiligen Städten begründet wurde.

Das Rechtssystem

Es ist unklar, ob es sich bei dem Hamburger Stadtrecht von 1188 um eine Übernahme von dem handelte, oder ob es eine eigenständige Entwicklung war. Beide Rechtssysteme wiesen deutliche Gemeinsamkeiten auf. Aber sehr viele Stadtrechte sind von ihrem Aufbau und Inhalt der Regelungen sehr ähnlich, was auch daran liegen kann, dass es sich häufig um dieselben Probleme handelte die geregelt wurden. Die Art der Problemlösung wurde dann häufig aus dem gemeinen Recht übernommen, welches auf dem Römischen Recht basierte, so dass sich diese Stadtrechte auch unabhängig von einander entwickelt haben können. In dem Fall des Hamburger Stadtrechts von 1188 kommt noch hinzu, dass die wirtschaftliche Struktur in beiden Städten mit der starken Ausrichtung auf den Handel relativ ähnlich war, so dass auch ähnliche Rechtsprobleme zu lösen waren. Auch spricht die regionale Nähe für ein ähnliches Rechtsverständnis. Aber auch wenn es keine bewusste Übernahme gegeben hat, für die einfach die Ähnlichkeiten in sprechen, so kann es mindestens eine Beeinflussung des Hamburger Stadtrechts durch das Lübecker Stadtrecht gegeben haben, indem es durch die starken Handelsbeziehungen einfach in Hamburg bekannt war.

Wenn es sich um eine bewusste und geplante Übernahme des Lübecker Stadtrechts gehandelt haben sollte, wäre dieses ein Zeichen für die enge Verbundenheit der beiden Städte. Aber auch ansonsten ist ein ähnliches Rechtssystem ein Zeichen für ein gemeinsames Verständnis von Rechtsfragen und damit von wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhängen.

Gemeinsame Währung von Hamburg und Lübeck

Im Jahre 1255 haben Hamburg und Lübeck einen Vertrag geschlossen, dieser sah neben dem Ausbau des Schutzes des freien Handels zwischen den Städten vor, dass sie eine gemeinsame Währung, die Mark, einführten. Dieses sollte den Handel zwischen den Städten erleichtern.

Dieses ist ein sehr bedeutender Schritt in den Beziehungen dieser Städte, da eine gemeinsame Währung auch immer eine Verpflichtung gegenüber der anderen Seite bedeutet, da das eigene Wirtschaftssystem unter einem Wertverlust stark zu leiden hat: Deshalb muss es nach einem solchen Beschluss zu einer Abstimmung in wirtschaftlichen Fragen kommen.

Gemeinsame Territorialpolitik

Lübeck und Hamburg setzten ihre gemeinsamen Interessen auch in der Sicherung von Territorien, die für sie wichtig waren, durch.

So wurde zu Städten und Landesherren, die für die Wirtschaftsbeziehungen wichtig waren, versucht, gute Beziehungen zu unterhalten, denn nur so konnten die Handelswege für die im Vergleich zu anderen Ländereien relativ kleinen Städte gesichert werden.

Zunächst hatten die beiden Städte im Hochmittelalter Territorien an für sie wichtigen Handelsrouten durch Käufe unter ihre Kontrolle gebracht. Dieses waren besonders Gebiete an der Alten Salzstraße von Lüneburg nach Lübeck und den Flüssen Elbe und Trave.

Es gab aber auch militärische Eroberungen. So kam es zu Beginn des 15. Jahrhunderts zur Besetzung der Burg von Bergedorf. Im Jahre 1401 vertrieb der Herzog Erich II. von Sachsen-Lauenburg den Vogt von Bergedorf. Dieser war von Lübeck eingesetzt worden, da Bergedorf als Pfand an Lübeck gegangen war und dementsprechend war der Vogt auch Lübeck wohlgesonnen gewesen. Bergedorf lag im Bereich des Handeslrout von Süden nach Lübeck. Zwanzig Jahre später gelang es dann in einer militärischen Aktion 1420 Truppen aus Lübeck und Hamburg Bergedorf zurückzuerobern, danach kam es1421 zu einem Friedensvertrag (Vertrag von Perleburg), der eine gemeinsame Herrschaft über die Burgen Bergedorf, Riepenburg und Kuddewörde vorsah. Daneben fielen auch die Vierlande, Geesthacht und der halbe Sachsenwald an die beiden Städte.

An dieser militärischen Auseinandersetzung wird deutlich, dass sich die Territorialpolitik in erster Linie auf die Sicherung der Handelsrouten und damit der wirtschaftlichen Basis des Wohlstands in den beiden Städten bezog.

Die Entwicklung im 15. und 16. Jahrhundert

Hamburg hatte sich auch durch die Stärkung der eigenen Position durch den wirtschaftlichen Erfolg ab Mitte des 14. Jahrhundert immer mehr darum bemüht auch unabhängig von der Hanse und Lübeck die Herrschaft über den Bereich der Elbe zu gewinnen und zu sichern, um diese Handelsroute in eigener Hand zu halten. Im 15. Jahrhundert litt Lübeck unter einem Machtverlust, da es außenpolitisch einige Niederlagen zu erleiden hatte und es innenpolitisch zu Unruhen kam. Durch das Streben Hamburgs nach mehr Selbstständigkeit kam es dann zu einem Entfernen der beiden Städte, welches sich aber auch nach und nach und nicht plötzlich abspielte.

Zusammenfassung und Bewertung

Die Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Lübeck hatte sich im Hochmittelalter und zu Anfang des Spätmittelalters nach und nach in einer Vielzahl von Einzelschritten entwickelt. Dabei ging die Initiative von den Kaufleuten aus, da die wirtschaftliche Bedeutung des Handels für die beiden Städte enorm war, denn über ein produzierendes Gewerbe, welches Exportwaren, wie in Brügge die Tuchmacher, herstellte, verfügten beide Städte nicht in ausreichendem Umfang. Deshalb war der Handel mit waren, die von woanders beschafft wurden existenziell notwendig für sie.

Diese zunächst wirtschaftlichen Beziehungen führten dann nach und nach zu einer Ausweitung der Zusammenarbeit auf andere Bereiche. Hierbei wurden innenpolitische Themenfelder, wie eine Zusammenarbeit in Rechts- und Währungsfragen, genauso wie außen- und sicherheitspolitische Fragen erfasst. Diese Ausdehnung ergab sich dabei wohl von selbst, wenn solche Fragen auftraten. Es wurde also kein Masterplan, der die Verwirklichung einer Zukunftsidee vorsah, verfolgt. Wie man auch sagen muss, dass die Zusammenarbeit wohl weniger einer Idee der Freundschaft, als vielmehr pragmatischen Gesichtspunkten folgte. Diese Ausdehnung auf andere Bereiche macht auch die Wichtigkeit von wirtschaftlichen Interessen deutlich.

Durch die Ausdehnung der Interessensphäre gelang es denn Städten ihre starke wirtschaftliche Position auszubauen und zu halten. Dadurch konnten sich der wirtschaftliche Aufschwung und der Wohlstand entwickeln. Denn die sehr guten Lagen an der Trave und der Elbe innerhalb mehrerer Handelsrouten konnten so optimal wirtschaftlich genutzt werden.

Dadurch entwickelten sich zunächst Lübeck und später im 16. Jahrhundert Hamburg zu relativ einflussreichen Mächten. Die Grundlage dafür ist in der geschickten Politik im Mittelalter zu sehen, die auf einem sehr klugen Ausbalancieren von Machtpositionen basierten. Die durch eine Vielzahl von Aspekten geprägten Beziehungen zwischen Lübeck und Hamburg waren ein Teil hiervon. Denn das wirtschaftlich und politisch zunächst stärkere Lübeck ging eine Bindung mit dem aufstrebenden potenziellen Konkurrenten Hamburg ein. Dadurch gewann es aber auch einen starken Verbündeten und einen guten Handelspartner. Außerdem erhielt es einen erstklassigen Zugang zu einem großen Handelsnetz. Hamburg wiederum ging eine Partnerschaft mit einer wirtschaftlich starken Macht ein, die auch über einen sehr großen politischen Einfluss verfügte. So konnte es sich zu dem Wirtschafts- und Handelsstandort entwickeln. Die beiden Städte haben sich so auch nicht in einem Konkurrenzkampf aufgerieben, sondern sie konnten gemeinsam eine Stellung aufbauen, die sie alleine nie hätten erlangen können, da die Ressourcen dazu wohl nicht ausgereicht hätten. Insbesondere konnten sie sich so gegen die Bedrohung durch Landesherren und Räuber durchsetzten. Aus dieser Art der Zusammenarbeit entwickelte sich dann die Hanse, wobei die Zusammenarbeit zwischen den beiden auch innerhalb der Hanse noch besonders eng war. gemeinsam nahmen sie mit Bremen eine gewisse Führungsrolle ein, wobei Lübeck mindestens bis ins 15. Jahrhundert aber die Führungsrolle innerhalb der Hanse innehatte. Dieses war auch deshalb möglich, da mit Hamburg ein möglicher Konkurrent so eng verbündet war. Die Macht der Hanse basierte dann zunächst im Wesentlichen auch auf der guten Zusammenarbeit dieser Städte, da so keine größeren inneren Konflikte zwischen ihnen entstanden.

Didaktische Überlegungen

Nach meiner Meinung lässt sich das Thema der Beziehungen zwischen Hamburg und Lübeck im Mittelalter sehr gut im Rahmen des Geschichtsunterrichts in einer Lerngruppe in der Mittelstufe verwenden.

Es sollte dabei in das Thema Hanse eingebunden werden, da es alleine doch relativ wenig Substanz bietet. Denn man kann zwar sehr gut den Aufbau und die Entwicklung von Bündnissen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Völkerrichtsubjekten erklären. Aber dieses Thema kann wohl in der Mittelstufe nur angerissen werden, da eine tiefergehende Beschäftigung eher etwas für die arbeit in universitären Seminaren ist, denn diese Aspekte betreffen eine Vielzahl von Wissenschaften bzw. Fächern, die an der Schule so nicht gelehrt werden, wie z.B. Völkerrecht. Wenn man es aber in das Thema Hanse einbettet können auf einer anderen Ebene aber eine Vielzahl von Punkten bearbeitet werden. So kann der Aufstieg Hamburgs im Mittelalter an diesem Aspekt beschrieben werden. Auch für die Entstehung der Hanse und deren spätere Macht ist das Verhältnis dieser Städte wichtig, da sich so auch die Binnenstrukturen erklären lassen.

Auf einem etwas höheren Niveau lassen sich die Strukturen dieses Verhältnisses eventuell auch mit denen anderer Wirtschaftsbündnisse vergleichen. Wobei dann natürlich der vergleich mit der EG/EU nahe liegt, wenn man aktuelle Bezüge im Geschichtsunterricht haben will. Durch diesen umstrittenen Vergleich können aber allgemeingültige Regeln für solche Systeme erarbeitet werden.

Das Ziel dieses Unterrichts wäre es auch den Schülern ein Stück Regionalgeschichte nahe zu bringen. Denn ich finde, dass Hamburger Schüler auch die Hanse im Rahmen des Geschichtsunterrichts behandelt haben sollten, denn diese Phase ist für Hamburg und seine heutige Bedeutung enorm wichtig, da die Grundlagen für den enormen Aufstieg zu dieser Zeit und insbesondere in dem Bündnis mit Lübeck gelegt wurden. Ich denke, dass das Interesse der Schüler an der Geschichte ihres Wohnorts auch besonders groß ist, so dass die Motivation sehr hoch wäre

Dieses Thema ließe sich im Unterricht auch sehr abwechslungsreich gestalten. Es ist eine Quellenarbeit an der Quelle möglich. Daneben ist aber auch ein Museumsbesuch im Museum für Hamburgische Geschichte möglich. Dort finden sich zu diesem Thema zahlreiche Ausstellungsstücke. So gibt es einen teilweise nachgebauten Laderaum einer Kogge. An diesem Modell kann dieser für den Handel wichtigen Schiffstyp und die Art des Seehandels erklärt werden. Hierbei können dann auch aktuelle Bezüge zum heutigen Containerschiffsverkehr gezogen werden. Daneben gibt es auch ein in der Elbe gefundenes Schiffswrack, welches in einem Konflikt versenkt wurde. Hieran lässt sich der Aspekt der Sicherung der Handelswege sehr gut verdeutlichen.

Auch kann das bei Schülern sehr beliebte Thema Seeräuber und Störtebecker im Rahmen der Sicherung der Handelswege in diesem zusammenhang behandelt werden.

Sehr schön an diesem Thema der Beziehungen zwischen Städten finde ich auch, dass es zahlreiche Einzelaspekte gibt, die zwar irgendwie zusammenhängen, aber auch einzeln gut verständlich sind, deshalb müssen nicht alle im Unterricht behandelt werden.

Nachteilig finde ich aber, dass eine so ausführliche Behandlung der Hanse als Thema des Mittelalters Zeit für andere mittelalterliche Bereiche wegnehmen würde, deren Behandlung eventuell wichtiger ist. So ist eine Behandlung der Themen Lehnswesen, Grundherrschaft, Dreifelderwirtschaft, Zunftwesen und Handwerk nach meiner Ansicht wichtig. Denn daran anschließend können der Merkantilismus und die Industrielle Revolution gut als Fortschritte dargestellt werden. Andererseits lässt sich an der Hanse auch das Thema Handel in Kombination mit dem Handwerk abarbeiten. Auch kann mit den Handelsbeziehungen zu den Kontoren eventuell eine Linie zu den Wirtschaftsbeziehungen der Kolonialzeit ziehen. Ich finde solche langfristigen Strukturvergleiche und Entwicklungslinien sind ein elementarer Bestandteil des Geschichtsunterrichts.

Problematisch ist aber auch, dass in den meisten Schulbüchern das Thema der Beziehungen zwischen Hamburg und Lübeck innerhalb der Hanse nur am Rande angesprochen wird. Dieser erschwert die Unterrichtsvorbereitung für die Lehrkräfte und die Vor- und Nachbereitung durch die Schüler und Schülerinnen. Dieses Problem müsste mit anderem Material umgangen werden.