Quellenpaket 20

Bearbeitet von Matthias Berthe

Annahme Christians I. als Landesherrn (1460/61)

Die Quelle benennt die Geschehnisse im Zusammenhang mit einem Besuch des Königs von Dänemark Christian I. in der Stadt Hamburg. Anlass für den Besuch war dessen Wahl zum Landesherr des Herzogtums Schleswig und der Grafschaft Holstein durch die Stände Schleswigs und Holsteins. (Die Herrschaft der Schauenburger endete 1459 mit Herzog Adolf von Schauenburg, der ohne einen Erben zu hinterlassen, verstorben war.) Der hier aufgeführte Ausschnitt beschreibt nur den Verlauf des 15. Januars 1461, an dem der Rat und Vertreter der Bürger König Christan I. als Landesherrn und dieser die Bürger Hamburgs als Untertanen annahm. Die im Vorwege aufkommenden Schwierigkeiten gehen aus dem Ausschnitt der Quelle nur indirekt hervor: Die Hamburger weigerten sich dem neuen Landesherrn zu huldigen, was bereits vor dessen Ankunft in Hamburg zu Verhandlungen führte. Jedes Wort der Annahmezeremonie sei daher sorgfältig ausgewählt , der übliche Ausdruck „treu und hold“ wird nicht gebraucht. Reincke nennt den Annehmungsakt daher ein „...Handgelöbnis unter gleichwertigen...“ (Reinke In: ZHG Bd. 47, S. 25.)

Stichworte

  • Status Hamburgs
  • Wahl des Herrschers durch Stände
  • Annahme eines Herrschers
  • Pflichten eines Landesherren
  • Unterscheidung von Rechten
  • Zusammenarbeit von Rat und Bürgern
  • Ablauf eines Annehmungsaktes (untypisch!)

Abschrift der Quelle

Die Originalquelle ist 1842 verbrannt, als Vorlage des Drucks der Veröffentlichung des Staatsarchivs diente daher eine vermutlich authentische Abschrift aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Do sprack de Borgermeister, de doen was herr Detleff Bremer, mit geborliken tuchten desse edder dergeliken worde:

„Gnedigeste leve here! De rat unde borgere van Hamborch hir yegenwardich, vulmechtich van der gantzen menheit unde d stadt wegen, annamen Juwe gnade vor enen heren, so Gy van den prelaten, der manschop koren sin, willen uns tho Juwer gnaden geborlik ys tho doene, unde annemen na Juwer gnaden doede enen van Juwen erven, de van den prelaten, der manschop unde gemenen inwandern der lande mit vulbord unde willen des rades tho Hamborch dartho koren wert; unde bidden, Juwe gnaden willen uns annemen, unser stadt unde borgere fryheide, privilegie, redelyke wonheid unde handfeste confirmeren unde bestedigen, uns forder mit fryheiden, so dat bespraken ys, in deme hartichrike besorgen, uns unde unse borgere vorbidden unde bi rechte beholden, so enem heren gebord by synen undersaten to doende.“ Hirup antwerde de herr koningk: „Ick anneme iuw unde iuwe borgere vor mine undersaten, will iuw alle iuwe privilegie bestedigen, vorbidden und vordegedingen, alse ein gut furste sine understaten van rechte doen schall.“

Ditsulve sede de bischop den borgeren, de dar jegenwardich weren, und bath se alle, dat se sick in deme dome sammelen und mit dem koninghe in sine hoff thor maltidt eten gaen wolden. Darup dede de koningk einem juweliken van deme rade und den borgeren de hand und dankede enen frundtliken, de he mit deme rade van gebreke wegen haet hadde. De rat schenckede dem herrn konigk twe sulverne kannen und twe schouwere, und anders in malmesie, bere, kosten, krude und quitteden de sine uth allen herberghen. Dat kostede der Stadt baven achte hundert pundt, so der kemerer boke dat woll uthwisen. Didt ist geschehen na der gebordt Christi veerteinhundert im einundsoßtigesten jare, deß Donnerdages vor sunte Anthonii dage des hilligen bichtigers.

Literatur

  • Reincke, Heinrich: Hamburgs Aufstieg zur Reichsfreiheit. Vortrag am 25. Januar 1956. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte Bd. 47, Hamburg 1961.
  • Rumohr, Henning von (Hrsg.): Dat se bliven ewich tosamende ungedelt. Neumünster 1960.
  • Peters, Inge-Maren: Der Ripener Vertrag und die Ausbildung der landständischen Verfassung in Schleswig-Holstein. Teil 1-2. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. Nr. 109, 1973, S. 305 – 349; Nr. 111, S.189 – 208.

Quelle

[unbek.]: Offizieller protokollarischer hamburgischer Bericht über die Annehmung König Christians I. vom Jahre 1461. In: Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der freien und Hansestadt Hamburg. Bd. 7: Dokumente zur Geschichte der Hamburgischen Reichsfreiheit. Teil 1 – Berichte und Urkunden über die Annehmung der Landesherren. Bearb. Heinrich Reincke. Hamburg 1961.

Quellen zur Geschichte Hamburgs, übers. Gerhard Teuerkauf. In: Geschichte und Politik in der Schule 24, 2 (1988), S. 44.


Rezess Denkschrift zum Aufstand (1483)

Die Quelle ist ein Bericht des Bürgermeisters Herman Langenbeck zu den Geschehnissen die zum Aufstand 1483 führten. Er macht deutlich, dass eine Vielzahl von Faktoren zusammenspielte, was die Möglichkeiten der Schlichtung durch den Rat erschwerte. Die von Teuerkauf übersetzten Abschnitte zeugen von den mit einer mehrjährigen Dürre einhergehenden Teuerungen und dem folgenden Unmut bei der Bevölkerung – der Fragen um die Gestattung des Getreidehandels aufwarf. (Als damaliger Bürgermeister und Ratsmitglied unmittelbar beteiligt erscheint der Rückblick Langenbecks mehr rechtfertigend als objektiv.)

Stichworte

  • Dürre 1481 – 1483
  • Fernhandel
  • Islandreise
  • Strafrecht
  • Rat und Bürgerschaft
  • Kaufmännische- contra Bürgerinteressen

Abschrift der Quelle

(S.340)

Worut sik orsakede de uplop in hamborch ann 1483.

To wetende, dat int iare 1481 begunnede ser hastigen und unvorsichtigen grote dure tot[?], der man sik nicht to vullen könde verwundern; durede drei jar lang, so dad de gerste golde 19 este 20 [Mark lübisch], de rogge 16 [Mark lübisch], de grave tonne botter 24 [Mark lübisch], de ossen int gemene 6 este 7 [Mark lübisch], unde so fort allerlei vittalie, wodorch dat gemene volk, groten kummer und nottrost lidende, to torne und ungedult worde gereitzt, dorch wan und verdachtnis, dat de rikesten und mögenhastigsten borger und koeplude dat korn und andere manne to merklichen nadeel und vorfange. Derhalven dan twischen dem rade und borgeren wort bespraken, dat men solkes scholde hindern [lindern] und vorbeden by dem höchsten. Darumme den etlike börger int gefängnis gefettet, merklikrn geschattet und in geldesbote gestraft worden. Vele frame lude wurden ok mit versparder warheit unrechtmetigen verdechtelik gemaket, sonderges her Johan Huge, borgermester, deme [dem (?)] Henning Matthias heren Paridom Lutkens aversecht hadde, dat he dat korn dede upkopen ummelang by der Elve. Des sik her Johan hoch verantwortede, und Henning nicht nabringen könde. Darup en her Paridom Lutkens wolde borgen, dat [fehlt: „he“] em nicht konde bedingen. Des her Paridom deger untofreden was, und sunderges eme und mer luden binnen rades to quade kerete, dat de genante, syn swager, in fengnisse gan muste, so lange de undaet verbret wurde…

Teuerkauf lässt die auf den folgenden Seiten aufgeführte Beschreibung von Vorfällen zur Reform des Klosters Harvestehude und zur Münze aus, seine Übersetzung geht weiter auf S. 348

...Darsulvest wort den borgeren vorholden und entdecket, dat men begerde to wetende, wor men it mit der islandischen reise wolde hebben geholden. Dar se na besprake up antworteden, nutte to syn de to underholdende , und dat de nicht neddergelecht werde, umme de schepe mit dem seefarenden volk nicht van der Elvetoverwisende, dewile westwert in Engellandt an den volken und jegenen wenigto doende und to hanterende were. Man möchte lever in guder gedult tor tyt so vele proviant est vittallie utgeven also darto behoef und van nöden wäre. Dat so na begerte der borger endliken wort befpraken, angenamen und undermalkander verlaten. Als sik nun de dure tyt dageliks merde und verlengende, daraver de rat und vele merkliche borger, sonderges koepmanschop hanterende und övende, ser swarliken van dem gemenen volk worden bewandet und verdacht, dat se nottrost des levens dorch ere nutte und egene profit verhengenden, in frembde lande to verförende… weiterer Verlauf der Ereignisse bis Seite 375

Literatur

  • Raape, Helga: Der Hamburger Aufstand im Jahre 1483. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte Nr. 45, Hamburg 1959. S. 1 – 64.
  • Lorenzen-Schmidt, Klaus Jürgen: Von „bösen“ und „frommen“ Leuten. Der Hamburger Aufstand von 1483. In: Berlin, Jörg: Das andere Hamburg. Freiheitliche Bestrebungen in der Hansestadt seit dem Spätmittelalter. 2. Auflage, Köln 1982, S. 24 – 35.

Quelle

Hamburgische Chroniken in nierdersächsischer Sprache. Hamburg 1861. S. 240 – 375.

Quellen zur Geschichte Hamburgs, übers. Gerhard Teuerkauf. In: Geschichte und Politik in der Schule 24, 2 (1988), S. 49 - 50.