Quellenpaket 10

Bearbeitet von Kathrin Waldmann


Befestigung und Leuchtturm auf Neuwerk (1299)

Einleitung

Die Stadt Hamburg war im Mittelalter sehr bemüht, seine Schifffahrtswege auf der Elbe zu schützen. (1) Dabei waren die Interessen Hamburgs nicht nur darauf gelegt, die Handelsverbindungen auf See, sondern auch auf den Landwegen zu sichern. (2) Um diese Interessen umzusetzen, wurden an und auf der Elbe Vorposten errichtet. Diese Vorposten, wie Neuwerk, Ritzebüttel, Bergedorf und Riepenburg waren Burgen, sog. städtische Befestigungsanlagen. (3) Sie entstanden fast alle um das 14. Jahrhundert. (4) Diese Burgen wurden von Bürgermeistern, Senatoren oder auch von Amtsmännern bewohnt. (5)



Abb. 1: Der Turm auf Neuwerk
Abb. 2: Grundriss und Schnitt durch den Turm von Neuwerk


Turm auf Neuwerk

Die Insel Nige 0 wurde im Jahr 1226 erstmals erwähnt, worauf sie später im Jahre 1286 von der Stadt Hamburg erworben wurde. Der Landesherr sowie die Landgemeinde von Hadeln ermächtigten Hamburg im Jahr 1299 auf der Insel einen Turm zu errichten, welcher die Elbmündung besser kennzeichnen sollte. Dieser Turm wurde dann im Jahre 1309 fertiggestellt. (6) Ein Ratsherr war seit dem Jahre 1310 für die Verteidigung verantwortlich. Die Schiffer mussten sich mit einem Zoll, dem Werkzoll, am Unterhalt beteiligen, welcher zuerst auf Neuwerk selbst, später aber seit 1350 in Hamburg erhoben wurde. (7) Gerade in den Anfängen des 14. Jahrhunderts war Hamburg stets bemüht viele Verträge mit verschiedenen Anliegern des Elbstroms abzuschließen, um so noch mehr die Sicherheit der Elbschifffahrt zu erhöhen. Hamburg wollte auch seine Flußeinfahrt zum Hafen gesichert sehen. Die Stadt Hamburg wusste sich schon damals großräumig abzusichern. (8) Die Burg auf Neuwerk war und ist bis heute Hamburgs äußerster Vorposten.

Der Turm auf Neuwerk wurde aus Holz gebaut. Er brannte im Jahre 1372 ab und wurde schließlich im Jahre 1377 als Steinbau wieder aufgebaut. Die Grundmauern waren noch nach dem Brand vorhanden. (9) Der Turm steht auf einer 5,60 m hohen Wurt. Die Verblendung der Außenmauern wurde im Laufe der Zeit verschiedentlich erneuert. Das Gebäude mit sechs Geschossen hat eine Höhe von 45 m und erhebt sich auf einer Grundfläche von 17x17 m. Die Mauerstärke nimmt von Geschoss zu Geschoss von 2,80 m auf 1,50 m ab. In den beiden unteren Geschossen werden die Decken von Pfeilern und neun Kreuzgewölben getragen. Die die Fassade gliedernde Fenster sind bis auf wenige Ausnahmen noch in ihren romanischen Formen aus der Erbauungszeit erhalten. Der Eingang zum Turm befand sich im dritten Geschoss in rund 8 m Höhe an der Ostwand. Die weiteren Geschosse wurden später in Holz gebaut. Vom vierten Geschoss ist das fünfte und sechste mittels in der Nordwand liegenden Wendeltreppe zu erreichen. Über dem abschließenden Zinnenkranz wurde ursprünglich nachts das Feuer einer Blüse entfacht. (10)

Der Turm auf Neuwerk ist heutzutage das älteste erhaltene Hamburger Bauwerk. (11)


Zusammenfassung der Quelle

In der vorliegenden Quelle erteilen die Herzöge von Sachsen-Lauenburg, Johann und Albrecht den Hamburgern und allen Kaufleuten, welche von weit her kommen ein Privilegium und zwar, die Errichtung eines Leuchtturmes auf der Insel Neuwerk und das Strandrecht, den Seefund und anderes.


Quelle (übersetzt)

"Johann und Albrecht, Herzöge von Sachsen-Lauenburg, bekunden am 1.11.1299, "daß wir, indem der Rat unserer Räte und getreuen Vasallen hinzutritt, aus reiner Freundschaft, in der wir die Hamburger Bürger umschließen, und weil wir den Nutzen des gemeinen Kaufmanns bedenken, denselben Bürgern und allen Kaufleuten, die das Meer bereisen, woher sie auch immer kommen, die nachfolgend aufgeschriebenen Freiheiten, die ewig gelten sollen, gewähren. Erstens, daß sie zum Zeichen und zur Erkennung des Hafens für alle, welche die Elbe hinauffahren zu derselben Stadt Hamburg oder von ihr herabfahren, auf der Insel, Nige 0 genannt, gelegen in unserem Land Hadeln, ein Werk aus Stein oder Holz bauen, hoch, tief, breit und lang, wie es ihnen nützlich scheint, mit Nutzung der Steine zu Altenwalde oder anderswo in unseren bestehenden Herrschaftsräumen, auf ewig frei dauernd. Ebenso gewähren wir ihnen, wenn ein Schiff, welche auch seine Heimat sei bei Hadeln, Wursten oder woimmer es in unserem Herrschaftsraum sei, aufgehalten wird, weil das Wasser oder der Wind widrig sind oder der Grund es festhält oder irgendein Unfall geschieht, die genannten Bürger und gemeinen Kaufleute, aus welchen Gegenden sie seien, so lange an Körper und allen Sachen sicher und unversehrt unseren Schutz genießen, indem niemand sie angreift, bis sie ihre Sachen frei und nach ihrem Ermessen hinwegführen können. Wir wollen auch, daß diese Bürger und alle Kaufleute, woher auch immer sie sein, diese ewige Freiheit genießen, daß, wenn ein Schiff Schiffbruch erleidet und wenn die Güter der Schiffbrüchigen zu unsern Ländern oder anderswohin in unseren Herrschaftsgebieten getragen oder getrieben worden sind ohne Hilfe unserer Untertanen, die Kaufleute, die einen solchen Schiffbruch erlitten haben, ihre Güter frei hinwegführen können und überhaupt nichts geben. Aber wenn sie mittels ihrer Hilfe [wieder]erlangt und zum Ufer getragen worden sind, werden wir und dieselben den zwanzigsten Pfennig von denselben Gütern erhalten. Und diejenigen, denen die Güter gehören, werden ohne irgendeinen Widerspruch den übrigen Teil völlig erhalten. Außerdem, wenn dieselben unsere Untertanen im Meer außerhalb eines Hafens, abseits von Sand und Riff schiffbrüchige Güter finden, werden sie von diesen gleichermaßen den dritten Teil zurückbehalten, und denjenigen, denen die schiffbrüchigen Güter zustehen, oder ihren Erben stehen die restlichen zwei Drittel zu. Bestandteil ist auch die Vereinbarung, daß wir veranlassen werden, daß die schiffbrüchigen Güter, ob sie im Meer angetrieben werden oder zu den genannten Ländern, nämlich Hadeln; Wursten oder anderswohin in unseren Herrschaftsgebieten angeschwemmt werden, unter unserer Gewalt und [unserem] Schutz über Tag und Jahr völlig unverseht und heil verwahrt werden. Wenn aber in der Ziwschenzeit Lebende oder die Erben Verstobener die schiffbrüchigen Güter beanspruchen mit Urkunden der Stadt Hamburg oder einer anderen Stadt oder [eines anderen] Landes, woher auch die sie Zurückfordernden seien, sollen diese ihnen zurückgegeben werden, wie oben vertraglich geschrieben ist. [...]"

übertragen aus: Quellen zur Geschichte Hamburgs im Mittelalter, übers. Gerhard THEUERKAUF, in: Geschichte und Politik in der Schule 24, 2 (1988), S. 14-15.


Quelle (Original)

"In nomine Domini Amen. Johannes & Albertus, Dei gratia Saxonie, Angarie & Westfalie duces, borchgrauiique Magdeburgenses, vniuersis presens scriptum intuentibus salutem in omnium creatore. Euanescit actio temporalis nisi firmetur litteris sigillatis. Ideoque noscat in perpetuum etas presentium & futura, quod nos, consiliariorum ac dielium vasallorum nostrorum accedente consilio, ob meram amiciciam, qua ciues Hamburgenses amplectimur ac pensato profextu communis mercatoris donamus & conferimus ipsis ciulbus & cunctis mercatoribus mare frequentantibus, vndecumque fuerint, libertates subscriptas eternaliter permanentes. Primo vt ipsi portus in signum & cognitioinem omnibus Albiam ascendentibus ad ipsam ciuitatem Hamburgensem vel de eadem descendentibus in insula noua 0 dicta, sita in partibus nostris Hadelerie, opus, werc proprie, construant lapideum aut ligneum, altum, profundum, latum & amplum, sicut ipsis utile & expediens fuerit, cum usufructu lapidum Wolde vel alias nostris in districtibus existentibus, perpetualiter libere duraturum. Item donamus eisdem, ut si nauis aliqua, cuiuscunque foret patrie, circa Hadeleriam, Wrsaciam aut vbicumque nostro fuerit in dominio, moram faceret, aqua vel vento contrariante aut fundo detinente seu casu quolibet contingente, dicti ciues & communes mercatores, de quibuscunque forent partibus, tam dudum corpore & rebus omnibus securi & indempnes nostra tuitione gaudebunt, nullis eos infestantibus, donec res suas abducere libere poterunt & pro sue libito voluntatis. Hos etiam ciues & cunctos mercatores vndecunque fuerint, hac frui volumus perpetua libertate, vt si nauis aliqua pateretur naufragium & si bona naufragantium apportata vel applicata fuerint ad dictas terras vel alias nostris in districtibus sine iuuamine nostrorum subditorum, mercatores tale perpessi naufragium eorum bona libere deducere poterint, penitus nichil dantes. Sed si mediante eorum auxilio optenta fuerint & ad litus apportata, nos & ipsi habebimus vicesimum denarium de bonis eisdem. Et hii, quorum bona fuerint, sine contradictione aliqua optinebunt ceteram plene partem. Preterea si iidem nostri subditi in mari extra portum, foris arenam & obstaculum, ref proprie dictum, bona inuenirent naufragia, ex hiis retinebunt eque partem terciam & ad quos talia spectant naufragia vel ad eorum successores libere spectabunt relique due partes. Interest etiam hec conditio, ut naufragia siue in mari allata siue ad dictas terras, scilicet Hadelerie, Wrtsacie vel alias nostris in districtibus appulsa, talia faciemus sub nostra potestate & tuitione per diem & annum integrum inconfracta & integra reseruari. Si qui uero medio tempore viui aut morientium heredes insequerentur naufragia cium litteris ciuitatis Hamburgensis vel alterius ciuitatis vel terre, vnde essent ipsa requirentes, talia reddantur eisdem, ut superius conditionaliter est conscriptum. In premissis enim omnibus defectus si quis fuerit, hunc emendare tenebimur & supplere. Vt autem hec nostra donatio perpetuam firmitatem obtineat & nullorum emulorum incursibus valeat attemptari, presens scriptum sigillis nostris duximus muniendum. Huius rei sunt testes: Ditlews de Parkentin, Emeko Hake, Johannes & Hinricus de Crummesse, Hartwicus de Ritzerowe, Volcmarus de Gronowe, Otto Wackerbard, Wlueke de Swartenbeke, Luderus Scacko, Luderus Wckerbard, Hermannus Longus de Tralov & Hermannus de Widersrodhe, milites. Dominus Johannes Caluus, Summus noster notarius, canonicus Hamburgensis. Hartwicus de Erteneborg, Johannes de Berghen, Johannes, filius Oseri, Gerardus Longus, Hinricus Longus, Otto de Twedorpe, Bernardus Stedingus, Conradus de Boyceneborg, Thidericus Wrac, Reinerus de Stouria, Bertramus Luscus, Gerardus de Colonia, Thidemannus Butenscone & Gotscalcus de Bilna, tunc consules Hamburgenses, & alii quamplures clerici ac laici fide digni. Datum Molne, anno gratie M CC X CIX, in die festo omnium sanctorum.

übertragen aus: Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. I, Nr. CMXVIII, S. 762 f.


Abb. 3: Burg Ritzebüttel
Abb. 4: Burg und Stadt Bergedorf
Abb. 5: Vorwerk Riepenburg

Weitere Vorposten

Ritzebüttel

Neuwerk brauchte einen Rückhalt auf dem Festland, um so dauerhaft bestehen bleiben zu können. Das Land Hadeln bot sich dafür an. Es ist sowohl auf die Elb- als auch auf die Wesermündung ausgerichtet. (12) Im Jahre 1393/94 eroberten die Hamburger die Steenborg in Ritzebüttel und bauten diese dann aus. Die Amtsmänner, welche in Neuwerk wohnten und tätig waren, verließen Neuwerk und zogen um in die Burg Ritzebüttel.

Der Grund von Neuwerk wegzuziehen war für die Amtsmänner, dass sich eine fremde Macht von außen in der Elbmündung festsetzen könnte.

Die Burg in Ritzebüttel wurde vermutlich errichtet von der Familie Lappe zwischen den Jahren 1311-1315. Die Burg wurde auf einem Findlings- und Feldsteinfundament errichtet. Fertiggestellt wurde die Burg im Jahre ca. 1340. Im Jahre 1393/1394 gelangte Ritzebüttel in den Besitz Hamburgs. Um 1400 wurde der Turm schließlich fertiggestellt und Ritzebüttel wurde somit Amtssitz. Die Stadt Hamburg verfolgte weitere Ziele und somit wollte sie nicht nur die Schifffahrtswege absichern, sondern auch sich auch gegen Seeräumer schützen. (13)

Bergedorf

Die Vorposten Neuwerk und Ritzebüttel sollten in der Nordsee im Norden die Schifffahrtswege absichern. Im Osten aber lagen die Interessen der Stadt Hamburg mehr darauf, die Landwege weitgehend abzusichern. Besonders die Verbindung und Absicherung des Hinterlandes. Die Stadt Hamburg und die Stadt Lübeck erwarben grundlegende Pfandherrschaften und Territorien. Hamburg und Lübeck erwarben im Jahre 1420 Bergedorf und Riepenburg. (14)

Bergedorf wurde vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts gebaut. Die Burg in Bergedorf wurde vom dänischen Statthalter Albrecht von Orlamünde erbaut. Im Jahre 1227 fiel Bergedorf nach der Schlacht bei Bornhöved an den askanischen Herzog Albrecht I. von Sachsen (Lauenburg). Im Jahre 1370 wurde Bergedorf von den Herzögen von Sachsen (Lauenburg) an Lübeck verpfändet. Im Jahre 1401 kam Bergedorf in ihren Besitz wieder zurück. Lübeck und Hamburg verbündeten sich, um Bergedorf wieder zurückzugewinnen. Nach vier Tagen Belagerung wurde die Burg im Beisein der Bürgermeister erstürmt. (15)

Riepenburg

Nicht nur Bergedorf wurde von den Hamburgern erobert, auch Riepenburg wurde von den Hamburgern eingenommen. Hamburg hatte ein sehr großes Interesse an Riepenburg wegen des Esslinger Zolls und der Elbhoheit. Die Hauptaufgabe der Riepenburg war es nämlich, die Elbhoheit und den Zoll von Esslingen zu schützen. So diente die Burg zur Sicherung der Zoll- und Fährverbindung gegenüber der ehemaligen Einmündung der Ilmenau in die Elbe. (16)

Die Riepenburg blieb bis im Jahre 1470 Zollstätte. Gegründet wurde sie im Jahre 1256 auf der Insel Kirchwerder. Auch in anderen Orten wurde die Verbindung zu Lübeck gesichert. (17)


Vertrag über den Erwerb von Bergedorf und Riepenburg am 23. August 1420

Quelle (Original)

Wy Erik, Albrecht, Magnus, Bernd unde Otto, Brodere, van godes Gnaden Hertogen to Sassen, to Engheren unde to Westfalen etc., bekennem vor uns unde alle unse erven, als van der slote weghene Bergerdorpe, Rybenborch unde den tollen to Eyslinge mid der vere, de uns de stede Lubeke unde Hamborch in openbarer veide afghewunnen unde inghenomen hebben, beholden scholen in rouweliker were unde besittinge mid al eren thobehoringen, gheistlik und werlik, mid deme halven wolde ghenant des hertogen wold unde siner thobehoringe, to brukende mid aller rechticheid nichtes uthgenommen, doch hebbe wy uthgenomen de jacht, de schal unse bliven. Ok schole wy unde willen der stad Lubeke antwerden enen breff mid der stad Lubeke ingesegel vorsegelt, sprekende uppe drehundert mark lubesscher penninge uns tho ghevende, de in vortyden de nyge rad to Lubeke vorsegelt hait. Unde wy zegghen unde loven vor uns unde unse erven, dat wy de ergenanten stede Lubeke unde Hamborch umme desse vorgenante schicht unde veide noch umme de ergenanten slote, tollen unde vere mid alle eren thobehoringen, alse vorscreven steid, nummermer mid nenerleye maninge, veide, ansprake, gheistlik noch werlik, anlanghen noch bedeghedingen scholen nene wys, sunder de ergenanten stede scholen de ergenanten slote, tollen unde vere mid eren thobehoringen, also vorscreven steid, nu unde to ewyghen tyden vredesam besitten unde beholden, vor uns unde alle unse erven unghehindert, ane gheverde unde arghelist. Ok schal desse breff unschedelik sin den breven, de wy edder unse elderen den van Lubeke unde Hamborch ghegeven hebben, sunder se scholen alle by kreften unde vulmechten unde ok desse breff in krafft unde vulmacht bliven. Ok alle schelinge unde unwille, de wy to en ghehat hebben unde see tho uns bet uppe dessen dach, scholen ghans vornichtet unde ave wesen. Ok schal in desser richtinge alle veide van uns unde alle den, de umme unsen willen in de veide ghekomen sint mit dessen ergenanten steden Lubeke unde Hamborch unde de mid en in de veide ghekomen sin, ghensliken ave unde vorrichtet sin. Unde hebben des tho thuge unde bekantenisse alle unse ingesegele an dessen breff ghehenget laten, de gheven is to Parleberge, na Godis bord veerteinhundert jar darna in deme twintigesten jare, an sunte Bartholomei avende des hillighen apostels.

übertragen aus: Lübeckisches Urkundenbuch, Bd. VI, Nr. 266. (Original mit 5 Siegeln im Archiv der Hansestadt Lübeck)


Quelle (übersetzt)

Wir Erich, Albrecht, Magnus, Bernhard und Otto, Brüder, von Gottes Gnaden Herzöge zu Sachsen, Engern und Westfalen usw., bekennen für uns und alle unsere Erben wegen der Schlösser Bergedorf und Riepenburg und des Zolles zu Eislingen (Zollenspieker) mit der Fähre, die uns die Städte Lübeck und Hamburg in offener Fehde abgenommen und eingenommen haben, daß sie diese mit allem, was dazu gehört, seien es geistliche oder weltliche Rechte, in ruhigem Gewahrsam und Besitz behalten sollen mit dem halben Herzogenwald (Sachsenwald) und seinem Zubehör zum Gebrauch mit aller Gerechtsame außer der Jagd, die uns verbleiben soll. Auch werden und wollen wir der Stadt Lübeck eine mit ihrem Stadtsiegel besiegelte Schuldurkunde aushändigen, die in früheren Zeiten der neue Rat in Lübeck besiegelt hat und die auf 300 Mark lübischer Pfennige lautet, die die Stadt uns geben soll. Wir erklären und geloben für uns und unsere Erben, daß wir die Städte Lübeck und Hamburg weder wegen des erwähnten Streites und der Fehde noch wegen der genannten Schlösser, des Zolles und der Fähre mit allem aufgeführten Zubehör jemals mit irgendeiner Mahnung, Fehde oder Anspruch, sei es nach geistlichem oder weltlichem Recht, außergerichtlich oder gerichtlich auf irgendeine Weise belangen werden. Die Städte sollen vielmehr die oben bezeichneten Schlösser, den Zoll und die Fähre mit dem, was dazu gehört, wie beschrieben, jetzt und zu ewigen Zeiten friedlich besitzen und behalten, von uns und allen unsern Erben nicht gehindert, ohne böse Absicht und Arglist. Auch soll diese Urkunde die Urkunden, die wir oder unsere Eltern denen von Lübeck oder Hamburg gegeben haben, nicht entkräften, sondern sie sollen alle, wie auch diese Urkunde, in voller Kraft und Gültigkeit bleiben. Auch soll jeder Streit und Zwist, die wir mit ihnen bis zu diesem Tage gehabt haben, gänzlich abgetan und beendet sein. Auch soll durch diesen Vergleich jede Fehde von uns und allen denen, die um unsertwillen an dieser Fehde mit den Städten Lübeck und Hamburg teilgenommen haben, und denen, die auf ihrer Seite gefehdet haben, vollständig beendet und geschlichtet sein. Dessen zum Zeugnis und Bekenntnis haben wir alle unsere Siegel an diese Urkunde hängen lassen, die gegeben ist zu Perleberg im 1420. Jahr nach Gottes Geburt am Tage vor dem Fest des heiligen Apostels St. Bartholomäus.

übertragen aus: Hamburgs Weg zum Reich und in die Welt, Nr. 45.


Lage der Vorposten

Abb. 6: Städtische Burgen als Vorposten in Ost und West; 1. Neuwerk, 2. Ritzebüttel, 3. Bergedorf, 4. Riepenburg


Anmerkungen

(1) Vgl. Thede-Ottowell, S. 25

(2) Vgl. Laß, S. 88

(3) Vgl. Laß, S. 83

(4) Vgl. Laß, S. 93

(5) Vgl. Laß, S. 83

(6) Vgl. Laß, S.87

(7) Vgl. Sarnowsky, S. 102

(8) Vgl. Laß, S. 87

(9) Vgl. Laß, S. 87

(10) Vgl. Laß, S. 87

(11) Vgl. Laß, S. 94

(12) Vgl. Laß, S. 87

(13) Vgl. Laß, S. 87

(14) Vgl. Laß, S. 88

(15) Vgl. Laß, S. 89

(16) Vgl. Laß, S. 89f.

(17) Vgl. Laß, S.91


Quellen- und Literaturverzeichnis

Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. I, Nr. CMXVIII, S. 762 f.

Lübeckisches Urkundenbuch, Bd. VI, Nr. 266.

Hamburgs Weg zum Reich und in die Welt. Urkunden zur 750-Jahr-Feier des Hamburger Hafens, Hamburg 1939.

Laß, Heiko: Hamburgs Vorposten: Neuwerk und Ritzebüttel - Bergedorf und Riepenburg, S. 83-94; in: Das Mittelalter in Hamburg, Kunstförderer, Burgen, Kirchen, Künstler und Kunstwerke, Bd. 1 hg. v. Volker Plagemann

Quellen zur Geschichte Hamburgs im Mittelalter, übers. Gerhard THEUERKAUF, in: Geschichte und Politik in der Schule 24, 2 (1988), S. 14-15.

Sarnowsky, Jürgen: Die politische Entwicklung und die sozialen Strukturen Hamburgs im Spätmittelalter, in: die Kunst des Mittelalters in Hamburg. Aufsätze zur Kulturgeschichte, Hamburg.

Thede-Ottowell, Anne-Marie: Vom Alsterhafen zur Welthafenstadt, Hamburg 1996.


Abbildungsnachweis

Abb. 1: Der Turm von Neuwerk, Darstellung auf der Elbkarte von Melchior Lorich, 1568 (Staatsarchiv Hamburg) in: Die Kunst des Mittelalters, S. 28.

Abb. 2: Grundriß und Schnitt durch den Turm von Neuwerk (nach Dehio) in: Die Kunst des Mittelalters, S. 29.

Abb. 3: Die Burg Ritzebüttel in der Elbkarte von Melchior Lorich, 1568 (Staatsarchiv Hamburg) in: Die Kunst des Mittelalters, S. 30.

Abb. 4: Burg und Stadt Bergedorf auf der Elbkarte von Melchior Lorich, 1568 (Staatsarchiv Hamburg) in: Die Kunst des Mittealters, S. 31

Abb. 5: Ausschnitt aus der Karte des Vorwerkes Riepenburg von Johanne Otto Hasenbank, 1749 (Staatsarchiv Hamburg, Plankammer 144-9).

Abb. 6: Städtische Burgen als Vorposten in Ost und West; in: Busch, Kunst des Mittelalters in Hamburg. Die Burgen, S. 10.


Rechte Hamburgs an der Alster

Abb. 1: Alster im 11. Jhd.
Abb. 2: Alster Ende 12. Jhd.
Abb. 3: Alster Mitte 13. Jhd.
Abb. 4: Alster 16. Jhd.

Gebietserwerbungen an der Alster

Das heutige Hafen- und Schifffahrtsrecht wird nicht nur im Hafen, sondern auch auf der Alster bzw. auf den in diesen Fluss mündenden Fleeten und Kanälen angewendet. (1)

Die Stadt Hamburg (früher Hammaburg) war seit dem frühen Mittelalter Umschlagsplatz für das Getreide, welches in dieser Zeit für die Brotversorgung der Bürger von Hamburg war. Durch den Bau einer Wassermühle in der Alster konnte das Getreide weiter verarbeitet werden. Die Alster hatte in dieser Zeit nur die Verteidigungsfunktion und die Wasserkraftnutzung inne. Später wurde eine zweite Wassermühle gebaut, welche Mitte des 13. Jahrhunderts entstand. Die Alster gehörte noch zum holsteinischen Territorium und somit der Verfügungsgewalt der Grafen von Holstein. Somit war die Alster kein öffentlicher Fluß und nicht schiffbar. Die Stadt Hamburg war bemüht den oberen Alsterlauf unter seine Hoheitsgewalt zu bringen, da sie befürchteten, dass die adligen Grundherren in die Wasserführung eingreifen würden. Dabei hätten die Wassermühlen nicht mehr weiter betrieben werden können. (2)

Hamburg erlangte mit den Beschlüssen von 1306, 1309 sowie 1310 den gesamten Alsterlauf von den Grafen von Holstein aus Pfandbesitz. Später im Jahre 1365 besaß Hamburg die Alster mit allen Rechten, Freiheiten und Nutzungen zu vollem Eigentum. Hamburg verfügte jetzt nicht nur über das Wasserschatz, die Regelung des Abflusses, die Befugnis, jede Ableitung zu verhindern, sondern sie erwarb die Fischereigerechtigkeit und das Recht, weitere Mühlenbetriebe, Wehre und Schleusen zu bauen. Durch die vielen Rechte die Hamburg nun an der Alster hatte, musste Hamburg dabei nun auch die Verkehrssicherheit tragen. (3)

Seit dem Jahre 1309 gab es einen Alstervogt, welcher dem die Durchführung der obrigkeitlichen Aufgaben auf der Alster oblagen. Hamburg erlangte mit dem Besitz des Alsterlaufes, auch angrenzende Städte, wie z.B. 1325 Groß Borstel, 1360 Fuhlsbüttel, 1343 Eppendorf, 1382 Wellingsbüttel, 1437 Wohldorf und Volksdorf gelangten so in den hamburgischen Besitz. (4)

In den Jahren 1346 und 1365 liefen die in den Alsterprivilegien von 1306, 1309 und 1310 die vorgesehenen Rückkaufsfristen ab und Hamburg erlangte ab diesem Zeitpunkt den endgültigen Besitz die Rechte an der Alster. (5)


Beschluss vom 22. Februar 1309

Zusammenfassung der Quelle

In der vorliegenden Quelle verkauft der Graf Johann II. von Holstein am 22.02.1309 sein Viertel der Alster für 200 Mark=Pfennige an die Stadt Hamburg. Es war nicht einlösbar bis 1315, also nach 6 Jahren und falls es bis 1365 nicht eingelöst war, würde der Viertel der Alster an die Stadt verfallen. Die Alster erwarb die Stadt in dieser Zeit nur pfandweise.


Quelle (übersetzt)

"Graf Johann II. von Holstein und Stormarn bekundet am 22.2.1309, "daß wir unseren Getreuen, den Ratsmannen und der Gemeinde der Stadt Hamburg, verkauft, übertragen, und aufgelassen haben ein Viertel der Alster, wie sie gelegen ist, für zweihundert Mark hamburgischer Pfennige mit allem Recht, [aller] Freiheit, [aller] Nutzung und [allem] Eigentum, durch die es uns gehört und wie es auf uns von unseren Vorgängern kam, [es] frei und friedlich zu besitzen; daran wird uns und unseren Erben, auch vermittels irgendwelcher Zufälle, ein Rückkauf nicht geschuldet, bis sechs Jahre von nun an völlig abgelaufen sind. Wenn diese abgelaufen sind, wird uns hinsichtlich des Rückkaufs diese Bestimmung und Gunst vorbehaltenm, daß, wenn wir von dann an innerhalb von fünfzig Jahren, die unmittelbar aufeinander folgen, denselben Teil für die vorgenannten zweihundert Mark Pfennige zurückkaufen können, wir völlig hinsichtlich dessen zugelassen werden sollen. Ein solcher Rückkauf soll immer [möglich] werden in den vorgenannten fünfzig Jahren zwischen dem Fest Circumcisio Domini und dem Feiertag Purificatio intemerate virginis Marie; weiterhin ist jeder andere Termin den geschuldeten Rückkauf nicht vornehmen, sollen nach dem Ablauf der vorgenannten fünfzig Jahre weder wir noch unsere Nachfolger auf ewige Zeiten zu dem Rückkauf zugealssen werden, sondern die genannten Ratsmannen und die Gemeinde werden vorgenannten Teil der Alster zu erblichem Recht und kraft Eigentums frei und ohne jede Behinderung ewig besitzen. [...] Wir bestimmen auch, dass sie diesen Teil erlaubterweise verkaufen und verpfänden können auf ihre Rechnung, wem sie wollen, und diejenigen, denen sie [ihn] verkaufen, verpfänden, geben oder überlassen, sollen dieser einzelnen aufgeschriebenen Freiheiten sich erfreuen und [sie] genießen. Hinzugefügt ist außerdem, daß es hinsichtlich der Flüßchen, [die] Eilbek und Barmbek genannt [werden], zwischen uns und den genannten Ratsmannen und der Gemeinde von nun an so bleiben soll wie bisher. [...]"

übertragen aus: Quellen zur Geschichte Hamburgs im Mittelalter, übers. Gerhard THEUERKAUF, in: Geschichte und Politik in der Schule 24, 2 (1988), S. 17-18.


Quelle (Original)

Johannes Dei gratia comes Holtzatie et Stormarie omnibus presencia visuris in Domino salutem et noscere veritatem. Attendentes, quam misera et instabilis sit heu humani generis conditio, hoc scriptum confici iussimus, per quod presentes scire volumus et ad posterorum certam noticiam pervenire, quod fidelibus nostris consulibus et universitati civitatis Hamburgensis vendidimus, dimisimus et resignavimus quartam partem Alstrie ut site pro ducentis marcis nummorum Hamburgensium cum omnis iure, libertate, utilitate ac proprietate, quibus nobis pertinet et sicut ad nos de[ven]it a nostris precessoribus, libere ac pacifice posssidendam, in qua nobis et nostris heredibus non debetur reempcio quibuscumque etiam casibus mediantibus, donex se[x ann]i ex nunc integre revolvantur. Quibus revolutis in reemptione nobis hec lex et gratia reservatur, ut, si ex tunc infra quinquaginta annos inmediate sequentes ipsam partem pro ducentis marcis denariorum predictis reemere possimus, admittamur plenarie super illo. Talis autem reemptio semper debet fieri in predictis quinquaginta annis infra feswta circumscisionis Domini et diem sacratum purificationis intemerate virginis Marie prorsus omnis alio reempcionis termino pretermisso. Quod si forte in distincto termino reempcionem debitam minime faceremus, post revolucionem annroum quinquaginta predictorum ad reemptionem nec nos nec nostri successores perpeturis temporibus admittamur (!), sed dicti consules et universitas predictam partem Alsstrie hereditarioiure ac proprietario vigore liberaliter et absque omni inpedimento et obstaculo perpetualiter possidebunt. Ceterum conditionalliter insertum est, quod cuncta inpedimenta et obstacula, quibus ipsi in hac venditione nostra disturbari possunt sive etiam disturbantur, talia nos et nostri successores revocare teneamur a qualibet inpetitione partem eandem liberam faciendo. Dicimus etiam, quod eam partem licite vendere et obligare poterunt pro sua pecunia, quibus volunt, et hii, quibus vendiderint obligaverint dederint, singulis hiis inscriptis libertatibus gaudeant et fruantur. Adiectum [est preter]ea, quod de rivolis et fluviis Eylenbeke et Bernebeke dictis inter nos et dictos consules et universitatem ammodo stare debeat, [sicut hacte]nus. Quibus interim, quod tenent Alstriam, uti debent, sic tamen quod, dum eam reemerimus, ut (!) nec nobis nec ipsis ex hoc gravamen aut preiudicium generetur, sed salvo iure partium utrarumque. Ut igitur omnia, que premisimus, robur debite firmitatis habeant et optineant, presentem cartulam sigilli nostri munimine roboramus. Testes dominus Johannes prepositus Seghebergensis, Svin, Otto Split et Timmo de Godendhorpe milites et quam plures alii fide digni. Actum et datum anno Domini MCCC nono, in festo cathredre (!) sancti Petri.

übertragen aus: Hamburgisches Urkundenbuch Bd. II, Nr. 181, S. 117 f.


Weitere Rechte Hamburgs an der Alster

Beschluss vom 1. Januar 1306

Zusammenfassung der Quelle

In der vorliegenden Quelle verkauft der Graf Adolf V. von Holstein ein Viertel der Alster mit jeglichen Rechten, Freiheiten, Nutzungen und Eigentum, wie er es selbst besessen und von seinen Vorfahren erhalten hat für 250 Mark=Pfennige an die Stadt Hamburg mit der Bedingung, daß dieser Alsterteil von ihm vor Ablauf von 6 Jahren, also bis 1312, nicht wieder einlösbar sei. Wenn das Alsterviertel aber in den nächsten 50 Jahren, also bis 1362, von seinen Erben nicht eingelöst wird, sollten der Rat und die Bürgerschaft von Hamburg es für immer zu Erb und Eigen ganz frei, unbeschwert und unbehindert behalten. (6)


Quelle (Original)

Adolphus Dei gratia comes Holtsacie et Stormarie omnibus presentia visuris in Domino salutem et noscere veritatem. Attendentes, quam miser et instabilis sit heu humani generis conditio, hoc scriptum confici iussimus, per quod presentes scire volumus et ad posterorum certam notitiam pervenire, quod fidelibus nostris consulibus et universitati civitatis Hamburgensis vendidimus, dimisimus et resignavimus quartam partem Alstrie ut site pro ducentis quinquaginta marcis nummorum Hamburgensium com omni iure, libertate, utilitate ac proprietate, quibus nobis pertinet et sicut ad nos devenit a nostris precessoribus, libere ax pacifice possidendam, in qua nobis et nostris heredibus non debetur reemptio quibuscunque etiam casibus mediantibus, donec sex anni ex nunc integre revolvantur. Quibus revolutis in reemptione nobis hex lex et gratia reservatur, ut, si ex tunc infra quinquaginta annos immediate sequentes ipsam partem pro ducentis quinquaginta marcis denariorum predictis reemere possimus, admittamur plenarie super illo. Talis autem reemptio semper debet fieri in predictis quinquaginta annis infra festa circumcisionis Domini et diem sacratum purificationis intemerate virginis Marie prorsus omni alio reemptionis termino pretermisso. Quod si forte in distincto termino reemptionem debitam minime faceremus, post revolutionem annorum quinquaginta predictorum ad reemptionem nec nos nec nostri successores perpetuis temporibus admittamur(!), sed dicti consules et universitas predictam partem Alstrie hereditario iure ac proprietario vigore liberaliter et absque omni impedimento et obstaculo perpetualiter possidebund. Ceterum conditionaliter insertum est, quod cuncta impedimenta et obstacula, quibus ipsi in hac cenditione nostra disturbari possunt sive etiam disturbantur, talia nos et nostri successores revocare teneamur a qualibet impetitione partem eandem liberam faciendo. Dicimus etiam, quod eam partem licite vendere et obligare poterunt pro sua pecunia, quibus volunt, et hii, quibus vendiderint obligaverint dederint aut dimiserint, singulis hiis inscriptis livertatibus gaudeant et fruantur. Adiectum es preterea, quod de rivulis et fluviis Eylembeke et Bernebeke dictis inter nos et dictos consules et universitatem ammodo stare debeat, sicut hactenus. Quibus interim, quod tenent Alstriam, uti debent, sic tamen quod, dum eam reemerimus, ut(!) nec nobis nec ipsis ex hoc gravamen aut preiudicium generetur, sed salvo iure partium utrarumque. Ut igitur omnia, que premisimus, robur debite firmitatis habeant et optineant, presentem cartulam sigilli nostri munimine roboramus. Testes Jo[hannes] de Rennowe, Hermannus de Lasbeke, Her[mannus] de Qyersrodhe et Hartwicus de Hummersbutle milites cum plurimis fide dignis. Actum et datum anno Domini MCCC sexto, in circumcisione Domini nostri Jhesu Christi.

übertragen aus: Hamburgisches Urkundenbuch Bd. II, Nr. 99, S. 66 f.


Beschluss vom 1. Januar 1310

Zusammenfassung der Quelle

In der vorliegenden Quelle verkauft der Graf Adolf VI. von Holstein seine halbe Alster für 600 Mark an die Stadt Hamburg jedoch nur für 2 Jahre, also bis 1312. Nach 36 Jahren aber, falls bis dahin nicht eingelöst, also bis 1348 würde die halbe Alster der Stadt Hamburg gehören. (7)


Quelle (Original)

Adolphus Dei gratia comes Holtsacie et de Scowenborg omnibus presencia visuris seu audituris salutem in Domino Jhesu Christo. Attendentes, quam misera et instabilis sit heu humani generis condicio, hoc scriptum confici iussimus, per quod scire presentes volumus et ad posterorum certam noticiam devenire, quod fidelibus nostris consulibus et universitati civitatis nostre Hamburgensis vendidimus, dimisimus et resignavimus dimidietatem Alstrie, ut sita est, pro sexcentis marcis denariorum Hamburgensium cum omni iure, libertate, utilitate ac proprietate, quibus nobis pertinet et sicut ad nos a precessoribus nostris devenit, libere ac pacifice possdendam, in qua nobis et nostris heredibus non debetur reempcio quibuscunque eciam casibus mediantibus, donec duo anni ex nunc sequentes ex integro relabantur. Ipsis vero elapsis nobis in reemptione hec lex et gratia reservatur, ut, si ex tunc infra triginta sex annos inmediate sequentes eiusdem Alstrie medietatem pro sexcentis marcis denariorum predictorum reemere possimus, admittamur plenarie supper eo. Talis autem reemptio semper debet fieri inpredictis triginta sex annis infra festum circumcisionis Domini et diem sacratum purificationis intemerate virginis Marie prorsus omni reemptionis alio termino pretermisso. Et si forte in distincto termino reemptionem debitam minime faceremus, post revolucionem annorum triginta sex predictorum ad reemendum ipsam Alstriam nec nos nex nostri successores perpetuis temporibus admittamur (!), sed dicti consules et universitas eandem medietatem Alstrie hereditario iure ac proprietario vigore libere et absque omni obstaculo et inpedimento perpetualiter possidebunt. Ceterum condicionaliter insertum est, quod cuncta inpedimenta et obstacula, quibus ipsi in hac vendicione nostra disturbari possunt sive disturbantur, talia nos et nostri successores tenebimur omnimodis revocare a qualibet inpetitione eandem libere faciendo. Dicimus exiam, quodipsam licite vendere et obligare pro sua pecunia poterunt, quibus volunt, et hii, quibus vendiderint obligaverint dimiserint aut dedrint, singulis hiis inscriptis livertatibus gaudeant et fruantur. Adiectum est preterea, quod de rivulis et fluviis Eylembeke et Bernebeke dictis inter nos et dictos, videlicet consules et universitatem, ammodo stare debeat, sicut hactenus. Quibus liberaliter uti debent interim, quod Alstriam tenent, ita tamen quod, dum ipsam reemerimus, ut (!) nec nobis nec ipsis ex hoc gravamen vel preiudicium generetur, sed salvo iure partium utrarumque. Ut igitur omnia, que premisimus, debite firmitatis robur obtineant, presens scriptum cum posicione testium, videlicet Ber[trammo] Kulen et Jo[hanne] Riken fratre suo militibus atque Johanne nostro notario, sigilli nostri munimine roboramus. Actum anno Domini MCCC decimo, [in] circumcisione Domini.

übertragen aus: Hamburgisches Urkundenbuch Bd. II, Nr. 195, S. 126.


Zusammenfassung der 3 Urkunden

In den Hamburger Urkunden von 1306, 1309 und 1310 ist anzumerken, dass eine bestimmte örtliche Begrenzung des Alsterlaufes fehlt. Es wird eine unbestimmte Umschreibung gewählt: "Alstria ut sita ... cum omni jure, libertate, utilitate ac proprietate, quibus nobis pertinet et sicut ad nos devenit a nostris precessoribus. (8)

In allen drei Urkunden findet die Übertragung der Alster an Hamburg cum omni jure, libertate, utilitate ac proprietate statt. Dieser Ausdruck, der sich in den lateinischen Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts zu begegnen ist, richtet sich nach Schenkungen und Verleihungen in zahllosen Fällen und in mannigfachsten Verbindungen. (9) Die libertas bezieht sich auf die Alster. Die libertas, also Lastenfreiheit ist die negative Ergänzung des positiven Begriffes jus (Berechtigung). (10)

Nach den örtlichen Angaben der Urkunden beschränken sich die Alsterrechte auf den Unterlauf des Flusses, zwischen Fuhlsbüttel und dem Alsterbecken. (11) Aus den Urkunden ist auch nicht zu entnehmen, ob die Stadt Hamburg Gerichtsbarkeit auf der Alster hatte. (12)


Alster-Trave-Schifffahrtsweg

Die Stadt Hamburg führte, bevor die Alster schiffbar gemacht wurde, seine Transporte über Land. Die Landwege waren aber vom schlechten Zustand und wurden häufig von Raubrittern überfallen. Durch die Ausplünderung der Waren entstanden große wirtschaftliche Schäden. (13) Hamburg und Lübeck, die beide Handelsverkehr untereinander betrieben, schlossen ein "hamburgisch-lübisches Bündnis zur Sicherung der Straßen", welches die Gestellung von Bewaffneten als Geleitschutz für die Warentransporte, als auch die Verteilung der Kosten für den Geleitschutz regelte. Außerdem sicherten sich die beiden Städte durch dieses Bündnis gegenseitig Schutz und Hilfe bei Mißhandlungen ihrer Bürger durch Fremde außerhalb der Stadtmauern zu. (14)

Um mehr Schutz zu bieten und diese auch gering zu halten und auf der anderen Seite die Transporte preisgünstiger zu machen, beschloss der Rat von Hamburg, die Alster schiffbar zu machen und sie durch einen Kanal mit der Trave zu verbinden. Der Landverkehr sollte somit auf den Alster-Trave-Wasserweg umgeleitet werden. Das Haus Holstein und die Stadt Hamburg schlossen am 19. März 1448 einen Vertrag über die Herstellung des Schiffahrtsweges. Schiffe und Güter sollten unter Friedensschutz stehen und frei von Arrest bleiben. Das Grundruhrrecht wurde aufgehoben. (15)

Die Alster-Trave-Schiffahrt hatte nicht lange Bestand. Zum einen war es schwierig die Alster schiffbar zu machen, weil die erforderliche Wassertiefe nicht gegeben war und Schleusen gebaut werden mussten und zum anderen verlagerte sich der Handelsverkehr an der Nordsee gelegenen Seehäfen. (16)


Bündnis zwischen Lübeck und Hamburg zur Sicherung der Straßen 1259

Quelle (Original)

Nos consules lubicenses notum facimus omnibus presens scriptum intuentibus, quod illam ordinationem, quam predilecti consocii nostri, videlicet dominus Heinricus de Wittenborch, dominus Alfwinus de Domo et dominus Hermannus Storm, cum consulibus Hammeburgensibus, nostris amicis fidelibus, de expensis dextrariorum nostrorum simul nobiscum solvendis, et de expensis (pro) eorum navibus nobis e converso cum ipsis vicissim persolvendis in portu Albie ponendis inter se ordinaverant, ad exstirpandam et deponendam furiam nostrorum et eorum emulorum ax predonum, una cum predictis firmam tenebimus et ratam, quemadmodum sigilli nostri munimine publice protestamur. Datum anno Domini MCCLIX, ipsa ebdomada, cum dominus noster comes terram Haselthorpe optinuit et impugnavit.

übertragen aus: Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. I, Nr. 647.


Quelle (übersetzt)

Wir Ratsherren von Lübeck tun kund allen, die gegenwärtige Schrift einsehen. Unsere geliebten Ratsfreunde, Herr Heinrichh von Wittenburg, Herr Alfwin vam Huse und Herr Hermann Storm haben mit den Ratsherren von Hamburg, unseren getreuen Freunden, eine Vereinbarung getroffen zur Beseitigung und Ausrottung der Plagegeister ihrer und unserer Feinde und der Straßenräuber im allgemeinen, und zwar des Inhalts, daß sie die Unkosten unseres Reiteraufgebots mit uns zusammen begleichen und daß wir umgekehrt uns an den Unkosten ihrer Schiffe, die sie in die Elbmündung legen, beteiligen werden. Diese Vereinbarung werden wir, ebenso wie die vorgenannten, fest und unverbrüchlich halten, wie wir durch Befestigung unseres Siegels öffentlich bekennen. Gegeben im Jahre des Herrn 1259, in eben der Woche, als unser Herr Graf das Land Haseldorf erhielt und einnahm.

übertragen aus: Hamburgs Weg zum Reich und in die Welt, Nr. 19.


Vertrag über Alster-Trave-Schifffahrtsweg vom 19. März 1448

Quelle (Original)

IN GODES NAMEN AMEN. WII ALFF; VAN DERSULVEN GNADEN HERTOGHE TO SLESWICK; TO HOLSTEN STORMEREN UNDE TO SCHOUWENBORGH GREVE, vor uns, unsse erven unde vor unsse nakomelinghe up ene, unde wii Borghermeistere unde Radmanne der stad Hamborgh vor uns, unsse nakomelinghe, unsser stad borghere unde inwonere, de jeghenwordich sin unde tokomen moghen, up de anderen siden, doen witlik alle den ghennen, de dessen breff seen horen edder lesen, dat wii deme almechtighen Gode to love unde to eeren, unssen landen unde luden, unsser stad Hamborgh eren borgheren unde inwoneren unde deme ghemenen besten to nutten, beteringhe unde to bequemicheid, na langhe vorbedachteme mode mit gudem eendrachtighem rade sin ens gheworden unde hebben sloten to enem gantzem ende, dat wii ene watervard willen maken in desser nascreven wise, so dat wii mit der hulpe Godes de Beste unde Alster mit enem graven mit mer anderen ouwen unde wateren uppe leghelke stede tosamende in een leyden unde bringhen laten willen, unde de rumen unde mit dupe unde wide so besorghen, dat men dar mit schepen des copmans gudere uppe voren moghe van Odeslo uth der Travene wente to Hamborgh an de Elve unde wedder uth der Elve in de Travene beth to Lubeke, bii unsser beyder deele geliken kosten, arbeyde unde eventure. Wes ok up desser watervard behoff wert van kisten, slusen, dammen, waterleydinghen in de richte to gravende, nu int erste edder in tokomenden tiiden, wes dat kostet to bearbeydende unde in wesende to holdende, edder up andere stede to lecghende, oft des van noden were, dat schal schen dergheliken under unsser beyder kosten. Jodock de bestouweden gudere unde de rume, der men behovet de watervard to rumende unde in de richte to gravende, unde de stede, dar de damme, slusen, kisten unde waterleydinghe scholen licghen unde wesen, wor des behoff ist, unde up den overen to beyden siden der watervard to sulliken weghen, also noet unde behoff wert to troylende, dat willen wii hertoghe Alff vorscreven, unsse erven unde nakomelinghe van enem jewelken up unsses sulves kost entfryen; uthghenomen wor wii borgermeistere unde radmanne to Hamborgh van unsser stad weghen edder unsser borghere welke bynnen edder buten rades sodane stede edder rume hebben, de darto denen moghen, de willen wii van Hamborgh sulven entfrigen. Ok schal nyn deel van uns beyden deelen vorscreven up edder bii desse watervard jenighe veste buwen edder buwen laten, id en sche mit beyder deele eendrachtighem willen, vulborde unde rade. Vurdermer alle schepe unde gudere, de desse watervard hen unde wedder voret werden, de scholen velighet unde leydet wesen twisschen Lubeke unde Hamborgh ane alle arch. Vorlepe ok jenich man schip edder gud umme undaat willen, darumme schal schip edder gud nicht vorbroken wesen, nicht getovet edder hindert werden; men dat machme ane lettinghe vortvoren. Scheghe ok, dat God vorhoden mote, dat ienich schip mit des copmans gude up desser watervard in grund ghinge, darmede schal noch schip noch gud an uns nicht vorbrohen wesen; mer de schipher unde schepeskindere edder de copman moghen de gudere wedder redden unde berghen tho erem schonsten unde besten sunder lettinghe unde insaghe unde de vortvoren, wor en dat ghelevet. Vordermer so schal ok nyn schipher edder schepeskindere, de up desser watervard varen, noch iemand anders des copmans gudere moghen vorvechten, vordobelen edder anders ienighewiis vorbringhen; men we dar brikt, de schal beteren mit dem sinen unde nicht mit des copmans guderen. Ok schal de copman darvan mit alle nyne noet liden; men wor de copman sodane sine vorbrachten gudere ankomet, de schal men deme copmanne, edder we des van siner weghen to donde heft, sunder hinder gentzliken wedder antworden unde brukliken volghen laten. Unde allent, wes van tolne komet van den guderen, de de watervard hen unde wedder voret werden, davan schullen wii hertoghe Alff, unsse erven unde nakomelinghe de enen, unde wii borgermeistere unde radmannne to Hamborgh de anderen helfte hebben, jodoch uns hertoghen Alffve, unssen erven unde nakomelinghen tovoren beholden den tollen bynnen Hamborgh, leydegeld unde pundgeld bynnen Odeslo van densulven guderen, so wol oft se to waghenen voret worden. Beholden ok uns borgermeisteren unde radmannen to Hamborgh, unsser stad borgheren unde inwoneren alles eghendomes, vrigheid unde rechticheid der Alster unvorkortet, alse wii de wente herto gehad hebben. Were ok dat wii beiden deele samptliken edder bisunderghen worden angheverdighet van desser watervard edder tollens weghene van iemende boven recht mit scriften edder worden to ener edder to mer tiiden, dat scholen wii beyden deele samptliken uthdreghen. Vurder so hebben wii int erste eendrachtighen na vlitighem rade up den tolne ghesloten, dat de last Hamborghers beers, de dor desse watervard wert ghevort, veer schillinghe schal to tolne gheven, unde alle eken tymmerhold, dat men voret na Hamborgh dor alle kisten unde sluse, darvan schal elk schip ene mark gheven. Aver vademhold edder bernehold, dat men aldus langhe up der Alster heft gevlotet, dat schalmen in tokomenden tiiden vrig sunder tone dor desse watervard, dor de kisten unde dor de slusen voren beth to Hamborgh. Wes ok alle andere gudere, de desse watervard hen unde wedder voret werden dor alle sluse unde kisten, to tone gheven scholen, dat wille wii erbenomden beyden deele up en redelik setten, dat deme copman drechlik sii unde uns behaghe. Dar willen wii twe scrifte up vorramen unde maken laten, unde der schal een bii uns hertoghen Alff unde de ander bii uns borgermeisteren unde radmannen to Hamborgh in vorwaringhe licghen, all ens ludende. Doch io wat gudere dorch alle sluse unde kisten nicht gevoret werden hen edder wedder, de scholen nae antale der kisten unde slusen, dar se dor gevoret werden, eren tollen betalen. Were ok dat ienich man der herschop olde tollen to Hamborgh edder to Odeslo, edder ok den tolne desser watervard entfolde, de schal den tollen neghenvold betalen unde de wald, dehe gedan heft, mit dreen punden vorbeteren. Alle desse vorscreven stucke samptliken unde bisunderen loven wii Alff hertoghe to Sleswick, to Holsten Stormeren unde to Schouwenborgh greve vorscreven, vor uns unsse erven unde vor unsse nakomelinghe, unde wii borgermeistere unde radmanne der stad Hamborgh vor uns, unsse nakomelinghe unde vor unsser stad borghere unde inwonere stede, vast unde unvorbrekliken to holdende ane alle arch unde gheverde. Hiir hebben mede an unde over gewesen de erbaren her Otto Sluter in vortiiden unse kentzeler unde pape, Diderik Blome, Johan van Alevelde rittere; Breyde Rantzouwe, Hans Pocghewisck, Vollert Heeste unde Juries van Qualen knapen, alle unsse redere, unde mer guder lude genoech. To tuchnisse der warheid aller desser sake hebben wii hertoghe Alff vorscreven unsse ingeseghel vor uns unsse erven unde vor unsse nakomelinghe, unde wii borgermeistere unde radmanne to Hamborgh unsser stad ingeseghel vor uns, unsse nakomelinghe unde meenheid to Hamborgh mit willen und rechtem wetende heten henghen to dessem breve. Und desser breve sint twe ghemaket, all ens ludende und besegeld, der de ene is bii uns hertoghen Alffve unde de andere bii uns borgermeisteren unde radmannen to Hamborgh. Ghegeven na der bort unsses heren Jhesu Christi veerteynhundert jar in deme achte unde veertigesten jare amme dinghesdaghe na palmensondaghe.

übertragen aus: Hamburgs Weg zum Reich und in die Welt, Nr. 54.


Quelle (übersetzt)

In Gottes Namen, Amen. Wir Adolf, von Gottes Gnaden Herzog zu Schleswig, Graf zu Holstein, Stormarn und Schauenburg, für uns, unsere Erben und für unsere Nachfolger auf der einen Seite, und wir Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Hamburg für uns, unsere Nachfolger und unserer Stadt Bürger und Einwohner in Gegenwart und Zukunft auf der anderen Seite, tun allen denen, die diese Urkunde sehen, hören oder lesen, zu wissen, daß wir dem allmächtigen Gott zu Lob und Ehre, unseren Landen und Leuten, unserer Stadt Hamburg, ihren Bürgern und Einwohnern und dem Gemeinwohl zu Nutz, Besserung und Förderung, nach lange vorbedachtem Mut, mit gutem einträchtigem Rat übereingekommen sind und vollends beschlossen haben, eine Wasserfahrt oder einen Kanal herzustellen in dieser hiernach beschriebenen Weise. Wir wollen mit Gottes Hilfe die Bester (Nebenfluß der Trave) und die Alster (Nebenfluß der Elbe) durch einen Graben mit meheren anderen Auen und Gewässern an passender Stelle zusammenleiten und -bringen lassen und wollen sie geräumig machen und in Tiefe und Breite so versorgen, daß man Kaufmannsgüter mit Schiffen auf dieser Verbindung befördern kann von Oldesloe und der Trave an bis nach Hamburg an die Elbe, und umgekehrt aus der Elbe in die Trave bis nach Lübeck, und das auf unserer beider Teile gleiche Kosten, Arbeit und Aussichten. Alle Erdarbeiten für die zu diesem Kanal jetzt oder in Zukunft nötigen Kammerschleusen, Stauschleusen, Dämme und Wasserumleitungen: was dabei an Kosten entsteht für die Herrichtung, Unterhaltung oder Verlegung, wenn das nötig sein sollte, das soll gleichfalls auf Kosten unserer beider geschehen. Jedoch die überstauten Grundflächen und die Flächen, die man zum Räumen und Zurechtgraben des Kanals benötigt, und die Stellen, wo die Dämme, Stau- oder Kammerschleusen und Wasserumleitungen liegen und sein sollen, wo man sie nötig hat, desgleichen auf den Ufern an beiden Seiten des Kanals dei Strecken, die zu Treidelwegen benötigt werden: das alles wollen wir Herzog Adolf, unsere Erben und Nachfolger von allen Ansprüchen irgend jemandes auf unsere eigenen Kosten entfreien (enteignen); ausgenommen, wo wir Bürgermeister und Ratsherren zu Hamburg von unserer Stadt wegen oder irgendwelche von unseren Bürgern innerhalb oder außerhalb des Ratskollegiums diese Stellen oder Plätze besitzen, die wollen wir von Hamburg selbst entfreien (enteignen). Auch soll keiner von uns beiden Teilen an oder bei diesem Kanal irgendeine Befestigung bauen oder bauen lassen, es geschehe denn mit einträchtigem Willen, Beifall und Rat beider Teile, ferner sollen alle Schiffe und Güter, die auf diesem Kanal hin und her verfrachtet werden, befriedet und im Geleite sein zwischen Lübeck und Hamburg ohen jeden Arg. Liefe auch jemand wegen Untat von Schiff und Gut davon, so soll deswegen Schiff oder Gut nicht verfallen sein und nicht verzögert oder gehindert werden; man darf es vielmehr ohne Verzug fortführen. Geschähe auch - was Gott verhüten möge - daß irgendein Schiff mit Kaufmannsgut auf diesem Kanal auf Grund ginge, so soll dadurch weder Schiff noch Gut an uns verfallen sein; vielmehr dürfen die Schiffer und Mannschaften oder der Kaufmann die Güter wieder retten und bergen, so schön und gut sie können, ohne Verzug und Widerspruch, und dürfen sie fortführen, wohin sie wollen. Ferner soll kein Schiffer oder Mannschaft, die auf diesem Kanal fahren noch sonst jemand die Kaufmannsgüter durch Schlägerei, Würfelspiel oder anderweit verwirken dürfen; wer aber zuwiderhandelt, der soll von seinen und nicht von den Kaufmannsgütern Strafe zahlen. Auch soll der Kaufmann davon in keiner Weise Not leiden; vielmehr: wo der Kaufmann diese seine Frachtgüter antrifft, da soll man sie ihm oder seinem Bevollmächtigten ohne Behinderung wieder aushändigen und vollkommen folgen lassen. Und alles, was an Zoll einkommt von Gütern, die den Kanal hin oder her verfrachtet werden, davon sollen wir Herzog Adolf, unsere Erben und Nachfolger die eine Hälfte, und wir Bürgermeister und Ratsherren zu Hamburg die andere Hälfte haben; doch behalten wir Herzog Adolf uns, unseren Erben und Nachfolgern den Zoll in Hamburg, Geleitsgeld und Pfundgeld in Oldesloe von diesen Gütern genau so vor, als wenn sie zu Wagen verfrachtet wären. Desgleichen behalten wir Bürgermeister und Ratsherren zu Hamburg uns sowie den Bürgern und Einwohnern unserer Stadt alle Eigentumsrechte, Freiheiten und Gerechtigkeiten an der Alster unverkürzt vor, wie wir sie bisher gehabt haben. Würden auch wir beiden Teile gmeinsam oder einzeln wegen dieses Kanals oder Zolls von irgend jemandem widerrechtlich angegriffen in Schriften oder Worten, einmal oder mehrfach, das sollen wir beiden Teile gemeinsam austragen. Ferner haben wir fürs erste einträchtig nach reiflicher Beratung wegen des Zolls beschlossen, daß die Last Hamburger Biers, die durch diesen Kanal verfrachtet wird, 4 Schilling als Zoll geben soll, und alles eichene Zimmerholz, das man durch sämtliche Kammer- und Stauschleusen nach Hamburg verfrachtet, das soll für jedes Schiff eine Mark geben. Aber Klobenholz oder Brennholz, das man schon seit langem auf der Alster geflößt hat, das soll man in Zukunft frei ohne Zoll durch diesen Kanal, durch die Kammer- und Stauschleusen bis nach Hamburg führen. Was auch alle anderen Güter, die auf diesem Kanal hin und her durch alle Stau- und Kammerschleusen verfrachtet werden, als Zoll geben sollen, das wollen wir vorgenannten beiden Parteien auf redliche Art und Weise festsetzen, so daß es für den Kaufmann tragbar bleibt und uns behagt. Von diesem Schragen wollen wir zwei völlig gleichlautende Ausfertigungen bestimmen und machen lassen, von denen die eine bei uns Herzog Adolf, und die andere bei uns Bürgermeistern und Ratsherren zu Hamburg in Verwahrung bleiben soll. Jedoch sollen solche Güter, die nicht durch sämtliche Stau- und Kammerschleusen hin oder her befördert werden, ihren Zoll nach der Anzahl der von ihnen passierten Schleusen bezahlen. Würde auch jemand sich dem alten herrschaftlichen Zoll zu Hamburg oder zu Oldesloe oder auch diesem Kanalzoll entziehen, der soll den Zoll neunfältig bezahlen und die von ihm begangene Gewalttat mit drei Pfund büßen. Alle diese oben geschriebenen Punkte sämtlich und einzeln geloben wir Adolf, Herzog zu Schleswig, Graf zu Holstein, Stormarn und zu Schauenburg für uns, unsere Erben und Nachfolger, und wir Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Hamburg für uns, unsere Nachfolger und für unserer Stadt Bürger und Einwohner stetig, fest und unverbrüchlich zu halten, ohne Arg und alle Gefährdung. Hier sind mit dabei gewesen die Ehrbaren, Herr Otto Schlüter, einst unser Kanzler und Pfaffe, Dietrich Blome und Johann v. Ahlefeldt, Ritter, Breide Rantzau, Hans Pogwisch, Volrat Heest und Juries v. Qualen, Knappen, alle unsere Räte und noch genugsam angesehene Leute mehr. Zum Zeugnis der Wahrheit all dieser Sachen haben wir, der vorgenannte Herzog Adolf, unser Siegel für uns, unsere Erben und Nachfolger, und wir Bürgermeister und Ratsherren zu Hamburg unser Stadtsiegel für uns, unsere Nachfolger und Gemeinde zu Hamburg mit Willen und rechtem Wissen an diese Urkunde hängen lassen. Und von dieser Urkunde sind zwei Ausfertigungen hergestellt, völlig gleichen Wortlautes und besiegelt, von denen die eine sich bei uns Herzog Adolf, die andere bei uns Bürgermeistern und Ratsherren zu Hamburg befindet. Gegeben nach der Geburt unseres Herren Jesu Christi im Jahre 1448, am Dienstag nach Palmsonntag.

übertragen aus: Hamburgs Weg zum Reich und in die Welt, Nr. 54.


Anmerkungen

(1) Vgl. Rademacher, S. 63

(2) Vgl. Rademacher, S. 64

(3) Vgl. Rademacher, S. 65

(4) Vgl. Rademacher, S. 65f.

(5) Vgl. Stephan, S. 91f.

(6) Vgl. Melhop, S. 41

(7) Vgl. Melhop, S. 41

(8) Vgl. Stephan, S. 87

(9) Vgl. Stephan, S. 88

(10) Vgl. Stephan, S. 90%B%

(11) Vgl. Stephan, S. 88

(12) Vgl. Stephan, S. 89f

(13) Vgl. Rademacher, S. 66

(14), Vgl. Rademacher, S. 67

(15) Vgl. Rademacher, S. 67

(16) Vgl. Rademacher, S. 69

Quellen- und Literaturverzeichnis

Hamburgisches Urkundenbuch Bd. II, Nr. 181, S. 117 f.

Hamburgisches Urkundenbuch Bd. II, Nr. 99, S. 66 f.

Hamburgisches Urkundenbuch Bd. II, Nr. 195, S. 126.

Hamburgs Weg zum Reich und in die Welt. Urkunden zur 750-Jahr-Feier des Hamburger Hafens, Hamburg 1939.

Melhop, Wilhelm: Die Alster. Geschichtlich, ortskundlich und flußbautechnisch beschrieben, Hamburg 1932.

Quellen zur Geschichte Hamburgs im Mittelalter, übers. Gerhard THEUERKAUF, in: Geschichte und Politik in der Schule 24, 2 (1988), S. 17-18.

Rademacher, Matthias: Die Geschichte des Hafen- und Schiffahrtsrechtes in Hamburg, Bd. 1, Hamburg 1994.

Thede-Ottowell, Anne-Marie: Vom Alsterhafen zur Welthafenstadt, Hamburg 1996.

Walther, Stephan: Historischer Bericht über die Eigentums-Hoheitsrechte Holsteins und Hamburgs an der Alster, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holst. Geschichte 76, 1952, S. 82-140.


Abbildungsnachweis

Abb. 1: 11. Jahrhundert; in: Wilhelm Melhop, Die Alster, S. 42.

Abb. 2: Ende des 12. Jahrhunderts; in: Wilhelm Melhop, Die Alster, S. 42.

Abb. 3: Mitte des 13. Jahrhunderts; in: Wilhelm Melhop, Die Alster, S. 43.

Abb. 4: 16. Jahrhundert; in: Wilhelm Melhop, Die Alster, S. 43.