Quellenpaket 1

Bearbeitet von Oliver Struck


Die Anfänge Hamburgs (um 831)

Zusammenfassung

In der vorliegenden Quelle hat Rimbert, Erzbischof von Hamburg, die Anfänge der Stadt Hamburg aus der Sicht des Erzbistums Hamburg dargestellt. In ihr erscheint Hamburg bis 831 aus der Bistumsorganisation Sachens herausgelöst, wird der Plan der Gründung eines Erzbistums Hamburg auf Karl den Großen zurückgeführt und wird die Gründung des Erzbistums Hamburg von 864 auf 831/832 vordatiert. Abschließend erwähnt die Quelle die Übergabe des Bischofssitzes durch Ludwig den Frommen an Rimberts Amtsvorgänger Ansgar.

Quellenauszüge

"Kaiser Ludwig der Fromme erfuhr aus Berichten: "Als sein Vater ruhmreichen Andenkens, Kaiser Karl, das ganze, mit Waffengewalt bezwungene und dem Joche Christi unterworfene Sachsen in Bistümer einteilte, übertrug er den äußersten Teil dieses Landes, der im Norden jenseits der Elbe lag, keinem der Bischöfe zum Schutze; sondern er beschloß, [diesen Teil] dafür aufzubewahren, daß er dort einen erzbischöflichen Sitz einrichte [...]. Kaiser Ludwig der Fromme, nach dem Tode seines Vaters, teilte unter dem Einfluß gewisser Personen den Teil des Landes, der jenseits der Elbe lag in zwei [Regionen] und übergab sie vorläufig den zwei benachbarten Bischöfen. Denn er beachtete nicht hinreichend die betreffenden Anordnungen seines Vaters oder wußte wahrscheinlich überhaupt nicht von ihr. Als es sich aber ergab, daß der Glauben an Christus im Gebiet der Dänen und Schweden durch die Gnade Gottes schon Frucht zu tragen begann, erkannte [Kaiser Ludwig] die Absicht seines Vaters und, damit sein Plan nicht unvollendet bleibe, errichtete er mit Zustimmung der Bischöfe und auf einem gutbesuchten Reichstag in der vorgenannten äußersten Region Sachsens jenseits der Elbe in der Burg Hamburg einen erzbischöflichen Sitz, dem die gesamte Kirche Nordelbiens unterstehen sollte [...]. Für diesen Sitz ließ der vorgenannte Kaiser unseren Herrn und Vater, den hochheiligen Ansgar, feierlich zum Erzbischof weihen [...]."

Anmerkungen

Die Vordatierung der Gründung des Erzbistumes Hamburg auf 831/832 sollten wahrscheinlich Ansprüchen des Erzbistumes Köln auf das Bistum Bremen entgegenwirken, das seit 848 mit Hamburg, seit 864 mit dem Erzbistum Hamburg vereinigt war. Auffällig ist auch, dass Rimbert in keiner Weise die Gründung der Hammaburg erwähnt, sondern nur die des Erzbistumes. Das Gründungsdatum der Hammaburg ist wahrscheinlich zwischen 772 und 804 anzusiedeln.


Wikingerangriff (845)

Zusammenfassung

Rimbert beschreibt in dieser Quelle einen Wikingerangriff auf Hamburg im Jahre 845. Die Quelle zeigt den vergeblichen Widerstand der Bewohner von Burg und Vorstadt gegen die Plünderer, sowie den Verlust des bischöflichen Kirchenschatzes, der entweder gestohlen oder ein Raub der Flammen wird.Die Quelle endet mit der Flucht Ansgars aus dem verheerten Hamburg.

Quellenauszüge

"[...] es geschah, daß unerwartet Seeräuber die Stadt Hamburg erreichten und mit ihren Schiffen umzingelten. Weil dies überraschend und plötzlich geschehen war, blieb keine Zeit, die Gaubewohner zu versammeln, zumal auch der Graf, der den Befehl über diese Gegend hatte [...], gerade abwesend war. Schließlich nachdem die Burg erobert und alles, was sich in ihr und dem benachbarten Wik befand, geraubt worden war, hielten die Feinde, die am Abend angekommen waren, sich die Nacht, den folgenden Tag und eine weitere Nacht dort auf. und nachdem so alles in Brand gesteckt und geplündert worden war, zogen sie davon. Da wurde die mit Kunstfertigkeit unter Leitung des Herrn Bischofs erbaute Kirche mit dem kunstvoll angelegten Kloster vom Feuer ergriffen. Da ging die bestens angefertigte Bibel, die der erlauchteste [...] Kaiser demselben unserem Vater geschenkt hatte, mit mehreren anderen Büchern im Feuer zugrunde. Und so wurde alles, was er dort an Kirchengerät und anderen Schätzen und Vermögenswerten besessen hatte, durch den Raub oder das Feuer beim feindlichen Angriff vernichtet, so daß sie ihn gleichsam unbekleidet entkommen ließen."

Anmerkungen

Der Wikingerangriff von 845 diente im nachhinein als eine hauptsächliche Begründung für die außergewöhnliche kirchenpolitische Entscheidung, dass unbesetzte Bistum Bremen mit dem gefährdeten Hamburg unter Ansgar zu vereinen. Bei den Wikingern, die Hamburg überfielen, handelte es sich vermutlich um Krieger des Dänenkönigs Horik I. Bei dem Angriff handelte es sich vermutlich auch nicht nur um einen der bekannte Plünderungszüge der Wikinger, sondern viel eher um einen Überfall im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Niederelbe und Danewerk.