DFG-Projekt

Kritische Edition der revidierten Statuten des Johanniterordens von 1489/1493

Laufzeit 1.7.2004-30.6.2007
Leitung: Prof. Dr. Jürgen Sarnowsky
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Jyri Hasecker, M.A.

Projektbeschreibung

Die Geschichte des Johanniterordens ― insbesondere die Zeit des Ordens auf Rhodos (1306/10-1522) ― verdient vor dem Hintergrund aktueller Tendenzen der mediävistischen Forschung besondere Aufmerksamkeit. Der ausgesprochen lückenhafte Editionsstand umfasste bislang jedoch nicht einmal die wichtigsten normativen Quellen aus dem späten Mittelalter: die Statuten. Einen Anfang, diesen Forschungsrückstand aufzuholen, markiert die kritische Edition der revidierten Statuten von 1489/93. Eine bis zum Ende der bewilligten Förderung fertig zu stellende Druckfassung wird neben dem mit Hilfe der wichtigsten Textzeugen hergestellten lateinischen Text des revidierten Gesetzeskorpus auch die textlichen Vorbilder der Revision im vollen Wortlaut bieten. Wie von Beginn an geplant, soll im dritten Jahr der Förderung eine frei zugängliche Netzedition mit erheblich erweiterten Inhalten erarbeitet werden. Unter anderem wird sie zusätzlich zum lateinischen Text die zeitnah entstandene französische Übersetzung der revidierten Statuten beinhalten. Die Netzedition soll so zugleich Perspektiven für eine optimale Ausschöpfung der Möglichkeiten digitaler Editionen aufzeigen.

Forschungsstand und eigene Vorarbeiten

Forschungsstand

Der geistliche Ritterorden der Johanniter bietet unter anderem neben Konzilien und Universitäten – ein Beispiel für eine Reihe mittelalterlicher Institutionen, in denen sich Strukturen ausbildeten, die ein Zusammenleben verschiedener – lokaler, regionaler und „nationaler“ – Interessengruppen ermöglichten. Während Konzilien immer nur für wenige Jahre zusammentraten und selbst die großen Universitäten (besonders im besser dokumentierten Spätmittelalter) nur ein beschränktes Einzugsgebiet aufwiesen, fanden sich während der zweiten Phase der mittelalterlichen Ordensgeschichte auf Rhodos für mehr als 200 Jahre bis zum Verlust der Insel an die Osmanen (1522) Ordensmitglieder aus allen Teilen der lateinischen Christenheit zusammen, die zudem noch mit orthodoxen Christen auskommen mussten. Wenn dies trotz einiger Spannungen und Auseinandersetzungen im Großen und Ganzen friedvoll verlief und dem Orden im Westen insbesondere nach der Abwehr der osmanischen Belagerung von 1480 zu glanzvollem Ruhm verhalf – nicht zuletzt durch den mehrfach gedruckten (und aus dem Lateinischen in Volkssprachen übersetzten) Bericht des Vizekanzlers Guillaume Caoursin und durch die Berichte der über Rhodos reisenden Jerusalem-Pilger – , stellt sich die Frage nach der inneren Entwicklung und den besonderen Strukturen des Ordens.

Die Erforschung der spätmittelalterlichen Geschichte der Johanniter steckt immer noch in ihren Anfängen. Die mit dem Band von Jonathan Riley-Smith (1967) begonnene Reihe zur Geschichte des Johanniterordens ist bisher nicht fortgesetzt, und zum 14. und 15. Jahrhundert muß trotz neuerer Anläufe zu einer Darstellung der gesamten Ordensgeschichte (Sire 1994, Riley-Smith 1999, Nicholson 2001) immer noch auf die knappen Überblicke von Luttrell und Rossi 1975 verwiesen werden. Insbesondere Anthony Luttrell hat zwar zur Geschichte des 14. und früheren 15. Jahrhunderts umfangreiche Einzelbeiträge veröffentlicht (sie liegen jetzt zumeist in den Sammelbänden Luttrell 1978, 1982, 1992 und 1999 in ergänzten Nachdrucken vor), doch fehlen weiterhin umfangreichere, verlässliche und quellengestützte Studien über die Entwicklung des Ordens in der späteren Rhodischen Periode, die grundlegend für die neuzeitlichen – aus Rhodos nach Malta übertragenen – Strukturen der Johanniter wurde. Teilweise ist selbst noch auf die als Ordenshistoriographie zu wertende Darstellung von Bosio 1629 zurückzugreifen, da er Zugang zu Ordensarchivalien hatte, während jüngere Arbeiten, die (wie Bottarelli 1940) vor allem auf gedruckten Materialien aufbauen, nicht wesentlich über seine Ergebnisse hinauskommen. Überblicke zu einzelnen Problemen oder Phasen der spätmittelalterlichen Ordensgeschichte (z.B. Housley 1992, S. 214-33; Vatin 1994) leisten nur partiellen Ersatz.

Ein wesentlicher Grund für diesen Forschungsstand ist die relativ schlechte Erschließung des Quellenmaterials. Die reichen Materialien in den Archives of the Order of St John in der National Library of Malta, Valletta, sind nicht nur zum größten Teil ungedruckt, sondern ebenfalls nur partiell durch gedruckte bzw. ungedruckte Findmittel erschlossen (Kurzbeschreibungen einzelner Manuskripte, darunter der Register mit Papst- und Meisterurkunden, sowie detaillierte Übersichten der Libri Consiliorum enthält Catalogue 1964-1970; dabei fehlen jedoch bisher die wichtigen und umfangreichen Libri bullarum für den internen Schriftverkehr, ebenso weitere Materialien). Weitere Archivalien sind über zahlreiche europäische Archive verstreut, so dass kaum ein Überblick zu gewinnen ist.

Der schlechte Erschließungsstand gilt selbst für die Statuten des Ordens als zentralem Teil der Überlieferung. Die älteren Statuten bis 1310, unter Einschluss der noch auf fr. Raymond du Puy zurückgeführten Regel, sind – allerdings nicht vollständig – im monumentalen Urkundenbuch Delavilles (Cartulaire 1894-1905) ediert, doch nimmt das Material für das 14. und speziell für das 15. Jahrhundert kontinuierlich zu, da die Generalkapitel und Meister die älteren Bestimmungen durch eine wachsende Zahl – wohl auch für die Ordensmitglieder kaum noch überschaubarer – chronologisch geordneter Bestimmungen ergänzten. Sofern daraus bisher überhaupt Auszüge im Druck vorgelegt wurden, stützen sie sich auf eine unzureichende Auswertung der Überlieferung (z.B. in Barbaro di San Giorgio 1927, der seiner Teil-Wiedergabe des Textes frühneuzeitliche Abschriften aus dem maltesischen Archiv zugrunde gelegt hat).

Das intensive Interesse der Forschung an solchen Fragen geht nicht zuletzt aus den Themen des Dresdner SFB 537 „Institutionalität und Geschichtlichkeit“, Teilprojekt C: „Institutionelle Strukturen religiöser Orden im Mittelalter“ (http://www.vita-religiosa.de), fortgeführt an der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte an der Universität Eichstätt-Ingolstadt, und aus der Tagung „Zentrum und Peripherie bei den Hospitalorden im Spätmittelalter“ des DHI in Rom vom 16.06.2005 (vgl. Wolf 2005)

Bisher scheiterten Projekte zur Fortführung der editorischen Arbeit Delavilles an der schieren Fülle und dem disparaten Charakter der spätmittelalterlichen Statutenüberlieferung (so wohl ein CNRS-gefördertes Projekt in Orléans). Denn beinahe jedes Generalkapitel der rhodischen Periode der Johannitergeschichte produzierte neue Regelungen, die Eingang in die die Verwaltungsnormen der Ordenszentrale und der Niederlassungen im Westen fixierenden Statutensammlungen fanden. So entstanden immer wieder neue Statutensammlungen, welche kontinuierlich in die verschiedenen im Orden vertretenen Sprachen übersetzt wurden, mit dem Resultat, dass vor der Statutenrevision von 1489/93 im Hinblick auf Wortlaut und enthaltenden Stand der Gesetzgebung kaum eine Statutensammlung der anderen glich (zum Problem vgl. Luttrell 2003 sowie den Manuskriptkatalog in Calvet 2000). Die Auswahl eines Basistexts für eine kritische Edition aus diesem Bestand ließe sich methodisch kaum rechtfertigen.

Einen sinnvollen Ausgangspunkt zur Erschließung der späteren Statutenüberlieferung bietet aber die aus der Arbeit einer Reformkommission hervorgegangene Version der Statuten von 1489/93 (im Folgenden: Stabilimenta), für deren Redaktion der Vizekanzler und Historiograph des Ordens, Guillaume Caoursin, verantwortlich zeichnete. Unter seiner Leitung wurden aus dem inzwischen gewaltigen Gesetzeskorpus diejenigen Statuten ausgewählt, die in der Verwaltungspraxis seiner Gegenwart noch Bedeutung besaßen. Ihr Wortlaut wurde aktualisiert; mehrere Statuten mit demselben Gegenstand wurden zusammengefasst; Neuschöpfungen kamen hinzu. Das den älteren Statutensammlungen zu Grunde liegende chronologische Ordnungsprinzip (kumulativ von den ältesten Regelungen des 12. Jahrhunderts bis in die Gegenwart der jeweiligen Sammlung) wurde zu Gunsten einer thematischen Gliederung unter Beibehaltung der Zuschreibung der einzelnen Regelungen den Meistern, unter deren Regierung sie erlassen worden waren, aufgegeben.

Der handschriftlich und im Druck, in lateinischer und französischer Sprache verbreitete Text stattete den Orden erstmalig mit einer allgemein gültigen, autoritativen Kodifikation seiner internen Gesetzgebung aus. Seine Wirkungsgeschichte reicht weit in die Neuzeit. Alle bis zur erneuten Generalrevision der Gesetzgebung 1776/79 („Code Rohan“) erstellten Statutensammlungen stützten sich auf die Stabilimenta, deren Text nur noch durch wenige neue Gesetze ergänzt wurde (die Reihe der ergänzten, gedruckten Auflagen der Stabilimenta beginnt mit der Ausgabe Salamanca 1534).

Eigene Vorarbeiten

Die Geschichte des geistlichen Ritterordens der Johanniter auf Rhodos (1310-1522) bildet, zusammen mit der Geschichte des Deutschen Ordens, seit mehr als zehn Jahren einen Schwerpunkt von Forschungen, die in den Jahren 1994 und 1995 durch die DFG gefördert wurden, u.a. in der Auseinandersetzung mit zahlreichen Einzelaspekten (Sarnowsky 1991-1992, 1993, 1997a-b, 1998b, 1999a-b, 1999d, 2001b, 2001d; für einen Überblick über die jüngere Forschung s. Sarnowsky 2000), unter denen die inneren Strukturen des Ordens besondere Aufmerksamkeit fanden (Sarnowsky 1995, 1998a, 1999c, 2001c), bereits mit einem knappen Auszug aus den Generalkapitelsakten (Sarnowsky 1996). Das Ergebnis der Untersuchungen war dann jedoch eine umfangreiche Monographie zu Verfassung und Verwaltung des Johanniterordens im 15. Jahrhundert (Sarnowsky 2001a), die erstmals einen breit angelegten strukturgeschichtlichen Überblick bietet, der auf dem reichen ungedruckten Material aus der National Library of Malta aufbaut. Die Arbeit gibt nicht nur einleitend einen Überblick über die Statutenentwicklung bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts, sondern legt die Statuten jeweils den einzelnen Kapiteln zugrunde, um dann aus weiteren Quellen Aussagen zur Umsetzung und zur Praxis von Verfassung und Verwaltung abzuleiten. Zugleich werden dabei jeweils die Regelungen der älteren Statuten mit denen von 1489/1493 verglichen, so dass damit für viele Aspekte bereits eine Kommentierung des zu edierenden Textes vorliegt.

Im Rahmen der Vorarbeiten zu diesem Projekt entstand zudem 1997 auch eine auf der Grundlage des guten Manuskripts National Library of Malta, Libr. 244, gefertigte Transkription der „Stabilimenta“ von 1489/93 (angefertigt von Steffen Patzold). Dieser Text ist noch nicht gedruckt, doch liegen Teile (die umfangreiche Inhaltsübersicht, die einleitenden Bullen von Papst und Großmeister) seit 2000 als Netzversion vor (Adresse: http://www.rrz.uni-hamburg.de/hospitallers/statutes/statutes.html) und haben bereits die intensive Aufmerksamkeit der Johanniterforschung gefunden. Zu nennen wäre weiter das Internet-Angebot zu den Johannitern, abrufbar unter der Adresse:  http://www.rrz.uni-hamburg.de/hospitallers (Sarnowsky 2002).

Arbeitsstand

Nach Bewilligung des Vorantrags durch die DFG mussten Ziele und Arbeitsplan des ursprünglich auf drei Jahre angelegten Projekts neu formuliert werden, um möglichst schon im Rahmen der Erstförderung zu publikationsfähigen Ergebnissen zu gelangen. So wurde für die Edition dem Druck gegenüber der Netzversion Priorität eingeräumt. Darüber hinaus wurde entschieden, die anfänglich nur für die Netzversion vorgesehene Volltext-Synopse, welche den Statuten der Stabilimenta die älteren Vorbilder gegenüber stellt, bereits in der Druckversion zu verwirklichen.

Die drei Ziele der Druckedition sind:

1. Herstellung eines abgesicherten Texts der Stabilimenta und Dokumentation der Varianten zwischen den einzelnen Überlieferungen;
2. Einblick in die Arbeit der Reformkommission durch Aufnahme der ihr als Vorbilder dienenden älteren Statuten im Volltext; sowie damit einhergehend
3. Erweiterung zur Quellensammlung für bislang nicht gedruckt verfügbare Statuten aus der Zeit von 1310-1489/93 im nicht revidierten Wortlaut konzipiert wird, sofern sie in das Fassung der Reformkommission eingingen.

Als Leittext für die Edition wurde der als einziger unmittelbar der Ordenskanzlei entstammende Textzeuge der Stabilimenta, das lateinische Manuskript Valletta, National Library of Malta (NLM) Libr. 244, ausgewählt. Im Einzelnen wurden folgende Arbeitsschritte erledigt:

Juli – Okt. 2004:

Als Erstes wurde die bereits vorhandene Transkription von NLM Libr. 244 korrigiert und der Text gemäß den „Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte“ (AHF 1980) redigiert. Parallel wurde eine Übersicht über die Überlieferung der Stabilimenta in Handschriften und Inkunabeln mittels der einschlägigen Hilfsmittel erstellt. Im Hinblick auf die hinzu zu ziehenden älteren Vergleichstexte ergab sich die Aufgabe, zeitlich möglichst nah an die Stabilimenta heranreichende, lateinische Statutensammlungen ausfindig zu machen, um in der Synopse möglichst authentisch und sprachlich gut vergleichbar den Stand der Statuten zur Zeit der Arbeit der Reformkommission zu dokumentieren. Als einziges beide Kriterien erfüllendes Ms. erwies sich Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale (BNCF) cl. XXXII, 37 (Sprache: lateinisch, italienisch; enthaltener Statutenstand: 1475), von dem eine Reproduktion angefordert wurde. Zum Vergleich wurde außerdem eine Reproduktion des bereits von Delaville für seine Edition der Statuten bis 1310 verwendeten Ms. NLM Arch. 69 (Sprache: lateinisch; enthaltener Statutenstand: 1357) in Auftrag gegeben. Zwecks Kollationierung des Stabilimenta-Texts mussten außerdem Reproduktionen der Drucke Ulm 1496 (Exemplar: Graz, UB, Ink. II 9968), Salamanca 1534 (Exemplar: München, BSB, Res/2 Herald. 66h) sowie der französischen Version (zunächst: Lyon, Bibliothèque Municipale, Ms. 853) beschafft werden. Mit der Kollationierung des Stabilimenta-Ms. mit den beiden Drucken wurde unmittelbar nach Eintreffen des Materials begonnen.

Nov. – Febr. 2004/05:

Neben der parallel laufenden Kollationierung der Stabilimenta wurde mit der Identifizierung, Datierung und Transkription der Vorbilder der darin enthaltenen Statuten in der Sammlung BNCF cl. XXXII, 37 begonnen. Dabei zeigte sich, dass die Statuten des Florentiner Ms. häufig mit Korruptelen behaftet sind, weshalb nicht alle in die Synopse übernommen werden konnten. Für die Statuten vor 1357 erwies sich NLM Arch. 69 aber als guter Ausweichtext, wobei der Vergleich zwischen dessen Textbestand und der Edition Delavilles manche Lesefehler zu Tage förderten, was Anlass dazu gab, auch die bereits von Delaville edierten Statuten vor 1310, sofern sie als Vorlage der Stabilimenta eine Rolle spielten, in der Synopse im Volltext wiederzugeben, anstatt – wie anfänglich geplant – an entsprechender Stelle auf Delavilles Edition zu verweisen. Für korrupte Statuten nach 1357 wurde entschieden, auf die bereits vor einigen Jahren mit DFG-Mitteln angeschaffte französische Statutensammlung Paris, BNF, ms. franç. 17255 auszuweichen (Sprache: französisch, lateinisch; Statutenstand: 1466/75). Das Gleiche galt für jene Fälle, in denen BNCF cl. XXXII, 37 italienische statt lateinische Statutenversionen bietet.

März – Juni 2005:
 
In diesem Zeitraum wurde die Kollationierung des Ms. mit den beiden o. g. Drucken abgeschlossen, die unerwartet wenigen Textvarianten im kritischen Apparat vermerkt. Die in der vorangegangenen Projektphase begonnene Arbeit an der Synopse wurde mit Hilfe der oben angeführten Statutensammlungen fortgeführt. Im Laufe der Arbeit wurde die überraschende Beobachtung gemacht, dass der Redaktor der Stabilimenta sich in einigen Abschnitten am Wortlaut eines aus den Jahren 1446/47 datierenden Versuchs einer Statutenrevision orientierte. Dieser Text von 1446/47 wurde bislang von der Forschung kaum zur Kenntnis genommenen, da er trotz päpstlicher Approbation von der Ordensleitung nicht akzeptiert wurde und folglich in der Praxis nie zur Anwendung kam (vgl. Sarnowsky 2001). Ein schon vorrätiges Ms. (NLM Arch. 1649) dieser 1446/47er Statuten wurde als Grundlage für den notwendig gewordenen, anfangs nicht vorgesehenen gründlichen Textvergleich mit den Stabilimenta benutzt. Relevante Textpassagen wurden in die Synopse aufgenommen. 

Juli – Okt. 2005: 

Die Herstellung der Synopse konnte am Ende des Zeitraums mit Hilfe der angeschafften Mittel erfolgreich abgeschlossen werden. Allein die Datierung der einzelnen Statuten bedarf in manchen Fällen – dies betrifft vor allem Regelungen aus der Zeit des Meisters Pierre d’Aubusson (1476-1503) – noch der Klärung, wobei die bereits vorliegenden Generalkapitelsakten aus den Beständen der NLM weiterhelfen werden. Die für die Arbeitsschritte in den folgenden Monaten relevant werdenden Materialien aus der BNF (s. u.) wurden als Reproduktionen bestellt. Dabei handelt es sich um die jeweils erste Auflage der lateinischen (Venedig 1495) und der französischen Version (Paris 1493) der Stabilimenta. Für Letztere war zu Beginn des Projekts bereits eine Manuskriptversion besorgt worden, doch machte die geplante Bearbeitung die zusätzliche Anschaffung eines Frühdrucks notwendig.

Nov. – Febr. 2005/06:

Zurzeit werden die verbleibenden Datierungsfragen geklärt. Gleichzeitig werden die Themen der Einleitung erarbeitet. Nach dem Eintreffen der Bestellungen aus Paris wird der für die Edition aufbereitete Stabilimenta-Text mit dem Druck Venedig 1495 kollationiert. Der Vergleich dieses Drucks mit dem Ms. war zu Beginn des Projekts hintangestellt worden, da seine zeitgenössische Rezeption im Vergleich zum Druck Ulm 1496 unbedeutend war. Ferner ist ein Textvergleich zwischen der lateinischen und der französischen Version der Stabilimenta zu erledigen, wobei die (voraussichtlich) wenigen inhaltlichen Abweichungen im textkritischen Apparat dokumentiert werden.

Literatur

AHF 1980: Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte, hrsg. Arbeitsgemeinschaft außeruniversitärer historischer Forschungseinrichtungen in der BRD e.V., in: Jahrbuch der historischen Forschung in der BRD, S.85-96

Barbaro di San Giorgio 1927: Barbaro di San Giorgio, Mario, Storia della Costituzione del Sovrano Militare Ordine di Malta, Roma.

Bosio 1629: Bosio, Iacomo, Dell’istoria della sacra religione et illustrissima militia di S.Giovanni Gierosolimitano, Bd. 2, Roma 2. Aufl.

Bottarelli 1940: Bottarelli, Gottardo, Storia politica e militare del sovrano ordine di S.Giovanni di Gerusalemme detto di Malta, Bd. 1: Dalle origine alla caduta di Rodi, Milano.

Calvet 2000: Calvet, Antoine, Les Légendes de l’Hôpital de Saint-Jean de Jérusalem. Préface du Dr. Anthony Luttrell de l’Université de Londres. Textes, traductions, notes et commentaires (Centre d’Enseignement et de Recherche d’Oc, XI), Paris

Cartulaire 1894-1905: Cartulaire général de l’Ordre des Hospitaliers de S. Jean de Jérusalem (1100-1310), hrsg. Joseph Marie Delaville Le Roulx, 4 Bde., Paris.

Catalogue 1964-1970: Catalogue of Records of the Order of St. John of Jerusalem in the Royal Malta Library (National Library of Malta), bearb. Ant. Zammit Gabaretta, Joseph Mizzi, u.a., insbesondere Bd. I: Archives 1-72, Malta 1964 / Bd. II,1: Archives 73-83, Malta 1970 / Bd. IV: Archives 280-315, Malta 1964 / Bd. VII: Archives 1126-31, 1135-38, 1140-43, Malta 1964.

Housley 1992: Housley, Norman, The Later Crusades. From Lyons to Alcazar, 1274-1580, Oxford.

Riley-Smith 1967: Riley-Smith, Jonathan, The Knights of St John in Jerusalem and Cyprus, c. 1050-1310, London.

Riley-Smith 1999: Ders., Hospitallers. The History of the Order of St John, London-Rio Grande.

Luttrell 1975: Luttrell, Anthony, The Hospitallers at Rhodes, 1306-1421, in: A History of the Crusades, hrsg. Kenneth M. Setton, Bd. 3, Madison, Wisc., 1975, S. 278-313; ND in: Ders. 1978, Nr. I.

Luttrell 1978: Ders., The Hospitallers in Cyprus, Rhodes, Greece and the West, 1291-1440 (Collected Studies Series), London.

Luttrell 1982: Ders., Latin Greece, the Hospitallers and the Crusades, 1291-1440 (Collected Studies Series), London.

Luttrell 1992: Ders., The Hospitallers of Rhodes and their Mediterranean World (Collected Studies Series), London.

Luttrell 1999: Ders., The Hospitaller State on Rhodes and its Western Provinces, 1306-1462 (Collected Studies Series), Aldershot, Hants.

Luttrell 2003: Luttrell, Anthony, The Hospitallers’ Early Statutes, in: Revue Mabillon 14, S. 9-22

Nicholson 2001: Nicholson, Helen, The Knights Hospitaller, Woodbridge-Rochester.

Rossi 1975: Rossi, Ettore, The Hospitallers at Rhodes, 1421-1523, in: A History of the Crusades, hrsg. Kenneth M. Setton, Bd. 3, Madison, Wisc., 1975, S. 314-39.

Sarnowsky 1991-1992: Sarnowsky, Jürgen, Die Johanniter und Smyrna 1344-1402, in: Römische Quartalsschrift 86 (1991), S. 215-51, und 87 (1992), S. 47-98.

Sarnowsky 1993: Ders., Der Tod des Großmeisters der Johanniter, in: Die Spiritualität der Ritterorden im Mittelalter, hrsg. Zenon Hubert Nowak (Ordines militares, Colloquia Torunensia Historica, VII), Toruń 1993, S. 205-215.

Sarnowsky 1995: Ders., Der Konvent auf Rhodos und die Zungen (lingue) im Johanniterorden (1421-1476), in: Ritterorden und Region – Politische, soziale und wirtschaftliche Verbindungen im Mittelalter, hrsg. Zenon Hubert Nowak (Ordines militares, Colloquia Torunensia Historica, VIII), Toruń 1995, S. 43-65.

Sarnowsky 1996: Ders., The Oligarchy at Work. The Chapters General of the Hospitallers in the XVth Century (1421-1522), in: Autour de la première croisade, hrsg. Michel Balard (Byzantina Sorbonensia, 14), Paris 1996, S. 267-76.

Sarnowsky 1997a: Ders., Die Kirche auf Rhodos im 15. Jahrhundert, in: Ritterorden und Kirche im Mittelalter, hrsg. Zenon Hubert Nowak (Ordines militares, Colloquia Torunensia Historica, IX), Toruń 1997, S. 195-226.

Sarnowsky 1997b: Ders., Hospitalorden / Geistliche Ritterorden, in: Peter Dinzelbacher, James Hogg, Hrsgg., Kulturgeschichte der christlichen Orden in Einzeldarstellungen, Stuttgart 1997, S. 193-203 und 329-348.

Sarnowsky 1998a: Ders., „The Rights of the Treasury“. The Financial Administration of the Hospitallers on Fifteenth Century Rhodes (1421-1522), in: The Military Orders, vol. 2: Welfare and Warfare, hrsg. Helen Nicholson, Aldershot, Hamps., 1998, S. 267-74.

Sarnowsky 1998b: Ders., Identität und Selbstgefühl der geistlichen Ritterorden. In: Ständische und religiöse Identitäten in Mittelalter und früher Neuzeit, hrsg. Stefan Kwiatkowski, Janusz Małłek, Toruń 1998, S. 109-130.

Sarnowsky 1999a: Ders., Der Johanniterorden und die Kreuzzüge, in: Vita Religiosa im Mittelalter. Festschrift für Kaspar Elm zu seinem 70. Geburtstag, hrsg. Franz-Josef Felten, Nikolas Jaspert, unter Mitarbeit von Stefanie Haarländer (Berliner Historische Studien 31; Ordensstudien XIII), Berlin 1999, S. 345-367.

Sarnowsky 1999b: Ders., Das historische Selbstverständnis der geistlichen Ritterorden, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 110 (1999), S. 315-30.

Sarnowsky 1999c: Ders., Kings and Priors. The Hospitaller Priory of England in the Later Fifteenth Century, in: Mendicants, Military Orders, and Regionalism in Medieval Europe, hrsg. Jürgen Sarnowsky, Aldershot, Hants., 1999, S. 83-102.

Sarnowsky 1999d: Ders., Regional Problems in the History of Mendicant and Military Orders / Mendicants, Military Orders, and Regionalism, in: Mendicants, Military Orders and Regionalism in Medieval Europe, hrsg. Jürgen Sarnowsky, Aldershot, Hants., 1999, S. 1-15 und 383-388.

Sarnowsky 2000: Ders., Kreuzzüge und Ritterorden in der neueren Forschung, in: Die Aktualität des Mittelalters, hrsg. Hans-Werner Goetz, Bochum 2000, S. 25-55.

Sarnowsky 2001a: Ders., Macht und Herrschaft im Johanniterorden des 15. Jahrhunderts. Verfassung und Verwaltung der Johanniter auf Rhodos (1421-1522), Münster (X, 750 S.).

Sarnowsky 2001b: Die mittelalterliche Ballei Brandenburg der Johanniter: Rezeption und Wirklichkeit, in: Vergangenheit und Gegenwart der Ritterorden. Die Rezeption der Idee und die Wirklichkeit, hrsg. Zenon Nowak, Roman Czaja (Ordines militares – Colloquia Torunensia Historica, XI), Toruń 2001, S. 165-82.

Sarnowsky 2001c: Konvent – Priorat – Region. Die Johanniter auf Rhodos und die Ballei Brandenburg im Spätmittelalter (1306-1522), in: Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 63 (2001), S. 37-50.

Sarnowsky 2001d: Pragmaticae Rhodiae. Die Landesgesetzgebung der Johanniter auf Rhodos, in: Sacra Militia 2 (2001, erschienen 2002), S. 5-24.

Sarnowsky 2002: Hospitaller Sources – a Project for a Source Book in the Internet, in: Bulletin of International Medieval Research 8 (2002, erschienen 2003), S. 13-20.

Sarnowsky 2003a: Ders., Handel und Geldwirtschaft der Johanniter, in: Die Ritterorden in der europäischen Wirtschaft des Mittelalters, hrsg. Roman Czaja, Jürgen Sarnowsky (Ordines militares – Colloquia Torunensia Historica, XII), Toruń, S. 19-34

Sarnowsky 2003b: Ders., Gender-Aspekte in der Geschichte der geistlichen Ritterorden, in: Lebendige Sozialgeschichte. Gedenkschrift für Peter Borowsky, hrsg. Rainer Hering, Rainer Nicolaysen, Wiesbaden, S. 168-88

Sarnowsky 2005: Ders., Ritterorden als Landesherren: Münzen und Siegel als Selbstzeugnisse, in: Selbstbild und Selbsverständnis der geistlichen Ritterorden, hrsg. Roman Czaja, Jürgen Sarnowsky (Ordines militares – Colloquia Torunensia Historica, XIII), Toruń, S. 181-197

Sire 1994: Sire, H. J. A., The Knights of Malta, New Haven-London.

Tipton 1968: Tipton, Charles, The 1330 Chapter General of the Knights Hospitallers at Montpellier, in: Traditio 24 (1968), S. 293-308.

Valentini 1936: Valentini, Roberto, Un capitolo generale degli Ospitalieri di S.Giovanni tenuto in Vaticano nel 1446, in: Archivio Storico di Malta 7 (1936), S. 133-68.

Vatin 1994: Vatin, Nicolas, L’Ordre de Saint-Jean-de-Jérusalem, l’Empire Ottoman et la Méditerranée entre les deux sièges de Rhodes (1480-1522) (Collection Turcica, VII), Paris.

Waldstein-Wartenberg 1969: Waldstein-Wartenberg, Berthold, Rechtsgeschichte des Malteserordens, München-Wien 1969.

Wolf 2005: Wolf, Kordula, Tagungsbericht: Zentrum und Peripherie bei den Hospitalorden im Spätmittelalter. Studientag, Deutsches Historisches Institut in Rom, 16. Juni 2005 (abrufbar unter der Adresse: http://www.dhi-roma.it/tagungsberichte.html)

Ziele und Arbeitsprogramm

Ursprüngliche Ziele (2004)

Ziel des Vorhabens ist die Erarbeitung einer kritischen Edition der revidierten Statuten des Johanniterordens von 1489/1493. Dieser Text liegt in (mindestens) zwei sprachlich unterschiedlichen Fassungen vor, einer lateinischen und einer französischen. Angesichts der Tatsache, dass auch die Akten der Generalkapitel, die über die Statuten entschieden, in lateinischer Sprache geführt wurden, soll der lateinische Text als Grundlage gewählt werden. Allerdings bleibt zu prüfen, ob die französische Fassung wesentliche inhaltliche Unterschiede aufweist.

Die kritische Ausgabe soll zunächst den Textbestand anhand der überlieferten Handschriften und der wenigen Drucke (z.B. Venedig 1495, Ulm 1496) sichern, wobei die erneut revidierte Fassung, die 1534 in Salamanca gedruckt wurde, einen sinnvollen Abschluss bildet. Um die Arbeit der vom Orden eingesetzten Statutenkommission sichtbar zu machen, müssen jedoch in einem zweiten Schritt die Änderungen dokumentiert werden, die gegenüber den älteren Statutensammlungen an den Formulierungen der Beschlüsse der früheren Generalkapitel vorgenommen wurden, die die revidierte Fassung jeweils unter Nennung der Meister wiedergibt. Da bisher eine kritische (Gesamt-) Ausgabe dieser älteren Statuten fehlt, kann dies nur anhand ausgewählter Textzeugen geschehen.

Bis 1310 bleibt dabei – trotz darin fehlender Statutentexte – das Cartulaire 1894-1905 grundlegend, für jüngere Statuten muss auf ausgewählte Handschriften aus der National Library of Malta, Valletta, und der Bibliothèque Nationale, Paris, zurückgegriffen werden. Dabei handelt es sich zum einen um einige in den Ordenshäusern oder im zentralen Konvent geführte und jeweils ergänzte Statutenhandschriften, zum anderen aber – wesentlich – um den Bestand Capitula generalia im Johanniterarchiv der National Library of Malta, Valletta (fünf Bände, Arch. 281-285). Vollständigkeit kann jedoch hierbei nicht angestrebt werden. Vielmehr werden allein wesentliche inhaltliche Unterschiede dokumentiert.

Den Abschluss des Projekts sollen sowohl eine gedruckte Edition wie auch eine Internet-Fassung der Statuten bilden. Die gedruckte Edition soll herkömmlichen Vorbildern folgen, die Internet-Fassung soll die Möglichkeiten des neuen Mediums nutzen und – bei Zustimmung der beteiligten Institutionen – auch Bildmaterial einschließen.

Ursprüngliches Arbeitsprogramm (2004)

Das Projekt soll in drei Stufen umgesetzt werden:

1. Sammlung der relevanten Textzeugnisse für die revidierte Fassung der Ordensstatuten von 1489/1493 und exemplarischer Zeugnisse für die älteren Statutensammlungen des 14. und 15. Jahrhunderts – sofern sie nicht schon beim Antragsteller vorliegen; Sicherung des Textbestands der lateinischen Fassung der Statuten von 1489/1493 (erstes Jahr).

2. Vergleich der lateinischen und französischen Versionen der Statuten von 1489/1493; Erarbeitung wesentlicher Abweichungen zu den Formulierungen der älteren Statuten, insbesondere unter Heranziehung der Generalkapitelsakten (zweites Jahr).

3. Erarbeitung der kritischen Edition in einer Druck- und einer (vereinfachten) Internet-Fassung (drittes Jahr).

Das methodische Vorgehen wird sich an den Vorgaben der Monumenta Germaniae Historica orientieren, gleichwohl aber müssen dem besonderen Charakter der Quellen angemessene Vorgehensweisen entwickelt werden. So kann im Druck nur der Textbestand der lateinischen Fassung vollständig dokumentiert werden, während die Differenzen zu den älteren Statuten in einen zweiten Apparat aufgenommen werden sollen, der durch Kommentare und Literatur zu ergänzen ist. Die Internet-Fassung wird auf der bereits teilweise im Internet zugänglichen Fassung aufbauen und ebenfalls den Textbestand der lateinischen Fassung bieten, soll aber zusätzlich exemplarisch die älteren Statuten im Volltext präsentieren. Buchausgabe und Internet-Fassung werden sich somit ergänzen und Anstöße über das konkrete Projekt hinaus vermitteln.

Ziele des Abschlussjahrs (2006/2007)

1. Abschluss der Druckedition

2. Erstellung der Netzedition, deren Ziele jene für die gedruckte Fassung formulierten in drei Punkten ergänzen:

a. Der Forschung wird neben dem originalen lateinischen Stabilimenta-Text die zeitnahe Übertragung ins Französische frei zugänglich gemacht.
b. Die Synopse mit den Vorbildern für die revidierten Statuten wird ebenfalls durchgehend mit lateinischen und französischen Statuten-Fassungen gestaltet.
c. Die Netzversion bietet auf Grundlage des im Zuge der Erstförderung beschafften Materials Möglichkeiten zu einer kontinuierlichen Erweiterung der Inhalte.