E-Learning-Consortium Hamburg (ELCH) - Projekt

Bereitstellung und Interpretation von Quellen in den Neuen Medien

Laufzeit 1.1.2007-31.12.2008
Leitung: Prof. Dr. Jürgen Sarnowsky
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Leif Scheuermann, M.A.

Projektbeschreibung

Das Projekt soll eine Verbindung zwischen dem zentralen Arbeitsgebiet der Geschichtswissenschaft (der Arbeit mit den Quellen) und den Neuen Medien schaffen. Besonders für die grundlegenden Veranstaltungen der Geschichtswissenschaft, aber auch für benachbarte Wissenschaften sollen Module entwickelt werden, die quellenkritische Aspekte der Geisteswissenschaften vermitteln, parallel dazu medienanalytische Kompetenzen aufbauen und den Studierenden die Möglichkeit zur Anwendung des Erlernten bieten. Mit Hilfe einer interaktiven Lernumgebung sollen die Studierenden selbstständig Quellen unter fachspezifischen Gesichtspunkten bearbeiten und anhand geschichtswissenschaftlicher Kriterien auswerten und analysieren. Dadurch soll die geschichtswissenschaftliche Methodik erlernt werden. Durch die Analyse bereits im Netz befindlicher Quellenpräsentationen sollen die Studierenden den kritischen Umgang mit den Angeboten der Neuen Medien erlernen und Kriterien zur Bewertung von Angeboten in den Neuen Medien entwickeln. Die so erworbenen Kenntnisse in der Methodik der Geschichtswissenschaft und in der kritischen Bewertung der Neuen Medien sollen in einem weiteren Arbeitsschritt zusammen geführt werden. In diesem sollen die Studierenden eigenständig eine Präsentation bzw. eine systematische Interpretation einer Quelle in den Neuen Medien erstellen, die sowohl den fachlichen Ansprüchen als auch den medienanalytischen Kriterien entspricht. Der Fokus des Projekts soll nicht nur auf den fachspezifischen Studiengängen Geschichte und Historische Fachinformatik liegen, sondern auch auf der Verwendbarkeit der Lernmodule im ABK - Bereich der Fakultät. Das Projekt will die am FB08 in E-Learning-Veranstaltungen gewonnenen Erkenntnisse zur Medienkompetenz der Studierenden und den Einsatz von Lernplattformen mit einbeziehen. Daher soll eng mit den verschiedenen Lehrenden zusammengearbeitet werden, speziell mit der DV-Koordination der künftigen Fakultät. Die hohe Teilnehmerzahl in den verschiedenen Einführungsveranstaltungen erschwert eine persönliche Betreuung der Studierenden bei der Arbeit mit den Quellen. Mit Hilfe der interaktiven Lernumgebung haben die Studierenden die Möglichkeit eigenständig zu arbeiten und auftauchende Fragen über die Kommunikationstools der Lernplattform zu stellen.

Stand der Forschung

  • Die Problematik der Präsentation und Nutzung von Internetangeboten im Bereich Geschichte wurde auf der Tagung "Im Netz des Positivismus" (Veranstalter: Prof. Dr. A. Schaser & Dr. A. Epple) in Hamburg im Februar 2004 diskutiert.
  • Im Projekt "Geisteswissenschaften im Internet (GW-net)" und in anderen E-Learning Veranstaltungen am FB08 der Universität Hamburg wurden bereits Erfahrungen mit dem Einsatz der Neuen Medien in der Geschichtswissenschaft, besonders durch Blended-Learning Veranstaltungen, gesammelt. Auf diese Praxiserfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse aus den Teilprojekten soll in dem Projekt " Bereitstellung & Interpretation" zurückgegriffen werden.

  • Internetangebot mit dem Schwerpunkt Quellenedition (Auswahl):


    In dem Projekt "Bereitstellung & Interpretation" sollen Studierende die methodischen Vorgaben aus den besuchten Seminaren im "hands-on"-Verfahren selbstständig an Quellen anwenden und ihre eigenständig gewonnen Ergebnisse für eine Präsentation in den Neuen Medien aufbereiten. Damit bietet das Projekt den Studierenden die Möglichkeit nicht nur grundlegende geschichtswissenschaftliche Arbeitstechniken zu erlernen sondern auch Methoden der Präsentation in den Neuen Medien kennen und anwenden zu lernen. Diese Interdisziplinarität ist in anderen Konzepten nicht zu finden. Wie auch der aktive Umgang mit Quellen nicht vorgesehen ist. So bietet "Geschichte Online" eine Einführung in die wissenschaftliche Arbeitsweise, gibt aber keine Möglichkeit das Ergebnis einer Quelleninterpretation aus der Neuzeit selbstständig darzustellen. Durch die Auswahl eines Beispiels aus der Neuzeit werden Probleme die während der Arbeit mit mittelalterlichen Quellen entstehen können nicht ausreichend beleuchtet. Der angebotene "Hypertextcreator" gibt zwar die Möglichkeit Seminararbeiten im Netz zu präsentieren, doch fehlt eine kritische Betrachtung der Neuen Medien und ihrer Methodenvielfalt. "Ad fontes" bietet eine ausführliche Einführung in die Archiv- und Quellenarbeit, beschäftigt sich jedoch nicht mit medienkritischen Aspekten zur Präsentation der Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit in den Neuen Medien.

    Ziele

    Das Projekt will eine Verbindung zwischen dem zentralen Arbeitsfeld der Geschichtswissenschaften (und der anderen Geistes- und Kulturwissenschaften), der Auseinandersetzung mit den Quellen, und den Neuen Medien schaffen. Dabei sollen
    • für die grundlegenden Veranstaltungen der Geschichtswissenschaft, aber auch für benachbarte Wissenschaften Module entwickelt werden, die quellenkritische Aspekte vermitteln;
    • in eigenen Veranstaltungen medienanalytische Kompetenzen vermittelt und den Studierenden die Möglichkeit zur Anwendung des Erlernten geboten werden;
    • anhand der kritischen Auseinandersetzung mit Internet-basierten Editionen und im World Wide Web zugänglichen Quellen grundlegende geschichtswissenschaftliche Methoden vermittelt werden;
    • neue Wege der Präsentation von Quellen im World Wide Web erprobt werden, die sowohl den fachlichen Ansprüchen als auch den medienanalytischen Kriterien entsprechen.
    Die Module sollen über eine Lernplattform zugänglich gemacht werden. Besonders für Veranstaltungen im Grundstudium, deren Besuch für die Studierenden verpflichtend ist, bietet eine Lernplattform Vorteile. Die bisherigen Seminare bieten neben dem Plenum und dem Tutorium (deren weitere Existenz aufgrund der Sparmaßnahmen fraglich ist...) nur noch den umständlichen Weg über die Sprechstunde, um spezielle Fragen zu klären. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl ist es nicht machbar, alle Fragen im Plenum zu erörtern. Der hohe Kommunikationsbedarf in den Einführungsveranstaltungen kann durch die Lernplattform aufgefangen werden. Die Kommunikationstools bieten die Möglichkeit Fragen zur Diskussion zu stellen und so auch die Kommunikation unter den Teilnehmern zu unterstützen.
    Das Projekt "Bereitstellung & Interpretation" plant zudem, dass die Studierenden orts- und zeitunabhängig an den zu entwickelnden Modulen arbeiten sollen. Die Fragen, die bei dieser eigenständigen Arbeitsweise auftreten, sollen dann ebenfalls über die Plattform gestellt und beantwortet werden.
    Ferner ermöglicht die Lernplattform auch den einfachen Zugang zu seminarrelevanten Materialien, die nicht - wie bisher - aus den Kopierordnern oder Bibliotheken verschwinden können. Womit den Studierenden größere Zeitfenster zur Bearbeitung des Seminarsthemas und auch der Module geöffnet werden.
    Durch die Verwendung einer Lernplattform im Blended-Learning Verfahren als Unterstützung der Präsenzveranstaltung werden die Studierenden schon zu Beginn des Studiums an einen weiteren Veranstaltungstyp herangeführt. Somit können die Studierenden schon früh die von „normalen“ Seminaren verschiedenen Arbeitsweisen in E-Learning Veranstaltungen kennen lernen und in ihren persönlichen Studienplan einbinden. Die Studieren erreichen damit in den von ihnen beherrschten Arbeitsweisen (ganz abgesehen von den fachspezifischen wissenschaftlichen Arbeitsweisen)eine größere Flexibilität, die sich auch auf die berufliche Zukunft auswirkt.

    Stand der Arbeit

    Semester 1:

    • Analyse und Umstrukturierung des bereits vorhandenen Contents:
      In einem ersten Schritt wurde die bereits vorhandenen Inhalte analysiert, durch Mindmaps dokumentiert und umstrukturiert. Dies wurde durch die Umstellung auf Blackboard CE nötig. Gleichzeitig wurde der Bedarf an inhaltlichen Ergänzungen erfasst.
    • Migration in die neue Lernplattform und Ergänzung:
      Nach der Analyse folgte die Umsetzung. Ein Großteil der Migration von WebCT musste im Copy-Paste-Verfahren übertragen werden, was einen erheblichen zeitlichen Mehraufwand bedeutete. Besondere Probleme bereitete hierbei auch die Migration von Selbsttests, welche neu aufgebaut werden mussten. Inhaltlich wurde der Bereich Hilfswissenschaften durch die Themen Kunstgeschichte, Mittelalterarchäologie, Historische Geographie und Fachinformatik erweitert.
    • Durchführung von Pilotveranstaltungen im Blended-Learning-Verfahren:
      In einer ersten Pilotveranstaltung wurde die Integration der Lernplatform in ein Blended-Learning-Verfahren erprobt und in zwei Bereichen evaluiert:
      • Vorkenntnisse und Medienkompetenz der Studierenden
      • Akzeptanz und subjektiver Mehrwert der Studierenden
    • Konzeption weitergehender Semiare für Semester 2:
      Paralell zur Pilotveranstaltung wurden Konzepte zur studentischen Online-Edition von Quellen sowie der Erstellung und Präsentation von Ergebnissen von Hauptseminaren mit Web 2.0 Tools entworfen, welche im Wintersemester 2007 / 08 umgesetzt werden sollen.

    Literatur (Auswahl)

    • Peter: Geschichte Online, Neue Möglichkeiten für die historische Fachinformation, in: Historical Social Research, Beiheft Nr. 8 (1997).
    • Kerres, Michael: Multimediale und telemediale Lernumgebungen. Konzeption und Entwicklung, 2. Auflage, München/Wien 2001.
    • S. Jenks/S. Marra (Hg.): Internet-Handbuch Geschichte, Köln u.a. 2001.
    • S. Jenks, Das Netz und die Geschichtsforschung, in: Hansische Geschichtsblätter 116 (1998), S. 163-84.
    • P.Sahle / T. Schaßan: Das Hansische Urkundenbuch in der digitalen Welt, in: Hansische Geschichtsblätter 118 (2000), S. 133-55.
    • J. Sarnowsky: Hospitaller Sources - a Project for a Source Book in the Internet, in: International Medieval Research 8 (2002), S. 8-15.
    • J. Sarnowsky: Das virtuelle Hamburgische Urkundenbuch, in: Hansische Geschichtsblätter 123 (2003), S. 192-202.
    • M.Thaller (Hg.), Digitale Bausteine für die geisteswissenschaftliche Forschung, Göttingen 2003.