DFG-Projekt

Erschließung und virtuelle Rekonstruktion der älteren Register der Kanzlei des Deutschen Ordens

Laufzeit 1.4.2008-30.3.2010
Leitung: Prof. Dr. Jürgen Sarnowsky
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Annika Souhr M.A. und Sebastian Kubon

Projektbeschreibung

Die Geschichte des Deutschen Ordens im 14. und 15. Jahrhundert ist ein zentrales Thema des europäischen Mittelalters, nicht nur aufgrund der Konflikte zwischen dem Orden und den Nachbarn Preußens, sondern auch aufgrund seiner vielfältigen Kontakte zum gesamten Hanseraum sowie zum Westen und Süden Europas. Sie spiegelt sich vor allem in den schon recht gut erfassten Beständen der XX. Hauptabteilung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Dazu liegen seit 1948/1973 gedruckte Regestenwerke vor, die die Einzelstücke auf Papier (das Ordensbriefarchiv) sowie die Pergament-Urkunden erschließen. Bis heute sind allerdings die Vorhaben, den dritten großen Bestand, die Ordensfolianten und insbesondere die umfangreichen Register mit der ausgehenden Korrespondenz der Hochmeister, die Hochmeister-Registranten, in angemessener, neueren wissenschaftlichen Normen verpflichteter Weise zu erfassen, auf die Erarbeitung von mehr oder weniger vorläufigen, teilweise nicht mehr hinreichenden Findmitteln für die Archivbenutzung beschränkt. Deshalb soll das geplante Projekt in Kooperation mit dem Geheimen Staatsarchiv einen ersten Teil dieser Bestände in fundierten, d. h. auf dem Archivmaterial selbst aufbauenden, gedruckten Regesten erschließen und in einem noch zu beantragenden dritten Jahr die Korrespondenz des Ordens im Rahmen des virtuellen Preußischen Urkundenbuchs in einer Internet-Edition allgemein zugänglich machen. Da einige Bände seit 1945 als verschollen gelten, wird dies als eigenständiges Teilprojekt den Versuch ihrer virtuellen Rekonstruktion einschließen. Beide Teil-Vorhaben sind Pilotprojekte, die am Beispiel landesherrlicher Korrespondenz die sinnvolle Erschließung von größeren Archivfonds und ihre angemessene Repräsentation in den Neuen Medien erproben und dafür methodische Grundlagen entwickeln sollen.

Forschungsstand

Der Deutsche Orden ist einer der drei großen internationalen Ritterorden des Mittelalters und hat in vielen Regionen Europas und im Nahen Osten seine Spuren hinterlassen. Die umfangreichsten Besitzungen wurden dem Orden im Reich übertragen, als Basis für den Einsatz des Ordens im Heiligen Land und gegen heidnische Gegner in Europa. Der Orden wurde 1225/37 ins Baltikum, nach Preußen und Alt-Livland, gerufen (u.a. Militzer 2005 und Sarnowsky 2007). Nachdem die Hochmeister des Ordens im Spätmittelalter ihre Residenz nach Preußen verlegt hatten, wurde das Land zum Zentrum weit gespannter politischer und wirtschaftlicher Beziehungen, im Hanseraum und zu den unmittelbaren Nachbarn, Polen, Litauen, den russischen Fürstentümern und Dänemark, aber auch zu England, Frankreich, Böhmen und Ungarn.

Die Erforschung der Deutschordensgeschichte, die im 19. und 20. Jahrhundert lange im kontroversen und teilweise durch nationale Stereotypen geprägten Gegeneinander von deutschen und polnischen Forschern untersucht wurde, ist deshalb inzwischen in einen größeren internationalen Kontext eingebettet worden. Dazu haben vor allem internationale Tagungen zur Geschichte der geistlichen Ritterorden beigetragen, die ein vergleichendes Herangehen und die Erforschung des Themas in einem internationalen Verbund ermöglichen. Das gilt sowohl für die Tagungen der „Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens“ (seit 1985) und des „Centro di Studi sulla Storia dell’Ordine Teutonico nel Mediterraneo“ (seit 2001), wie auch für die Londoner Tagungen zur Geschichte der geistlichen Ritterorden (seit 1992) und die Tagungen und Tagungsbände der Reihe der „Ordines militares – Colloquia Torunensia Historica“ (seit 1981). Die Forschung kann gerade für den Deutschen Orden auf einer reichhaltigen Überlieferung insbesondere zur Geschichte des 14. und 15. Jahrhunderts aufbauen, die die internationalen Beziehungen, aber auch die internen Strukturen des Ordenslands deutlich hervortreten lässt und schon große Aufmerksamkeit gefunden hat. Ein Kernbestand an Quellen befindet sich in der XX. Hauptabteilung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, Berlin, d. h. im Historischen Staatsarchiv Königsberg. Diese Bestände lassen sich – grob – in drei Teile gliedern: die Stücke auf Papier (das so genannte „Ordensbriefarchiv“ insbesondere mit eingehender Korrespondenz und Briefkonzepten aus der Ordenskanzlei), die Pergament-Urkunden sowie die Überlieferung in zahlreichen Registern und weiteren Bänden, in den Ordensfolianten (vgl. u. a. Jähnig 1996; Sarnowsky 2001). Während zu den beiden ersten Teilen seit längerem – wenn auch recht knappe und nicht immer befriedigende – gedruckte Regesten vorliegen (Joachim-Hubatsch 1948-1973, Pars I-II), die der internationalen Forschung wertvolle Dienste leisten, ist der Bestand der Ordensfolianten (trotz wenig konkreter Pläne für eine Pars III) noch immer nur unzureichend erschlossen und erfordert weitere Bemühungen.

Das gilt insbesondere für die hochmeisterlichen Register, die „Hochmeister-Registranten“, die klar von den weiteren Ordensfolianten unterschieden werden müssen, bei denen es sich weitgehend um Amts- und Rechnungsbücher handelt (zu Editionen vgl. Sarnowsky 2001, S. 177-83 – einem wichtigen, aber methodisch anders zu erfassenden Bestand gilt auch das von der DFG seit 1.10.2005 finanzierte Projekt „Schuldbücher und Rechnungen der Großschäffer und Lieger des Deutschen Ordens, III: die Marienburger Großschäfferei“ –, zu anderen Beständen wie den Handfestenbüchern vgl. Neitmann 2003; zum ältesten Hochmeisterregister im Ordensfolianten 105 vgl. Grieser 1930). Bisher gibt es nur für Teile der „Hochmeister-Registranten“ ältere maschinenschriftliche, oft unzureichende Regesten in Findbüchern, für Teile nur knappe handschriftliche Regesten auf Karteikarten oder sogar nur zusammenfassende Beschreibungen. Alles ist vorerst nur im Geheimen Staatsarchiv selbst benutzbar, online-Hilfsmittel sind bisher nicht in Vorbereitung.

Auch wenn das gedruckte Preußische Urkundenbuch (Philippi u.a. 1882-2000) bisher nur bis 1371 vorangeschritten und damit die erst in den 1390er Jahren breiter einsetzen­de Überlieferung aus den Ordensfolianten nicht erfasst ist, sind doch etliche Stücke aus den Registern meist verstreut oder an entlegener Stelle ediert bzw. zumindest in vielfach knappen Regesten erfasst worden. Unter den älteren landesgeschichtlichen Editionen ist zunächst der – aufgrund der Editionsweise und mangelnder Erschließung veraltete – Codex diplomaticus Prussicus des Johannes Voigt zu nennen (Voigt 1848-1861). Dazu kommen die großen, zumeist im 19. Jahrhundert entstandenen Sammlungen zur Geschichte der Hanse und einzelner Regionen: insbesondere die älteren Abteilungen der Hanserezesse (Koppmann 1870-1897, von der Ropp 1876-1893), das Hansische Urkundenbuch (Höhlbaum u.a. 1876-1939), das Liv-, Est- und Kurländische Urkundenbuch (Bunge u.a. 1853-1914) oder auch der auf Polen-Litauen konzentrierte Codex epistolaris Vitoldi (Prochaska 1882). Weitere Editionen finden sich oftmals als Anhänge zu Monographien und Aufsätzen. Allerdings war damit bisher keinerlei systematische Erfassung der Überlieferung verbunden, etliche Stücke sind weitgehend unbekannt.

Die Ordensfolianten sind insgesamt ein Bestand, der erst in der modernen Archivgeschichte entstanden ist; auch viele der Einzelbände wurden erst im 19. Jahrhundert zusammengefügt oder getrennt und neu gebunden. Angesichts der bewegten Geschichte des Archivs, die spätestens mit der Übernahme der Marienburg durch die Gegner des Deutschen Ordens im 15. Jahrhundert einsetzt (vgl. insgesamt Forstreuter 1955, Jähnig 1996), kann es nicht verwundern, dass auch die Hochmeister-Registranten keinen homogenen oder irgendwie vollständigen Archivfond bilden. Dazu kommen Verluste im Zweiten Weltkrieg, so die Ordensfolianten 5 und 8 bis 11, die vor allem die Zeit Heinrichs von Plauen und Michael Küchmeisters betreffen und heute – mit Ausnahme einiger daraus edierter Texte – nahezu allein durch die knappen Regesten in den Findbüchern 65 und 66 zur XX. Hauptabteilung des Geheimen Staatsarchivs überliefert sind (einen Eindruck davon bietet Pelech 1986, der die Regesten zum Ordensfolianten 5 gedruckt hat). Allerdings hat Sven Ekdahl auf noch ungedruckte Stücke zu litauischen Betreffen hingewiesen, die in Abschriften in einem Band im Staatlichen Historischen Archiv Litauens in Vilnius erhalten sind (Ekdahl 1992, S. 46-47). Weiteres abschriftlich erhaltenes Material wird in anderen Archiven vorliegen, wie es auch einen Bestand im Kopenhagener Rigsarkivet gibt. Die umfangreiche Korrespondenz, die die Ordensfolianten gewissermaßen als Gegenstück zum Ordensbriefarchiv überliefern, bedarf angesichts der komplexen Überlieferungs- und Erschließungslage so zweifellos einer systematischen neuen Erfassung und – wo möglich – Edition.

Dies kann jedoch angesichts der Fülle der Überlieferung nur in Schritten und in einer Kombination von konventionellen und neuen Medien geschehen. Dazu soll das hier vorzustellende Projekt einen ersten Ansatz bieten.
Die umfangreichsten Vorarbeiten zum vorliegenden Projekt bietet das virtuelle Preußische Urkundenbuch (http://www1.uni-hamburg.de/Landesforschung/orden.html), das seit 2001 kontinuierlich durch Sachmittel der bzw. des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert wird. So sind dort seit längerem die in diesem Zusammenhang einschlägigen Bände 4-6 des Codex diplomaticus Prussicus (Voigt 1848-1861) verfügbar, die zahlreiche Texte insbesondere aus den Ordensfolianten 2a, 2c und 3 erfassen (für die Jahre bis 1404). Auch aus den weiteren ausgewählten Ordensfolianten sind im virtuellen Preußischen Urkundenbuch bereits einige Stücke erschlossen. Einschlägig ist hier auch noch einmal – trotz formaler Unterschiede in der Überlieferung – das von der DFG seit 1.10.2005 finanzierte Projekt „Schuldbücher und Rechnungen der Großschäffer und Lieger des Deutschen Ordens, III: die Marienburger Großschäfferei“ zu nennen. Vorangegangen ist schon der erste Band zur Königsberger Großschäfferei (Heß-Link-Sarnowsky 2008).

In einem noch zu beantragenden dritten Jahr soll eine allgemein zugängliche Internetfassung erstellt werden, die neben den Regesten auch eine möglichst breite Auswahl der Volltexte präsentieren soll. In die digitale Umsetzung werden zusätzlich Erfahrungen aus zwei weiteren virtuellen Urkundenbüchern eingehen: das virtuelle Hamburgische Urkundenbuch sowie die international angelegten Hospitaller Sources (Adressen: http://www1.uni-hamburg.de/hamburgisches_ub und http://www1.uni-hamburg.de/hospitallers; vgl. Sarnowsky 2002, 2003). Schon dabei konnten verschiedene Wege erprobt werden, Quellenmaterial in einer Weise zugänglich zu machen, die in der Präsentation und im Umfang der Texte über die Möglichkeiten gedruckter Medien hinausgeht. Diese Erfahrungen werden zurzeit für ein digitales Editionsprojekt nutzbar gemacht, das seit dem 1.7.2004 von der DFG unterstützt wird: „die kritische Edition der Statuten des Johanniterordens von 1489/93“. Nachdem die gedruckte Edition (Hasecker-Sarnowsky 2007) abgeschlossen ist, wird nunmehr eine erweiterte Fassung für das World Wide Web erarbeitet. Gleiches gilt für das DFG-Projekt „Schuldbücher und Rechnungen der Großschäffer und Lieger des Deutschen Ordens, III: die Marienburger Großschäfferei“, dessen Online-Edition in Vorbereitung ist.

Literatur

Bunge u. a. 1853-1914: Liv-, Esth- und Curländisches Urkundenbuch nebst Regesten, hrsg. Friedrich Georg Bunge, Hermann Hildebrand, Philipp Schwartz u.a., 1. Abt.: 12 Bde., 2. Abt.: 3 Bde., Moskau, Riga 1853-1914.

Ekdahl 1992: Sven Ekdahl, Archivalien zur Geschichte Ost- und Westpreußens in Wilna, vornehmlich aus den Beständen des Preußischen Staatsarchivs Königsberg, in: Preußenland 30 (1992), S. 41-55.

Forstreuter 1955: Kurt Forstreuter, Das Preußische Staatsarchiv in Königsberg (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung), Göttingen 1955.

Grieser 1930: Rudolf Grieser, Das älteste Register der Hochmeister-Kanzlei des Deutschen Ordens, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 44 (1930), S. 417-456.

Hasecker-Sarnowsky 2007: Jyri Hasecker, Jürgen Sarnowsky, Stabilimenta Rhodiorum militum. Die Statuten des Johanniterordens von 1489/93 (Nova Mediaevalia. Quellen und Studien zum europäischen Mittelalter, 1), Göttingen 2007.

Heckmann 2000-2005: Dieter Heckmann, Entwurf eines Leitfadens zur Edition deutsch­sprachiger Quellen (13.-16. Jh.) (25.7.2000-22.12.2005), im Internet unter der Adresse:  http://freenet-homepage.de/heckmann.werder/Edition.htm  http://freenet-homepage.de/heckmann.werder/Edition.htm (letzte Einsicht 21.1.2007).

Heß-Link-Sarnowsky 2008: Schuldbücher und Rechnungen der Großschäffer und Lieger des Deutschen Ordens in Preußen. Bd. 1.: Großschäfferei Königsberg I (Ordensfoliant 141), hrsg. Cordelia Heß, Christina Link, Jürgen Sarnowsky (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 62,1; zugl. Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte, N.F., 59,1), Köln u.a. 2008.

Höhlbaum u.a. 1876-1939: Hansisches Urkundenbuch, bearb. Konstantin Höhlbaum / Karl Kunze / Hans Georg von Rundstedt / Walther Stein u.a., 11 Bde., Halle a. d. Saale 1876-1939.

Houben 2004: L’Ordine Teutonico nel Mediterraneo. Atti del Convegno internazionale di studio Torre Alemanna (Cerignola) – Mesagne – Lecce 16-18 ottobre 2003, hrsg. Hubert Houben (Acta Theutonica, 1), Galatina 2004.

Jähnig 1996: Bernhart Jähnig, Die Bestände des historischen Staatsarchivs Königsberg als Quelle zur Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte des Preußenlandes, in: Aus der Arbeit des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, hrsg. Jürgen Kloosterhuis (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Arbeitsberichte 1), Berlin 1996, S. 273-297.

Joachim-Hubatsch 1948-1973: Erich Joachim, Bearb., Regesta Historico-Diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum, 1198-1525, hrsg. Walther Hubatsch, Pars I, Bände 1-3, Pars II, Registerband zu I-II, Göttingen 1948-1973.

Koppmann 1870-1897: Hanserecesse, 1.Abt.: Die Recesse und andere Akten der Hansetage, von 1256-1430, bearb. Karl Koppmann, 8 Bde., Leipzig 1870-1897.

Militzer 2005: Klaus Militzer, Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2005.

Neitmann 2003: Klaus Neitmann, Die Handfestenregister der Deutschordenshochmeister aus dem 15. Jahrhundert und ihre Regestierung, in: Quellenvielfalt und editorische Methoden, hrsg. Janusz Tandecki, Matthias Thumser (Publikationen des deutsch-polnischen Gesprächskreises für Quellenedition, 2), Toruń 2003, S. 217-32.

Pelech 1986: Markian Pelech, Der verlorene Ordensfoliant 5 (früher Hochmeister-Registrant II) des Historischen Staatsarchivs Königsberg, mit Regesten (nach Rudolf Philippi und Erich Joachim), in: Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 1, hrsg. Udo Arnold (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, 36; Veröffentlichungen der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens, 1), Marburg 1986, S. 123-180.

Philippi u.a. 1882-2000: Preußisches Urkundenbuch, hrsg. Rudolf Philippi, Adolph Seraphim, Max Hein, Erich Maschke, Hans Koeppen, Klaus Conrad, Bd. 1,1-6,2, Königsberg, dann Marburg 1882-2000.

Prochaska 1882: Codex epistolaris Vitoldi Magni Ducis Lithuaniae 1376-1430, bearb. Anton Prochaska (Monumenta medii aevi historica res gestas Poloniae illustrantia, 6), Krakau 1882.

Sarnowsky 1995: Ders., Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S.187-275.

Sarnowsky 2001: Ders., Die Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, in: Edition deutschsprachiger Quellen aus dem Ostseeraum (14.-16. Jahrhundert), hrsg. M. Thumser, J. Tandecki, D. Heckmann, Toruń 2001, S. 171-99.

Sarnowsky 2002: Ders., Hospitaller Sources – a Project for a Source Book in the Internet, in: Bulletin of International Medieval Research 8 (2002, erschienen 2003), S. 13-20.

Sarnowsky 2003: Ders., Das virtuelle Hamburgische Urkundenbuch – ein digitales Editionsprojekt, in: Hansische Geschichtsblätter 121 (2003), S. 161-70.

Sarnowsky 2004: Ders., Das virtuelle Preußische Urkundenbuch – neue Wege der Kooperation für Internet-Editionen, alte Fassung: Mediaevistik und Neue Medien, hrsg. K. van Eickels, R. Weichselbäumer, I. Bennewitz, Ostfildern 2004, S. 169-76, revidierte Fassung in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 19 (2004, erschienen 2005), S. 257-66.

Sarnowsky 2006: Ders., Digitale Urkundenbücher zur mittelalterlichen Geschichte, in: Forschung in der digitalen Welt. Sicherung, Erschließung und Aufbereitung von Wissensbeständen, hrsg. Rainer Hering, Jürgen Sarnowsky, Christoph Schäfer, Udo Schäfer (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, 20), Hamburg 2006, S. 93-107.

Sarnowsky 2007: Ders., Der Deutsche Orden. München 2007.

Thumser 2001: Matthias Thumser, Verfahrensweisen bei der Edition deutschsprachiger Geschichtsquellen (13.-16. Jahrhundert), in: Edition deutschsprachiger Quellen aus dem Ostseeraum (14.-16. Jahrhundert), hrsg. Matthias Thumser, Janusz Tandecki, Dieter Heckmann, Toruń 2001, S. 13-34.

Voigt 1848-1861: Codex diplomaticus Prussicus, Urkunden-Sammlung zur ältern Geschichte Preussens, bearb. Johannes Voigt, Bd. 3, Königsberg 1848; Bde. 4-6, Königsberg 1853-1861, ND Osnabrück [in einem Bd.] 1965.

von der Ropp 1876-1893: Hanserecesse, 2. Abt.: von 1431-1476, bearb. Goswin Frhr. von der Ropp, 7 Bde., Leipzig 1876-1893.

Ziele und Arbeitsprogramm

Ziel des Vorhabens ist die Erschließung und digitale Rekonstruktion der älteren Briefregister aus der Kanzlei des Deutschen Ordens in Preußen, d.h. die Erfassung des Materials und die neueren wissenschaftlichen Normen verpflichtete, auf den Archivbeständen direkt aufbauende Erarbeitung von Regesten (ein noch zu beantragendes drittes Jahr würde die digitale Edition der Regesten sowie eines großen Teils der Volltexte im Rahmen des virtuellen Preußischen Urkundenbuchs ermöglichen). Es handelt sich um zwei zu differenzierende Gruppen der ausgewählten Hochmeister-Registranten:

– (I) die ältesten Registranten der Kanzlei des Deutschen Ordens in Preußen (OF 2a, 2c, 3, 6 und 13), und

– (II) die verlorenen Registranten insbesondere der Zeit Heinrichs von Plauen und Michael Küchmeisters (OF 5, 8-11).

Die ausgewählten Materialien bieten sich dabei aus verschiedenen Gründen für eine Bearbeitung an:

– Sie eignen sich vom Umfang her und aufgrund der geschlossenen Überlieferung für ein auf zwei Jahre begrenztes Vorhaben;

– sie bilden einen zentralen Bestandteil der gesamten Überlieferung aus der Korrespondenz der Hochmeister des Deutschen Ordens;

– ihre Bearbeitung ergänzt die schon bisher recht gute Erschließung für die beiden anderen zentralen Archivfonds, das Ordensbriefarchiv und die Pergament-Urkunden, und schließt damit an gedruckte Regestenwerke (Joachim-Hubatsch 1948-1973, Pars I-II) an;

– sie vermitteln ein umfassendes Bild der vielfältigen Aktivitäten und europäischen Verbindungen der zentralen Ämter des Deutschen Ordens, und zwar aus den Jahren zwischen 1390 und 1439, die einen Wendepunkt in der Ordensgeschichte einschließen;  

– sie erlauben schließlich insgesamt einen tiefen Einblick in die Kanzlei und Verwaltung eines geistlichen Ritterordens und eines (korporativen, geistlichen) Landesherrn des ausgehenden Mittelalters.

Regesten sind immer nur eine erste Form der Erschließung, die interessierten Nutzern einen vorläufigen Zugang zu den Quellen bietet, aber die Auseinandersetzung mit den Texten selbst nicht überflüssig macht. Das gilt auch für das im gedruckten Preußischen Urkundenbuch zuletzt vielfach angewandte, allerdings mit einem anderen Anspruch verbundene Verfahren der Erstellung von „Vollregesten“ (Philippi u.a. 1882-2000, Bd. 4-6), die zwar bereits relevante Teile des Textes im Wortlaut der Quellen bieten, aber eben immer nur in der Auswahl der Bearbeiter, und so zumindest potentiell Fragen offen lassen. Die im Rahmen dieses Projekts als Zwischenstufe innerhalb der ersten beiden Jahre vorgesehene Regestierung soll deshalb gewissermaßen einen Mittelweg zwischen den knappen Regesten in Joachim-Hubatsch und den Vollregesten des gedruckten Preußischen Urkundenbuchs gehen: Die Betreffe und Aspekte der Stücke sollen klar und möglichst vollständig erkennbar werden, ohne dass dies die Benutzung der Originale und Volltexte ersetzt und damit der geplanten, im noch zu beantragenden dritten Jahr zu leistenden, digitalen Edition vorgreift. Dies setzt allerdings vielfach eine erste Erfassung der Volltexte voraus, ebenso eine Ermittlung von Druckorten oder gelegentlich sogar erläuternder Literatur. Den Abschluss des Projekts sollen damit sowohl ein gedrucktes kommentiertes Regestenwerk wie auch eine – im geplanten dritten Jahr zu realisierende, in das virtuelle Preußische Urkundenbuch zu integrierende – Internet-Fassung mit Regesten und Volltexten bilden. Die Regesten werden den oben erläuterten Vorgaben folgen, die Transkriptionen den Normen für die Wiedergabe deutschsprachiger Texte des späteren Mittelalters (dazu vgl. Heckmann 2000-2005; Thumser 2001). Die Erschließung der gedruckten Regesten erfolgt über ein Register der Orts- und Personennamen.