Quellen und Regesten zur mittelalterlichen Geschichte Hamburgs

Staphorst I, 4

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999)

Bd.I,4 (1731).

1. Die durch die Flandernfahrer gestiftete Hl.Leichnams Bruderschaft an St.Johannis einigt sich mit dem Prior Conrad Wedeghe, Subprior Nicolaus Wilstede, Lesemeister Bernhard Rode sowie der Versammlung der Dominikaner 1404 Okt.9 über Messen, Bestattung der Mitglieder (für die jeweils 3 sol. Pfennige zu zahlen ist), Gebet für Seelenheil der 44 Stifter und ihrer Frauen sowie Übergabe eines Marienbildes mit 12 lötigen m. Silber und einer Monstranz, das bei Prozessionen an den Sonnabenden mitgeführt werden soll, dazu über jährliche Rente von 10 m. (je zur Hälfte Ostern und Michaelis), vgl. 2.Beilage zum Kapitel, Nr.1 (S.4-6); Auszüge aus dem Harte-Boeck der Flandernfahrer-Gesellschaft, und zwar Gedicht aus 1017 Versen Van der Bort Christi (Auszüge S.6-11) sowie Gedicht aus 768 Versen Von deme holte des hilligen Kruetzes (Inhalt S.11-13).

2. Entzug eines Erbes wegen nicht geleisteter Zinsen (nach dem Stadt-Erbebuch [S.322, vgl. S.623?], für S.Petri zu 1408 Juni 2): Kerstianus Berskampe prosequtus [sic] est, juris ordine mediante, pro censu non soluto, hereditatem Hintzen van Rentelen prout sita est in platea cellatorum inter hereditates Johannis Velow & vicarie Dni Hinrici Knackerugghen prepositi in Herverdeshude, judicium facit warandiam. Actum Marcelli et Petri, presente Dno Hinrico Bekendorpp (S.17, unter 1407).

3. Rezeß zwischen Rat und Bürgerschaft 1410 (S.20-21), Auszug: [Rec. An.1410. art.17] Vortmehr begeren de gemenen b oe rgere, dath men den armen seecken-l ueden up dem gange to Suente Juergens geve, tweemal in der wecke, alse des middeweckens unde des sunnavendes alle dat brod, dat mede den koerfen gebeden ward, in der stad up de twe voergeschrevene dage, und waere idt, dat mehr brodes in der wecke gebeden woerde, alse de korfdreger in dem korfe dregen koennen, dat men densuelvigen lueden up dem stiege dat ock geve, und dat men den voerbenoemeden seecken-lueden, dat brod up de tween voergeschrevene dage gaentzlicken averantworde, und de lueden, effte in erer harbarge, edder wor se dat hebben willen, und dat men dat brodt nargends anders wor in drage edder bestaedige; und waere idt, dat een arme secke minsch woerde gebaden / (S.21) up dem stieg, dat men nenerlye geld van emme nehme, und late dat by older wahnheit, unde efte oenen in memorien, testamenten edder anderer wyse was to oeren behoef gegeven is, edder im thokamenden tyden gegeven ward, dat men dat oenen sonder verminderinge folgen late; [Art.18] Vortmehr, so is den boergern to wetende worden van der proevener wegen to S. Juergen, alse umme de spise, de man oenen plag to gevende in vortyden, und umme dat brod dat oenen nun also nicht ward, des bidden de boerger, dath de jennen de dat vorstaen, denen armen secken oere proeven, unde groene richten, unde mede oeren tobehoringen, also warden lassen, alse men in voertyden alldinges gegeven.

4. Bischof Heinrich von Verden verpfändet 1412 "um Jubilate" dem Hamburger Ratsherrn Erich von Zeven für 700 schwere Gulden für 12 Jahre Zehnten und Gerichte zu Kirchwerder, soll dann zurückfallen (S.22); 1412 Nov.12 (am Tage Caeciliae) traf Hamburg ein Sturm und eine Flut, bei der die Bürger der Stadt ein Gelübde ablegten, diesen Tag jährlich zu feiern und für die Errettung zu danken (ebd.).

5. Rentenbuch der Johannis-Bruderschaft am Hl.Kreuzaltar in der S.Johannes-Kirche setzt 1420 ein (S.25); 1424 folgt das Erbebuch der Silvestri-Bruderschaft bei den Franziskanern, mit dem ersten Eintrag von Freitag nach Petri und Pauli (S.27); 1427 erhält die Hl. Leichnamsbruderschaft der Flandernfahrer zu S.Johannis ein eigenes Rentenbuch "bei der Stadt" (S.30); 1428 folgten das Rentenbuch der Anthonius-Bruderschaft, 1429 das der Bruderschaft des hl. Thomas von Aquin sowie das des Beginenkonvents (S.31); 1432 Sept.4 erfolgte der erste Eintrag im Rentenbuch der Martha-Bruderschaft der Schonenfahrer-Gesellschaft in St.Marien (S.35); 1433 folgen Rentenbücher der Margarethen-Bruderschaft im Dom und der Erasmus-Bruderschaft in St.Katharinen (S.36); 1438 erhalten auch Äbtissin, Priorin und Kloster Harvestude das Recht, "so wol die Renten eines gantzen Convents, als eines jeglichen desselben Gliedes insonderheit offentlich ihnen zu schreiben zu lassen, und wiederum zu / (S.44) verlassen" (S.43-44); 1440 folgte die Bruderschaft der hl. Märtyrer in der Krypta des Domes (S.45); 1440 n. Juli 15 erlaubte der Rat ein eigenes Rentenbuch für die Hl.Leichnams-Bruderschaft an S.Petri, Okt.8 für die Kommende der Knochenhauer bei S.Dionysii an der Petrikirche, schließlich auch der Bruderschaft der Zwölf Apostel in S.Nicolai (S.46); 1442 Montag n. Hl. Drei Könige erhält auch die Bruderschaft ... de lesten missen ... am Altar ULF in S.Maria Magdalena ein Rentenbuch (S.50), 1442 Sonnabend vor Martini dgl. die Bruderschaft S.Marien Krönung in S.Nicolai (S.53); 1447 Nov.27 erbitten und erhalten die Vorsteher der Elendenbruderschaft am Hl. Geist (wohl Gödke Oldendorp und Cord Bake) ein eigenes Rentenbuch, und 1448 folgt die Jodocus-Bruderschaft an S.Maria Magdalena (S.64) sowie 1448 Montag nach Misericordias domini die der Englandfahrer an S.Johannis sowie 1449 Jan. 23 die der Rademacher (Hl.Kreuz) an S.Jacobi (S.65).

6. Erster Beleg für eine Marie-Magdalenen-Bruderschaft an der gleichnamigen Kirche, die die erste Messe "daselbst besorgete", zu 1431 (S.35).

7. 1433 beginnt der Turmbau zu S.Katherinen (Spitze 1603); zur selben Zeit Spitze des Doms erhöht (S.36).

8. Stiftung eines Bürgers für St.Georg (aus dem "Denkelbuch" des Rats zu 1433): Sciendum quod Christianus de Hoia sutor in domo Leprosorum foris muris Hamburgensis habitans pro habitatione & praebenda ibidem exposuit de certioribus suis bo[nis] 70 marcas denariorum. Tali apposita conditione, quod Gheseke uxor dicti Christiani, post obitum ejusdem Christiani ante omnem hereditariam divisionem heredum Christiani saepe dicti de eorum principalioribus bonis, debet habere, sublevare & obtinere 70 marcas denariorum. Actum feria secunda post Lucie, presente Dno Henrico Kötingh (S.36).

9. 1435 kauft die Englandfahrer-Gesellschaft, die Bruderschaft vom Hl.Thomas von Canterbury in S.Johannis, eine Kapelle, die zuvor die Flandernfahrer, die Hl.Leichnams-Bruderschaft innehatte (S.38); 1436 folgt ein Vertrag mit dem Prior der Dominikaner über 30 m. sowie 7 m. für Seelenmessen und Vigilien (S.42, vgl. I,2, S.672).

10. 1437 Sept.17 Beleg für Hl.Leichnams-Bruderschaft in S.Mariae Magdalenen (S.42).

11. 1440 Nov.29 erläßt der Domdekan eine Ordnung für den Beginenkonvent, die vor allem die Aufnahme neuer Schwestern und das dabei zu gebende Festessen regelt, um die Aufnahme Ärmerer nicht zu erschweren (S.46).

12. 1440 n. Misericordias domini Stiftung der Elisabeth-Kapelle durch den Rat, vgl. oben zu I,3, 2 (S.47).

13. Überfall des Steder Adeken und seiner Helfer auf das (offenbar gestrandete) Schiff des Schiffers Lüdeke Wegen vor dem Lande Wursten 1442 Nov.15, bei seiner Rückkehr aus Flandern mit Gütern Hamburger Kaufleute; Raub dieser Güter führt zur Klage an der Kurie (auf der Grundlage eines Privilegs von 1415 Febr.10, erteilt von Johannes XXIII.) durch den Anwalt Johann Quentin und Drohung der Exkommunikation; da dies ohne Ergebnis blieb, wird diese 1444 März 30 durch den Abt des Klosters Reinfeld verkündet (S.53-58, 60-62); die Geschädigten sind: (S.54) Arnold van Kretelen - drei Pfeifen Öl, ein Packen Ypersch für 134 m. lübisch; Henrich Borsteldes - ein Terling mit 14 Laken von Ekloe, zwei Pfeifen Öl für 300 m.; Johann Lutterdes - ein Faß Öl, 40 m.; Henrich Swake - ein Terling Laken Delremunde, 338 m.; Albert Kale - fünf Fässer Öl, 4 Tonnen Alaun, 338 m.; Richard Rodenborch - zwei Fässer Öl, sechs Tonnen Seife, 128 m.; Henrich Twedorp - ein Faß Öl, ein Terling mit 15 Laken Ekloe, 289 m.; Albert Hallendorp - 10 Tücher von Ekloe, zwei Ballen Riß, 215 m.; Herman Bispingh - zwei Fässer Öl, 78 m. 8 sol.; Herman Butzow - ein Faß Öl, ein Terling mit 16 Laken Ekloe, 299 m.; Borhard Widute - ein Terling mit achtzehn Ekloe, 288 m.; Lüdeke Struve - 10 Tücher Ekloe, drei Fässer Öl, ein Faß Mandeln, zwei Balen Riß, 400 m.; / (S.55) Johann von Angeren - zwei Fässer Öl, drei Tonnen Schmack, 100 m.; Johann Buxtehude - zwei Fässer Öl, 78 m. 8 sol.; Andreas Geverdes - zwei Fässer Öl, dgl.; Johann Bernstede - dgl.; Timme Bremers - ein Packen mit 77 Stück Norderwyckscher Laken, einen Terling 26 Tücher von Alten, 772 m. 8 sol.; Ludeke Tode, Herman Bunstorp jeweils zwei Fässer Öl, wie oben; Henrich Gunßman - zwölf Tonnen Schmack, 90 m.; Lüdeke Richstede - ein Terling Aremunder Tücher, 225 m. 12 sol.; Wilhelm Holthusen - eine Tonne Datteln, 25 Pfund Paradieskörner, ein Faß Reis, 106 m. 8 sol.; Johann Bulder - ein Faß mit Grünspan, ein Tonne mit 60 pfd. Theriae und Apotheker-Waren, 50 m. - Zum weiteren Vorgehen: (S.57-58) 1444 Dez.18 folgt erneuter Aufruf zum Vorgehen der Geistlichkeit gegen die Einwohner des Landes Wursten, Verfluchung und Verbannung; (S.60-61) 1445 Nov.26 wird die Exkommunikation weiter verschärft; (S.61-62) 1446 Juli 29 dgl..

14. 1447 Jan. 22 Vinzenz-Bruderschaft der Brauerknechte gegründet, vgl. I,3, 1 (S.62-63).

15. Weitere Rentenbücher von Bruderschaften (vgl. 5): 1449 Freitag vor Jubilate Gertruds-Bruderschaft in St.Gertrud (S.67), 1450 Liber redituum choralium b.Mariae Virginis Hamburgensis an der Kirche ULF (S.68), 1451 Donnerstag nach Quasimodogeniti die Bruderschaft von den sieben Freuden der Jungfrau Maria zu S.Nicolai (S.69), 1452 Mittwoch vor Divisionis Apostolorum die Bruderschaft ULF der Schneider zu S.Petri (S.70), 1452 Dez.5 die Bruderschaft der Chorschüler imDom (S.71), 1453 Nov.24 die Bruderschaft der Hl. Drei Könige zu S.Maria Magdalena (S.72), 1455 Bruderschaft ULF der Hausdiener (familiares ante praetorium) zu S.Petri (S.74, bzw. "Freiheit, ihre Renten öffentlich aufrufen, zuschreiben und verlassen zu mögen"), 1455 Mittwoch nach Marien Empfängnis Bruderschaft ULF zu S.Gertrud (S.75), !456 um Michaelis die Bruderschaft S.Vinzenz’ zu S.Katharinen (S.76), 1459 oder 1460 die S.Katharinen-Bruderschaft zu S.Catharina (S.79), 1461 Sonnabend vor Oculi die Bruderschaft S.Marien-Krönung im Dom (S.79), 1461 nach Quasimodogeniti die Bruderschaft Horas Mariae an S.Catharinen-Kirche (S.81-2), 1461 Mittwoch nach S.Aegidii die kurz zuvor (Sept.7) gegründete Bruderschaft S.Johannis Evangeliste und Apostoli zu Harvestehude (S.82), 1463 die Hl. Leichnams-Bruderschaft der Brauer und Bödecker zu S.Catharina (S.84), 1466 Freitag nach Invocavit die Bruderschaft S.Marien der reitenden Diener des Rats an S.Johannis, Mittwoch nach Oculi die Bruderschaft des hl. Leichnams der Schiffbauer zu S.Catherinen, Juli 21 die Bruderschaft von S.Marien Losinghe (Himmelfahrt) zu S.Johannis (S.86), 1469 die Bruderschaft Allerheiligen der Maurer zu S.Gertrud (S.87), 1471 Jan. 16 die Bruderschaft S.Jacobi (S.88), 1477 Dienstag nach Oculi für die Kirchgeschworenen zu S.Petri (S.93), 1498 Montag nach Epiphanias die Jesus-Bruderschaft des Fischeramts zu S.Jacobi (S.112). - 1465 Freitag zu Pfingsten erhielt auch das Nonnenkloster zu Reinbek ein eigenes Rentenbuch (S.85), 1471 Montag nach Misericordias Domini die Kapelle S.Marien to dem schore, die von der Jakobs-Bruderschaft verwaltet wurde (S.88).

16. Geldbuße bei Totschlag zu 1450 belegt: Fall des Johann Sodman, der an den Bruder des von ihm erschlagenen Köpke Ruteman, Wilhelm, pro mangheldo 30 m. Pfennige entrichtete und so sich von allen Forderungen löste (S.68-69; vgl. 1.Beilage, 13).

17. Streit zwischen den Prälaten und dem Rat zu Lüneburg und gescheiterte Vermittlung der Domkapitel zu Lübeck und Hamburg, zu 1454 Aug.1 (S.73-74) und 1456, mit Hinweis auf den "Prälatenkrieg" (S.75-76).

18. 1456 erfolgt die Gründung der Martins-Bruderschaft, "zu welcher die Müller auf dem Ober-Dam bei der Alster gehören" (S.76): "Diese erhält bis auf die Stunde acht arme Frauen, und zwar Müller-Wittiben, in deren Ermangelung aber werden andere zugelassen, und theilet ihnen alle Sonntage aus ihrem Müller-Gestülte in S.Petri Kirche, unter der Ausspendung des Heil. Abendmahls, sieben Pfund Butter und vier Schilling an Gelde aus, so daß jegliche ein Pfund weniger vier Loth und einen Sechsling bekommt. In der Fasten aber wird jeder anstat der Butter drei und ein halber Schilling gegeben. Siehe des seel. Ratsherrn D. Matthaei Schlütern Buch von denen Erben in Hamburg, p. 625. Es ist auch eine alte übliche Gewonheit, daß ein jeder angehender Rahtsherr diese brüderschafft mit neun Marck beschencket, welche zwene ihrer Alten abholen".

19. 1457 zu Ostern beginnt man mit dem Bau der (acht) Häuser zwischen den beiden Brücken auf S.Katharinen Kirchhof, an der Stelle der Stadtmauer und Festung (S.76-77); eine Inschrift in einem Stein an der "Wandrahmes Brücke" in einem Haus nach "Lambecius, Lib. II. Originum Hamburgensium, p. 70" (S.76) korrigiert Staphorst nach dem Abriß des Hauses 1720, bei dem ihm der Stein übergeben wurde, in folgender Form: 1457 ante festum Pasce he nove domus sunt inceptae & [14]59 post festum Pasce sunt complete, orate pro animabus benefactorum hujus ecclesie (S.77).

20. 1460 setzt das neue Buch der Namen der Brüder und Schwestern der Bruderschaft S.Marien Krönung im Dom ein(S.79-81), die ihr "Begängnis" an S.Marien "Crutwiginge" durch den Kirchherrn der Krypta feiern ließ, im Beisein drei weiterer Priester sowie des Ober- und Unterküsters (vgl. 6.Beilage; von dieser Bruderschaft, die 1529 das Hospital S.Hiob förderte, hat S. die Unterlagen erhalten / S.79) - diese Bruderschaft bestand aus den Ämtern der Krämer, Höker und Fischer und unterhielt einen Priester, der jeden Sonntag der Seelen der verstorbenen Mitglieder gedenken mußte, dazu kommen vier besondere Feiertage, zu Lichtmeß, Sonntag vor Himmelfahrt Christi, S.Marien Himmelfahrt = "Krautweih" (S.80) - Vorstand sind Altermänner (Olderl uede), die für Erfüllung der geistlichen Pflichten, Austeilung des Brotes an die Armen der Bruderschaft (1479 27 sol. Brot Sonntags up der bede sowie 2 m. 15 d. an Geld) und Ausrichtung der Gastmähler bei den "Begängnissen", tragen dabei Lichter - 1466 sechs Altermänner, zu denen später zwei "Ober-Alte" dazukommen, folgen Namen (S.81).

21. 1461 Abend der Reinigung Marien entsteht ein Feuer in der kleinen Bäckerstraße, das den Torm des Doms bedroht und bereits das Blei an diesem schmelzen läßt (S.79), nach dem Anonymus Tracigeri Continuator.

22. 1464 Vertrag Hamburgs mit dem Lande Wursten (S.84).

23. 1469 verhindern die Franziskaner zu S.Maria Magdalenen den Bau eines "Barfüsser"-Klosters unweit von Hamburg (S.87), nach dem Bericht Tratzigers.

24. 1473 Mauritii wird die Bruderschaft der Brauerknechte durch die Kirchgeschworenen zu St.Nikolai aufgefordert, für die freie Nutzung des Friedhofs zwischen dem Pfarrhaus und der Küsterei das gegenüberliegende Fenster der Kirche auch zu unterhalten, nachdem sie es geschenkt haben (S.89, Text I,3, S.68).

25. 1477 richtet der Rat 13 Beschwerden gegen das Kapitel (S.92-93): (1) Domherren, Vikare entrichten von den nicht davon befreiten Gütern und Häusern weder Schoß noch Schulden, (2) bebauen den Wall, auch mit heimlichen Gemächern, (3) verderben den Siel und die madekist, (4) haben den vom Rat geschenkten Raum hinter dem Chor mit Kapellen und Häusern "bekümmert", (5) wollen die ihnen vermachten Häuser nicht der weltlichen Hand zurückgeben, (6) die Almosen werden nicht mehr von einem vom Rat eingesammelt, (7) Klagen von Laien werden auf die "lange Banck" geschoben, (8) das Schuldgeld der Kinder erhöht, / (S.93) (9) Priester und andere Geistliche zapfen Bier, (10) Bezahlung der Schulden (schuldigen Gelder) erfolgt nicht, vor allem aus Testament Doctor Holthusens, (11) dgl. Herr Jürgen von Holte, (12) Problem der Schlafschüler, (13) Schaden durch Steinigung des Bischofs von Verden.

26. 1482 soll durch Vergraben einer Hostie die heilige Kohlwurzel (des Klosters) von Eppendorf entstanden sein, die die Gestalt eines Kreuzes hat (S.98); nach der Reformation wurde die Wurzel mit der silbernen Monstranz, in der sie aufbewahrt wurde, an S.Johannis übergeben, 1602 auf Bitten Rudolfs II. an den Kaiser, nun in der kaiserlichen Kunstkammer zu Wien.

27. 1483 folgt der Streit um das Kloster Harvestehude; beigelegt im Rezeß von 1483 (S.98-99), dazu [Recess 1483. art. 18]: Alse dat Closter to Hervestehude up ene best aendige Regul und Abbatie gefunderet und gebuwet ist, unde dat also lange dargestan hefft, dar alle jungvrouwen up gekledet synt, unde darna gelevet hebben, dar dat meiste deel der jungvrouwen, hyr in disser stadt gebaren, unde hyruth darinne gegeuen suent, schal unde will de rad beschermen vor avervall, unde twe personen / (S.99) des rades unde etliken boergern, de de abbatissa dartho keset, to voerstaendern dem closter voerwesen, und alle dinge des closters besten helpen reden, alse dat tho Luebeck, unde in andern staeden unde landen, dar solcke cloesters des ordens unde wesen sind, geholden ward.

28. Der Rezeß von 1483 regelt weiter (S.99) die Versorgung der armen Kranken zu S.Georg, wie bereits 1410 und 1459, wobei nach Art.51 das falsch gebackene Brot zu ihrem Nutzen eingezogen wird; Art.61-62 wird der Konflikt zwischen Rat und Kapitel berührt, insbesondere die Frage des Schulgelds, aber auch einen Streit zwischen Kapitel und Bettelordensklöstern: [61] Als een old statutum aldings plog tho wesende, dat de scholasticus darup sach, dat de schuelers in der latinischen scholen mede latinischnen boeckern schoelden gelehret werden, unde de ricken tho jdern verendehl jahrs 2. schillinge tho lohne, unde upp Lichtmissen 4. penninge voer dat licht, unde nenerlei mehr geve tho dem jahre, unde den armen dar umme Gades willen gelehret warden ... [62] Alse unwille unde twedracht twiscken den capittul unde den beiden kloestern in unser stadt is upgestaen, darvan syn beyde parthen ehre sacke in den hof tho Rom int gericht hebben gebracht, wenn dar eenen jdern im rechte wart gefunden, dat idt dar blyven, men de raed mede den boergern will de kloester darentbaven van nemand aeverfallen edder beschweret hebben, men by ehren wesende beholden, unde vor een jderman ahne dregen unde gaven, unde den doden lichnam nich mehr van den kerckheren koepen mede bescheden gelde.

29. 1490 ließ die Bruderschaft S.Marien-Krönung im Dom zwei silberne Ampullen und eine Oblatenschachtel für den Gottesdienst machen (S.106-7), Gewicht 38 Lot, je Lot bezahlt 12 sol., sechs m. für die Herstellung, 2 m. für Vergoldung = 37 m. (S.106), nach Rechenbuch der Bruderschaft 8.Beilage (S.107); 1495 folgt ein Agnus Dei, für das die Bruderschaft die Herstellung, Clawes mit der Musselen das Silber, Herman Berendes dagegen Edelsteine und Perlmutt schenkte (S.108).

30. 1497 ging Albert Crantz im Namen der Hansestädte nach England und danach nach Frankreich (S.112).

31. 1498 beschließen Bürger und Rat, daß der Klerus mit dem Braurecht und den Erben keinen Gewinn erzielen, sondern dieselben wieder verkaufen solle; auch wurden die Kleriker zu Abgaben für die neu erbauten Wälle, Mauern und Gräben herangezogen - nach Crantz habe der Rat die Bürger gegen das Kapitel aufgehetzt - als Einigung werden dem Klerus vier Brauhäuser entzogen, der Rest bis auf weiteres belassen (S.112); 1499 Donnerstag nach Allerheiligen übergibt der Rat dem Kapitel Gravamina und fordert u.a. Verzicht auf den Bann als Mittel der Auseinandersetzung, Einhaltung der bisherigen Übereinkünfte, die Schulgelder nicht zu erhöhen, den Kirchspielen keine Prediger aufzuzwingen und den im Dienste des Rats stehenden Geistlichen ihre Einkünfte nicht zu entziehen (S.113); im folgenden Jahr (1500) führen die Verhandlungen zu keinem Ergebnis (S.114).

32. "Allerhand unter verschiedene Titul behörige Urkunden" (S.115-167 = 1.Beilage zum 3. Kap.), u.a.: (S.121-23) 4. "Up welcker geistliche Lene EE. Raht der Stadt Hamborg dat jus Patronatus hefft", von 1468, nennt (S.121) zwei Vikarien im Dom in der Ratskapelle, (S.122) jeweils mit Amtsinhaber und Ausstattung, zwei Vikarien in S.Nicolai, am Altar S.Dorotheen und in der S.Elisabeth-Kapelle, sowie (S.123) weitere Stiftungen; (S.125) 6. Vertrag zwischen (Erz-)Bischof Gerhard von Bremen und denen von Hamburg, o.J.: Int erste is bespracken unde geschlaten, dat alle gene, dat een egen rock uff huß to Hamborch hebben, se syn to huß, mit weme se to huß syn, de schoelen oeren tollen geven. - Item alle Hamborger schepe, de tolbar guth geladen und inheben, de schoelende schwinge nicht vorby faren, sondern de schoelen dar setten, wo sick dat geboeret und also zedelick is, und schal de schipper gan thom tollen, und seggen an, dat he den tollen hale, so schall de toelner to oem uth kamen, unde entfangen den tollen, is et sacke, dat de toellner to em nicht kamen kann, so moegen se na Hamborg segeln, da mag em de toellner folgen up oere kost. - Item hebben se ock neen tollbar guth in, schoelen se allewol zetten, unde upleggen, unde gaen bi dem toellner, unde offt de tollner des nicht nehmen will, so schoelen se dat mit oeren rechte holden. - ... Item alle Hollender schepe, de tollbar guth hebben geladen, wente alle Hollender sind tollen plichtig, de varen averlang de schwinge vorby und seggen, dat guth hoeret do Hamborg to hus, de mag de tollner wedder anhalen, drapt he de buten Hamborg, drapte he de averst nicht, mag he nafolgen to Hamborg, und mag sick an so dan vorfallen gud holden. - Item, so by mindes hern vorfaren is geschehen, wannehr schepe de Schwinge vorby faren, unde hadden tollen guth in, unde quemen binnen Hamborg, de plag de tollner, vor den van Hamborg nicht to fordernde, alse de van Hamborg dat ene tidlang vornehmen, dat sick doch so nicht geboerde. Wente de van Hamborg siner gnaden richter in dese nicht en waren, sondern de van Hamborg schoelen de geven, de si myn gnaedigen heren den tollen vorfaren hebben averandworden, dat sine gnade des gennen und sinnes gudes werdig sey, de so siner gnaden und Suente Peter synen tollen vorfaren hebben. - ... Item, alle undersaten des stifftes van Bremen moegen unde schoelen de Elve frie up und dael faren, sunder enigerlei beschweringe offt hinder. - Item de andere gebrecken sind belevet to staende up erkaenntnueß; (S.134) [13.] Ex libro memorandorum an. 1450 (Totschlag-Fall, s. oben 16): Sciendum quod Johannis Sodman moram trahens in Nigendorpe interfecit Copekinum Rutemannum pro qua interfectione Johannes Sodman exposuit & persoluit pro mangheldo Willekino Rutemanne frater dicti Coepkinni Rutemans 30 marcas denariorum, sic, quod idem Johannes Sodman, de jam dicta interfectione penitus se quitavit ... [folgen Bürgen für Johannes]. Actum secunda feria post Reminiscere praesente domino Godfrido Thoden; (S.151-52) 25. "Articul und Gravamina dem wirdigen Capitul to Hamborg von dem Rade dasülvest anno 77 ..." (vgl. oben, 25).

33. Urkunden der hl.Leichnams-Bruderschaft zu S.Johannis der Flandernfahrer (S.167-269), u.a. (S.167-70) 1. "Vergleich zwischen dem Convent zu S.Johannis und der Brüderschafft des heiligen Leichnams An. 1404" (ex autographo); (S.170-175) 2. "Nachricht von der Stifftung und Ordnung der Brüderschafft des Heil. Leichnams zu S.Johannis ab An. 1392" (ex authentico), so (S.170-171) mit Liste der Gründungsmitglieder; (S.268) 5. "Excerpta aus dem Buch der Broderschop des H. Lichams [sic] bei der Flanderfahrer Selschup" zu 1488-1490, enthält einige Namen und Stiftung einer Tonne Hering durch den Münzmeister zu Hamburg, Hanß Schröder, 1488, sowie der durch ihn erfolgten Bezahlung des "Begängnisses" am Martinstag, 8 m. für den Prior und 11 Stof Wein für 14 m.; (S.268-69) 6. "Excerpta aus der Flanderfarer Selsop Rente Boeck" zu 1516-1557; (S.269) 7. "Aus einem anderen Buche derselben Gesellschaft" zu 1440-1450, ... p. 19 5 marck to dem nigen closter by Buxtehude to s uende Jacobs dagh a. 1446, p. 22 Ick gaff uth 6 marck vor scho, 20 marck 4 Stendelsche lakene, das pfund wachs 3 sol., 5 marck to suende Jacobes to dem nigen kloster, p. 23 myne eysen, p. 26 A. 1448 Item gaf ick 8 sol. vor semellen, den vrouwen 8. marck de updrogen, dem koster 1 sol. vor de selen to loesende, item gaf ick 4. marck schate, p.30 A. 1449. So gaff ick dem koster 1 sol. vor de selen to denkende, so koste my de kost, do we to hope eten 11. marck 4 sol, p. 33 A. 1450. dem kloster 1 sol. de laß de dechtniß.

34. "Einige zum Brodthause derer Vicarien im Dom gehörende Schrifften" (S.270-322 = 3. Beilage zum 3.Kap.), u.a. (S.270-78) 1. "Legata pro domo panum ab anno 1430" (ex libro statutorum domus panum fol.46), bis 1554; (S.278-82) 2. "Fundatio et statuta an. 1436" (ebd., fol. 7 ff.).

35. "Processus excommunications etc. papalis in causa Hamburgensium contra incolas terrae Wursatiae an. 1444 sqq ob rapta ex nave fracta & retenta ab his illorum bona" (S.323-343), und zwar: (S.323-33) 1. Exkommunikation durch den päpstlichen Richter, Friedrich, Abt von Reinfeld, 1444 März 30, vgl. oben 13, (S.326-27) die Namen der Geschädigten und die Waren sowie der Verlauf der Angelegenheit, (S.327) ... ac tunc dicto Ludekino nauta cum dicta navigio sive nave, nec non bonis, rebus et mercibus supradictis & et aliis quae tunc in ipso navigioduxerant prope quandam terram Wursatia dictam, Bremens. dioc. & circa flumen Albee propter nimius aquarum inundationes & tempestates maris naufragium & jacturam bonorum hujusmodi patiente, quidam Stederus Adekens ... inhabitatores dictae terrae Wursatiae ... dicto Ludekino ... sic afflictis afflictionem addentes dictum navigium sive navem violenter invaserunt ...; (S.334-37) 2. Verschärfung der Exkommunikation, 1444 Dez.18; (S.338-341) 3. Erneute Verschärfung der Exkommunikation gegen die Einwohner des Landes Wursten, 1445 Nov.26; (S.341-43) 4. Interdikt gegen dies., 1446 Juli 29.

36. "Sammlung und Nachricht der und von hiesigen Testamenten, Vermächtnissen und geistlichen Stifftungen vor und nach der Reformation" (S.343-838 = 5.Beilage zum 3.Kap.), und zwar 1339-1400 (1.-7.), 1410-1448 (8.-23.), 1453-1495 (24.-43.), 1507-1520 (44.-50.), 1537-1526 (51.-116.).

37. "Nachrichten von den Salin-Gütern des Doms zu Hamburg" (S.839-986 = 6.Beilage zum 3.Kap.), u.a. (S.878-879) 9. Schreiben der Kapitel zu Lübeck und Hamburg an den Abt zu S.Michaelis in Lüneburg über den Streit zwischen den Prälaten und dem Rat, 1454 Donnerstag nach Vincula Petri, der Rat hatte erklärt, (S.878) de sulte hore deme rade to unde nicht den prelaten upp der sulten begudert na erem antale ...; (S.879-881) 10. Der Rat von Lüneburg bestätigt die Einigung mit den Prälaten, 1454 Dienstag von Quatuortempora im Advent (ex Hammenstedes Chron.Luneb. MSt. p. 214 ff.); (S.881-896) 11. Summarischer Bericht, wo de Raett tho de Lueneborg dorch anstifftung der papen van der gemeinen borgerschop affgesett und darna dorch keyserlige mandata iß wedder ihn gesett worden, anno 1456 und 1457 (ebd., p. 173 ff.).