1447.09.02.a.

1447 September 02. Hamburg.
Regest: Der Dekan des Hamburger Domkapitels, Johannes Bennyn, bezeugt eine Verhandlung über die Rechte des Klosters Harvestehude in Georgswerder und Finkenwerder; Aussagen der Zeugen.
Überlieferung: StAHH, Kopialbuch des Klosters Harvestehude aus dem 16. Jahrhundert, Bl. 82 ff.; Copie Archivi zu 1447 September 2 [danach hier]. - Beschreibung: Mangelhafte niederdeutsche Übersetzung. Das lateinische Original der Urkunde ist 1842 verbrannt.
Edition: --

Allen vnd ideren, de[m] dusse jegenwardige breff vorkumpt vnd deme disse vndergeschreuen sake angeit offte wat maten ohne de in thokamenden tiden mach belangen, Johannes Bennyn(a) deken der kerken Vnser Leuen Fruwen in Hamborch Bremeskes stifftes vnd vorordenter richter dersuluen stede heil in dem heren mit witlicheit der vndergeschreuen.

Tho weten, dat am lateste[n] am dage vnd stunde nageschreuen de werdige man, her Johann prouest (1) offte vorstender des junckfruwen-klosters tho Haruestehude Cistercienser(b) ordens Bremischen stifftes, etlick geloffwerdige tugen, nomlicken den werdigen vnd ersamen Ehrn Johann Fridach commendisten prester der kercken suncte Peteri tho Hamborch, vnd Vicken Scherembecke leyen Bremisches stifftes, van vnd auer dem eigendhome vnd besitte,ock vorjaringe dersuluen etlicke[r] guder, geplogedes vnd vngebuwerkedes ackers, werdern, watherstromen, weiden, wisken vnd vischerye in den werderen vnd riueren, ock bracken bi dem Gorgeswarder vnd Vinckenwarder belegen(c), deme gemelten kloster tho Haruestehude thokamende vnd angehorende (d), darsuluest jegenwardich vnd tho der behoff tho examineren geciteret vnd vorbescheden, biddende vns, desuluen tugen anthonemen, thotholaten vnd vorhoren edder tho examineren beuelen, ock dersuluen tugen vthsage vnd bekentenis mit vnser orkunde vnd authoritet tho ewiger gedechtenis der saken tho interponeren(e); vorgunnen derhaluen wi Johannes deken ordentlick richter vorgemelt, anmerkende sodan orsaken vor billich vnd rechtmetich, vnde dat denjennen, so billicke bede dhon, nicht sy tho weigeren; so hebben wi bemelte tugen alse gloffwerdich, nademe se alle vnd idere ere intresse samptlick vnd besonderigen van vorgeschreuen (2), erachtet, se in der dore vorgemelter kercken tho Vnser Leuen Fruwen tho Hamborch vp einen gewissen bestemmeden dach vmb anthosende vnd tho horende desuluen tugen auer den egehendhome vnd besitt, ock vorjaringe der vorberorten gudere, fischerie(f) vnd wischen anthonemen tho betalende vnd tho schwerende(3) in tuchenis der warheit tho seggende(4) in sodanen gescheffte tho compelleren vnd tho examineren, ock vnsere decret vnd authoritet mit dersuluigen getugen attestation vnd vthsage tho ewiger gedechtenis der saken tho interponeren, offte ock tho seggende vnd tho uortellende de orsacke, so se der welcke hadden, darumb dat nicht geschein scholde, citeret vnd tho citeren beualen vnd, jegen dersuluigen geciterden,so nicht worden erschinen vnd vp den angesetteden termin sulckens dages wachten, vngehorsam, nichtes to weiniger vpbemelte tugen(g) angenamen, vnd tho swerende van dusser sake getuchenis tho geuende der warheit anlick(h) gecompelleret; vnd ock se vnd erer jewelicken besundern, nademale se na rechtes gewanheit sulcken eidt mit anroringe der hilligen schrifft samptlick vnd eherer ein jeder besonderen geleistet, van vnd auer desuluigen guder, wische, waterflote vnd fischerye vlitigen examinert vnd vorhoren tho laten bevalen.

Welckere tugen de erste, er Johann Freydach prester vorgenompt, dorch vns, ehme vorleggende (5) thom ersten den eidt to listende vnd wo swar de straffe des meinedes sy, is vlitich examinert vnd gefraget worden. Secht: dat twintich jar nu negest vorleden sin, do si he ein husgenate vnd stedige dischgeselle gewesen wandages eren Diderick Wyggen (i), anders van Pelde, do he leuede stedigen vicarien in vorgenompter karcken S. Peters tho Hamborch dre gantze Jar auer na einander; vnd dat tho densuluigen tiden weren kiffe, pleite vnd vnenicheit eruolget twischen densuluen heren Diderick Wiggen vnd eren Jurgen Soltwedel prouisoren des junckfrouwenklosters tho Haruerstehude (6) van wegen vorgerortes landes vnd watherstromen vnd dersuluen vischeryen vp Wilmersen, bi dem Kattengatte vnd Roß belegen; vnd do hadde bemelte ehr Diderick Wigge jegen dat berorte kloster Haruestehude sine ansprake gestellet vp dusse wise, nomliken dat alle vnd islike watrige platze, so bi der Elue vp vnd dalwerts aff- vnd thowussen, gehorden vnd thoquemen, ock scholden thogehoren vnd thokamen der graueschop tho Schouwenborch gelicker wise, alse dat Grisenwerder an de gedachten graueschop Schouwenborch gehorde. Auer welcker anforderunge weren vacken vnd velemals binnen der stadt Hamborch gerichte geholden, alse morgensprack, auerst dennoch were in densuluigen gerichten nichtes geslaten, dat sin mochte vor genannten(j) ehren Diderick Wigen vnd de herschop Schouwenborch, ock nicht vor dat kloster tho Haruestehude; men dat gemelte kloster tho Haruestehude were allewege gebleuen bi dem inholde erer breue, so ohne auer de besittinge vorangetagener wathere, lande vnd vischerye sin gegeuen; dat ock tho den tiden sulckes gerichtes, nomlick morgenspracke, Ludeke Tancke van wegen beider(k) parthe ere orsacke (7), ympeticion vnd jegenrede allewege iderer (8) geholdenen gerichte tho Hamborch in jegenwardicheit der fischere darsuluest hadde proponeret; vnd dat na dode gedachtes ehren Diderick Wiggen her Eggerdt Cluuer, so domals vor einen prawest edder prouisoren des velegedachten klosters in de stede ehren Jurgens were angenamen(9), de vorgemelten wathere vnd vischerie einem Hamborger fischer, geheten Hinrich Rastouw vor 2 marck vnd achte schnepele jarlickes deme velegedachten kloster tho betalen hadde vorhuret. Vnd na dem afftrede ehren Eggerdes van dersuluen prouestie were gedachter er Jurgen Soltwedel wedderumb angenamen tho einen vorweser dessuluen klosters(10), van welckeren hadde genante Hinrick Rastouw desgelicken wedder tho hure entfangen sodane fischerye vnd de stedes vordan in besith beholden tho des mergemelten klosters beste.

Na welckers Jurgen Soltwedels affsteruen were vor einen prouisore edder prauest angenamen er Johann Riffe moderner, de densuluen wyschedick (11) einem geheten Syrow hadde vorhuret, vnd desulue Syrow hadde jeders jares gedachten eren proueste betalt II marck Lubisch, vnd dat desulue Sirow einmal vp der karckmisse gemeltes klosters vor betalinge (l) sodaner heure (!) twe gulden, der eine ider is van gewerde 1 marck Lubsch (12), bemelten tugen heren Johann Freigdach, so tho der tidt einen dener dessuluen klosters were gewesen, hadde gegeuen. Vnd na affstande gedachtes Cirowen van sodaner fisedicken vnd werderen hadden wedderumb twe brodere, de Slotermunde geheten, vnd noch ein ander, genomet Moer, van velegemelten klostere tho Haruestehude sulcke fischedicke, lanth vnd werder in gelicker wise tho dessuluen klosteres nutticheit tho hure entfangen. Na dheren alle affwickenden(13) vnd vorlatinge sulcker watere, wherdere, lande vnd fischedick hadde einer genomet Hollander im namen gemeltes klosters vp desuluen gudere vnd grunde gebuwet ein hus tho der behoff, dat des klosters fischer darinne wanen mochte.

Darna ist ock vorgetreden vorgenompte Vicke Schermbecke, ein leye Bremischen bischopdomes, de ander tuge, welcker, nademe ohme de eidt, den he scholde leisten, is vorgeholden, vnd wo swar dat de straffe des meinedes is, vpet vlitigeste examineret vnd gefraget van vnd vmb den besitt vnd egendome vorgemelter grunde, werdere, watere, weide, wische, beke, bracke(m) vnd vischerye, secht he: dat he olt sy achtentich jare sines olders, nu ein olt man, vnd dat he gebaren vnd vpgeuodet were van sinen vader Vicken Scherembecke vp dem Kattengatte, dar he, dewile he geleuet hadde, gewanet. Darenbauen secht he, dat gemelte Vicke sin vader desuluen watergudere van wegen des gedachten klosters in velen vorschenen jaren vor sinen dode hadde beseten vnd daruan de sedelicke pacht velegedachten kloster (n) betalet, wo denn ock gelicker wise desulue tuge Vicke sodane guder na gedachtes sines vaders dotlichen affgange bi de dortich jare vnd darauer im namen dessuluen closters fredelich vnd rouwelich hadde beseten.

Dewile denn desuluen getugen also dorch vns vnd vth vnseren beuele vlitigen vnd truwlick sint examineret, so hebben wy vp vlitich ansockent bauengedachtes ehren Johannes Riffe prouestes velgemeltes klosters sodanen bekentenissen vnd vthsagen der tugen vnd (14) decret vnd (14)orkundt interponeret, wo wi ock hirmede interponeren.

In welckes alles vnd jederers (!) glauen vnd getuchenis(15), wo vorgeschreuen, hebben wi dussen breff hirauer laten macken vnd dorch einen gemeinen notaren vnd vnsen schriuer nagemelt tho vnderschriuen vnd tho publiceren beualen vnd mit vnsen anhangenden segel heten vnd laten bekrefftigen.

Geuen vnd geschein bi bauengenompter karcken Vnser Leuen Fruwen in Hamborch in der stede des gewontlichen richtehuses(16) im jare na der gebort des heren dusent verhundert souenvndvertich der teinden indiction sonnauendes den II des mantes Septembris des morgen vmb de tercien tidt vnd des pawestdomes des allerhilligsten in Christo vaders vnd vnses heren heren Niclai vth gotlicker vorsichticheit pawestes des vofften im ersten jare in jegenwardicheit der werdigen menner eheren Cordt van Rome vnd Johannes Grube stedigen vicarien in gedachter karcken tho Hamborch vnd Nicolaus Porte clerick Bremisches sitfftes als tugen tho vorgeschreuen dingen in sundertheit gefordert vnd gebeden.

Vnd ick Johannes Stocker clerick Mindesches bischopdomes van pawestlicker vnd keiserlicker macht notarius, dewile ick sampt vorgenompten tugen jegenwardich an vnd auergewest alseberorter vorgebrachter tugen vthsage, eidelistunge vnd examineringe, ock alle ander vnd jeslicke dinge, do de also, wo vorgemelt, dorch vpberorten deken vnd vor eme geschein vnd sulckens dermaten geschen gehoret vnd gesehen, so hebbe ick derwegen dut jegenwardige instrumente darauer gemaket, welck ick tho getuchenie der geloffwerdicheit alles vnde jederes, wo vpgemelt, mit minen gewontlicken teiken vnd namen thosampt dem anhangenden (o) des gedachten heren dekens segel hebbe signert, hirtho gebeden vnd gefordert.

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(a) Ronnyn. Domdechant war von 1443 bis zu seinem Tode am 31. Juli 1463 Johannes Bennyn.
(b) Cisteriens.
(c) belegenen.
(d) thokamen vnd angehoret.
(e) interpoueren.
(f) guden fischeren!
(g) nigen.
(h) anlicht; an(ge)lik = convenienter. Oder ist zu bessern: dar warheit anlicht?
(i) Wyppe.
(j) vorgenannten.
(k) beiden.
(l) vorbetalinge.
(m) brocken.
(n) wele gedachten koster.
(o) den anhaggende. Im Original stand wohl: cum appendente dicti domini decani sigillo.
(1) Propst des Klosters Havestehude war von 1436 bis 1452 Johannes Riffe.
(2) So unverständlich. Gemeint ist wohl: nachdem sie ihr Interesse an der Sache dargelegt hatten.
(3) Sinnwidrige Übersetzung von: ad videndum et audiendum testes accipere, dare et prestare jusjurandum ?.
(4) Für: in testimonium veritatis dicende ?.
(5) Übersetzung von proponentes.
(6) Das ist offenbar der Propst Georg, der von 1422 bis 1431 im Amt war.
(7) Schlechte Übersetzung für causa : Prozess, Anspruch.
(8) Lies: in dem ?
(9) Eggert Cluver war 1431-1434 Propst
(10) Nach den Listen: Georg II., 1434-1436.
(11) Weiter unten: fisedick . Gemeint ist wohl ein Fischwehr oder Stack. An Fischteiche ist nach Sachlage nicht zu denken.
(12) In den Jahren 1423 und 1424 galt der Gulden eine Lübische Mark zu 16 ß, in den Jahren nach 1436 dagegen, die hier in Betracht kommen, 20-22 ß oder rund 1 1/3 Mark.
(13) Im Original wird gestanden haben: post quorum omnium decessum (= Tod, nicht = Abweichung).
(14) Für et-et.
(15) Für: in quorum omnium et singulorum fidem et testimonium.
(16) Vermutlich für: in loco consueto judicii der Originalurkunde.



erste Anlage 14.02.2005 Sabine Schart, Jürgen Sarnowsky / letzte Bearbeitung 23.12.2008 /
Bearbeitungsstand: erste Transkription, nicht mit dem Original kollationiert / für Rückfragen:
Juergen.Sarnowsky@uni-hamburg.de (Jürgen Sarnowsky)

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