Beschreibung des Projekts

Wie jüngere Forschungen zur Kirchen-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte deutlich gemacht haben, ist die mittelalterliche Überlieferung Hamburgs trotz des Stadtbrands von 1842 immer noch relativ reich, gerade für das spätere Mittelalter. Das Hamburgische Urkundenbuch schließt allerdings bisher mit dem Jahr 1350, auch wenn spätere Quellen bereits in Teilen veröffentlicht wurden (Loose). Deshalb sind hier erste Schritte zu einer Fortsetzung des Hamburgisches Urkundenbuchs unternommen worden.

Das virtuelle Hamburgische Urkundenbuch ist ein Projekt, das - anders als gedruckte bzw. von ihnen abgeleitete online-Editionen mittelalterlicher Quellen - (vorerst) keinen endgültigen Stand bietet, sondern schon die ersten Ergebnisse der Quellenarbeit den Interessierten zur Verfügung stellt. Dies hat zwar den Nachteil, dass sich die Textgrundlagen noch ändern können, doch stehen die erarbeiteten Informationen schon unmittelbar für die Nutzer bereit. Das virtuelle Hamburgische Urkundenbuch enthält deshalb Stücke in sehr unterschiedlichem (und jeweils gekennzeichneten) Bearbeitungsstand: nur mit einem Regest, mit kurzen Textauszügen, mit Abschriften aus Drucken oder von älteren Vorlagen ohne Kollationlierung mit dem Original, mit ersten Transkriptionen sowie mit weitgehend abgeschlossenen Editionen.

Das virtuelle Hamburgische Urkundenbuch präsentiert die bearbeiteten Texte auf drei Ebenen:
– die Einstiegsseite bietet eine Übersicht über die Jahre, zu denen bereits Quellen vorliegen, sowie erläuterndes Zusatzmaterial;
– die Jahres-Regestenlisten führen die chronologisch geordneten Regesten der zu den einzelnen Jahren bearbeiteten Texte zusammen;
– die Datei zur Einzelquelle bietet Angaben zum Inhalt, zur Überlieferung, zu Drucken und zum Bearbeitungsstand, dazu, sofern schon erarbeitet, die Texte und einen kritischer Apparat.

Stand

Das virtuelle Hamburgische Urkundenbuch ging im Januar 2009 in vollständiger Neubearbeitung online, in Vereinfachung der bisherigen online-Präsenz bei gleichzeitiger Aufnahme einer einfachen XML-Auszeichnung nach tags der "Charter Encoding Initiative" (CEI).

Die Grundlage des Urkundenbuch bilden bisher im Wesentlichen
– Auszüge aus Editionen (Hanserezesse, Staphorst, usw.),
– Anhänge von Aufsätzen,
– Regesten ungedruckter Stücke aus dem Archiv der Hansestadt Lübeck (AHStL) (Urkunden; Altes Senatsarchiv, Externa),
– bisher ungedruckte Hamburger Testamente der Zeit zwischen 1480 und 1501,
– weitere ungedruckte Originale aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg (StAHH)
– sowie Stücke aus dem Bestand der Copie Archivi.

Die bis 2008 erarbeiteten Texte entstanden wesentlich mit Hilfe studentischer Arbeitsgruppen und aufgrund von "Boardmitteln", also ohne Drittmittel. Die einzige Förderung erfolgte durch das Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, das leihweise Filme des Bestands Copie Archivi zur Verfügung stellte, um davon Abzüge zu erstellen.

Dr. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt sowie Dr. Peter Gabrielsson bereiten jedoch weitere, bisher ungedruckte Dokumente aus den Erbebüchern und zu den Schonenfahrern vor. Das Angebot soll jetzt mit Drittmitteln weiter ausgebaut werden. So liegt ein Antrag für die Erschließung des Bestands der Threse-Urkunden aus den Jahren 1351 bis 1529 liegt bereits bei Förderinstitutionen vor.

Literatur (alter Stand): Jürgen Sarnowsky, Das virtuelle Hamburgische Urkundenbuch – ein digitales Editionsprojekt, in Hansische Geschichtsblätter 121 (2003), S. 161-70.