PrUB, JS 446

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1506 Juni 22. Königsberg.
{Regest}
Hochmeister Herzog Friedrich von Sachsen macht bekannt, daß er Heinrich von Eisenberg - auch nach Zustimmung der Brüder Botho und Wend von Eylenburg - gestattet hat, eine der hl. Anna geweihte Vikarie in der neu errichteten Kapelle der Pfarrkirche zu Friedland (Diözese Ermland) zu stiften und sie mit Einkünften aus dem Dorf Mehleden im Gebiet Brandenburg auszustatten, die der Rat der Stadt Friedland verwalten soll; Heinrich von Eisenberg erhält auf Lebenszeit das Besetzungsrecht, danach geht es an den Orden über.

{Überlieferung}
B = Privatbesitz; olim Gutsarchiv zu Prassen; C = [olim Hausbuch des Amtes Rastenburg vol. A, pag. 132].

{Drucklegungen}
aus B Karl Borchardt, Urkunden aus Leunenburg in Preußen von 1368 bis 1563, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 16 (1999-2009), S. 55-93, hier Nr. 19, S. 86-87; aus C George Adalbert v. Mülverstedt (Hrsg.): Diplomatarium Ileburgense. Urkunden-Sammlung zur Geschichte und Genealogie der Grafen zu Eulenburg. 2 Teile. Magdeburg 1877-1879, hier II.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
B = Abschrift, Papier; C = Register-Überlieferung.



Wier [bruder]a) Friderich von gots gnaden Teuschs ordens hoemeister, [hertzog]a) zub) Sachssen, landtgraff in Duringen und margraff zu Meyssen etcetera,
tun kundt ydermenniglich dies unsers briefes ansichtigen, das der erber und vest unser lieber getreuer Heincz von Eyusenburgk fur uns erschinen ist yn kegenwertigkeit der edlen auch unser lieben getrawen hern Bothen und Wendt von Eylenburgk gebrueder underteniglich bericht, wie er sich mit gedachten hern eins dorffs halben Mitleiden genant im Brandenburgischen gebit gelegigk inen zustendigk vortragen hette und zu seinenn henden gebracht dergestalt, das er got dem allmechtigen zu lobe, seiner sele seligkeit zu heil und trost yn die ehre der heiligen frauen sanct Annen yn unser und unsers orden stat und pfarkirch Friedlanth Ermelands bistumbs in die neuen capell, die iczundt daselbs auffgericht, ein viccarey zu stifften nachvolgender weis:
Das ein briester zu seiner enthaldung jerlich vom dem dorff Mileidn,1) welchs sibenzehen huben ynhelt und neunundzwenczigk margkc) czinszt, ein firdungd) gering und vierczicke) huner, vierundzwenczick margk gering gegeben sollen werden von den ersamen auch unsernn lieben getrauen dem ratt zu Friedlandt, die das dorff nach seinem tode der viccarey zu gut inhaben und vorsorgen sollen.
Mit den obrigen fuenfff) marcken gering, und was sust fur nuczung daran gefill, sollen sie das geleuchte und ander gezierde zu dem altar notdurfftigk gebrauchen.
Darkegen sal ein briester und besiczer der viccarey, so offt ehr geschickt sein wirdt, das ampt der heiligen messe lesen.
Uns unterteniglich angeruffenn und gebeten, das wir demg) [al]lmechtigen goth zu lob, der heiligen frawen sand Annen zu eren, seiner selen zeligkeit zu trost in angezeigt stiefftung bewilligen wollen und gnediglich zulassen. Als haben wier mit rat und wissen etlicher unser ratsgebittiger angesehen gedachts Heinczen vom Eysenbergk cristlichs willen, dadurch gotsdinst gemeret wirt und die heilige frau sannct Anna geeret, auch der edlen unser lieben getreuen hern Botten und hern Wendten von Eylenburgk gebruder willen und volwort, die sich des dorffs Myleiden gerechtigkeit genczlich verszihen haben und ubergeben, bewilligen und lassen zu, als vil wir des von rechts wegen zutun macht haben, gedachten unserm lieben getreuen Heinczen von Eysenburg,
das er yn unser stadt und pharkirchen Friedlant yn der neuen capellen ein viccarey auffrichte und das dorff Myleiden im Brandenburgschen gebit gelegen zu ennthaltungk einss briesters darzu gebe, in massen wie ers bisher inngehabt, gebraucht und besessen hat, auch das nach seinem tode unser lieben getrewen der rat zu Fridlant vorgedacht viccarey zu gut und zum besten und zu enthaltung eins briesters daruber raten, den zins jerlich von den lewithen emphaen und wieh) die leut gebrechen bynnen des dorffs grenczen, strossengericht ausgenommen, das wir uns und unseres ordens herligkeit zu richten furbehaltenn, sollen sie an wissen und willen unsers lieben andechtigen des vogts zu Brandenburgk, oder wer das gebitt inhaben wirt, die einwoner des dorffs zu richten nicht macht haben. Und was also von den gerichten gefellet, sol der rath dem lehen zu gut und zu zirung des altars einlegen und jerlich unserm lieben andechtigen vogt zu Brandenburgk, oder wer das gebiet inhaben wirt, in beweiseni) des viccarien davon rechnung thun.
Lassen yme auch zu aus sondern gnaden, das er, dieweil er lebt und nicht lenger, dis lehen, wie sich geburt, vorleihe; und nach seinem todt behaldten wir das jus patronatus und presentandi uns und unserm orden fur an menniglich einrede trewlich undj) ungeverlich.
Zu urkundt haben wir dissen brieff mit unserm gewonlichen grossen anhangenden ingesiegel besiegelt und geben zu Konigspergk Montags der zehentausent ritter tag anno etcetera XCc und sechsk).

{Textkritische Anmerkungen}

a) Ergänzungen nach C.
b) zu wiederholt B.
c) morgen C.
d) scheffel C.
e) XVIII C.
f) Fehlt C.
g) de gestrichen B.
h) wo C.
i) beywesenn C.
j) und wiederholt B.
k) XVL und sechs gestrichen, Nachtrag von anderer Hand B.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Mehleden 13 km nordöstlich von Leunenburg.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js446.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 446 (1506 Juni 22 Königsberg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 5.9.2002) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Donnerstag, 5. September 2002 – Letzte Änderung: 5. September 2002 von Jürgen Sarnowsky (für ein korrekt adressiertes E-Post-Formular meinen Namen anklicken!)

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