PrUB, JS 433

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1411 Dezember 13. o.O.
{Regest}
Graf Friedrich von Zollern, Komtur zu Balga und Vogt zu Natangen, macht bekannt, daß er mit Zustimmung des Hochmeisters Heinrich von Plauen und der ältesten Brüder im Konvent zu Balga dem Schulzen Nikolaus Grünwalt und den Einwohnern des Dorfes Kaltwangen die dieses Jahr verbrannten Handfesten erneuert hat, unter Wiederholung der Bestimmungen über die Verteilung der 50 Hufen nach kulmischem Recht, von denen fünf dem Schulzen und seinen Nachfahren zustehen, und der darauf liegenden Abgaben (eine halbe Mark und zwei Hühner) und Dienste.

{Überlieferung}
A und B = Privatbesitz, olim Gutsarchiv zu Prassen.

{Drucklegungen}
aus A, B Karl Borchardt, Urkunden aus Leunenburg in Preußen von 1368 bis 1563, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 16 (1999-2009), S. 55-93, hier Nr. 6, S. 71-72; (nach dem Original in Prassen)  George Adalbert v. Mülverstedt (Hrsg.): Diplomatarium Ileburgense. Urkunden-Sammlung zur Geschichte und Genealogie der Grafen zu Eulenburg. 2 Teile. Magdeburg 1877-1879, hier II, S. 825-27.
 

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
A = Ausfertigung auf Pergament mit verlorenem, ursprünglich angehängtem Siegel; B = Abschrift auf Papier 18. Jh.



Wir bruder Frederich graffe van Zolr, kompthur czur Balge und ffoyt czu Nattangin, thun kund allen, die deszen brieff ansehin adir horen lesin, das wir van vorhengniss des erwirdegen geistlichin mannes bruder Heynrichs van Plauwen, unsirs homeisters, unde ouch mit rathe und willen unsir eldisten bruder czur Balge durch grosssir bete wille habin dem erlichin manne Niclos Grunewalde, schultczen czu Caltwangen,1) und den inwonern des dorffes ire hanntfesten, die demselbin schulczen dis jar vorbrand sien, vornwyret in semelichin worten. Wir gebin unde vorlien dem erlichin manne Niclos Grunewald und den inwonern des dorffes Caltwangen, iren rechtin erbin und nachkomelingen fumffczig hubin an ackir, wesin, weydenn, welden, pusschin, struchern und bruchern, als in die van aldirs van unsern brudern bewiest sien unnd bynnen iren greniczen bessesin habin erblich und ewiglichin czu besiczen czu Colmisschem rechte. Van desin fumffczig hubin sollen dem egeschriebin Niclossen und sienen erbin und nachkomelingen fumff frey hubin czum schulczampte czugehoren und die cleynen gerichte, als vier schillinge und dorunder, sunder van den grossin gerichten, als hals und hand, die sie ane unsir brudere adir irer boten keginwertikeid nicht richten sollen. Was van semelichin gerichten fellet, sollen sie den dritten pfenning habin, usgenomen strassingerichte, das wir uns alleyne behalden. Und was wir vorgebin bei also getanen grossin gerichten, do sollen sie nicht wedirsprechin.
Ouch nemen wir us unsir Prussen; ap die in dem dorffe gebrechin, do sal der schulcze keyn teil ane habin. Hievan sal uns der egenante Niclocz und siene erbin und nachkomelinge dynen mit pferden und wopin nach dis landes gewonheid czu allen heerferten, landweren, geschreen, nuwe huesze czu bawen, alde czu brechin adir czu bessirn, wonne, wie dicke und wohinn sie van uns adir unsirn brudern geheissin werden und wedir alle unsir wedirsachen getruwelichin czu helfen. Abir die besiczer der andirn hubin sollen uns alljerlich off unsir lieben frawin tag Lichtmessin czinsen van iczlicher hubin eyne halbe mark pfenninge gewonlicher muncze und czei huner. Ouch sollen sie uns van desin fumffczig hubin van iczlicher huben eyn virtel weyszes und eyn virtel korns aljerlich off sente Mertins tag des heiligen bischiffs czu plugkorn gebin und irem pfarrer sienen teczim glich andirn deuczschen dorffern.
Ouch habin sie drey hubin obirmasze, dovan czinsen sie uns van iczlicher hubin ouch eyne halbe mark und czey huner. Abir habin sie driczen morgen ackirs, dovan czinsen sie dryczen schillinger. Ffortme habin sie fumff hubin hegewaldes an dem Bullen gelegen,2) dovan czinsen sie uns drittehalbe mark pfenninge. Dese achte hubin und XIII morgen sollen sie habin frey vom allem scharwerke und herndienste und besiczen bynnen iren aldin greniczen, als is in von aldirs bewiest und begreniczt ist, alles czu Colmisschem rechte erblich und ewiglich czu besiczen. Ouch sollen sie czu den fumff hubin hegewaldes eynen freyen weg behalden, als sie des van aldirs gehabt habin. Ouch van sunderlichin gnaden gebin wir den inwonern des dorffes Caltwangen frey visscherie in dem fliesze Sayn,3) wo das kegen irem ackir geet, mit cleynen gezowe czu irer notdurft.
Czu geczuge gebin wir desin brieff mit unsirm ingesegil in der jarczal Cristi vierczenhundert jar vnd im elften jare an sente Lucien tage der heiligen juncfrawen.
Ouch sint geczug unsir lieben brudere bruder Cuncze van Buken huskompthur czur Balge, bruder Pawil van Rosdorff pfleger czu Rastinburg, brudir Jorge Fenynger waltmeister czum Isynberge, bruder Peter [M]usheymera)4) pfleger czu Sestin, bruder Johan Annwille unsir kompan, her Joerimus, unsir caplan,5) und andir gloubwirdeger lute viel.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Meschwin B, Musheymer nach dem Druck bei Mülverstedt.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Kaltwangen 3 km westlich von Leunenburg, seit 1612 Besitz der Herrn von Eylenburg, G. A. v. Mülverstedt, II, S. 645-46.
2) Bollenwald unweit Bollendorf 3 km östlich von Kaltwangen.
3) Zaine.
4) Zum Namen des Pflegers von Seehesten, Peter Musheimer, vgl. P. G. Thielen, Die Verwaltung des Ordensstaates Preußen, vornehmlich im 15. Jahrhundert, S. 161, 171.
5) D. i. der Schreiber des Komturs Hieronymus.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js433.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 433 (1411 Dezember 13. o.O:)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 9.8.2002) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 9. August 2002 – Letzte Änderung: 9. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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