PrUB, JS 411

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


c. 1385
{Regest}
Willkür der Altstadt Königsberg. Wahrscheinlich eine Landesordnung, die von der Stadt Königsberg übernommen wurde. Behandelt vor allem das Verhalten der Handwerker und den Markthandel.

{Überlieferung}
B = Gleichzeitige Abschrift im Stadtarchiv zu Königsberg, Acta die alte Landesordnung betreffend, Gesetzsachen No. 1, Stück 3. Daraus hier. Heute verloren.

{Drucklegungen}
aus B M. Perlbach, Hrsg., Quellen-Beiträge zur Geschichte der Stadt Königsberg im Mittelalter, 1878, ND Wiesbaden 1969, Nr. 16, S. 16 - 19; dgl. H. Mendthal, Hrsg., Urkundenbuch der Stadt Königsberg im Mittelalter, I: 1256-1400, Königsberg 1910, Nr. 108, S. 104-07.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Die ungefähre Datierung ergibt sich daraus, dass in der Handschrift ein Recess des Städtetags vom 12. April 1385 folgt, vgl. über diesen wie über den übrigen Inhalt der Handschrift Hanserecesse [1. Abt.] 1256-1430,  hrsg. K. Koppmann, 3, Leipzig 1875, No. 188, S. 165.
 


Wisset daz unser herre hoemeister 1) zcu rote geworden ist myt synen steten:
§ 1. Daz keyn hantwerksknecht machen sal den montag zcu virtage noch kein werktag zcu virtagen ledik zcu gehen a) , unde ab keyn knecht syn meister hirumme orlop gibt und synem meister syn werg nyderlegit, myt welcherleye wende ader ufzatse her daz {S. 17} thut, den sal man richten an syn höst umme syn hals. Und ist is daz her wichet us eyner stat in eyne andere, do mag yn dye stat lasen halen, man sal en ouch der stat mit willen lasen volgen.
§ 2. Welch hantwerkes knecht ouch ledig ghit und nicht me do zcu thut, den sal dy stad zcuchtigen nach irem willen. Und welch meister von allerleye hantwergke daz vorswige und nicht dem rathe daz offenbarte, ab sin knecht kegen ym breche, als vorgeschreben stet, daz sulde der meister dem rate bessern mit czven marken nicht zcu lasen.
§ 3. Eyn iclich man sal recht und redlich koufslagen. Is ensal keyn koufman des andern gut vorstieu adir vortrotin, sunder wer da koufen wil, der koufe redelichen ader ghe dovon. Ouch sal keynmit eynes gastis gelde koufen und wer da kouft uffim wassere adir uf der brucken, der sal dy koufenschatzt in syne herberge brengen. Ouch ensal keyn wirt synem gaste zcu der hant koufen busen markttagen by syme eyde, is ensi daz her is koufe von eynem burger. Ouch ensal keyn vorkoufer adir vorkouferynne vrisscho vissche koufen, sy kumen zcu schiffe adir zcu wegenen, is ensie daz der markt gehalden sie. Disse vorgenante artikel gebite wir zcu halden by der stat buse, und wer sie bricht eyns, zwir, distunt, daz, czvene biderbe manne zceugen, deme sol man zo gevach syne buse b) nemen, zunder bricht her zcum virdem mole, zo sal man ym syn koufslagen nidder legen ior und tag.
§ 4. Eyn itzlicher, welche hantwerkes her sie, der bewisen mag mit briuen, wo her bynnen landis gewesen ist, daz her sich erlich gehalden habe, ab her syn hantwerg kan, der mag syn burgerer ader sin hantwerg gewinnen nach der ratmanne willen, her habe wenig ader vil. Ouch ensal keyn lerniunge bir gebin der cumpenie, sunder waz her myt synem meister obireyn kumpt, do zal is bie bliben. Unde welde ying meister eyn iungen, der is nicht vormuchte, lern durch got sunder lon, daz sal stein an des meisters willen.
§ 5. Vortme ensal keyn hantwerg ynigerleye broch heyschin {S. 18} ader nemin nach keynerley ufsatz machen, is ensi mit der ratmanne wissen und willen, und waz broche gevallen in allerley cumpenie, der zal man keyn leghin an bir zcu trinken, sunder an lichte adir in ander nutczsamkeit in gotes ere, und nach unsers herren des meisters gebot sal keyn hantwerk samelunge adir morgensproche halden, do ensie denne zcwene ratmanne by, bie libe und by guthe. Keyn gilde adyr cumpenye ensol me zcusamme trinken, den zcu pfingisten und zcu wynachten unde wen sie ir licht machen uf des heiligen lichams tag.
§ 6. Is ensal keyn man, burger noch gast, noch dis landes inwonere, noch gast von der zee komende, keynerley gut busen unser herren lant senden, noch vueren , noch vorbogen an alle argelist by dem selben gute und by siner ere, aber iclich man mag c) mit dem andern koufslogen umme gereit gut, doch alzo, daz der vorkoufer des gutes den koufman mit ym brengen sal vor den rat ader, dy do zu gesaczt werden, unde syne bewisunge do zcu thun, daz daz gut umme gereit gekouft sie alle argelist und bye derselben buse, und dem koufman sal man des eyn brif geben zcu bewisunge, daz daz gut umme gereit gekouft zie unde dis sal man halden in allen enden unde steten dissis landes unser herren.
§ 7. Wen eyn gast dielen herwert brengit zcu vorkoufene, der sal keyn man koufen by achte tage auf den kouf, sunder eyn itzlicher mag ir koufen zcu syner notdorft, und wen dy achte tage umme kuemen, so mag eyn itzlicher, wer is begert, koufen uf den kouf sechs schok und nicht me, und der ensal keyn dielen me koufen, her enhabe den ersten 6 schok vorkouft. Vortme wenn dy dielen haben geleghin achte tage nach den ersten achte tagen, so sal, sie welch man ir nicht vorkoufen kan, brengen hinder dy spicher. Ouch sal keyn man syne dilen leghin adir legin lasen czwisschen hie und der Lauthe 2) . Ouch sal eyn iclich man koufslagen mit syns selbis gelde.
§ 8. Is ensal keynman bruwen bynnen sin 14 tagen. Ouch ensal keyn man meltzen adir bruwen, her enmuge selben eyn hus {S. 19} ufhalden. Vortme ensal keyn knecht melczen adir bruwen in syns herren huws. Ouch ensal keyn man habirn melczen, alz e vorboten ist. Und wy man is mit allerleye koufenschaczt in der stat helt, glicher wis sal man is ouch uf der Lastadien halden, alzo daz keyner vorkoufer habe. Unde ab wider disse vorgeschriben artikele ymant czvir bricht, dem sal man is, ist her eyn koufman, syne koufenschaszt ist her eyn bruwer, syn bruwen, an welchim her bricht zcum dritten mole, eyn ior vorbiten.
§ 9. Eyn par volkis sal nicht me uf der brucken haben, wen eyn gewonclichen schragen, und man sal vort uf eyner siten steyn und keyn vorkouf thun ee, wen der markt gethan ist. Ouch ensal keyner uf den zven vorkoufen. Vortme ensal keyner vule visch vorkoufen, her sie gesalczen ader ungesalczen bye der buse des kaxs, nach keyn schragen zu vermyten nach dirrer zcit by der wonunge. Uud setzt sich ymant wider dy zcum markte gesatzt werden, der zal vorbusen in der tymenitcze. Ouch ensal keyner vorswigen, ab yniger myt visschen uf der brucken pflit zcu steynde busen geborlichen cziten, der keyn burgerrecht enhat.
§ 10. Eyn iclicher, der bir vorkouft umme pfennynge, der sal eyn vullen stouf geben umme 4 phenninge und sal bynnen huses eyn vullen becher von eym halben stoufe schenken umme 2 pfenninge und eynen becher von einem pfenninge, der vir eyn stouf machen. Und keyner sal toppilspils und vrier markete gestaten in synem huse, is sie tag ader nacht.

Inhaltliche Fußnoten:

1) Konrad Zoellner von Rotenstein 1382 - 1390

2) Laut, östlich von Königsberg



Textkritische Fußnoten:

a) ak ausgetsr. k.

b) gebn ausgestr. K.

c) übergeschr. nicht ausgestr. K.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js411.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 411 (c.1385.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (7. Februar 1999-2009, Niklas Rieger) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (7. Februar 1999-2009, Niklas Rieger) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Mittwoch, 7. Februar 1999 – Letzte Änderung: 18. März 2001 von Jürgen Sarnowsky (für ein korrekt adressiertes E-Post-Formular meinen Namen anklicken!)

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