PrUB, JS 105

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


(ca.) 1420.1) o.O.
{Regest}
Visitationsvorschriften (und Konventsordnung) wohl aus der Zeit Michael Küchmeister; möglicherweise für eine Visitation in Deutschland angelegt und für Preußen ergänzt.2)

{Überlieferung}
B = Pergament-Urkunden Schiebl. VI, 2.

{Drucklegungen}
aus B J. Sarnowsky, Die Wirtschaftsführung des Deutschen Ordens in Preußen (1382-1454) (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Band 34), Köln, Weimar, Wien 1993, Nr. 4, S. 715-17.

Regest
JH II 2053.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Abschrift auf Pergamentstreifen, auf beiden Seiten beschrieben, von einer Hand, mit Nachträgen anderer Hände.



[fol. 1r] Czu der visitacion etc.
Czum ersten umbe me ungewonliche cleidere. Item ungewonliche ho(sen)a). Item umbe den kirchgang unde nemlich zcure metten. Item das sweigen halden ober tische. Item daz man zcu tische leze. Item mit zcu loßenn menthelen zcu tische geen unde nicht in andern korczen cleidern. b)Item daz keyner ane orlop gee zcu hochcziten adir zcu andern qwosen uff das lant rythe.b) Item umbe die taschen. Item umbe ungewonliche geschude. Item die rewschen huete. Item daz nymant gehe yn b)keyne stadt ane orlop.b) c)Und fruvorte[n]d) sal man abelegen.c) Item sal den brudern ere notdroft geben nach alder gewonheit unde satzunge des ordens, unde nicht eyn genant gelt dovor etc. Item die noch collacien. Item sal man keyne coventsbruder, junge adir knecht, halden. Item sal nymant umbe reythen ane des meisters orloup, is sey denne uff das nehste huwss adir in seynes obersten geschefte. Item sal man nicht almozen b)geben von tische.b) Item die brudere sullen neygen zcu iczlichem Gloria patri. Item das die pristerbrudere ire geczeit zcu tage unde zcu nachte halden sullen nach des ordens nottell unde wertliche gewonheit ussen laßen. Item sal kein gebitegere buwsen convent essen usgenomen mit prelaten, gebitegere adir andere achtbare geste, ab die qwemen.
Item man sal nymant seyne pferde bie gehorsam vorkoufen adir vorrostowschen ane seynes obersten wille unde orlop. Item so sal in iczlichem covente der pferdemarschalk der bruder pferd doselbist beschr(eben) unde nicht gestaten zcu vorkoufen nach zcu vorrostoueschen. Unde wirde dorobir imand thun, deme sal man nicht mehe pferde vorlyen, unde her sal seyner buße nicht wissen. Item wenne eyn brudere uss eynem covent in den andern zcowt, deme sal sein kompthure eynen brieff methegeben an den andern kompthure, waz pferde unde wievil here dohen bringhe. Item das man nymant gestate, keynerley spil in deme rempthure {S. 716} umbe gelt, sundere schachspil unde tschakunenspil3)  unde ander spil ane wurfell unde ane geld, die vorbite wir nicht, also daz diee) glocke daz speil scheide, beide zcu den geczeiten unde zcu deme trynken. Item ab eyn brudere sich widderesetzte kegen seynen obersten in etzlichen dissen vorgeschr[eben] artikelen, deme sal man die fier wende vorbiten bis an unsers homeisters zcukumft etc.
Item daz man philescheftere halde uff huwsern, do man sie vor hat gehalden. Item eyn itzlich kompthure sal speisen seyne huwsere uff ein jore brotkorn unde waz sust dorczu gehoret etc. Item daz die pristerbrudere ere messe halden nach unsers ordens nottel. Item daz man sacrament vornwe alle dry wochen, also daz ordenbuch usweiset. Item das man die geczeite von Unser Frowen vigilien und was man pfleget zcu leßen, daz man das leße mit gantzen wortenc), underschitten der silben und nicht ylende. Item die nottel unde das ordenbuch sal den pristerbrudern gereith sein, sunderlich daz sie ire venien wol sullen wissen, wenne sich die ander gemeynlich nach en richten. Item itzlich pristerbrudere sal getruwlich unde hertlich in der bichte strafen die brudere eres covents umbe ire missetat, bie namen umbe die, die groß schedlich ist irere zelen, also umbe unkuscheit, ungehorsamkeit unde eygenschaft etc. Bieg) namen, daz man keyme uffhebunge thu von den vorgangenen gescheften etc.
[fol. 1v] b)Ouch so sal iczlich gebiteger beschreben geben wievil her hot huben, hacken, besaczt, unbesaczt, czinshaftig adir wuste, unde czinßer in stetin, molen unde kretzemer. Item das iczlich gebiteger beschreben geben, wievil bruder her habe, iclichen bie namen, und wie sie seyn gerethenb)c)unde geharnischetc). b)Item wie eyn iczlich huwss gespiset ist in allen ampten.h)
Item das die bruder nicht sullen zcu halben noch zcu follen trinken, nach sullen daz bier messen, wenne sich wertliche luthe doran zere ergern. Item daz keyn bruder sal tragen in die kirche fedirspel nach hunde in die kirche furen. Item daz keyn bruder fedirspel sal haben denne alleine kompthur und husk[ompthur], daz is dach habe moze. Item sal keyn bruder geen ober seyn orlop, der im gesaczt is von des hußis wegen, wirt do obir imant gefunden, den sal man halden vor eynen ungehorsamen bruder. Item daz keyn bruder, her hab ampt adir nicht, der do geld hat, seyn gelt zcu werltlichen luten, burger adir puwer etc., inlege zcu behalden; wirde imand befunden in semelichen, her muste daz kegen unßerm ho[meister] vorantwerten.b)c)Item keyn bruder sal gefatter werden bey gehorsam.c)
b)Item keyn gebitiger sal von den anirsturben hoken vorgeben noch vorkoufen boben drey hoken. Sost sal her ouch in keyner weise eynigerleyi) hoken vorgeben noch vorkoufen. Item salj) keyn gebitiger Meydeburgisch recht vorschreiben noch keyn dinst czusampne slan, noch keyn gebuwerissche erbe czu dinste machen ane des homeisters willen und wissen.b) Item das eyen itlich bruder sal syen in syme conventh, wen man sich berichten sal czu den festeni).
{S. 717}Item welch bruder wirde befunden eyen obirtreter dyßer vorgeschreben artikel und sunderlich in den stucken, die do unsirs ordens redelichkeit und satczungen antreffende syen, deme sal man dy vier wende vorbyten bys an unsirn homeister.

Textkritische Anmerkungen

a) Ergänzung unsicher; Rest des Wortes durch Beschädigung unlesbar.

b) Nachtrag von Hand B.

c) Nachtrag von Hand C.

d) Lesung unsicher, da am Rand stehend und flüchtig geschrieben.

e) Über der Zeile von Hand D (?) nachgetragen.

f) Von Hand B am Rand nachgetragen.

g) Von hier als Eintrag am Fuß der Seite mit einigem Abstand zum Text (Hand A).

h) Folgt frühneuzeitliche Archivsignatur N 316.

i) Auf Wasserschaden.

j) Folgt Str. man keyn.



Inhaltliche Anmerkungen

1) Die Datierung folgt dem Ansatz bei JH II 2053, vgl. P. G. Thielen, Die Verwaltung  des Ordensstaates Preußen, vornehmlich im 15. Jahrhundert, Köln-Graz 1965, S. 48; sowie K. Forstreuter, H. Koeppen, Hrsg., Die Berichte der Generalprokuratoren des Deutschen Ordens an der Kurie, Bd. 3, 1 (Veröffentlichungen der niedersächsischen Archivverwaltung ...), Göttingen 1966, Nr. 52, Anm. 24.

2) Zur ersten Zuordnung vgl. Berichte, ebd. Für eine "Umarbeitung" für Preußen sprechen die von späterer Hand geschriebenen Bestimmungen über Haken und Dienste nach magdeburgischem Recht.

3) Bedeutung unklar, möglicherweise eine andere Art des Schachspiels, vgl. den niederdeutschen Ausdruck schakspil, A. Lübben, C. Walther, Mittelniederdeutsches Handwörterbuch, Norden-Leipzig 1888, ND Darmstadt 1980, S.318.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js105.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 105 ((ca.) 1420. o.O.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 31.12.1999-2009) – Datum überprüft (31.12.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (31.12.2001) – Text mit Or. kollationiert (31.12.2001) – äußere Merkmale beschreiben (31.12.2001)
 
 
Datum der Erstanlage: Sonnabend, 10. Juni 1999 – Letzte Änderung: 31. Dezember 2001 von Jürgen Sarnowsky (für ein korrekt adressiertes E-Post-Formular meinen Namen anklicken!)

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