PrUB, JS-JL 6
© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2002)
Der Rat zu Kulm an Hochmeister [Konrad Zöllner von Rotenstein]1) : urteilt auf dessen Aufforderung in Sachen eines Rechtsstreits in Danzig; der Erwerb des Zinses einer Frau durch die Stadt war rechtmäßig, die Forderungen der potentiellen Erben sind an sich (da es sich faktisch um Fahrhabe handelte) und wegen Verjährung möglicher Ansprüche abzuweisen.2)
{Überlieferung}
B = olim OF 300 [1945 verschollen = StA Kbg., Hanseat. Recesse, Fol I], p. 371-72.
{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 5, 1857, ND Osnabrück 1965, S. 29-30.
{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Abschrift, Register-Überlieferung.
Stetin getruwin und unvordrossenen dienst nach aller mogelicheit czu vorn.
Homechtiger und gnediger liber herre, uwirn brief nülich an uns gesant habe wir entfangen mit aller wirdicheit, alse sich das gehort. In welchem da waren czwene andre brive, der ene des huskumpturs und der ratmanne von Danczik, welchir bezegilt is gewesin, der ander dryer elender wybes namen umbesegilt. Des huskumpturs und der ratmanne brief von Danczik sprech alzo under andern worten, wy das eine mundige frowe in guter vernunft by vulmacht eres libes in iren mundigen jaren verkaufte eren czins, den sy hatte gewys und ungewys den ratmannen czu Danczik czu der statt behuf, und ging des vor eyn gehegit ding in eyn recht borgerding und liess der statt uff ir vormundschaft in kegenwerdicheyt des huskumpthurs den selben czins der abeczulösende was, jo die mark mit X markin. Dar kegen liesen die ratmanne der selben vruwen XXX mark czinses czu czween czyten czu gebin im jare nicht andirs wenn czu ireme lebinde. Wenne sie abir irsturbe, so solde die statt der XXX mark ledig und loos sin. Denselben czins der statt verkouft haben die ratmanne von der statt wegin besessen in das vunfte jar daz, do bekennet richter, scheppen und ein geheget ding, die do voren, die sint der czyt gewesen sin and die ouch noch syn, ouch so bekennet der huskumptur czu der czit in deme selben brive, das vor im offinbar geczugit ist in einem rechten burgerding vom richter und von scheppen alt und ny, die iczunt sin und ouch vore, das anders keynerley sachen gescheen sin czwischen deme rate czu Danczik und der vorgescrebenen vruwen erbnamen der scheppen orteil ubirgangen si addir keynerleye ausprache, sunder alleine abze hir vorn steit gescreben.
{S. 30} Vortme in deme briefe der dryer wybesnamen undir andirn wortin funde wir sus gescreben, wy dass sie hetten eine vrowe, die ir neesste were und in rechter sippe niemant mher were. Die selbe vruwe bi irme leben hette weggegeben varende gut als gropin kesselen und varinde gut, was sie krygen kunde. Und wy sie nach rate des burgermeisters und synes kompanes gingen vor ein gehegit ding und gebruchtin eines orteils von rechten wegen, das nymand mochte erblichen czins noch tode noch erbe adir legende grunt vorgeben noch vorkoufen sunder erben leb, wend sie nie czu dinge geladen weren und sy sich keynes gutes ny vorzegin hetten und in ire sippe nymant spreche. Do solden die scheppen geteilet hebben sint der czyt, das sie die nehesten erben sin, und sie alle gabin czu rechter czyt wedirsprochin hettin und die vrowe in iren unmundigen tagen were, das man den rechten elichen erben alle gut, das en andirstorben ist, erbe adir erbeczins nach tode nymant vorkoufen noch vorgebin mag ane erbinlop. Darnach quamen se vor geheget ding und gerten gezoges czu gehegetim dinge. Do czugeten richter, scheppen und geheget ding, dass alle dese vorscreben rede alzo were, und bate sie des czu gedenken.
Erwurdiger lieber herre, nach allen reden nach inhaldunghe beyder bryfe vorgescreben so spreche wyr noch begheringe uwir herlichkeit vor eyn recht: Sint der czyt, dass die ratmanne von Danczik von der vrawen, die in rechter vornunft was und volmechtig ires liebes, eynen redelichen kouf haben getan ume iren czins boze und gut welk czins abeczulosende was jo dy mark mit X mark, das wir nennen varinde habe. Und dieselbe vrowe den czins ufgetragen hat dem rate in einem rechtin gehegetin borgerdinge in rechter dingstatt und in eyme rechten dingtage in voremundirschaft in kegenwerdigkeit des huskumpturs, unde dy selben ratmanne wedirstattunge taten der vruwen mit XXX marken czinses jerlich czu gebin czu czwenn tagen alleine czu irme lebin, und die statt desselben czinses ledig und los syn sulle, wenne god ubir die vrowe gebote. Und dy stat besitzunge hat an deme selben ergenanten gekouften czinse boben jar und tag bis an das vunfte jar, und nymand den rat geladen hat. Und nach usgange des rechten angesprochen hat in irer kegenwerdigkeit vor gehegetin dinge dass alles geczugit richter, scheppen und gehegit ding, und der huskumptur dar czu erstgenant. So sal der rath von Danczik billich den erstgenannten gekouften zins, der recht und redelich an sie gekomen ist, als to vor gescreben steit, behalden und die wybesnamen, die sich der toden vrowen erben nennen, mogen dar czu nicht komen von rechte wegen.
uwir diemuthige dienere.
Inhaltliche Anmerkungen
1) Hochmeister Konrad Zöllner von Rotenstein, 1382 - 1390.
2) Zur Umsetzung des Urteils vgl. die Anweisung an den Hauskomtur, js-jl5.htm.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-jl/js-jl6.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-JL 6 (o.J. [1384/1385 vor Juli 18]. [Kulm].)
Bearbeitungsstand : Text eingegeben (6. Juli 2002, Joachim Laczny) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (29. August 2002, Joachim Laczny) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben ()
Datum der Erstanlage: Samstag, 6. Juli 2002 – Letzte Änderung: 18. Oktober 2002 von Jürgen Sarnowsky
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