PrUB, JS-FS 3

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2002)


1390 Mai 1. Stuhm.
{Regest}
Hochmeister [Konrad Zöllner von Rotenstein] an Herzog [Philipp] von Burgund:  berichtet, dass er sich nach dem Empfang des herzoglichen Schreibens an den gemeinen Kaufmann mit seine Städten beraten und auch die Städte Lübeck, Stralsund, Rostock und Wismar zur Aussöhnung mit Flandern aufgefordert habe; sagt zu, dass sich seine Städte in diesem Sinne einsetzen werden, aber bittet, ihnen nicht negativ anzurechnen, wenn die Verhandlungen ohne Ergebnis bleiben, da sie sich nicht der hansischen Gemeinschaft entziehen können.

{Überlieferung}
B = APGd [Stadtbuch I], p. 261; C = olim OF 300 [1945 verschollen = StA Königsberg, Hanseatische Rezesse, Fol. I], p. 386-87;  Fassung I mit der Überschrift: Sequitur copia littere, quam dominus magister misit domino duci Borgundie.

{Drucklegungen}
aus B Hanserecesse. Die Recesse und andere Akten der Hansetage, 1. Abt.: von 1256-1430, bearb. K. Koppmann,  Bd. 3, Leipzig 1875, 475, S. 486-487 [danach hier]; aus C (nur Fassung I) Codex Diplomaticus Prussicus, Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preussens aus dem königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten, hrg. Johannes Voigt, Bd. 5, Königsberg 1857 ( ND Osnabrück 1965), S. 46-47.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Abschriften.



I. [lateinische Fassung]

[1]    Obsequiosa ad quevis etc. Illustris princeps magnifice domine. Literam vestram cum inclusa cedula nuper nobis missam sane concepimus  In qua quosdam punctos et articulos communem mercatorem de Theutonica hanza concernentes invenimus insertos, et ut civitates nostrasa), ut in predictis et in emendis a vobis {Voigt S. 47} oblatis ac in  cedula insertis contentari vellent induceremus, postulastis.
[2]    Magnifice principes. Litteris vestris intellectis, mox b)civitat[e]s nostr[a]sb)  ac ambassiatores et nunccios nostrarum civitatum, qui una cum ceterarum civitatum nuncciis et ambassiatoribus in communi convencione in festo sancti Michaelis nunc preterito in Lubic1)   habita fuerant, fecimus ad presenciam nostram convocari, quibus presentibus litteram vestram cum cedula legi fecimus in aperto. Sicque inter cetera  verba hinc inde mota, que propter brevitatem magnifice vestre {HR I 3, S. 487} scribere emisimus, copias vestre et cedule subscriptis civitatibus, puta Lubic, Stralessunt2), Rostok, Wysmar3), litteris nostris inclusas decrevimus amore vestri destinare; studiose hortantes eosdem, quatenus, attendentes, quod magnificencia vestra non aliud, quam pacem, concordiam et reipublice commune bonum cum emende possibilis exhibicione anhelaret, matura prehabita deliberacione et ipsi huiuscemodi intenderent, et ad ea, que inter magnificenciam vestram,  civitates vestras Flandrie4), ex una, et communes civitates hanze Theutonice, parte ex altera, pacem et concordiam peterent, aspirarent, cum, prog dolor, satis diu iam steterat in errore; responsum nobis suarum voluntatum, quid in premissis acturi essent, rescripturi.
[3]     Unde quidquid nobis de premissis pro responso rescriptum fuerit, magnificencie vestre cum primis curabimus intimari; certi existentes, si inter magnificenciam vestram et prefatas partes pax, auctore Domino, et concordia inventa fuerit qoud nullam sinistram attemptacionem a nostris [civitatibus]c) sufferretis; sin autem, quod absit, oppositum evenerit, petimus  magnificenciam vestram, nobis non invertere, quia nostris non expediret nec ullomodo liceret, communibus civitatibus absistere seseque  a communitatibus separare.
[4]    Magnificencie vestre, cui per omnia complacere cupimus, in votivis prospere proficat cum salute. Datum Stumis prima Maji.

II. [deutsche Fassung]

[1]    Unsern willigen dinst czu aller beheglichet czuvor. Irluchte forste,  grosmechtiger liber here. Uweren brif mit der ingeslossen czedel uns nuwlich gesant haben wir liplich entphangen unde wol vornomen. In dem wir gescreben vynden eczliche artikel unde puncte, di den gemenen koufman von der Duczen henze anruren, unde siit van uns begerende, das wir unsir stede unde ander unsir vrunde dorczu welden haben, daz si sich an den selben pu[n]cten unde artikel unde an de besserunge, di ir bittet unde in der czedele gescreben sten, welden lossen genugen.
[2]    Grosmechtiger liber here. Uwir libe tun wir czu wissen, daz {wir]d) van stad an, als wir uwir brive vornomen hatten, unsir stete unde dy sendeboten unsir stete, di nue lecze mit ander stete sendeboten uff dem tagh zcu Lubic an sunt Michaelis tagh neest vorgangen geweset woren, vor uns vorbotten, und lisin in uwirn brif unde dy czedele lezen. Alzo daze) noch vile worten, dy sich dar under vorlifen, dy uwir grosmechtikeit czu lang weren czu ghescriben, wurde wir czu rate {HR I 3, S. 487} unde santten durch uwir libe wille di copie uwirs brives unde ouch di czedel dissen nachgescreben steten, Lubeke, Stralessund, Rostok unde Wysmar, in unsirm brive vorslossen, unde haben si geramet unde gebeten, das se es czu herczen nemen unde dor uf gedechten, daz uwir grosmechtikeit frede, suene unde eintracht begerte unde dor noch stunde unde ein moegliche besserunge bete, daz  si ouch dor noch stunden, das czwisschen uwir grosmechtikeit, uweren steten czu  Flandern unde dem gemeinen koufmanne von der Dutschen  henze frede unde eintracht gemachet worde, want is leider [langhe]f) in irrunge hat gestanden, unde daz si uns ere meynunge unde willen wedder scriben, was se do bi tun wellen.
[3]    Unde hir umme, liber here, was uns van in vor ein antword ghescreben wirt, daz welle wir uwir grosmechtikeit wider scriben unde czu wissen tuen mit den ersten. Ouch, grosmechtiger herre, sullit ir gewis sin, worde mit Gotes hulphe ein frede unde eintracht czwischen uwir grosmechtikeit, uweren steten czu Flanderen unde dem gemeynen koufman von der Dutschen henze gefunden, das ir keine anvechtunge van unsern steten dorft lyden; were a[b]irg), daz Got nicht welle, daz eintracht unde frede nicht worde gefunden, so bitten wir uwir grosmechtikeit, uns nicht czu vorkeren, wen[n]eh) is den unsern nicht noczlich noch bequeme were, daz si den gemeynen steten abesten unde sich van der gemeyneschaft scheyden.
[4]    Uwir grosmechtikeit, der wir in allen dinghen begheren czu behagen, wunsche wir gelucke unde heil noch uwir begeer. Datum etc.



Inhaltliche Anmerkungen

1) Lübeck.
2) Stralsund.
3) Wismar.
4) Flandern.



Textkritische Anmerkungen

a) C ergänzt immo alios amicos nostros.
b) civitatibus nostris B.
c) civitatibus fehlt in B; C.
d) wir fehlt in B.
e) daaz wir B.
f) langhe fehlt in B.
g) adir B.
h) vorkeren unde wene B.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs3.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 3 (1390 Mai 1. Stuhm.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (24. Januar 2002, Frauke Schmitz) – Datum überprüft (24. Januar 2002, Frauke Schmitz) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (24. Januar 2002, Frauke Schmitz) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Donnerstag, 24. Januar 2002 – Letzte Änderung: 17. Oktober 2002 von Jürgen Sarnowsky

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