PrUB, JS-FS 20

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2001)


1384  März 28. Lauenburg.
{Regest}
Hochmeister Konrad Zöllner von Rotenstein und Herzog Wartislaw der Jüngere von Stettin schließen Abkommen über die Auslieferung und Bestrafung von  Verbrechern  und über die Schlichtung von Streitigkeiten zwischen ihren Untertanen durch eine paritätisch besetzte Schiedskommission; die Aufkündigung des Vertrags ist nur binnen einer Frist von einem halben Jahr vorher möglich.

{Überlieferung}
A = Pergament-Urkunden, Schiebl. L, 52.

{Drucklegungen}
aus A Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 4, 1853, ND Osnabrück 1965, S. 24-26.

{Regest}
JH II 1110.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Original-Urkunde mit dem Siegel des Herzogs Wartislaw.



{Intitulatio} Wir Wartslaw der Junge von Gots gnadin zcu Stetin, der Wenden, der Cassubin, der Pomern herczog und furste zu Ruyen, bekennen offinbar und beczugen in desir schrift, {S.25} das wir uns noch rate unsers rates voreynet habin mit dem erbern herren, hern Conrad Czolner vom Rotinstein homeister Dutsch ordins, in ganczir eyntracht, in desir wies als hirnach geschrebin stet:
{Dispositio} [1] Czu dem erstin mole, were das wo geschege mort adir mortbrant, kirchinbrechin, stelen, adir rouben in unsern landin vorbenumet, und was desin sachin glich mag syn, das mag eyn man vor syme herren, in des lande her gesezzin ist, eynen andern man gewynnen, der ez vorwurcht hat, ist her eyn rittermezik man, selb dritte, ist her ein burger, selb fünfte, ist er ein gebuwer, selbsebinde, iczlicher mit syme genosin unversprochin lute. Und welch herre adir welch voyt das beczuget myt syme gesegilten brive, das man den selbin mistetigen man also gewunen hat, als hie vorgesprochin ist, den sal man antwerten ane alle wederrede, im syn recht zcu tunde. Were ouch, das czwene man, die under eyme herrin gesessin werin, und eyner dem andern schuldig were, und der eyne czöge in eyns andern herren lant und würde do angesprochin umme schult, den sal  man wedir zcu rücke wiesen vor synen herren und an das recht, von dannen her komen ist, do zcu antwertin, deme der in beschuldiget hat.
[2] Ouch also das dicke geschiet, das manchim manne vor armut adir lichte vor unrechter gewalt geschege, das her syne pacht nicht gegebin mochte, ab der entwiche, in welches herrin lant ez were, und das im der nachfolgte, deme her die pacht entfürt hat, kan her das mit dem schultheis ader sust mit bedirwen luten bewiesen, das her im die pacht schuldik ist, her sal im pfant ader pfeng gebin. Ist her ader so arm, das her die pacht nicht beczalen kan, so sal man in yeme mit der hant antwertin.
[3] Ab ouch geschege, das strasin roubir, dybe und mistetige lute gejaget wurden, ader nochgevolgit wurde us eyns heren lande in des andern, die sal man vohen in des andern herin lande, ab man mag. Die sich nicht vohen wellin lasin, die sal man slaen ane vorkernis und sal sie denne gewynnen, als vorgesprochin ist.
[4]  Und were, das eyn cleger us dem lande zcu Prusen syn gut funde in unserm lande und das gewunne mit syme rechte, das gut  sal man im gentzlichin und fry lasin volgin, und das gerichte noch die richter sullin do nicht ane habin.
[5] Und were, das eyn fluchtik man queme in unser lande vorbenumet und drowte schadin zcu tun in das ander lant, us dem lande do her hege hat, den man sullin die richtere enthaldin, das her keynen schaden thu, bis das die jenen do by komen, do her obir geclagt hat, hat her rechte sache, so sal man im rechtis helfen. Is adir das her drowet of eyn unrecht, so sal man im syn recht thun, ume die untat, do her ume gedrowet hat.
[6] Ouch sal der meister, noch wir, noch unsir amptlute, noch nymant anders, keine gewalt habin, eynen mortburner, ader sust eynen mistetigin man zcu geleytin in unsern landin von beidirsiet.
[7] Ouch sal der meister us den czwen gebieten, Dantzk und Bütow, vier bedirman kiesin, und 4 us dem gebite zcu Slochow. {S.26} Do entkegen sullen wir ouch acht bedirmanne in unserm landin kiesin. Ab unser lute von beidersiet hernochmals icht schelung undirenander wurden habin, so sullin 4 man us unsern landin und 4 von Prusen of der lantscheidunge, wo in das aller bequemist wirt, in steten ader in dorfern, czu samen komen und sullin die sachin eygintlich vorhoren und eyn recht noch irem bestin synne dorof sprechin. Dis sal geschen vierstunt im jare, alle Sontage noch der Quatemper, ader als dicke ez not ist. Was denne die achte vor eyn recht teylen und vynden, do bie sal ez bliben ane alle wedirrede.
[8] Werre ouch, das der meister adir wir der vorwort nicht lenger haldin weldin, der sal ez eyn halbjar zcu  vor sagin.
{Corroboratio} Uf das alle dese vorgeschreben sachin stete und vaste bliben, so han wir unser ingesegil an desin brif lasin hengin.
{Datierung} Gegebin zcur Lowinburg in der jarczal Christi driczenhundirt vier und achzig, am neestin montag nach Judica.
{Zeugen} Gezüge sint unser liebin getrüwin her Erhart Mandüvel tumprobst der kirchin zcu Camyn, her Frederich Krummel unser marschalk, her Neveling Smeling und her Ludike von Massow und vil andir erbar lüte.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs20.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 20 ( 1384 März 28. Lauenburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (15. Oktober 2001 Frauke Schmidt) - Datum überprüft (7. November 2001 Frauke Schmidt) - Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (7. November 2001 Frauke Schmidt) - Text mit Or. kollationiert () - äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: 15. Oktober 2001 – Letzte Änderung: 1. Dezember 2001 von Jürgen Sarnowsky

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