PrUB, JS-FS 102

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2003)




 1394  März 15. Marienburg.
{Regest}
Hochmeister Konrad von Jungingen bestätigt das Elendenhospital zu Danzig und gewährt ihm neue Privilegien: Zinsfreiheit; Stiftung einer Kapelle; Recht auf eigene Priester; Opfergelder, Hinterlassenschaften und auch testamentarische Stiftungen dürfen vom Spital empfangen werden; Recht auf einen eigenen Friedhof; relative Unabhängigkeit von der Pfarrkirche; direkte Unterstellung unter den Komtur von Danzig.

{Überlieferung}
B =  Pergament-Urkunden, Schieblade XLI,  Nr. 4.

{Regest}
JH II 1292/1294. 

{Drucklegungen}
aus B: Codex Diplomaticus Prussicus, Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preussens aus dem königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten, hrg. Johannes Voigt, Bd. 4, Königsberg 1857 (ND Osnabrück 1965), S. 171-173.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift auf Pergament.


In dem namen unsers hern amen.
Wir bruder Conrad von Jungingen, homeister des ordens der bruder des hospitalis sunte Marien des Deutschen huses von Ierusalem allen cristgeloubigen, dy nu synt und yn zukunftigen cziten werden, den deser kegenwertige briff vor kumpt entpitten ewiges heil in Got.

Is ist eyn gut werk und eyne guttige togunt und ist eyne von den sechs werken der barmherczikeit, pilgerym gerne zu herbergen und dy togung wirt so vil mee lobelicher und vordinlicher so man sy czu Gotis dinste me wendet, das auch denne grosslicher geschit, wenne man dy elenden armen sichen, dy nicht eygens hy yn deser yomerkeit behalden geherberget, gelabet, getrost und czu raste gebrocht werden.

Unde wente wir uns czu desem heiligen orden der uf eyn spittal den elenden kranken czu herberge gebuwet und gefunden ist, alzo syn lobelich tytel der sich numet des hospitalis von Ierusalem bewyset mit guttem willen gegeben haben deme wir ouch von Gotis gnaden und schickunge und nicht von eygner vordynunge czu eynem houpte und obirtsen sint gegeben, so sye wir destemer pflichtig synen heiligen namen czu loben und unser Liben Vrowen, myt deser namen her ouch gecziret ist czu breiten und czu meren, das wir ouch do mete hoffen czu thun so wir den kranken und den armen elenden unser gnaden und almosen meteteilen.

Hirumb habe wir vliesiglich gemerket und an geseen das gutte werk der barmherczikeit, das an den armen elenden und kranken menschen yn der elenden hove, der vor unser stad Danczik yn der alden stad ober der Radunen kegen Sunte Jurgenm ober gelegen ist bis her vly- {S.172}siglich geton ist und tegelich getan wirt und sint begerende den selbigen armen unser almosen gutlich mete czu teilen, Gote und syner werden mutter und der liben Sunte Elizabeth czu eren, uf das man dy elenden kanken herberge und sy in erer krangheit enthalden moge.

Myt rate unser metegebitiger zo entphaen wir den selbigen elenden hoff an unser beschirmunge und bestetigen yn myt craft deses brives czu eynem ewigen hospital und frygen yn ewiglich von allem czinse, den her yerlich sulde geben unserm huse do selbist czu Danczik und von dem rechte das wir haben czu der pfarre kirche czu Sunte Katheryn.

So dirloube wir Gote czu lobe und der werden Sunte Elizabeth czu eren eyne capelle ober das frie wasser vor dem hove geit czu buwen und dy heiligen sacrament alz den heiligen leichnam unsern hern und dy heilige oelunge czu der kirchen notdorft do wirdiglich czu halden.

Ouch dirloube wir das sy yn den hove ere eygene prister mogen haben, alzo vil alz ir czu notdorft ist und sunderlich eynen cappelabn, der dy kranken und ere vorweser und hoves ynwoner und dy pilgerym vorsteen moge, myt den sacramenten alzo dicke alzo is not ist noch cristenlicher gewonheit, der ouch dy bysorge der selen nemen sal von dem bisschove.

Ouch welle wir das der pfarrer czu Sunte Katheryn der nu ist ader czukumftig syn wirt nicht me sal czu schaffen haben myt dem hove noch myt synen ynwonern.

Ouch mogen sy ere festa alz kirchwyunge und beide Sunte Elizabethen Tagen und Jacobi Tag des grosen werden apostels yn ere dy capelle ouch gewiet ist lobelich begeen mit syngen, predigen und allen ammechten der kirchen. Und durch das iar czu den heiligen tagen mogen syngen und predigen doch alzo das das singen und predigen wol aws sy wen man das andermol luthet czu der homesse czu Sunte Katheryn.

Ouch mag man do predigen noch essens wen is bequeme ist und wen lichen kegenwartig sint, so mag man sy begeen myt dem ammechter des selen noch critenlicher gewonheit.
Und was do gefellet czu oppir yn den festen und das gancze iar uf den altar yn dy capellen bynnen dem sichhusse ader wo is gegeben wirt den armen czu almozen, das sal allis bliben den armen und yn ere notdorft gewant werden.
Und was dem spittel und den armen bescheiden wirt von bereitem gutte ader von varender habe czu testament gesatczt wirt, das gebe wir von sunderlichen gnaden und macht unser herlichkeit das yn das volge sunder allis hindernis und wedersproch.

Ouch welch mensche stirbit yn dem hospital, was das dor yn gebrocht hat von cleideren, gelde, gerethe ader welcherleye habe is sy, das bleibe deme spittel und dor uf sal nymant keynerleie rechte sprechen ader is forden, geistlich ader wertlich.

Wir wellen ouch das dy vorweser des hospitalis und alle syne ynwoner vor nymande sullen czu rechte steen denne vor unsem kompthur czu Danczik der ouch des spittalis oberster vormund und vorweser syn sal und alle merk-{S.173} liche sachen, alzo andere vorweser des spittalis, wen dy eynen abegeen czu cetczen eynen cappellan czu nemen und ander merklliche geschefte, das allis myt synem rote und willen sal geschen.

Wir gunnen ouch dem selbigen spittal das is eynen eygenen krichhoff haben moge, wen is den rum dorczu gewynnen mag, do man dy kranken wen sy vorscheiden noch cristenlicher gewonheit uffe begraben moge und dywyle das spittal eygens krichhofis nicht enhat, das man sy czu Sunte Jurgen moge begraben.
Czu ewigem gedechtnisse deser dinge habe wir desen briff gegeben myt unserm yngesegel bestetigit.

Geschen uf unserm huze Marienborg am Suntag yn der fatsen alz man singet Reminiscere in den joren unsers hern tusent dryhundert vir und newenczik.1)

Geczuge sunt dy ersamen unser liben brudere Wilhelm von Helfensteyn, groskumptur, Werner von Tettingen, oberster marschalk, Syfrit Walpot von Bassenheym, oberster spitteler und kumpthur czum Elbinge, Frederich von Wenden, treseler, Johan von Rompilheym, kumpthur czu Danczik, Rotcher von Elner, kumptur czum Tuchel, her Peter unser cappelan, Johan von Pfirten und Eberhart von Wallenwels, unser kumpan, Andreas und Mathias unser schriber und vil ander ersamer leute.



Inhaltliche Anmerkungen

1) 1394 März15.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs102.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 102 (1394 März 15. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (31. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Datum überprüft (31. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (31. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
   
Datum der Erstanlage: Donnerstag, den 31. Juli 2003 — Letzte Änderung: 1. Februar 2005 von Jürgen Sarnowsky (für ein korrekt adressiertes E-Post-Formular meinen Namen anklicken!)

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