PrUB, DH 445

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2013)



1455 November 24. Rößel
{Regest}
Die Ordensgetreuen in und um Rößel an Hochmeister [Ludwig von Erlichshausen] wegen Übergriffe von Ordenssöldnern zu Seehesten und wegen der Verbessserung der Lage des Ordens durch Beauftragung von Erwin Hug vom Heiligenberg und anderen Ordensrittern mit der Rückeroberung von Schlössern an der Grenze zu Masowien; Bitte, Erwin Hug angemessen zu versorgen.

{Überlieferung}
A = GStA PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA, Nr. 14035.

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Eigenhändige Ausf.; 2 Bl. Pap., 14,7 cm x 21,5 cm, mit Wasserzeichen –Traube" und zweikonturigem Stil, ohne Beizeichen; Altsign. Sch(ieb)l (ade) LXXX, No 224.



Unsern willigen dynst alczeit mit scholdiger yrbitung(e) unsern gnedigen liben hern. Do wyr denne etliche czeit myt gewaldiger hand von gedrungen woren, wirdigen liben hern, besundern yr, dy das regiment und macht haben der lande, dy sich czu euwerm wirdigen orden geg(eb)en haben ummb fredes und gnode willen etc., zemlich  frede und gnode ofte gebrochen wirt, nicht alleyne von den gesten, zunder och von euwern  brudern das ordens - czu den sich das armuth gut(es) vorsith -  und von gedrang(es) wegen sich weder geben czu unsern fynden, da denne unser fynde von gesterket werden, besundern dy von Zeesten1) myt erem regimet das gebit(e) gruntlich verterben und verwusten, als das volk clait und suchet trost an uns und nymades, der ys wandelt, went der hoptman ist ein iung(er) man und uns unbekant, das uns unser gut(e) meinung(e) czu arg(e) mochte gekarth werden. Och habe wir oft(e) und vele kuntschaft aws den steten, dy sich widder euch halden, heymlich entpitende sprechende: "Wy moge wyr uns geben, zintdem die hern das ordens nicht macht haben myt eynlendern, eyne stad ofczunemen ane gest(e)". Und och dy bey uns yn der Neyde2) nicht macht haben von euch, was sy vorschreiben werden, das ein solchs von den obirsten gehalden werde adder von den gesten, czu den zy weni(n)g gnügea) haben ummb grawsamkeit wille, dy zij dem armuth anlegen. Und nymat das ordens ist, der zij dovon myt vernunft enhildeb), zunder alle wege beistant thut un(n)d recht gibbet.{Bl. 1v} Von eyn solcher beschirmung(e) dy lant gruntlich verterbet werden. Och haben wyr kuntschaft von Rastenburg3) und Schippenpel4), dy das vorwundert, warummb (ym) euwer wirdiger orden nicht setczet leuthe adder hern das ordens ken Resel5) adder ken Zeesten, czu den zi ein gnugen hetten, bey name her Willim von Helfenstein6), her Helfreichc) [von Selbold]7). Och bestimmen zy her Erwin Houg8) sprechende: "Euwer homeister hat ym das ampt Zeesten bevolen. Und der ys ynne hot, keret sich nicht daran". Dasd) unser fynde yrschrecken, ys zey denne wyr, dy sich czu euwerm wirdigen orden gege(be)n haben, worumme wir euche) dynstlich bitten und getreulich raten, als wyr scholdig zint: Gedencket of wege  - dodurch euwer orden mochte czunemen und sich breiten -, went alle leuthe zynt nicht geschicket myt vornunft und witcze -, stete  und leuthe of unser part czu brengen, (her)czu deme unser fynde ein gnug(e) hetten, haben nicht eyn befel von euch, das zy sich anmossen wollen, etwas czu betreiben euwerm orden czum besten; zunder wyr czweifeln nicht daran, hette her Erwin etwas macht adder bevel, wyr wellen ym vele heimliche kuntschaft thun und of euwer best(en) bearbeiten, das wir ken eyme andern nicht uns entplossen mogen. Och mochte uns veleleichte unser gute menugen czu arge gekarth werden, zunderlich was uns dy Rastenburger entpiten, zo bestimmen zy me her Erwin, wen dy hoptleuthe bey uns wezende. Och ist her Erwin bekant mit den fursten yn der Mozaw9) und eren rethen, das her vele {Bl. 2r} czu gute euwerm wirdigen orden bearbeiten mochte, besundern das die slos Licke10) und Letzen11) eingenomen worden und mit guter leuthe hulfe aws der Masow gespeiset worden und dy busereye, dy sich czusampne geworfen hot, och myt erer beistant gestort worde, das her merklich fromen thun mochte, wen her ys thun welde, das disser iung(e) man czu Zeesten wezede nicht thun mag, zint dem das her den geloben von den hern nicht hot, als eyner hot, als eyner hot, der vorczeiten in ampten gewest ist, do dy lande yn glucsamkeit und in frede stunden. Och wer notderftig, das man Johansburg12) wedern einneme. Och liben herren wisset, das her Erwein menet, von uns czu reiten yn dy ende, do her frey czerunge hette, zo bitte wir euch, das yr of weise und wege gedencket, das her eyne cleyne steüre haben mochte, das her sich deste bas bey uns enthalden mochte. Nicht me of disse czeit, zunder leip, gut und ere und alle euwer wolfart bitten wyr got czu sparn noch begerten tagen uns allen czu fromen und czu trosten und bitten begerlich, unser gute meinung(e) zum besten wellet auslegen und wandeln, was czu wandeln stet. Geg(ebe)n czu Resel am montage am obende sancte Katherine im LVten jore.

                                                                                                                                                                                                    Von guten leuthen vom lande und burgern czu Resel, dy euwerm
                                                                                                                                                                                                    orden gut(es) gunnen yn eyner
                                                                                                                                                                                                    geheyme warnung(e) und schelung(e)
                                                                                                                                                                                                    schreiben, do yr moget of gedenken
                                                                                                                                                                                                    myt gelimpe, went sich nymades
                                                                                                                                                                                                    nennen will und doch gar gut
                                                                                                                                                                                                    gemeynet wirt.

Dem erwirdigen hern homeister mit
sampt zeynen wirdigen gebietier, unsern
gnedigen liben h(er)n mit aller ersamkeith



a)     Zwei v-artige Striche über u werden  als ü wiedergegeben.
b)     Aus enhildey korr.
c)    Es folgt gestr. on.
d)    Es folgt gestr. uns arget.
e)    e- aus nicht erkennbarem Zeichen korr.

1)       Seehesten, n Sensburg.
2)       Neidenburg.
3)       Rastenburg.
4)       Schippenbeil a. d. Alle.
5)       Rößel, w Rastenburg.
6)       Wilhelm d. J. von Helfenstein, Komtur von Graudenz (1451 – 1465 Jan. 6).
7)       Helfrich von Selbold, Komtur von Ragnit (1453 - 1454 Febr. 3), danach vermutlich wiederum Komtur von Rhein.
8)       Erwin Hug von Heiligenberg, Pfleger von Seehesten (1446 März 3 –  nach 1455 Nov. 24).
9)       Masowien.
10)     Lyck, zw. Allenstein und Augustow.
11)     Lötzen, zw. Rastenburg und Lyck.
12)    Johannisburg, zw. Lyck und Ortelsburg.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh445.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 445 (1455 November 24. Rößel)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 26.8.2013) Datum überprüft (D. Heckmann, 26.8.2013) - Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () - Text mit Or. kollationiert (Dieter Heckmann, 26.8.2013) - äußere Merkmale beschrieben (Dieter. Heckmann, 22.8.2013)
Datum der Erstanlage: Montag, 22. August 2013– Letzte Änderung: 22. August 2013 von Dieter Heckmann

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