PrUB, DH 366

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2008)


1522 Januar 27. Wenden.
{Regest}
Der livländische Meister Wolter von Plettenberg an Kurfürst Joachim [I.] von Brandenburg: Hinsichtlich der kurfürstlichen Mahnung, für die vom Hochmeister [Albrecht von Brandenburg-Ansbach] geliehene Summe Geldes einzustehen, Ablehnung der Zahlungsverpflichtung und Bitte, dem Hochmeister weiteren Zahlungsaufschub zu gewähren.

{Überlieferung}
C = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 53, Bl. 180-181v

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Kopialbucheintrag.


Durchleuchtigster hochgeborner churfurst, unser freuntlich willig dinst und was wir liebs und guts vormügen(a) bevorn. Gnediger h(err), wir haben ewer churf[urstlliche]n g(naden) negiste schriffte der dat(um) zu Cöllen(b)  an der Sprew(1)  montags nach Lucie(2)  durch iren diener und bothen am tage Fabiani und Sebastiani(3) entpffangen und vorstanden. So dann e[wer]  churf[urstlliche] g[nade] uns gar hart umb die funffunddreissigtawsent gulden thun schreyben inn meynung, wir solche bezalung nicht soltten vorzogen haben und die wilfarung und gutthat dem hochwirdigsten hochgebornen fursten und herrn Albrechten Teutschs ordens hohmeister etc.(4), unserem gnedigen herrn, inn den jungsten krigshandelen daran geschehen, bas bedacht solten haben, auch vor schaden und interesse darauff teglich geht, solten gewarnet sein, daneben bedencken, wie sich der hochwirdig unser lieber herr und freund, der meyster Deutscher und  Welscher land(5)  gegen unserm g(nedigen) h(errn) hohemeister inn gedachten vergangnen kriegsleufften erceigt. Warauff wir geben e[wer]  churf[urstllichen] g[naden] gar vleissig zu wissen: Erstlich thun wir e[wer]  churf[urstllichen] g[naden] vor alle hülff, trost und darstreckung bemeltem unserem g[nedig]st(en) h(errn) hohemeister inn den kriegsgeschefftenn und sunst auch unserm orden zu Leifflanth inn vergangner ablass-sach(en) gnediglich geschehen, gantz dinstlichen bedancken. Besunder uns gebürth nach unsers ordens gewonheit an unserer rath gebietiger, gebietiger und glieder zu rathe gehorig, inn wichtigen hendeln nichts zu beschliessen. Wiewol nu diesse sum(m)a gelts inn unserm, unser gebietiger  vormügen doch nicht ist, so haben wir dennoch unsere raths gebietiger itzt so beyeinander gehabt und die sachen fast betrachtet, aber finden inn unserm, der gebietiger und ordens zu Leifflanth vormügen nicht, solche summa gelts uffzubringen. Hoffen auch nicht, das unsers g[nedig]st(en) h(errn) hohemeisters {Bl. 180v} heuptleuthe an unsern wiessen, willen und volwort, auch uber unser vormögen unser und unsers ordens lande inn Leifflanth die von des ordens landen inn Preussen stets mit sündern privilegien, herlickeiten besundert sein zu vorsetzen, zu vorpffenden odder zu unvormöglichen dingen vorbinden im rechten macht haben gehabt, wenn solchen nu in keinen vil grossern unsers ordens nothen in Preussen von den gewalthabern vorgenomen, ist noch nie gehort; denn inn solchen und dergleichen wichtigen sachen gebürt(a) unserm g[nedig]st(en) h(errn) hohmeister stets mit des benanten hern Teutschen meysters und unserm rath, wissen und willen zu handlen und zu beschliessen, wann unser g[nedig]st(er) h(err) hohemeister, uns inn seiner gnaden ankunfft bey unsers ordens gewonheit und alten loblichen herkomen bleyben zu lassen muntlich zügesagt, darnach vorschrieben und versiegelt. Uber das, so haben wir auch seiner gnaden trewlich alle tzeit vor anfang des kriegs gerathen, sein g[nade] ohne zuthat der Ro[mische]n kay[serliche]m m(aieste)t, churfursten und stenden, desgleichen Römischen reichs seiner g[naden] freuntschafft auff des ordens vormügen alleine, die konig[lich]e wirde und kron zu Polan(6)  inn keinen ernst vorursachen. Da man aber hat aus dem lande kriegsleute angenomen und wider erlaubnus gegeb(en), hat die konig[lich]e wird und kron zu Polan leyder ire zceit gefunden ersehen und das man da wol hette mit hulff des almechtigen verkomen können, hette man da die kriegsleuzte reisen lassen, das wir got bevelen. Wie dem allem haben wir unsern g[nedig]st(en) h(errn) hohemeister uber all unser vormögen mit merglichen summen golts, gelds, silbers, korn, pfferden und reuttern gantz trewlichen entsetzt. Das wir aber unsers ordens lant Eifflanth gar unnd alle {Bl. 181r} vorkauffen und vorpffenden sollen und uns den vorbenenetten herrn Teutschen meister gleichmessig halt(en), ist uns unmüglich. Der herr Teutsche meister hat die Ro[misch]e kay[serlich]e m(aieste)t, churfursten, fursten und stende des heyligen reichs, die sein lieb mit dem orden alda vor gewalt und uberfall wol schützen, schirmen und handhaben konnen. Daruber sein seiner l[ieb] nach etliche walleyen so lang versatzt und eingereumet, bis sich s[eine] l[ieb] ires erlieddenen schadens erholen mag. So wir aber mit unsern armen pawern, nachdem wir anders kein zceise, zinse, zölle oder ander zugenge haben, soviel nicht aus der erden rotten und kratzen können, das wir unser dinstvolck und reutter teglichs mit halten, wer uns anders unmöglich denn diese unsers ordens lanth Eifflanth dem heyligen Ro[misch]en reiche und gemeiner christenheit zum besten vor die grosse graussame gewalt der absundert(en) Reussen behalten und beschirmen konten. Hierumb biethen wir e[wer] churf[urstlliche] g(naden) gar vleissig, dieselbigen dieser armen verlassenen, weit abgelegen christen lande umbstendickeit aus churfurstlicher angeborner tugent als ein sunderlich liebhaber und beschirmer aller gerechtickeit gnediglichen anmergken und unss unsers ordens lanth Eifflanth solcher unvormöglichen grossen beschwerung(en) aus furstlicher mildickeit verlassen. Wenn wir und unser ordens land inn Eifflanth doch e[wer] churf[urstlliche] g(naden) inn diesen oder jenigen in rechte schuldig oder vorpfflicht sein, auch trostlichs versehens, e[wer] churf[urstlliche] g(naden) werden unsers g[nedig]st(en) herrn hohmeisters gelegenheit ansehen und in also iren blutsverwanten inn diesem fall so eylende nicht vorderben, sonder mit s[einer] g[naden] freuntlich(en) und gutlichen zu gelegener zceit geduld tragen, bis solang seine gnade bequemlichen zu solcher bezalung kommen mögen und uns - wie obgerurt - nachdem wir je inn rechte nichts schuldig, auch {Bl. 181v} nicht vormügen gar und all verlassen. Das wollen wir nach der belonung des allmechtigen und seiner reynen keuschen gebererin, die dieses landes patron und beschirmerin, gegen e[wer] churf[urstlliche] g[naden], die wir demselbigen inn glügseliger langwiriger regirung frisch und gesunth bevelen, mit stetem, hohen vleis vordienen. Gegeben zu Wennden ut supra.
                                                                                                                                        Walther vonn Plettenburg meister
                                                                                                                                        Teutsch ordens in Leifflanth etc.

Textkritische Anmerkungen


(a)     Zwei Punkte über u werden als ü wieder gegeben.

(b)    Zwei Punkte über o werden als ö wieder gegeben.

(c)    Aus bebürt korr.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Kölln an der Spree.

(2)    1521 Dezember 17.

(3)    1522 Januar 20.

(4)    Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Hochmeister (1511-1525).

(5)    Dietrich von Cleen, Deutschmeister (1515-1526).

(6)    König Sigismund I. von Polen (1506-1548).

(7)    Russen.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh366.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 366 (1522 Januar 27.Wenden)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 17.09.2008) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Mittwoch, 17. September 2008 – Letzte Änderung: 17. September 2008 von Dieter Heckmann

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