PrUB, DH 344

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2007)


[1413] September 8. Bamberg.
{Regest}
Der Frauenburger Domdechant Bartholomäus Boreschau an Hochmeister [Heinrich von Plauen]: Bezichtigung durch die hochmeisterlichen Gesandten, Graf Albrecht von Schwarzburg und Paul [Toster], während der Belagerung der Marienburg durch den polnischen König die Übergabe der Burg durch Bestechungsgeld betrieben zu haben; Bestreitung des Vorwurfs und Angebot, sich deswegen zu rechtfertigen.

{Überlieferung}
A = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 1559.

{Drucklegungen}
G. Cuny: Die beiden Preußenfahrten Herzog Heinrichs des Reichen von Bayern und Bartholomäus Boreschau, Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 59 (1919), S. 158-160.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Ausf.; 1/2 Bogen Pap. mit Wasserzeichen "Lilie", einseitig beschr. und teilweise ausgerissen; Reste des aufgedr. Ausstellersiegels; zeitgen. Betreff Magister Bartholomeus conqueritur quod comes de Swarczenburg und  Betreff von Hand des 16. Jh. Mercke, das Heinrich pfaltzgraff beim Rain mit seinen rethen, rittern unnd knechten alhir in Preußen gewesen auf Rückseite; Rückverm. N 144 und Storing 1410 sowie Stempelabdruck des Staatsarchivs Königsberg; Altsign. Sch(l.) XX No 108.



Mein untertenigen dinst alczeit bevor! Erwirdiger liber gnediger h(e)re, wywol daz ist, daz ich von ewrn gnaden zu Konicz(1)  zu leczte(a)  gutleich und freuntleich gescheyden bin und noch niht and(er)s weisz denn daz ich noch ein gnedigen h(e)ren an uch hab und ich yn ewrm und eurs ordens dinst zu allen zeiten vor fursten, prelaten und h(er)en vor und nach ewr und ewers ordens bestes geworben und getrewlich gehandelt han, des ich mich an dyselben fursten, prelaten und h(er)en zewhe. Dennoch so ist es geschehen zu Bamberg(2), do ich nu wone, sunderlich und vor and(er)n fursten und h(er)en, daz ewr erb(er) botschafft, mit namen den wolgeboren grave Albreht von Swarczburg(3)  und einer genant Pawls(4), vor dem erwirdigen meinem gnedigen h(er)n, h(er) Albrecht bischoff zu Bamberg(5), mich v(er)sagt und v(er)lewmut haben an dysen hyrnachgeschriben artikeln, alz mir gesagt ist, wy daz ich den durchlewhtigsten fursten, den kunig zu Polan(6), daran geweyst sulle haben, daz er auff euch gezagen sey, das daz mein schuld sulle sein mit h(e)rczog Wytaut(7), seine(m) vet(er)n. Und waz schaden darausz kumen sey, daz daz mein schuld sulle sein. Auch daz ich dem wolgeboren erbern(b) Heinr(ichen) von Plawen(8) seligen gedehtnusz sulle geboten haben {S. 159} virtawsent gulden von des obg(ena)nten durchlewhtigsten fursten, des koenigs von Polan, wegen, daz er ym die veste(d) zu Marieburg(9)  eingebe. Und nemlich ist mir gesagt, daz der obg(ena)nt grave Albreht von Swarczburg(e)  spreche, er sey dabey gewest, daz ich dy obg(ena)nten sum guldein geboten hab. Auch daz ich sulle geschikt haben mit meiner kneht eym von des obg(ena)nten durchlewhtigsten fursten, des koenigs von Polan, wegen, daz er dy obgenanten vesten solt v(er)brant haben dy obgenanten(f) artikel und auch and(er) artikel,  dy der warheyt wid(er)wertig, ungleich und erdacht(g) sein,  haben dy obgenanten czwen auff mich auszgeben. Und alz schir ich des gewar ward, do sant ich an den obgenanten graven Albr(eht) von Swarczburg und zu dem, der mit ym gesant ist. Erber prelaten, meyster, priester, erber knecht und burger, daz ich mich der obgenanten artikel woeld zu stund zu stund v(er)antworten vor dem obgenanten mei[m](h) gnedigen h(er)rn von Bamberg(10), seinem capitel und and(er)n fursten, geystlichen und werntlichen, graven(i), freyen, rittern, knehten und steten, vor den dy obgenanten czwen dy vorgenant(en) artikel auff mich hetten ausszgeben. Des wolten sie niht auffnemen. Doch so han ich mich der obgenanten artikel v(er)antwort vor meim obgenanten h(er)rn von Bamberg und vor etlichen and(er)n fursten und h(er)rn, dy ich erreichen mohte. Und wil daz furbaz tun, wo ich gewar wird, da sy dy obgenanten versagung auff mich getan haben und musz yn auch mein unschuld zu beweysen ewer brief zeigen, die yr mir gesant habt gen Vngern(11). Und dyweyl ich zu Prewszen(12) bin gewest, und mit namen musz ich furzihen den brieff, den ich han von dem hochgeborn durchlewhten fursten und h(e)rn, h(e)r Heinr(ichen), pfalczgrafen bey Reyn und h(e)rczogen zu Beyern(13) , und seiner rete, ritter vnd knehte, dy zu den zeyten yn dem land zu Prewszen auff der vesten zu Elbing(14)  waren, da ich mich v(er)antwortt vor dem durchlewhten fursten, vorg(enanten) h(e)rczog Heinrich, euch, ewrn gebitig(er)n und and(er)n rittern und knehten. Und ub(er) als daz bote ich mich des alles zu rechte(j), wy daz erteylt wurde, daz ich der obgenanten etlicher v(er)sagung und ander artikel vnschuldige w(er)e, dy mir dafur geben wurden. Und ich wold darynne nihcz genyszen, damit ich daz recht(k) geflihen mocht(l). Und ich bat ewr gnade, daz ir daz also von mir woelt auffnemen. Do antwort mir ewr gnad mit rat des obgenanten etwen des hochgeborn h(er)r Heinr(ichen) von Plawen seligen und ewr mitgebitiger, yr bedoerften keins rechten(m)  von mir. Yr zigent mich auch nihtz und ich bedoerfft mich ach hinfuir vor euch und den ewrn nihcz besorgen. Darnach hat mich ewr gnade alzo freuntlich gehandelt, heimlich und offenlich mit essen und trinken und andern freuntlichen handel[ung](h)en [......](h)en, nemlich zu Slochaw(15)  und zu Konicz, alz ich mit dem vorge[nan]t hochgeboren fursten, herczog Heinr(ich) wider aus [dem land zu Pre](n)wße zoche und han vor und nach ewr und ewrs ordens bestes geworben, daz mich gar fremde dunket und het mich ny[mmer m](h)er versehen, daz dy ew(er)n sulch versagung und artikel wid(er) mich und mein ere ertrahtet und gemacht heten. Der ich mich wil verant[worten](h), wo ich daz hore hy ausz yn dem lande und als ich tun sol, es sey vor fursten, geystlichen od(er) werntlichen, d(er)(o)  stet reten od(er) vor ewren co(mnenten) hy außen nemlich zu Nuerinberg(16). Und ich bin auch yn ganczer hoffnunge und meynung, daz es mit ewrm willen und bevelhnisze niht sey geschehen. Darumb bitt ich ewr gnad dinstlich, daz yr durch ewr selbs gelympfs und meiner eren wille auff weg gedenkt, daz ich suelch(er) versagung - darynn mir gar ungutlich geschehen ist - entschuldigt werde. Und es sol an mir niht gebrechen, ich wolle zu allen zeyten ew(er) und ewrs ordens bestes werben und als nueczlich alz wer ich yn ewrn landen. Geben zu Bamberg an unser frawen tag der gepurt.

                                                                                                                                    Ewer gnaden dyner m(agister) Bartholomeus, techand zur Frawnburg und des Romischen reichs prothonotarius.

Dem hochwirdigen und groß[mechtigen her]en, h(er)n Heinrich von Plawen, hohemeister De[utsches ordens](h), seinem gnedigen h(er)n sol der brieff mit wirdikeit.


Textkritische Anmerkungen


(a)    Dahinter rad. Stelle.

(b)    erbn mit übergeschriebenem -e- hinter -b- in Vorl.

(c)    Plaen mit übergeschriebenem -w- in Vorl.

(d)    Dahinter vs- unter Rasur.

(e)    Dahinter e- unter Rasur.

(f)     obgnten mit übergeschriebener offener a-Kürzung in Vorl.

(g)    Am linken Zeilenrand für verschr. yndaht mit übergeschriebenem -t- vor -t- in Vorl.

(h)    Loch in Vorl.

(i)    Aus greven korr.

(j)    Aus rehte korr.

(k)    Aus reht korr.

(l)   Aus moht korr.

(m)    Aus rehten korr.

(n)    Loch in Vorl., aus dem Druck ergänzt.

(o)    Über der Zeile.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Konitz, zw. Schneidemühl und Danzig.

(2)    Bamberg.

(3)    Graf Albrecht von Schwarzburg, Domherr zu Köln und zu Würzburg, Ritterbruder des Deutschen Ordens (+1421).

(4)    Paul Toster, hochmeisterlicher Gesandter (1413).

(5)    Albert von Wertheim, Bischof von Bamberg (1398-1421).

(6)    Gemeint ist Wladislaw Jagiello, König von Polen (1386-1434).

(7)    Großfürst Witold von Litauen (* 1350-+ 27. Oktober 1430).

(8)    Heinrich VIII. von Plauen, Onkel des gleichnamigen Hochmeisters (vor 1359 - + 1412).

(9)    Marienburg a. d. Nogat.

(10)    Gemeint ist Albert von Wertheim, Bischof von Bamberg (1399-1421).

(11)    Ungarn.

(12)    Preußen.

(13)    Gemeint ist Herzog Heinrich XVI. der Reiche von Bayern-Landshut (1393-1450).

(14)    Elbing.

(15)    Schlochau, w  Konitz.

(16)    Nürnberg.

(17)    Frauenburg am Frischen Haff, Sitz des ermländischen Domkapitels.
 


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh344.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 344 ([1413] September 8. Bamberg)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 10.09.2007) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Montag, 10. September 2007 – Letzte Änderung: 10. September 2007 von Dieter Heckmann

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