PrUB, DH 335

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2007)


1524 November 27. Ansbach.
{Regest}
Georg Vogler [Sekretär des Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Kulmbach] an Hochmeister [Albrecht von Brandenburg-Ansbach]: Entwurf eines Antwortschreibens an  den Koadjutor der Stifte Magdeburg und Halberstadt, Johann Albrecht [von Brandenburg]; darin Bestreitung der gegenüber dem Hochmeister erhobenen Vorwürfe, der lutherischen Lehre anzuhängen und sich verheiraten zu wollen; nach Beendigung der Verhandlungen mit Polen Bereitschaft des Hochmeisters, sich persönlich vor dem heiligen Stuhl von den Vorwürfen gegen ihn zu reinigen; Bitte, ihn vor dem Papst zu verantworten.

{Überlieferung}
B = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 27365.

{Drucklegungen}
Regest: Tschackert, Nr. 274.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Ausf. als Entwurf; 1 Bogen Pap., Bl. 1-2 beschr.; zeitgen. Rubrum Widerschreyben meins g[nedig]sten h[erre]n des hohmaisers an marggraf Johan Albrecht(en) Dat(um ) Onoltzpach den 27 novembris 1524 und Registraturverm. 32 und Z; Spuren des Verschlußsiegels; Altsign.: Schr. 4.22.15


Erwirdiger hochgebornner furst, freuntlicher lieber brueder! Eur lieb schreibenn vergangner tag, unnser beder lieben bruder, herrnn Casimirnn, marggravenn zw Brandenburg etc.(1), und  mir gethon, der beder brief datum steet zw Rom  (a)auf den 12 septembris(a) dieses gegenwertigenn jars, hab ich alles innhallts vernomenn. Unnd alls e[ur] l[ieb] erstlich anzaigenn, das ich zw Rome(2)  bei bebstlicher heiligkait unnd sonnst eingetragenn werd, alls ob ich gut Luterisch unnd des willens sein sollt, ein weib zu nemenn, (b)des wurdt an allenn grundt gesagt(b). (c)Aber dieweil sich mer unnd minder stennde des hailligen reichs(d)  vor unwarhafftigem nachredenn irer mißgonner nit verhuettenn konnen, will ich es meinenhalbenn auch got dem almechtigenn bevelhen, der aller mennschen hertzenn unnd gemuet erforscht unnd waist, der unzweivenlichen hofnung, sein gottlich gnade werdenn mich hinfuro wie bishere ungeacht meiner mißgonner entrichtenn, nachredenns unnd verunglimpfens alls ainem cristlichenn fursten erhaltenn.
Unnd das mich eur lieb sollicher unwarhafftigen beschuldigung verantwurt hat, desselbenn unnd deßgleichenn e[ur] l[ieb] getreuenn raths, das ich mich zum furderlichstenn gein Rome {Bl. 1v} inn bebstlicher heiligkait dinst begebenn sollt mit erzelung, zw was manngfeltigenn eren und gute(e) sollichs nit allain mir, sonder auch dem Deutschen ordenn(3)  unnd der herschafft Branndenburg(4)  raichenn möcht etc., bin ich eur lieb gantz bruederlichen dannckbar.
Ich verstee auch aus dem allem, das es eur lieb meinenhalbenn bruederlich, getreulich unnd gut maynenn. Unnd wer wol genaigt unnd gewillt, demselbenn eur lieb getreuenn bruederlichenn rathe onverzug zu volgenn.
Dieweil aber mein unnd meins ordenns geschefft unnd sachenn gegenn Poln(5) hieaussen inn diesenn lanndenn dermassenn inn hanndlung komenn sind, das ich mich versehe, wo ich noch ein clains zeit inn diesen lannden  bei der handt sei, sollicher hanndlung gut fruchtbar ende zu machenn, kan ich mich dieser zeit on meins ordenns zw Preusenn(6) gepietiger (f) auch derselbige(n) land getrewer unttersasse(n)(f) sonnder wissenn unnd willen vonn sollicher hanndlung nit thun. Sobald sich aber gemelt mein unnd meins ordenns sachenn mit Polenn zw gutem ende richtenn - alls ich, wie obsteet, unverlengt {Bl. 2r} zu geschehen verhoff - oder das ich es sonst mit fuegen thun mag, gedennck ich mich, aufs furderlichst zw bebstlicher heiligkait zu fuegenn unnd inn alweg alweg alls ein cristlicher gotliebennder furst zu halltenn unnd zu erzaigenn, davon mich mit der hilff gots weder Luther(7) noch kain mensch auff erdenn bringenn soll. Wolt ich eur lieb uff berurt schreibenn gantz freuntlicher maynung nit verhaltenn, freuntlich und bruederlich bittendt, ob ich hinfuro weitter bei bebstlicher heiligkait oder sonnst durch meine mißgonner verunglimpfft wurde, das mich eur lieb aus rechtem bruederlichenn treuenn verantwurten unnd enntschuldigenn wolle. Wie mein bruederlich vertrauenn zw e[ur] l[ieb] steet, das will ich gein derselbenn e[ur] l[ieb] altzeit meins vermögens inn bruederlichenn treuenn widerumb freuntlich vergleichenn unnd verdienenn.
Dat(um) (g)Onnolspach mit eigener hand suntags nach Katerine, den 27 novembris anno 1524(g)
hohmaister etc.
Dem erwirdigen hochgebornnen fursten, meinem freuntlichen liebenn brueder, herrn Johann Albrechtenn, coadiutorn der stiefft Maidburg und Halberstadt, marggrafen zw Branndenburg etc.(8)  inn seiner lieb hanndt.
 (h)Gnedigst(er) her! Ich hab die copei also inn der eyll auf e[ur] g[naden] gefallen unnd verpessern gestellt, das die e[ur] g[naden] mit aigner handt abschreiben sollen. Sonnst so beburet sich, das sich e[ur] g[naden] irtzten. Unnd damit bevelh ich mich e[ur] g[naden] inn aller unntterthenigkait.
                                                                                                                                                                                                                                Georg Vogler(h)

Meinem gnedigst(en) herrn Deutsch ordens hohmaistern etc. ze hand(en)


Textkritische Anmerkungen


(a)-(a)    Vor der Zeile für N tag.

(b)-(b)   Vor der Zeile; es folgt gestr. Daran geschicht mir unrecht.

(c)        Vor der Zeile kanzelliertes Nota nit Lutterisch sonnd(er) ein Christ und kain weib, aber mit verhulf gots ein edle jungkfraw von koniglich(em) h(aus) oder furstlichem stamme, das bedorfen aber e[ur] f[urstliche] g[ade] nit inn brief setzenn.

(d)        Es folgt gestr. des heiligen reichs.

(e)        Aus guts korr.

(f)-(f)   Vor der Zeile von anderer Hand.

(g)-(g)   Von anderer Hand.

(h)-(h)  Kanzelliert.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach (* 27. September 1481- † 21. September 1527 ).

(2)    Rom.

(3)    Deutscher Orden.

(4)    Gemeint ist wohl die Herrschaft der Häuser Brandenburg.

(5)    Polen.

(6)    Preußen.

(7)    Martin Luther, Reformator (*1483-+1546).

(8)    Markgraf Johann Albrecht von Brandenburg-Ansbach (*1499-+1550), Koadjutor von Magdeburg und  von Halberstadt.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh335.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 335 (1524 November 27.Königsberg)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 12.02.2007) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()


Datum der Erstanlage: Montag, 12. Februar 2007 — Letzte Änderung: 12. Februar 2006 von Dieter Heckmann

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