PrUB, DH 330

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2006)


1481 April 20. Wien.
{Regest}
Kaiser Friedrich [III.] bekennt, daß er den livländischen Meister Bernd von der Borch und den Deutschen Orden in Livland mit den Regalien des Erzbistums Riga unter Einschluß der Stadt Riga belehnt hat.

{Überlieferungen}
D1 =  Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 16959.
D2 = Beilage zu: Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 27226.

{Drucklegungen}
Regest: Regesten Kaiser Friedrichs III. (1440-1493), Heft 20 bearb. von Elfie-Marita Eibl (Österreichische Akademie der Wissenschaften - Regesta Imperii - und Deutsche Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz in Verbindung mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften), Wien, Weimar, Köln 2004, Nr. 274, S. 190 f.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Zeitgenöss. Abschr. (D1); Wasserzeichen "Buchstabe U (?) mit Kreuz über einkonturiger Stange und mit im Kleeblattkreuz endendem rechten Schaftende"; zeitgenöss. Rückverm. Dyt is de utsc(re)fft der regalia opt stiffte van Ryghe, dem ordenn gegevenn und Registraturverm. 1481



Wyr, Friderich van gottes gnaden Romischer keyser, zu allenn tzeitten merer des reichs, zu Hungern, Dalmatien, Croatien etc. kunig, hertzoge zu Osterreich, zu Steyr, Kernndten und zu Crayn, herre auf der Winndischen march und zu Porttenaw, grave zu Habspurg, zu Tyrol, zu Phyrrt und zu Kyburg, marggrave zu Burgaw unnd lanntgrave im Ellsas(1), bekennen offennlich myt disem brieve und tun kumt(a) [!] allerme(in)tlich, als vor vil verschinen jarenn das lannd Lyfland(2)  mit den lande darumb gelegen so ungelaubig gewesen sein zu Cristenlichem gelauben bracht, ist zu behaltung und merung Cristenlichs gelaubens durch unnser heilig vater, pabst, und Romisch keyser und kunig, unnser vorfar(e)n am reiche, der Dewtsch ordenn daselbschin gesetzt und de stat Rygen(3), in Liflannd gelegen, demselben ordenn lediclich zugeeigent und gegeben worden, de auch Cristennlichen gelauben mercklichen gemeret und beschirmt, darinne zu aber des wir lautter(a) und wares wissenn haben durch de ertzbischoven zu Rigenn, so auch Cristlichem glauben zu gut, daselbschin gesetzt und in der welticheit uns und dem heiligen reiche on mittel(b)  unnderworffen und ir regalia und welicheit van unns und dem heiligen reiche zu lehen zu emphahen schuldig sein. Aus(a) bosem mutwillen(a) und eygensnutz(a) willen mercklich abpruch und verhinderung beschehen, auch durch(a) deselben und sunder den letzten ertzbischof, der sich uns und dem heiligen reiche in ganntzer widerwerticheit und ungehorsam geholten hat, den Rewssen(4) gestattet, das se treffliche lanndt und lewt dem genannten stiffte abgewonnen und unnder ir gewalt und gehorsam gebracht, slosse(c) und bevestung darauf gepawet und annder ungehorsam in dasselb lannd gefuret, den des ertzbisthumbs zu Rygenn slos und veste eingegeben und dardurch die lande daselbsswerlichen verwustet(a) und Cristenlichem glauben(a) damit mercklichen abgeprochen. Deszhalben der erwirdig, unnser lieber andechtigster Bernhart von der Burck(a), meister Dewtsch ordens in Liflannd(5), den selben stifft Rygen mit sweren costen und darlegenn Cristenlichem gelauben zu gut erobert und in sein gewalt bracht und unns daraf durch sein erber treffennlich botschafft, so er bey unns gehabt, diemuticlich anruffen und bitten hat lassenn, daz wir zu verhuttung kurifftgs(d) ubels, auch lesterung des almechtighen gottes und mynnderung Cristenlichs gelaubens, so aus dem ertzbisthumb Rygenn, wo das widerumb in annder hennde komen solt, enntsteen mochte, fur unns und unser nakomen am reiche in ewiger zeit unwiderrufflich de vorbestimbte unnser vorfar(e)n gab und zueygung der stat Rigenn de Dewtschen orden beschehen zu vernewen und(e) confirmiren, auch(f)  im und einem yeden meister Dewtschs ordens in Liflannd und seinen orden des obestymbte ertzbisthumbs zu Rigen regalia und welicheit zu lehen zu verleihen(g)  und dabey(h) zu behalten, hanndthaben, schutzen und schirmen gnediclich geruchten(a). Und so wyr nu als ein Romischer Cristenlicher(i) keyser schuldig und ganntz begirlich und geneiget sein, Cristennlichen gelauben zu meren und den vor beswerung(a) und mynnderung(j) zu verhutten. Auch das lannd Liflannd ganntz an dem ungelaubigen gelegen und Cristenlicher lande portten und schild ist, so haben wir angesehenn solich des meisters erber zimlich diemutich bete, auch de getrewen annemen und nutzlichen(a) denste, so sein vorvaardern und er unsern vorfar(e)n, unns, dem heiligen reiche und Cristlichen glauben getan haben und er und sein nakomen in kunfftig zeitt wol thun mogen und sollenn. Und haben darumb myt wolbedachten mute, guter vorbetrachtung und(k) zeittigem rate unnser und des heilgen reichs fursten und getrewen und rechter wissenn fur unns und unnser nachkomen am reiche in ewiger zeitt unwiderruflichen solich unnser vorfaren am reiche gabe und zueygung der stat Rygenn in allem und yegelichen wortten, puncten und artickeln in allermasz, als ob die in diesem unnserm keyserlichen brief geschriben weren, confirmiret und bestettet und dieselb stat Rygenn mit aller irer zugehorung dem genant(e)n(l) meister und seinen ordenn von neewen gnedeclich gegeben, ime ouch und seinen nachkomen des obgemelten ertzbisthums Rygenn regalia und welitcheit mitsambt allenn slossenn, stetten, merckten, dorffern und gebietten, auch(a) hohen und nydern gerichten, manschaften, herschaften, lenschaffte(n)(m), muntzen, zollen, geleitten, wiltpennen, erenrechten, wirden und zierden, dartzu gehorennde, wie ein yeder ertzbischof zu Rygenn die biszher zungehabt [!], besesen und im von unnsern vorfaren, unns und denn [!] heiligen reiche zu empfahen geburet haben zu lehen gnedichlich geraicht und verlihen, geben, confirmiren und bestetten, reichen und verleihen das alles von Romischer keiserlicher machtvolkomenheit wissenntlich in craft diss briefs und meynen setzen und willen von derselbn unser keyserlichen machtvolkomenheit, daz der genannt meister solich, des ertzbisthumbs zu Rygenn regalia und weltich[ei]t(n) mit allenn slossen, stetten, merckten, dorffern und gebietten, hohen und nydern gerichten, manscheften, herschaften, lehenschaften, muntzen, zollen, gleitten, wiltpennen, eren, rechte(n), wirden und zirden, darzu gehorende, nichts davon besundert noch auszgenomen, von unns und dem heiligen reiche in lehenszwise imhaben [!] und ein yeder meister Dewtsch ordens in Liflannd die gemelten regalia und welticheit, auch de stat Rygenn, soofft die durch abeganng eines meisters in Lifland unns und dem heiligen reiche ledig werden, von uns und unnsern nachkomen am reiche, Romischen keisern und kunigen zu lehen(o) empfahen und uns davon gewonndlich eydt, pflicht, gelubde und alle gehorsam und dinstperkeit tun(a) und ertzeigen, de ein yeder ertzbischof und regirer des gemelten ertzbisthumbs, stiffts und stat Rygenn unns und dem heiligen reiche nach altem rechten herkomen und gewoenheit zutunde(a) schuldig ist gewesen. Die auch wyr und aller unnser nachkomen am reiche in ewiger zeit unwederruflichen einem yeden meister in Lifland auf(a) sin geburlich ervordern verleihen und ine dabey hanndthaben sollen, alles ungeverlichen. Der vorgenannt meister sal auch da auf zwischen hie dat(um) diss briefs und dem heiligen weichnachttag schirstkunfftig(6) an unnser stat und in unnserm namen dem erwirdigen Symon, bischoven zu Reuell(7), unnserm fursten und lieben andechtighen, gewonndlich pflicht, glubde und eyde tun, unns und dem heiligen reiche von solicher regalia, welticheit und lehenschafft wegen getrew, gehorsam und gewertig zu sein und davan zu dienen und zu tunde als ein yegelicher des heiligen reichs furst einem Romeschen keyser, seinem rechten lehenherren, von solcher lehen wegen zu tund pflichtig ist, ungeverlichen. Und wir gebietten darumb allenn und yegelichen des genannten stiffts zu Rygenn, lehenszmannen und unnderthanen, in welchem adel, erenn, wirden, stattes oder wesen de sein, von Romischer keyserlicher macht ennstlich und vesticlich mit disem brieve und wellen, dat se dem genannten Bernhardten van der Burgk und einem yeden meister Dewtsch ordens als irem rechten ordenlichen naturlichen herren von unnser und des heiligen reichs wegen in allenn sachen getrew, gehorsam und gewerttig sein, ine bey demselben stifft und stat und diser unnser keiserlichen gab, confirmacion und verleihung helffen, hanndthaben, schutzen, schirmen und beru(v)lichen darbey beleiben, der gebrauchen und geneissen(p) lassen und alles das thun, das getrew unnderthan irem rechten herren zu tunde schuldig sein, als lieb in allenn und ir yegelichen se[i], unnser und des heiligen reichs swere straff und ungnad und verlesung einer pena, nemlich hundert(a) mark lottigs goldes zu vermeiden, die ein yeder, so offt der- oder dieselben frevenlich hie wider tetten, unns halb in unnser keiserlich camer und dem anderen halben teile dem gemelten meister und seinen nachkumen unabloslich zu betzalen verfallen sein sol. Mit urkund diss briefs besigelt mit unnserm keiserlichen maiestaet anhangennden insigel geben zu Wienn am zweintzigisten tag des montes aprilis nach Cristi gepurd viertzehenhundert und im einundachtzigisten unnser reiche des Romischen im zweyundviertzigist(e)n des keyserthumbs im dreyssigisten und des Hungerisschen im dreyundzweintzigisten jarenn.
Auscultata est presens copia regalium imperialium per me Gerhardum Bi(s)scopp clericum Coloniensis diocesis publicum sacra imperiali auctoritate notarium(8). Et concordat cum suo vero originali de verbo ad verbum, quod manus (q) protestat mea propria.


Textkritische Anmerkungen


(a)    Über -u- zwei v-artige Striche.

(b)    Aus mitter korr.

(c)   Über -e e-artiges Zeichen.

(d)    Über -i- H-artiges Zeichen.

(e)    (r)ede(n i ey)liche(n) vor der Zeile.

(f)    Es folgt gestr. i-artiges Zeichen.

(g)    Es folgt gestr. zu behal.

(h)    Aus daiey korr.

(i)     Aus Cristenlichet korr.

(j)    Aus nnynnderung korr.

(k)    Es folgt gestr. vorfaren.

(l)    Es folgt gestr. von.

(m)    Vor der Zeile.

(n)    Hinter der Zeile für gestr. wernntlicheit.

(o)   Es folgt gestr. klecksartiges Zeichen.

(p)    Aus gemessen korr.

(q)    manum in Vorl.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Kaiser Friedrich III. (1452-1493).

(2)    Livland.

(3)    Riga.

(4)    Russen.

(5)    Bernd von der Borch, Meister des Deutschen Ordens in Livland (1472-1483).

(6)    1481 Dezember 25.

(7)    Simon von der Borch, Bischof von Reval (1477-1492).

(8)    Gerhard Bisskopp/Bischof, Kleriker der Kölner Diözese und öffentlicher Notar (1481).


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh330.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 330 (1481 April 20.Wien)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 26.10.2006) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()


Datum der Erstanlage: Donnerstag, 26. Oktober 2006 — Letzte Änderung: 26. Oktober 2006 von Dieter Heckmann

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