PrUB, DH 310

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2006)


[1522 nach September 1. Linz.]
{Regest}
Hochmeister [Albrecht von Brandenburg-Ansbach] an [Johann Blankenfeld,] Bischof von Dorpat: Hoffnung auf baldige Beilegung des Zwistes zwischen dem dänischen König und den Seestädten zwecks Verschiffung des zu verkaufenden Getreides; Bitte, den Erlös aus dem Getreideverkauf dem Königsberger Rentmeister Kaspar Freiberger zu überstellen; Hoffnung, in den Ordensangelegenheiten sowohl bei König [Ludwig II.] von Böhmen und Ungarn als auch bei Erzherzog Ferdinand Fortschritte erzielt zu haben; Bitte, sich auf den Besuch des Nürnberger Reichstages einzustellen, und Hoffnung auf eine dort zu beschließende Türkenabwehr.

{Überlieferung}
C = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 49, Bl. 71.

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Kopialbucheintrag.



Was von Lyntz(1) ab in Leyflandt(2) geschriebenn und erstlich an bischove von Derbt und Refell(3) :
Erwirdiger in got, besonder lieber freundt! Wir haben vorrugkter zeit von dem erbaren, unnserm rat und lieben getreuen, Jorgen Clingenbecken(4) , in erfarung krigt, wie sich anhere etzlich zwitracht zwischen konig[liche]r d[urchlauch]t von Dhenmargk(5)  und den sehesteten(n), annders teils dardurch die gemain segelation der Ostersehe(6) gesperrt, zugetrag(en). Demnach e[uer] l[ieb] dasselb getraide, wie e[uer] l[ieb] wissen, dieser zeit nit zu gelde mach(en) konnen etc. mit vernerm bericht, wie e[uer] l[ieb] gedachtem Clingenbecken erzelt, wiewol dan solchs getraidts in Preussen(7) auch bedurftig. So finden wir doch, das uns solchs zu zepringen durch vilerlei ursachen beschwerlich trostlicher hofnung, diesellb spen und zwitracht - wie yetz ermeldt worden - sich zur zeit mildern und in gutlich wege, des wir gentzlich verhoffen, gelendt sollen werden. Dardurch die sehe erofnet, dan wo solch(en) nit also wurden unsers vorstandts Leiflanndt unnd Preussen sampt andern landen und steten nit geringer nachteil hieraus erwachsen. Hieruber unser gantz f(reund)lich bethe, e[uer] l[ieb] wollen solch getraide ins erste, so derselben moglich, zu gelde machenn, dasselbig unnserm renthmeister Casparn Freiberger(8) nach Konigsperg(9) oder Preussen zu vorschaffen, der sampt andern solch gelt zu entphaen unnd uns verner anzulegen(n) enthlich bevellig. Fugen auch e[uer] l[ieb] freuntlicher weiss wissent, das wir bisher unsers ordens sachen erstlich bei konig[liche]r ma[iesta]t zu Hungern und Behem(10) volgents bei unserm freuntlichen lieben hern unnd ohem, ertzhertzogen(n) Ferdinanden(11), welcher yetz in abwesen Ro[mische]r kay[serliche]r ma[iesta]t  (a)hg Hfgfgefgen vfgsg Bsghfgs(a) als jubernator [!] in solcher unsers ordens sachenn sonderlich bevellig, sovil gehandelt und geworben(n) in hoffnung kurtzlicher tagsatzung verhorung und endung gelegener malstat zu erlangen. Dweil wir aber derselben noch zu tag keinentlich wissen unnd was noch zu Nurennberg(12)  ufm reichstag derhalben gehandelt oder furgenomen(n), auch ehe derselb tag zu laut e[uer] l[ieb] nichs beschließlichs mogen zuschreiben, sonder mit allem freuntlich(en) vleis bitt(en), wo er tag, ort oder malstat gesetzt, furgenomen(n) und beneut, e[uer] l[ieb] wollen uns und unserm orden zu eren und besten nit aussenpleib(en), sonder uf e[uer] l[ieb] {Bl. 71v} vorig vorwilligung und vertrostung enthlich uf verner a(nr)egen unnd ersuchen, sich als der freundt gutwillig erzaigen und beweisen. Des wir dan in keinen zweifel setzen. Welchs wir und unser orden widerumb mit allem moglichen vleis zu vordienen unnd zu beschulden alzeit willig gespurt und erfunden werden. Neuer zeitung wissen wir e[uer] l[ieb] nichs enthlichs zu schreiben(n) dan das des Turck(13)  halben durch vilfeltigen drang und not gemainer anstossender landt gross von noten fruchtpars furzunemen(n), als wir enthlich hoffen, uf diesem reichstag gescheen werde. Sonst stehn all sach(en) hieaussen mehr an vil ort(en) zwispeltig dan ruig, wolten wir e[uer] l[ieb], der wir f(reund)lich(en) willen nin alweg zu erzaigen gantz gewilligt nit bergen(n)". Dat(um ) Lyntz ut supra.
Textkritische Anmerkungen


(a)-(a)    Chiffriert, soll wohl in Hispanien und Bortgal heißen.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Linz, Oberösterreich.

(2)    Livland.

(3)    Gemeint ist Johann Blankenfeld, Bischof von Dorpat (1518-1524) und von Reval (1514-1524).

(4)    Georg von Klingenbeck, hochmeisterlicher Rat und Gesandter (1522-+um 1540).

(5)    König Christian II. von Dänemark (1513-1523).

(6)    Ostsee.

(7)    Preußen.

(8)    Kaspar Freiberger, hochmeisterlicher Rentmeister zu Königsberg (1522).

(9)     Königsberg.

(10)    König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn (1516-1526).

(11)     Erzherzog Ferdinand (*1503- +1564 als Kaiser Ferdinand I.).

(12)    Nürnberg.

(13)    Türken.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh310.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 310 ([1522 nach September 1. Linz])
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 29.03.2006) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Mittwoch, 6. Juli 2006 — Letzte Änderung: 6. Juli 2006 von Dieter Heckmann

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