PrUB, DH 215

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2004)


1430 April 18. Gollup.
{Regest}
Der Komtur von Gollup [Vinzenz von Wirsberg] an Hochmeister [Paul von Rusdorf]: Empfang eines Schreibens seines Bruders [Levin von Wirsberg] mit der Nachricht vom Zug der [Hussiten] nach Meißen; Verhandlungen des Markgrafen Friedrich von Brandenburg mit denselben zu Nürnberg; gemäß übereinstimmender Aussage markgräflicher Räte und Gefangener, Absicht der [Hussiten], in Preußen einzufallen; Hilfsangebot [Levins] und seiner Verwandten für den gegebenen Fall.
 

{Überlieferung}
A = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 5399; Altsign. Schl. VIII Nr. 123,1).

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Ausgangsverm. Gege(be)n und gegang(en) von d(er) Golaw den dinstag czu ost(er)n ho(ra) Xa vor mittag(es); Betreff von Hand. des 15. Jhs. auf Rückseite Novi[at]tes von den ketczern, wie sie sint gescheiden usz Francken und meynen, disse landt beschedigen; Regest von Hand des 16. Jhs. auf Rückseite Com[tur] zu Golau an hohmeister das der marg[graf] von Brandenburgk mitt den ketzern ein tagk halten werde zu Norenbergk uf s[ancti] Georgii tagks. Zu demselben tage gehen auch die Polen mit 40 pferden, welche der marggraf durch sein landt frey vorzehrett. Begebe sich dan, das der marg[graf] mitt den ketzern sich vortruge unnd voreinigte, so weren die ketzer nirgendt anders hin zu ziehen gesinnet dan in dies landt zu Preußen, daßelbe zu bescheidigen. Diese zeittung haben im seine freunde, so eines teils des marg[grafen] heimlicher radt sein, entpott(en); Altsign. N[ummero] CCCLXXXVI; Reste des briefschließenden Ausstellersiegels.
 



Meynen willigen undertenigen horsam mit demuticlichir irbithunge nw und czu allen geczeiten czuvorn! Erwirdig(er) gnedig(er) h(er) meyster! Euwir erwirdige gnade geruche czu wissen, daz mir desz ingeslossener briff in(a) in desen heiligen tagen mit eyme redelichen boten von(b)  mey(em) brud(er) und frunde ist gekomen, lesende den euwir wirdige gnade wol wirt vornemen. Desem selbigen boten haben sy eynen gelowbbriff an mir geben. Allis, daz h(er) mir sagete von den geloufften, dy sich irgangen haben mit den ketteren, alz sy uf dy h(er)n von Meysen(1) czogen und wy is itczunt do steet in den landen und wy is sich etlich(er) mose hynach muchte dirfolgen, sulde ich im gancz und warhafftig gelowben alz ab sy is selbist mit mir muntlichen(c) retten. So haben sy mir entpoten, daz meyn alde(d) he(re) marggrafe Frederich von Norenberg(2) sich an willen und wissen seynes rot(es) hat in dese de(e) de [!] tegedinge(f) geleget czweschen den kettern und den hern von Beygern(3)  und der stat Norenberg(4) und etzlich(er) lande dorumme gelegen, wy wol, daz h(er) doch gutte wege und eynunge mit in hat getroffen und begriffen. Und ist selbist vil und fachen by den chette(r)n gewest in deme h(e)e(re) und hot sy beleit uf der heymreyse baz in eyn stat genant [...](g). Und haben in och good begobet mit manch(er)ley gobe, darumme in seyn ritter und knecht, lant und leute, diste ummerer halden. Und hat sich so mit in geeynyget, daz(h) dy ketczer han gesprochen, we(re)n sy dohyn nicht gekomen, sy welden nu und nymmer dohyn komen. Alzo w(ir)t meyn he(r) marggrafe eynen tag mit den ketczern(d) uf {Datierung} sancti Georgen(5) halden czu Norenberg . Czu desem(i) tage k[o](j)men och Polen(6), dy desem boten mit 40 pherden in der Alden Mark(7) haben begeynet. Dy och meyn he(r) marggrafe druch alle syne lant mit allir notdorff und czerunge ausheld. Ouch erwirdig(er) h(er) meyster hat mir meyn brud(er) und meyn frunt, die enteils(k) seyn meyns h(er)n marggrafen roth, entpoten, alz in eyner geheyme, daz sy vornomen habe, is, daz sich dy ketce(r) und meyn he(r) marggrave eynen und wege treffen czu frede uf desem tage. So haben dy ketczer andirs nyrne(l)  willen hyn den in dys lant(d) , daz czu beschedigen. Sulchens(m)  han dy ketczer och keyn ere gefangen gedocht und gereth. erwirdig(er) h(er) meyst(er)! Dese meyn frunt mir dysse czeitunge han entpoten mit erem eigen boten und diner seyn enteils meyns h(er)n innerste roth und han mir sulchens (n) entpoten und ande(re) sache, dy dy [!] ich(i) umme d(er) lenge wille euw(er) gnaden nicht kan vorscreiben. Und han daz gethon umme sunderlich(er) fruntschafft und gunst, dy sy czu uns(er)m orden haben, uf daz ich is euwer wirdik[ei]t vorscrebe, uf daz euw(er) gnode etzliche czeitunge und warnunge moge haben. Ouch so seyn sy so redelich und worhafftiget, daz sy mir sulchens nicht entbitten(o), sy wyssen is(i) den vor wor. Ouch erwirdig(er) gnedig(er) h(er) meyst(er), als euw(er) gnade icht ande(re) czeithunge wurde haben(i), daz dy ketczer dys lant welden suchen czu beschedigen - daz gat vorbitten musse - wurde euw(er) gnade meyns bruder(es) und frunden irne czu durffen, do wurdet ir sy bereit und guttwillig y(e)ne finden. {Datierung} Geg(ebe)n czur Golaw(8)  den dinstag czu ostern im XXX.
                                                                                                                                                                                                                        kumpthur
                                                                                                                                                                                                                        czur Golaw

{Außenadresse} Deme erwirdigen uns(er)m gnedigen homeyst(er) tag und nacht an all(es) sewmen sunderliche macht leit daran mit allir wirdik[ei]t.



Textkritische Anmerkungen


(a)    Davor gestr. mit.

(b)    Davor gestr. und.

(c)    nuntlichen in Vorl.

(d)    Vor der Zeile.

(e)    Über gestr. teg(im).

(f)    Davor gestr. gege.

(g)    Lücke im Text.

(h)    Davor gestr. und sulden sy.

(i)    Über der Zeile.

(j)    Loch in Vorl.

(k)    Mit übergeschriebenem -i- in Vorl.

(l)    Davor gestr. nir.

(m)   Davor gestr. Silche.

(n)    Davor gestr. sc.

(o)    Mit übergeschriebenem -t- in Vorl.



Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Kurfürst Friedrich II. (*1412-+1464) von Sachsen  und Markgraf Friedrich der Friedfertige von Meißen (*1384-+1440).

(2)    Markgraf Friedrich I. von Zollern (*1371-+1440).

(3)    Herzog Ludwig VIII. von Bayern (*1403-+1445) und Herzog Albrecht III. von  Bayern (*1401-+1460).

(4)    Nürnberg.

(5)    1430 April 23.

(6)    Polen.

(7)    Altmark.

(8)    Gollup, zw. Thorn und Strasburg.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh215.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 215 (1430 April 18. Gollup)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 29.06.2004) – Datum überprüft (D. Heckmann, 29.06.2004) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Dienstag, 29. Juni 2004 — Letzte Änderung: 29. Juni 2004 von Dieter Heckmann

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