PrUB, DH 167

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2003)


1514 Oktober 8. [Königsberg].
{Regest}
Hochmeister Albrecht von Brandenburg an den livländischen Meister [Wolter von Plettenberg]: Dank für die zur Verfügung gestellten Büchsengießerwerkzeuge; Gefangensetzung Brunos von Wetberg, eines Halbbruders des Öseler Dechanten, durch den Revaler Komtur [Evert van Werminghusen] aufgrund eines Schreibens des meisterlichen Kanzlers [Hermann Ronneberg] aus Rom; Mißfallen an den ordensschädlichen Handlungen des Dechanten und Abfassung des hochmeisterlichen Urteilsspruch im Zusammenwirken mit dem Bischof von [Pomesanien, Hiob von Dobeneck], um weiteren Schaden zu vermeiden; Freilassung Hermann Soyes unter dem Versprechen, den Meister nicht weiter zu bedrängen.
 

{Überlieferung}
C = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 36, S. 263-265.

{Drucklegungen}
---.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Kopialbucheintrag.



{Datierung} Am sonntag nach Francisci ist folgende meaynunge dem meister inn Eifflandt(1) geschrieben: "Wir haben ewer schreiben des dat(i) inn sich helt alles innhalts vernomen, bedancken uns anfangs gegen euch des gehabten vleiß, ßo ir des buchssengissers wergkzeug, den herauß zu fertigenn gehabt, mith erbittung solchs widerumb in dergleichen und andern zu vergleichen. Unnd als ir unnß entdeckt ferners, wie euch von(a) dem komthur von Refell(2) schriefftliche anzaigunge zukomen sey, das herr Brawn Widtbrecht(3), des dechannts von Osell, hern Johan Widtbrecht(b)(4) unelich brud(er), bey gedachten kompt(hur) gefennglich enthalten werd auß ursachen ainer schriefft, ßo ewr cantzler auß Roma(5) geschriebenn. Darin was ungeburlichs vonn dem dechant gehandelt der zuvers[i]cht und gentzlicher hoffnung, es solt bey uns ain ander gestalt haben, gewonnen etc. {Dispositio} Daruff fugen wir euch zu vornemen, das wir sulcher baßer geubter handlung, so sich der dechant mit seiner freuntschafft understand(en), nie kain gefallen getragen, dan wir solchs im [S. 264] besten - wie wir euch bey ewrn gesandten zu emtbettenn - auß villerley bewegknuß auch zu vormeid(en) allerlei (c) ferligkeit nicht anderst haben wissen zu orttern, sonnder dießenn spruch mithsambt der bestrickung und verschreibung, so der dechant uber sich g[e]geben, hiebey verwarth mith unserm fr(un)d vonn Riessenberg(6) , nachdem der dechant ain gaistlich personn ist, verfast unnd awss geen habenn lassen. Des wir euch inn besten nicht wolten bergen, begeren dabey gar guttlich biettendt, ir wollet uns hiryn entschuldigt habenn; dann wir ye nicht geren wolten, das unnß, den unsern noch unserm orden was nachtayls hirinn zusteen solt, sonnder diess im bestem gescheen, vermercken wir. Vernemen auch in ewr schriefft, das wir herr Herman Soye(7), rietter, dermassen sollen bestricken, damith ir und die underthann in Eyfflannd hinfur vonn ime unbelestigk pleibt dan ir gedenckt, ine in kainem weg in Eifflannd zu gedulden etc. Hirauff fugen wir euch auch zu wiessen, das wir vielfaltig und stetts von herr Herman bettlich angesucht sindt, den spruch alzo zu setzen, damit die verschreibung, so er uber sich gegeben, hinan gesatzt werdt. Darauff haben wir ain form des spruchs, hern Hermann betreffentt - wie ir hiebey zu vernemen habt - verfassen lassen. Darin wir anfangs setzen, das solche verschreybung zu unnsernn handen gestalt soll werden, alzo bey uns in verwarung pleibt, damit man sie - ßo es die notdurfft erfordern wurdt - widerumb finden sall. Wo nue solchs euch nicht entgegen, inn auch(d)  der spruch gefellig, wollen wir alßdan denselbigen alzo offnen und besiegelt außgeen lassen. Und nachdem herr Herman Soye, rietter, nicht bey uns zu Hollandt(8) , alda wir unnser hoffleger haltenn ist, wollen wir mittler zeit - wie ewr schriefft meldt - sich nicht ins land Leifflannd zu begeben handln [S. 265] lassen und uns darinnen dermassen erzaigen, das ir deßgleichen dieselbigen underthanen befinde, das ir(e)  hinfur von Herman kain betrangknuß mer gewarten sein solt. Wolten wir auch uff ewr schreiben genslich(er) wolmaynung nicht verhalten, dan euch sonnderlich(f) ganslichen willen erzaigen, thun wir zw yder zeitt ger(e)nn". {Datierung} Datum ut s(upra).
Textkritische Anmerkungen


(a)    Über der Zeile.

(b)    Es folgt gestr. unnd.

(c)    Es folgt gestr. bewegknuß.

(d)    Es folgt gestr. gefellig.

(e)    -r aus nicht erkennbarem Zeichen korr.

(f)    Es folgt gestr. gensl.
 



Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Livland.

(2)    Reval.

(3)    Bruno Wetberg, harrisch-wierländischer Vasall.

(4)    Johann Wetberg, Dekan von Ösel (1506-1516,+um 1532).

(5)    Rom.

(6)    Riesenburg, ö Marienwerder.

(7)    Hermann Soye, estländischer Vasall (*vor 1467-+1516).

(8)    Preußisch Holland, sö Elbing.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh167.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 167 (1514 Oktober 8. [Königsberg])
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 03.11.2003) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Montag, 3. November 2003 — Letzte Änderung: 3. November 2003 von Dieter Heckmann

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