PrUB, DH 160
© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2003)
{Regest}
[Instruktion des livländischen Meisters Wolters von Plettenberg an seinen Sekretär Ludwig [Grassow] für seine Botschaft an Hochmeister Albrecht]: Verletzung des Untertaneneids durch den Ritter Hermann Soye durch seine Bemühungen, sein Recht bei König Johann von Dänemark zu suchen; Bitte um Überstellung Soyes und des desselben Vergehens beschuldigten Dekans [von Ösel, Johann Wetberg].
{Überlieferung}
C = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 36, S. 246-249.
{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Kopialbucheintrag.
Noch unterdenigher begroessunghe zu werben etc.: {Intitulatio}"Hochwirdigst(er), irleuchter, hochgeborn furst, gnedigster herr! {Narratio} Der hochwirdig, meyn g[nediger] h[err] maister bedanck sich ubermalss kegen e[uere] f[urstliche] g[nade] gehorsamlich, dienstlichs fleiss der beschwerunge und mughe durch die anhaltunge der beder hernn gehadt. Irkent sich mith seinen gebiettigern nach (p)flichtigen gehorsam, sulch und alle e[uere] g[nade] gnedighe zunaigung zu vordienen schuldigk.
Sodan e[uere] f[urstliche] g[nade] durch vorighe, meyns g[nedigen] hernn schriffte, auch meins newlichsten antragens vorstendigt, wie meyn g[nediger] h[err] mit seynen gebittigern zu diesser anhaltung trefflich unersacht geworden. Ist ursprunglich durch mißbrauchunghe seins eyds, den her Hermen(1), meyn g[nediger] h[err], und seinen vorfarn im namen e[uerer] f[urstlichen] g[nade] in gestalt aines getrewen undersossen gethon, herr khommen.
Ins erste hatt herr Hermen mith leibe und alle seinen krafften in vorgessunghe seins eids der trewheit darnach gestanden und gheerbt kegen meyn g[nedigen] h[errn], den ordenn und landen zcu Leifflande(2) etzwes bosses furtzunemen, sich kegen dem durchleuchtigsten hochgebornn fursten und herrn, hern Johan etzwan konig zu Dennemarck(en)(3) hoichloblicher gedechtnisse, hatt schwerlich beklagt, wie er in den landen zcu Leifflande keyn recht bekomen kund, auch wie im land und leuthe [S. 247] genumen weren, hirneben gleid und enthald in seiner koniglichen
m[aieste]t lande beghert hatt, wie das von m[einem] g[edigen] h[errn] mith schrifften, sieglen und brieffen ko[nigliche]r m[aieste]t seynen heuptleuthen unde auslieggern auff das mall in der offen see vor vier jarenn zu Vellin(4) vor denn ghemoinen landen genugssam betzeugt wurd und noch, sso es die noith fordert, betzeugt solt werd(en). Diess herr Herman sich bewilligt, szo er trewlich uffrichtig und freuntlich alss einem gethrewen eidpflichtn geburth hett wollen handlen, solte enthalten haben. Dieweyl die lande zu Leifflandt mith gerichte und fechtem, das eynem yderenn hochs- und niderstands offen steeth, von guts wegen besorgt begiefftigt und geprivilegirt seynn.
Hirneben hat sich mein g[nediger] h[err] auff die zeith zcu Velin vor dem volmechtigen gerichte beklaghen und umb die unleidlichen vorschreibunghe hern Hermen, die er an den zelighen hern hochmeister hochloblicher gedechtnise mit grossen unreden wider seinen eidt gethon, beschultigen lossenn.
(A)uch des ordenns geschwornn auss dem lande zu Leifflande und rechten zufurn in willen hath, wy er das itz noch zu thunde bedacht, was umb diessen und andern ursachen und articklen, der noch 6 uber diesse seyn, hoth der hoichm(eister), meyn g[nediger] h[err] vor dem fulmechtigen sitzenden rathe Harinn(5) und Wielandt(6), in denn rechten herr Hermen mith gessessen gewessen, und 12 auss der gemaynen ritterschafft herr Hermen das hochste abegewhunnen mith urtell und rechte, demselbigenn meyn g[nediger] h[err] sunder genade wolt gefolgt habn. Aber durch furbethe hernn, junckern, gudman, frawn und jungfrawen ist meyn g[nediger] h[err] beweghen, hoch in begenadt und das leib gegebenn.
[S. 248] Hirauff her Herman fur sich, seyne kinder, frunden und froinden mith freyhen willen hott ein orfede und furschreybunghe, als e[uere] f[urstliche] g[nade] alhir sparen und vornehmen wirdt, gethon, nimmer bey leib und gudte daruff zu ssachenn. Welche verschreybunge von im nicht ist gehalten, alss wir das wollen beweyssenn.
Hernach hot meyn g[nediger] h[err] hern Hermen nach alss vor(a) alles vorigen ungelimpfs furgessen mith sich sunder entgelthnisse zu rothe gezoghen, ime noch seynem stande - wie vorgehalten hett - meyn g[nediger] h[err] mith seinen gebiettigern, hernn und prelaten der lande gar wenigk vorhofft herr Hermen sich wider inn auffrur, in solcher untod kegen seinen eid und verschreibunghe begeben solth.
Gnedigster Herr und furst! Umb diessen und andern ursachen und articlen, dy meyn g[nediger] h[err] seynen gebittigern, dem orden und gantzen landen zu Leifflande zu besorgunghe grosser herlichkeit nith lengher dreglich seyn zu leiden, {Petitio} bieth meyn g[nediger] h[err] sampt seynen gebiettigern e[uere] f[urstliche] g[nade] als seinen gnedigen hern und obersten e[uerer] f[urstlichen] g[nade], dem orden und landen zcu guthe uff dieselbigen aussprache wir zcu im und seinen dienern haben von wegen meinss g[nedigen] h[errn] wolle recht zu erlangen genumen und vorhelffen, dardurch diesser alzo muge gestraffet werden, daryn(b) ander an gedencken. Dieweyl meyn g[nediger] h[err] in diessem fall nach rath der hernn prelaten der lannde keynes rechten zu vorfolgen vorbey magk.
[S. 249] Hochwirdigster furst! Szo ich meyn abscheid vonn meyn g[nedigen] h[errn] genumen, hab ich bevelh von seiner g[nade] irlangt, den techant gleichmessigk herr Hermen im recht anzusprechen, aber villeicht durch rathe ander hernn bedacht, dem hernn chompthur und mir nachgeschrieben, ann e[uere] f[urstliche] g[nade] den ordiglich zu gesynnen, wir den techait [!] uberanthwordt, in Leifflandt durch gunst und hilff e[uerer] f[urstlichen] g[nade] mechten bringen, auch schriffte und brieffen, bey herr Hermen enthalten, zu gesichte mechten irlangenn".
Textkritische Anmerkungen
(a) Es folgt gestr. als fur.
(b) Es folgt gestr. ader.
Inhaltliche Anmerkungen
(1) Hermann Soye, estländischer Vasall (*vor 1467-+1516).
(2) Livland.
(3) König Johann von Dänemark (1481-1513).
(4) Fellin, zw. Pernau und Dorpat.
(5) Harrien, estländische Landschaft.
(6) Wierland, estländische Landschaft.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh160.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 160 ([1514]. Königsberg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 4.9.2003) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Donnerstag, 4. Septembrer 2003 — Letzte Änderung: 9. Januar 2004 von Dieter Heckmann
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