PrUB1389.06.06

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2000-2016)


1389 Juni 6. [Neidenburg].

{Regest}
Aufzeichnungen über die Verhandlungen zwischen den Gesandten des König Wladislaw von Polen und des Hochmeister Konrad Zöllner Rotenstein: Neuansetzung nach ersten Verhandlungen, Vereinbarung eines Tags zu Neidenburg. Bei den Friedensverhandlungen fordert die Ordensseite die Freilassung der gefangenen Brüder, eine Sicherheit für die tatsächliche Bekehrung der Litauer, die gegenüber dem Papst und dem Heiligen Römischen Reich gegeben werden soll, sowie die Wahrung der dem Orden von Papst und Reich gewährten Privilegien. Der letzte Punkt bleibt unklar, so dass die Ordensseite die angesprochenen Rechte in acht Artikeln darlegt, so Landverleihungen durch Mindowe (Mindaugas), die Päpste Innozenz IV. und Alexander IV. sowie durch Kaiser Friedrich II. Daraufhin brechen die Litauer die Verhandlungen ab. Vorwürfe des Woiwoden von Kalisch, Sandziwog, wegen der Übergriffe auf Eckart vom Walde.

{Überlieferung}
B = Berlin, GStA, XX. Hauptabteilung, OF 2a, pp. 5-7 [olim Staatsarchiv Königsberg, Hochmeister-Registrant Nr. 1, S. 35-37].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 4, 1853, ND Osnabrück 1965, Nr. 66, S. 87-91.

{Regest}
RBDO I - OF 2a, 14.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
B ist Abschrift, Register-Überlieferung.


Wissintlich sy allen, dy desen briff sehn, horen ader lesen, das in den jaren unsers herren M CCC 89 ein tag uffgenommen was czwisschen dem irluchten fursten Wladisl[aus] konig zcu Polan von einer site und czwisschen uns und unserm orden uff dy andir site, alz dy vorsegelten brive, di dorobir von beidersit gegeben woren, uswisen, di do luten von worten zcu worte, alz hie noch stet geschreben.

Wissintlich sy al den, dy desen briff sehen ader horen lesen, das in den joren unsers herren M. CCC. LXXXIX. XIX., tag des Merzin, uffgenommen wart ein tag einer teidingen czwisschen dem irluchten fursten Wladislaus konig zcu Polan von einer syte und czwisschen dem erwirdigen geistlichen herren hern Conrad Czollner vom Rotenstein homeister des Dutschin Ordins von der andir syte, von schelunge, czweitracht und kriges wegen, czwisschen in entstanden und beweget. Und die selbin czweitracht zcu entscheiden und zcu enden, wurden von des vorgeschreben herren homeister wegen dy ersame geistliche manne bruder Conrat von Walrode, des selbin Dutschin Ordens groskumptur, b[ruder] Siffrid Walpode von Bassenheim obirster spetler und komptur zcum Elwinge, b[ruder] Lodwig Waflar komptur zcu Thorun, b[ruder] Baldewin von Frankenhoffe komptur czu Engelsburg, mit volkomer macht und gebote gesandt. Abir von des irluchten fursten konig von Polan, wir Semovithus von gots gnaden herczog in der Masow, {S. 88} Dobroguschius bisschoff zcu Posenow, Sandziwog woyewode zcu Kalis und houptmann zcu Crokow, Johann von Tenczin burggrafe zcu Woynicz und houptmann zcu Ciras, ouch mit gebote und macht wurden gesand und gegeben. Und alz wir mit den vorbenumpten herren und brudern von den egeschreben herren homeister gesandt, uff dem werder mitten in der Wysel czwisschen dem stetil Solicz und dem dorffea Czarnow gelegin czusampne qwomen und manchirlei rede und theidinge zcwisschen uns hin und her hattin, uff das leczte behagte is yn und uns, einen andern tag von der selbin scheling und czweitracht wegen uff dy Phingsten nest kommend1) uffczunemen und legin, alz ken der Slottory ader ken Rippe, und das stund also bis zcu Philippi und Jacobi tag.2)

Dornoch wurde wir von beiden syten zcu rate, das wir dy vorgeschreben stete Rippin und Slottery durch sachin wille von unserem beiden guten willen vorlegitin uff ein andir stat alz ken Nydenburg, durch des wille, das is beiden teilen do beqwemer was den in den ersten zcwen steten. Czu dem tage und uff dy stat von des vorgenanten herren homeisters wegen dy erbaren geistliche manne bruder Conrat von Walrode groskomptur, b[ruder] Siffrid Walpod von Bassenheim obirster spetler und komptur zcum Elwingen, b[ruder] Lodwig Wafflar komptur zcu Thorun, b[ruder] Baldewin von Frankenhofe komptur zcu Engelsburg, und sullen czu yn nemen den erwirdigen in got vater herren Johan bisschoff zcu Pomezan, den erbaren geistlichen mann bruder Hannes Marschalk von Froburg obirster trappier und komptur zcu Cristburg, vorbunden sich zcu komen und gelobten czu gesten. Abir von des vorgenanten irluchten fursten kunig zcu Polan wegen, wir Semovithus herczog in der Masow, Dobrogost bisschoff zcu Pozenow, Sandziwog woyewode zcu Kalis, und sullen zcu uns nemen dy irluchtin furstin Skirgal und Allexandern herczogen zu Litthowen und den strengen ritter hern Johan woyewoden zcum Czudmar und houptmann zcum Russin, alle argelist und geferde zcurukke gewurfen, geloben zcu dem selbin tage uff dy vorschreben stat und also vorleget zcu komen und zcu gesten uns vorbinden, doch bescheidlich, ab ymand von uns VI sturbe, sich wurde, des got nicht entwelle, adir andirswy redelichin gehindert wurde, das ein andir glich gut und ebinmesig in des abewesendes stat, ane list ane trognisse, mit den andern uff den tag sal gesand werdin und gegeben.

Der tag sal ouch, ab dy sachin un dy theidingen nicht endelichen wurdin vorrichtet, VIII tage noch der andern wern und sten. Wir gelobin ouch by gutin truwin und eren, ane geverde und arglist, das alle dy, di mit den vorgenanten herren zcu dem egeschreben tag komen, XIIII tag vor dem tage, XIIII tage noch dem tage ein frien und ein sichern geleid sullen habin, und sullen von nymand, der umb unsern willen thun adir lassen welle, in keynirley wies betrübet werdin. Wir gelobin ouch by truwin und eren ane geverde und an argelist, das wir czu den {S. 89} teidingen und sachin, dy man uff dem vorgeschreben tag enden sulde und entscheiden, allen unsern flis thun wellin noch unserm vormogen.

Und zcu eynem sichtigen geczugnisse der vorgeschreben dinge, so habe wir Semovitus herczog in der Masow, Dobrogost bischoff zcu Pozenow, Sandziwoy woyewode zcu Kalis, Hannos von Tenczin houptman zcu Cziras unser ingesigil von unserm rechtin wissen an desen briff lasen hengen.

Gegeben zcu Neopolomicz am Fritag noch Stanislay anno domini ut supra.3)

Der selbe tag ouch gehalden wart, alz der vorgeschreben vorsegelt briff uswiset, also das si der theidinge gunden uff den Sontag vom Sontag uff den Montag. Do hattin alle wege dy unsern in iren wortin, das sy nicht me begertin von den Littowen, den dry artikel dy hie noch sten geschreben:

Czum erstin begertin dy unsern umb unsere gefangen brudere, das man uns dy gebe umbsust adir durch Got, sint der czit das sy sprechin, das dy Littowen gute cristin wern, adir das man sy uns gebe umb silber, umb gult und umb andir schatczunge, alz man sy geloset hat von alders her von iren eldern und vorfarn, adir gebin sy umb andir gefangen.

Czum andern mole was man von yn begerende, sind der czit, das sy sprechen, das sy gute cristin weren, dy Littowen, das sy ein sulche sichirheit dem cristenthume tetin, ab eyn umbslag von den Littowen geschege, das dy cristenheit von yn unbeschediget blybe, das ir nicht geschege alz ir by kunig Mindow gecziten geschach, der VIII jar cristen was und slug wider umb, dorumb manch cristen sin blut vorgossen, und dy sichirheit sulde geschen uff ein wol behagin unserm heiligen vater dem pobiste und dem heiligen romischen rich.

Czum dritten mole begertin dy unsern von yn, das sy uns und unsern orden do by lisen, do wir recht zcu hettin und gute bewisungen hettin mit bullen und privilegien von dem heiligen bebistlichen stule und von dem heiligen romischen riche dem orden gegeben und vorlegin,
Des teidinge trebin sy den einen tag vor den andern noch, vom Sontag bis uff den Fritag, also das dy unsere kein antwurt doruff mochtin in angewynnen, wen das sy sprochin: Dy erstin czwen artikel vornemen sy vol, abir des drittin vornemen sy nicht und wustin nicht, was wir do mite meynten, sunder welde wir in dy brive der bewisunge, dor uff wir uns czögin, horen lesen und vornemen. Sy hettin in dem vorgeschreben vorsegelten brive by truwin und by eren ane arglist und ane geverde gelobet noch iren bestin dunken, das beste dorczu zcu sprechin. Also das dy unsern czwisschin viel reden und wurtin dy sich dor undir dirlyfen in gobin VIII artikel beschreben, dy genomen sint us den bullen und privilegien, dy dem orden gegeben sint und bestetiget von bobisten und von keisern, dy artikel hinoch sten beschreben.
Czum ersten Mindow kunig zcu Littowen etc. hat dem orden gegeben in den jaren unsers herren MCCLIII dy helfte der nochgeschreben lande, Rossiene, Locue, Petegall, Deynow, und {S. 90} dy nochgeschreben land gancz, Kalene, Karschow, Gresen, Nedrow, Wise und abir Wysen und Wange, und Innocentius IIII dy selbe gifft hat bestetiget.

Item der selbe Mindow in den jaren cristi MCCLV in Octobri hat dem orden gegeben dy nochgeschreben, Selen, Medene, Malesine, Pelon, Toraxe, mit allir zcubehorunge, und Allexander der IIII dy gifft hat bestetiget.

Item der selbe Mindow anno domini MCCLVII hat dem orden gegeben das land Samaythen.

Item der selbe Mindow anno domini MCCLIX hat dem orden gegebe Dynow, Schalwen und Samayten gancz, usgenomen dy guter, dy dem bisschoff doselbist sint enthalden.

Item Innocentius IIII hat dem orden bestetiget dy nochgeschreben land, Aluchen, Kalnee, Selen, Medene, Nysegalle, husere und dorfer dozu gehoren anno Pontificatus sui XI.

Item derselbe Mindow anno domini MCCLX hat dem orden gegeben das gancz land Litovia mit allen bylegenden landen, mit was namen sy genennet werdin, usgenomen dy land und dy rechte, dy dem bisschoffe in dem selbin riche sint gegeben.

Item Allexander der virde gebot, das man herren Christianum, einen bruder des ordens, zcu eim bisschoff in dem selbin land Litovia setczin sulde, und von sines gebotis wegen wart her doselbist zcu eim bisschoff gesatczt, anno pontificatus sui VI.

Item Allexander der virde hat dem orden gegeben alle dy land, riche, gegence, burg, stete, huser, dorfer und allirlei land, dy di bruder mogen krigen und gewinnen von den heiden, anno pontificatus VI.

Item Fredericus der keiser hat dem orden gegeben alle land und stukke der land ewiclichin zcu besitczen, wider dy der orden mit herschilde volczüet, und alz ferre des ordens fane wirt gesen.

Item der selbe keiser Frederich hat vorlegin den brudern des ordens alle land mit iren zcugehorungen, dy sy gewinnen und irkrigen von den heyden, der ungelowbigen und der ketczer, und geschege is, das sy von gotis vorhengnisse wurde wider obirstrebin und vortrebin, so sal man sy doch widerkeren und gebin in dy erste besitczunge. ..b)

Also balde als dy unsern das gethan hattin und in dy artikel beschreben gebin, do sy sie gelesen, do gobin sy den unsern zcu antwurt, nu see wir wol, das ir stet noch dem lande zcu Littowen und das ir mit unserm herren dem kunige kriget umb dy land zcu Litthowen und nicht umb den cristenglowben, und vornichten unser brive zcu mole und unser recht, und schiden an allis ende von uns, also das sy den vorsegelten briff brochin und nicht gancz hilden, und brochin II tag abe, den sy noch von rechte sulden habin gehalden. Dis und des glichs haben sy uns wol me bewiset, also das uns kein recht yn mag widerfaren.

Und sundirlich so legt herr Sandziwog den unsern vor von Echards vom Walde wegen, wy das wir ym sin land gehert hettin, sin hus und stat Valkenberg gewunnen, das gelegin were in den greniczin der crone zcu Polan, und ym stunde zcu gedenken, das her selbin houptman do {S. 91} were gewesin von des kuniges wegen von Polan, und sy hettin vor ym zcu rechte standen. Und vorteidingte Echarden vom Walde und sprach offinbar, wy das her des kunigs man were und sin getruwer dyner.


1) 1389 Juni 6.
2) 1389 Mai 1.
3) 1389 Mai 14.
a) Ms. dorffow.
b) So in der Vorlage.

Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Markus Kompisch, 19.2.2002; Jürgen Sarnowsky, 25.11.2009) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()

Datum der Erstanlage: Mittwoch, den 25. November 2009 — Letzte Änderung: 21. Februar 2016 von Jürgen Sarnowsky
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