PrUB1389.01.21

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2000-2009)


1389 Januar 21. Marienburg.

{Regest}
Hochmeister [Konrad Zöllner von Rotenstein] an Königin [Margaretha von Dänemark-Norwegen]: hat ihre Nachrichten über den Konflikt mit Mecklenburg sowie über die Untreue Herzog Johanns des Jüngeren erhalten und dankt für ihre Zurückhaltung im Interesse der Kaufleute, auch wenn es wegen der Mecklenburger zu großen Schäden gekommen ist; hat auch die Nachricht über den während des vereinbarten Friedens ausgebrochenen Konflikt mit Rostock und Wismar erhalten, den er auch wegen des Wortbruchs der beiden Städte bedauert; bestätigt Übergriffe der Gegner der Königin auch auf die preußischen Untertanen, die die Königin mit der Frage eines gemeinsamen Vorgehens verbunden hatte; verweist auf anstehende Verhandlungen mit den Mecklenburgern über die entstandenen Schäden, bei deren Scheitern er sich wieder an die Königin und andere Fürsten wenden werde; betont freundliche (Handels-)Beziehungen, verweist aber auch auf noch nicht ausgeglichene preußische Forderungen und bittet um Erstattung; nimmt zur Rückgabe eines Schiffes durch die Dänen und zum Stand der Auseinandersetzungen mit Litauen Stellung; dankt für Geschenke.

{Überlieferung}
B = Berlin, GStA, XX. Hauptabteilung, [olim Staatsarchiv Königsberg, Hochmeister-Registrant Nr. 1, S. 21-27].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 4, 1853, ND Osnabrück 1965, Nr. 70, S. 97-102.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
B ist Abschrift, Register-Überlieferung.


Allirdurchluchste fursynn grosmechtige gnedige frowe.

Ewir durchluchtikeit brif mit der botschaft, die uns ewir dyner Hannos Blome von ewir wegen vorbracht hat, haben wir wol vorstanden und ouch liplich entphangen und ufgenomen, in welchem ewiren brive uns ewir grosmechtikeit schribet undir andern worten von ewern widersachen, das euch die mit schonen worten und langen vorczogerungen ufgehalden, und doch glich wol ewir lande bye heile, fredis und sicherheit obirfallen und beschediget haben, und ouch das ir herczogen Johan dem Jungere von Mekelburg in gutem glowben ewir slos und vesten befolen habt, und her euch die wider den glowben und wider recht vorhelt und bekommert, das uns der egenante ewir dyner Hannos Blome eigentlicher usgedrukket hat in sulcher wyse, wie das vor eym jare zwischen euch und den von Mekelburg also were geteidinget gewest, das sie solden ken Werdingenburg uff eyn tag komen sin und solden do in ewir mynne umme 50 loetige mark silber blebin sin, und dorboben hette ewir herlichkeit dem vorgenanten herczogen Johan ewir slos zcu getruwir hand befolen, und das her von dannen gescheiden were, also das her in ewir mynne umme eyn solche somme also 50 lotige mark nicht enbleib und euch ouch des slos nicht widergeantwurtet hat und das ir im dorum glich noch recht abdirmanen mocht. Item, das sie euch mit schonen worten und teidingen ufgehalden haben, das ewir schif nicht ee gereit mochten werden, den nu im herbste, do der koufman in der vischerye was, und das ir do ewir lute nicht wolt ussenden, uff das dem koufmanne keyn ungemach widerfaren were, des wir euch, grosmechtige frowe flislich danken. Item, do ewir viende gehort hetten, das die ewirn von enandern gescheiden weren, das sie in ewir lande geczogen weren und doch von Gotes gnaden keinen grosen schaden getan hetten, das wir vorwore gerne gehort haben, und das sie seder in den Orssund geczogen weren und hettin do alle schif, die {S. 98} sie krigen konden, beide us unsern und ouch us andern landen geroubt und geschindet, uff alle die vorgeschriben stukk wir euch grosmechtige frowe also antwurten, das uns das werlich von ganczem herczen leid ist, das die czweitracht und der krieg czwisschen euch uff beide seite ist, und missehait uns also vil groslicher und ouch me, das wir das horen und vornemen, das die heren iren worten und briven nicht envolgen, die sie mit ewir grosmechtikeit usteidingen und usreden, und ouch das wir sehen und dirkennen, das der krig grose schaden und verlust unsern armen luten ynbrenget, und weres gotes wille, so segen wir zcu mole gerne das die czweitracht ein ende hette, und das sie wol fruntlich zcwischen enander entricht wurde und konden wir euch icht dorczu gedynen, das wir mit gote und mit eren gethun mechten, darczu welden wir gerne unsern flys thun alz wir vorderst mochten.

Vortmer so hat uns der egenante ewir dyner vorbracht, das die von Wismar und von Rostok in gutem frede und in rechter suene, dorynne ir mit in gestanden hat haben uff euch georloyt 2 jar, do vor ee sie euch den frede ufgesagt hetten und haben sich kegin euch nicht bewart, und ouch das sie in desem jare, do ir mit in in veligen tagen gestanden hett, hetten sie bischof Dorden mit viel ewern dynern gefangen 9 tage zcuvore, ee der tag usgegangen were und das a)man ynena) dorum glich noch recht mocht abedirmanen, das uns ouch grosm[echtige] frowe in der worheit leid ist, und vorgunnen euch in ganczen truwen ewir ungemachs und ewir schaden, sundirlich so vorgunnen wirs den von Wismar und von Rostok, das sich die kegin euch nicht bewart haben, also alz das die ere heischet, wan sie zcwu erber stete von allen iren tagen bis her benant sin und uns leid vor sie, das sie iren worten und globden, alz uns der egenant ewir dyner vorbracht hat, nicht macht gebin.

Item so screibet ewir herlichkeit, das euch zcu wissen worden sei, das unsern koufluten us unsern steten vil schaden in desem herbeste von ewir widersachen getan sien. Des irluchte furstynn leider me ist, den uns gut ist, und begeret von uns, das wir euch wider scriben scholden, ab wir adir unsir stete icht holfe meynten dorczu zcu thun wider solche beschediger und um solche schaden, abir ab wir keynerlei holfe von euch dorczu begerten und in welchir weise wir die holfe gebin adir nemen welden, des glichen ouch der egenant ewir dyner uns vorbrachte, das ir um solche unrecht, die euch von den von Mekelburg und von iren steten Wismar und Rostok widerfaren weren, rats und holfe von uns begerende weren, und was wir ouch begerende weren, alse do vor geschriben stet, das ir dorczu thun soldet.

Doruff grosm[echtige] frowe, wissen wir euch zcu desir zcit nicht redelichs zcu antwurten, wan wir wissen mit den heren von Mekelburg und mit den iren zcu desir zcit nicht andirs den libe und fruntschaft, alleine dy unsir vaste schaden von den iren entphangen {S. 99} haben, und um die selben schaden haben wir yn etwidikke unsir brive gesant, sie manende und bittende das sie schufen und besorgeten das unsern luten ire schaden widerstattet wurden die sie in irem krige mit deme wir nichts zcu thun haben entphangen haben. Doch des willen haben sie nuwlich ire brive an uns gesant, in den sie schriben, das sie korczlich ire erber boten bye uns haben wellen, die mit uns eine fruntliche handelunge um alle unsir schaden haben sollen, das wir ouch von in geannamt haben, e uns ewir brif und bote quam, und sin der boten wartende, und kan uns von in solche gnuktuunge um unsir schaden geschen, das uns genuget, die wellen wir gerne nemen und wellen uns gerne an glichen und am rechten gnugen lasen. Kan uns abir des nicht geschen, so musen wir doruff gedenken, ab wir mogen, wie das wir in ein recht um das unsir abedirmanen, und geschege is, do Got vor sei, das sie uns denne glichs und rechts vorgingen, also das uns und den unsern kein recht von in geschen mochte adir eine gnuktuunge um das unsir, so mochten wirs nicht gelasen, wir welden ewir durchluchtikeit und andern heren konigen und fursten und allen den ienen, den recht lieb ist und unrecht leid, schriben und clagen, das uns glich und recht nicht mochte von in widerfaren, und das sie uns und den unsern unsir gut ane rede und ane recht unentsaget, do wir ir lybes und gutes sicher waren, hetten genommen.

Item so ruret ewir herlikeit in irem brive, ab das were das uns von den von Mekelburg und von den iren kein unrecht widerfaren were, so hoffet ir doch das wir glich wol euch und ewern richen gut und gunstig weren, do von ouch ewir dyner gedechtnis in siner botschaft getan hat in solcher wyse, das ir gerne weldet, das die kouflute us unsern koufsteten euch gunstiger und bessir gewegin weren, den sie bis her gewest sin, um das ir sie heget und befredet, wo ir moget, und weret den ungunstig, die sie vorunfreden, und ouch das ir begeret, das wirs den unsern befelen solden, ab unsir koufstete keyne mit andern koufsteten zcu worte quemen, das sie sie vorsten lysen, das die unsern euch und ewirn richen gut und gunstig weren, alse andir koufstete, die euch ouch gut und gunstig sin, daruff wir euch irluchte furstyn antwurten, das wir zcwischen ewirn gnaden und ewirn richen, uns und unserm orden nicht andirs enwissen den luter libe und gunstige fruntschaft, und das wir euch gerne dynen und beheglichkeit thun wellen wo wir mogen, dasselbe wir ouch unsern steten. Die wir um derselben ewir botschaft und ouch andir sachen willen zcu uns vorbottet hattin, vorgelegt und befolen haben, die uns also dor uf geantwurt haben, das sie, alse vil alz an yn ist allewege ewir und ewir riche eynveldige dyner und sundirliche libhaber und guner gewest sin und sin wellen, das sie ouch den andern noch unsir befelunge gerne kundigen wellen und sollen.

Abir gnedige frowe die selbin unsir stete haben uns doselbis geclagt, also sie des vormols {S. 100} beide unserm vorfaren gutes gedechtnis und ouch uns dikke geclagt haben, das sie vor jaren grose und unsprechlige schaden entphanghen haben in ewirn richen, beide an schiffbrochigem gute das in ewirn landen geborget wart, und ouch sust an anderm gute das in do von den ewirn, alse von hern Hennyng von Pudbusch, Henneken Lembeken und von andern ewirn manen mit gwalt genomen wart, das sie ouch alz sie sprechin hoch dirvolget und sich an ewirn gnaden often dirclagt haben, dorum euch ouch unsir vorfar syne und ouch wir, alz uns wol zcu gedenken stet, etwiddike unsir betebrive gesand haben, dorum ouch die selben unser stete ire botschaft mit sweren kosten und czerungen bye euch gehabt haben, und doch yn nykeyne redelichkeit dorum geschen mochte, noch uswysunge der privilegien und der brive, die gmeynlich dem gmeynen koufmanne und besundern sundirlich unsern landen zcu Prusen von ewirn seligen eldern den irluchten konigen gegebin sin. Jdoch grosm[echtige] frowe getruwen wir und hoffen, das das allis geschen sei ane ewir wissen und wider ewirn willen und bitten noch mit luter begerungen, das ir durch Got und unsir dynstes willen ewir gnade noch dorczu keren geruchet und gnediclich helfin, das unsern armen luten das ire widerkart adir eine redelichkeit und ein gnuktuunge do vor getan werde, wan wir des alz wir hoffen kegin ewir herlichkeit und kegen den ewirn ny vorscholdet haben, das die unsir also groblich werdin in ewern landen uud von den ewern beschediget und das yn dorum keyne redelichkeit mag widerfarn. Und geruchet ouch den unsern wider gunstig und gnedig zcu syn und sie hegin und befreden, wo ir moget, sundirlich geruchet die unsirn by den gnaden und friheiten gnediclich zcu enthalden, die in von ewern seligen eldern sin gegeben, dorum wellen wir gerne mit sampt unserm ganczen orden got unsern heren vor ewir hochwirdigen personen selikeit alle czit flen und bitten.

Ouch hat uns irluchte furstynne ewir dyner Johannes Blom gesagt, das ir unsern koufmannen eyme sin schif wider gegeben hett, das doch mit ewern vinden in der reise gewest were, do ewir land beroubet sin, des wir euch grosm[echtige] frowe flislich danken, das ir is widergegeben habt und wollen is gerne kegin ewir herlichkeit vorscholden. Aber gnedige frowe, um das das is mit ewirn vinden in der reise gewest were, haben wir mit unsir steten hertlich geredt, die uns also doruff geantwurt haben, wie das czwei schif vom Elbing hettin geritten undir Bornholm mit irem koufenschacz, an die weren der von Mekelburg lute komen und hettin sie mit gwalt genomen und hettin sie mit in gefurt, doch hetten sie das eyne wider ledig gelasen, abir sie hettin dorus genomen, was sie wolden und das selbe schif, das also ledig gelasen wart, wolde kein Sunde segeln, do weren ewir lute komen und hettin is andirweid genomen. Und dasselbe schif hat ewir irlucht[ikeit] wider gegeben, des wir euch flislich danken, und ewir grosmecht[ikeit] {S. 101} sal genczlich getruwen, were ymand us unsern landen und von den unsern, der ewirn widersachen bye lege und euch uft schaden us unsern landen zcoege, das uns der also leid tete, alse ab her uns selben schaden tete, dorczu welden wir ouch alse vil thun das ewir grosmecht[ikeit] dirkennen solde, das uns leid were.

Item grosmechtige frowe hat der egenant Hannos Blome von ewir wegin an uns begert, das wir euch vorschriben solden, wie is uns hewer im sommer mit reysen gegangen hett, daruff allirdurchluchste furstyn wisset, alse der heilige cristen glowbe in des sachin unsir heiliger orden von sym anbegynne menlich bis her gerittert hat, und ab got wil dy wile her stet rittern sal, ynand widerstos und ungefelle ynand selige wolgenge gehabet hat und mit gotis holfe noch selig vortgang haben mag, also ist is hewir mit im an uns dirgangen, wan, gnedige frowe, der ungetruwe Witwod, von deme wir ewir herlichkeit emols wol geschriben haben, das her sich zcu uns und zcu unserm orden getan hatte, hat sich hewir leider von abeleitunge des bosen geistes und siner eigen bosheit wider von uns und dem cristen glowben vorretlich gewurfen und hat sich wider zcum ungelowben zcun Littowen und zcu Reusen, wider dy her sich mechticlich gesatzt hatte, gekart und gewurfen, und hat uns zcwu vesten, die wir an den gemerken und an den greniczen der ungelowbigen gebuwet hatten, vorbrant und vorstoret. Das wir euch, grosmechtige frowe, undir eym ganczen getruwen schriben, wan wir genczlich hoffen und ouch vor wore wol wissen, wenne ir hort, das uns und unserm orden und sunderlich dem cristentume obel get, das euch das und ewerm herczen ein betrupnisse brenget, wan wir wol dirkennen, das euch Gotes ere lieb ist. Idoch vor gute nuwe mere schriben wir ouch ewir clarheit, das wir korczlich dornoch, alze um sent Michels tag1) gesant hatten unsir obristen marschal2) mit etlichen andern unsern gebitigern und mit den Nedirlendern ken Rusin, mit eym here, den is von gotes gnaden wol gegangen hat, wan sie gewonnen eine veste Surass genant, die dem selben Witolde zcuhorte, und vorbranten die, und fingen doruff woll 300 menschen adir me von Littowen und von Rusin, jung und alt und qwamen von Gotes gnaden an allen schaden wider zcu lande. Ouch haben wir itzunt Got zcu lobe und Unsir Liben Frowen zcu dinste ein heer usgesant und usgericht ouch ken Rusin, das Got durch siner gute wille geruche beleiten und bewaren, wie is deme irgen wirt, wenne im Got zcu lande gehilft, und was do von zcu schriben tog, das wollen wir ewir grosm[echtikeit] denne gerne schriben.

Und danken euch grosm[echtige] frowe flislich vor ewir gunstige irbitunge und gute willen, und sundirlich vor ewir cleynot alse ein schones vingerlyn und ein kop, die ir uns gesant hat und die uns ewir dyner Hannos Blome gancz und gut von ewir wegin geantwurt hat, die uns ouch sundirlich anneme und wol zcu danken sien von euch alz von {S. 102} unsir besundern gnedigen frowen und nemlich das gar schone vingerlyn, das wir ouch um ewir libe willen gerne halden wellen, dy wile wir lebin, und ouch unsern nochkomelyngen erben wellen, do mite pflege ewir der almechtige Got und gebiet zcu uns etc.

Gegeben zcu Marienburg am sinte Agnitis tag3).


a) myn B.
1) Michaelis, Mittwoch 1389 September 29.
2) Engelhard Raeb (1387-1392).
3) Agnetis, Donnerstag, 1389 Januar 21.

Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Markus Kompisch, 6.5.2002; Jürgen Sarnowsky, 25.11.2009) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()

Datum der Erstanlage: Mittwoch, den 25. November 2009 — Letzte Änderung: 25. November 2009 von Jürgen Sarnowsky
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